Lydia Mischkulnig
Lydia Mischkulnig (* 2. August 1963 in Klagenfurt) ist eine österreichische Schriftstellerin und lebt in Wien.
Leben
Mischkulnig studierte ab 1981 die Fächer Bühnenbild und Film an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz und danach 1985 bis 1990 Drehbuch und Produktion an der Filmakademie Wien, Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien.
Seit 1991 ist Mischkulnig Schriftstellerin und veröffentlichte 1994 ihr Debüt „Halbes Leben“. 1996 nahm sie am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb teil und gewann den Bertelsmann-Literaturpreis. Seit 1996 verfasst sie Romane, Erzählungen und Hörspiele.[1]
Mischkulnig schreibt seit 2015 Kolumnenbeiträge (Federspiel, Die Furche) und Essays zum Thema Kultur. Sie ist Herausgeberin der Reihe Nadelstiche im Theodor Kramer Verlag und Konzeptionistin und Leiterin von Gesprächsreihen im literarischen Quartier (z.B: Werk/Leben, Textlupe), Alte Schmiede, in Wien. "
Mit der Autorin Sabine Scholl erschrieb sie das fünfbändige Werk Böhmische Bibel. Der Komponist Renald Deppe vertonte ein Libretto (2014) von ihr.
Mischkulnig hatte Gastprofessuren und Lehraufträge an diversen Universitäten inne, 2008 und 2010/11 und 2014/2015 in Japan und an der Universität für Angewandte Kunst in Wien in den Jahren 2009 bis 2016. Sie unterrichtet Literarisches Schreiben z. B. an der Leondinger Literaturakademie.
Rezeption
Die Kritik zu Mischkulnigs Werk hebt ihre kühle und surrealistische, gesellschaftspolitisch relevante und dabei von Spannung und Präzision getragene Sprache hervor.
„Lydia Mischkulnig widmet sich den Auswirkungen des Kapitalismus, unsichtbaren, umso wirksameren Abhängigkeiten, verhängnisvollen Verflechtungen mit der Ökonomie. …‚Was die Massen bewegt, davor graut mir.‘ Mit Dienstleistungsprosa hat Mischkulnig nichts am Hut. Kunst schmeißt Regeln um, setzt etwas in die Welt, das über sich selbst hinausweist…. Einmal leiser dann wieder mit deutlicher Ironie, dreht und wendet sie die Worte.“[2] (Brigitte Schwens-Harrant, aus der Laudatio zum Veza-Canetti-Preis 2017)
Karin Fleischanderl fasst in ihrer Laudatio zum Johann-Beer-Literaturpreis zusammen: „ ‚So wie Mischkulnig schreibt sonst keine‘, hat der Kritiker Anton Thuswaldner festgestellt. Für ihren eigenen, eigenartigen Stil, dem es gelingt, die Wirklichkeit aufzubrechen und das Ambigue und Uneindeutige hervorzuholen, erhält sie heute den Johann-Beer-Preis.“[3]
„Immer wieder sind es nicht nur zwischenmenschliche Beziehungen, sondern auch jene zwischen der großen, weiten (Waren-)Welt und dem Intimisten, die Mischkulnig mit ihrer Sprachkunst mikroskopiert, hier essayistisch und näher an der Wirklichkeit, dort versponnenner, assoziativer. Darauf, dass die Illusion am Ende platzt, mag es indes weniger ankommen als eben auf die Art und Weise, wie meisterhaft Mischkulnig in diesem sehr zeitgemäßen Setting die Temperaturen schwanken lässt.“[4], so Roman Gerold im Standard.
Werke
- Halbes Leben. Roman, Droschl Verlag, Graz 1994, ISBN 3-85420-381-0.
- Hollywood im Winter. Roman, Haymon Verlag, Innsbruck 1996, ISBN 3-85218-219-0.
- Sieben Versuchungen. Erzählungen, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1998, ISBN 3-421-05117-8.
- Umarmung. Roman, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 2002, ISBN 3-421-05182-8.
- mit Sabine Scholl: Böhmische Bibel – Unheilige Schrift für Puppen. in vier Bänden, 1. Buch FIONA, 2. Buch LIBUSE, 3. Buch HERMINATOR, 4. Buch SALAM. Wieser Verlag, Celovec/Klagenfurt 2008/2009.
- Macht euch keine Sorgen. Neun Heimsuchungen, Haymon Verlag, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-85218-583-5.
- Schwestern der Angst. Roman, Haymon Verlag, Innsbruck 2010, ISBN 3-85218-642-0.
- Esperanza, Schiff der Alpen! in „SchmutzkübelK...“, herausgegeben von FreiraumK, Drava Verlag-Založba Drava Klagenfurt/Celovec 2013, ISBN 978-3-85435-710-0.
- Vom Gebrauch der Wünsche. Roman, Haymon Verlag, Innsbruck 2014, ISBN 978-3-7099-7028-7.
- Die Paradiesmaschine. Erzählungen, Haymon Verlag, Innsbruck 2016, ISBN 978-3-7099-7258-8.
- Die sieben Leben der Marie Schwarz, mit Vea Kaiser, Eva Rossmann, Gertraud Klemm, Angelika Reitzer, Cornelia Travnicek und Doris Knecht, Molden/Styria, Wien 2020, ISBN 978-3-222-15043-2.
- Die Richterin. Roman, Haymon Verlag, Innsbruck 2020, ISBN 978-3-7099-8110-8.
Auszeichnungen
- 1993 Literaturförderpreis der Zeitschrift manuskripte
- 1996 Bertelsmann-Literaturpreis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb[5]
- 1996 Großes Österreichische Staatsstipendium für Literatur
- 1997 Literaturförderpreis des Landes Kärnten
- 2002 Manuskripte-Preis
- 2007 Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien
- 2009 Österreichischer Förderungspreis für Literatur
- 2017 Veza-Canetti-Preis der Stadt Wien
- 2017 Johann-Beer-Literaturpreis
- 2020 Würdigungspreis des Landes Kärnten für Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
- Österreichische Gesellschaft für Literatur (Memento des Originals vom 10. Juni 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Kurzbiographie zu Lydia Mischkulnig
- Veza-Canetti-Preis 2017: Lydia Mischkulnig ausgezeichnet – Haymon Verlag. In: Haymon Verlag. 6. Oktober 2017 (haymonverlag.at [abgerufen am 6. August 2018]).
- Karin Fleischhanderl: Laudatio zur Verleihung des Johann-Beer-Literaturpreises an Lydia Mischkulnig. In: Gustav Ernst und Karin Fleischhanderl (Hrsg.): kolik. zeitschrift für literatur. Band 75. Verein für neue Literatur, Wien 2018.
- Roman Gerold: "Die Paradiesmaschine": Mythos, Macht und Mediamarkt. In: derstandard.at. Standard Verlagsgesellschaft m.b.H.; Oscar Bronner, 27. August 2017, abgerufen am 6. August 2018.
- Literaturhaus Salzburg (Memento des Originals vom 27. September 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. 1996: Bertelsmann-Literaturpreis