The Great Global Warming Swindle
Die globale Erwärmung – Wahrheit oder Schwindel? (Originaltitel: The Great Global Warming Swindle, übersetzt: Der große Betrug mit der globalen Erwärmung) ist ein klimaskeptischer britischer Dokumentarfilm von Martin Durkin aus dem Jahr 2007, der sich gegen die vorherrschende wissenschaftliche Sichtweise der globalen Erwärmung wendet. Kernaussage des Filmes ist, dass der menschengemachte Klimawandel „ein Betrug sei, der von anti-industriellen Umweltschützern, zusammen mit beteiligten Wissenschaftlern, Journalisten und Politikern erfunden worden sei, und von unzuverlässigen wissenschaftlichen Beweisen gestützt werde“.[1] Er wurde am 8. März 2007 zum ersten Mal auf Channel 4 ausgestrahlt und ist im Internet weit verbreitet.
Film | |
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Titel | Die globale Erwärmung – Wahrheit oder Schwindel? |
Originaltitel | The Great Global Warming Swindle |
Produktionsland | Vereinigtes Königreich |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 2007 |
Länge | 75 Minuten |
Stab | |
Regie | Martin Durkin |
Drehbuch | Martin Durkin |
Produktion | Martin Durkin |
Kamera | Craig Hastings |
Schnitt | Alex Fry |
Der Film wurde vielfach wegen schwerer inhaltlicher Fehler kritisiert. Unter anderem wurden in dem Film Ergebnisse der Klimaforschung verdreht bzw. falsch dargestellt, die Kommentare von Interviewpartnern bearbeitet und Datengrafiken so manipuliert, dass der Eindruck erweckt wurde, dass der Mensch nicht verantwortlich für die globale Erwärmung sei.[2] Channel 4 beschreibt den Film so: „Es handelt sich im Wesentlichen um eine Polemik, und wir erwarten, dass sie Unruhe stiften wird, aber so ist die kontroverse Programmgestaltung, für die Channel 4 bekannt ist.“[3]
In Großbritannien wurde der Film von etwa 2,5 Millionen Zuschauern gesehen. Sechs Wochen nach Erstausstrahlung des Films waren etwa 250 Beschwerden bei der britischen Medienaufsichtsbehörde Office of Communications eingegangen. Regisseur Martin Durkin räumte einige Zeit später viele Probleme und Ungenauigkeiten im Film ein; zu diesem Zeitpunkt hatte der Film aber bereits stark zur öffentlichen Desinformation bezüglich der menschengemachten globalen Erwärmung beigetragen.[4]
Die Dokumentation lief in einer überarbeiteten deutschen Fassung unter dem Titel Der Klimaschwindel erstmals am 11. Juni 2007 im Spätabend-Programm von RTL,[5] n-tv wiederholte die Sendung am 7. Juli 2007.[6]
Inhalt
In dem Film wird behauptet, dass die gestiegene Menge von Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre nicht die Ursache der globalen Erwärmung sei. Durch die Wirkung von kosmischen Strahlen und Veränderungen der Sonnenaktivität könnten die Temperaturänderungen besser erklärt werden. Laut Durkin bewirke eine Stärkung des Sonnenwindes eine verringerte Einwirkung von kosmischer Strahlung, die wiederum dazu führe, dass eine geringere Wolkenbildung stattfinde. Die verringerte Wolkenbildung ihrerseits führe zu einer geringeren Albedo der Erde und somit zu einer erhöhten Absorption der Sonnenstrahlung.
Laut Durkin ließe sich feststellen, dass es zwischen der Sonnenflecken-Aktivität und den mittleren Jahrestemperaturen der vergangenen vierhundert Jahre Übereinstimmungen gebe, weit größere als zur mittleren CO2-Konzentration der Erdatmosphäre im gleichen Zeitraum. Insbesondere sei in der Zeit zwischen den 1940er- und 1980er-Jahren die mittlere Temperatur um etwa 0,2 Grad Celsius gefallen, während im gleichen Zeitraum die CO2-Konzentration deutlich zugenommen habe. Dies sei bereits Grund genug, einen Ursachenzusammenhang zwischen CO2-Konzentration und Erwärmung skeptisch zu betrachten.
An den Computer-Modellrechnungen, die die IPCC-Berichte maßgeblich geprägt hätten, sei zu kritisieren, dass sie alle die zu beweisende Annahme, dass Kohlendioxid die Hauptursache für die Globale Erwärmung sei, bereits zur Voraussetzung machten. Der größte Faktor des Treibhauseffekts – Wasserdampf – der zwei Drittel des Treibhauseffekts verursache, und dessen Konzentration naturbedingt starken Schwankungen unterliege, bleibe unberücksichtigt. Die Klimamodelle seien nicht imstande, die Klimaentwicklung der vergangenen 10.000 Jahre, eines gut erforschten Zeitraums, nachzubilden. Es sei mit wissenschaftlichen Kriterien nicht vereinbar, grenze bald schon an Irreführung, die Modellrechnungen überhaupt zur Grundlage einer Aussage zu machen, die den Anspruch einer wissenschaftlich fundierten Prognose für sich erhebe.
Die Konzentration auf die Maßnahmen zur Reduzierung von CO2-Emissionen habe negative Folgen für die Entwicklung in der Dritten Welt. Medien und Wissenschaft würden dies nicht veröffentlichen, da es gegen ihre Interessen wäre.[7]
Der Film befasst sich auch mit der Frage, warum die etablierte Wissenschaft nahezu einhellig von der Annahme ausgeht, die anthropogene CO2-Erzeugung sei Ursache der Erwärmung. Ein Erklärungsansatz beleuchtet einen Aspekt der finanziellen Struktur des Forschungsbetriebes, nämlich die Abhängigkeit der Forschung von öffentlichen Mitteln. Inzwischen sei ein Zustand erreicht, in dem der menschengemachte Klimawandel ein politischer und sozialer, vor allem aber ein wirtschaftlicher Faktor sei, der etwa vier Milliarden US-Dollar im Jahr umsetze. Dies bedinge Abhängigkeiten und Interessen, die der Objektivität nicht immer zuträglich seien.
Ein weiterer Aspekt bestehe in insgesamt verzerrender Darstellung des IPCC-Berichts; dieser gebe keineswegs die vorherrschende Meinung der Klimatologie wieder, sondern eher einen Ausschnitt. Eine Reihe beteiligter Wissenschaftler vertrete keineswegs die Aussage des IPCC-Berichts, wieder andere seien aus der Mitwirkung ausgeschieden, man berufe sich aber nach wie vor auch auf diese.
Das Zusammenwirken von Politik, UN-Gremien und öffentlich geförderten Wissenschaftlern weise eine psychologische Dynamik auf: Inzwischen trage die Überzeugung vom menschengemachten Klimawandel quasi-religiöse Züge, die unter anderem zur Folge habe, dass man als Vertreter einer abweichenden Auffassung nicht mehr im naturwissenschaftlichen Diskurs stehe, sondern eher wie ein Ketzer behandelt werde. Mit diesen Aussagen nimmt der Film teil an der politischen Kontroverse um die globale Erwärmung.
Kritik
Der Film wurde scharf kritisiert. So enthalte er schwere Fehler, die die Glaubwürdigkeit herabsetzen, und verwende Grafiken, die veraltet, verzerrt, falsch beschriftet oder einfach falsch seien, um seine Thesen zu stützen. Widersprechende Fakten würden komplett verschwiegen, so die Tatsache, dass Entwicklungsländer nach dem Kyoto-Protokoll von der CO2-Minderung ausgenommen sind. Inzwischen bezeichnete ein Mitarbeiter des Senders Channel 4 die Dokumentation als „polemisch“.[8]
Der Klimaforscher Stefan Rahmstorf nannte den Film ein „bizarres Gebräu mit vielen […] Falschbehauptungen, täuschenden Grafiken und gefälschten Daten“. Unter anderem sei im Film behauptet worden, dass Vulkane mehr Kohlenstoffdioxid ausstießen als der Mensch. Tatsächlich sind die menschlichen Kohlendioxidemissionen jedoch etwa 100 mal größer als die vulkanischen.[9]
Der Meteorologe Alan Thorpe schrieb in einem Kommentar im New Scientist, dass die Hauptaussage des Films falsch sei, und es keine glaubwürdigen Beweise dafür gebe, dass kosmische Strahlen eine signifikante Rolle spielen.[10]
Der im Film mit vielen Minuten Redezeit als Experte (Bauchbinde “Former Professor of Climatology”) auftretende Timothy Ball räumte noch im Jahr der Veröffentlichung vor Gericht ein, acht statt der im Film angegebenen 28 Jahre Professor gewesen zu sein. Weiterhin habe er in Geographie promoviert, nicht in Klimatologie. Seine Professur lag zum Zeitpunkt der Filmproduktion über 10 Jahre zurück.[11] Ball hat zuletzt in den 1980er Jahren zu den Themen „Wanderung von Gänsen als Indikator von Klimawandel“ und „Verlagerung der Waldtundra in Zentralkanada“ in begutachteten Fachmagazinen publiziert.[12][13]
Der als Experte im Film auftretende dänische Wissenschaftler Eigil Friis-Christensen, dessen Hypothese von einem Zusammenhang zwischen der Länge des Sonnenfleckenzyklus und der Temperaturentwicklung der letzten 400 Jahre im Film aufgegriffen wird, kritisierte den Film nach seinem Erscheinen. Seine Daten seien in dem Film verfälscht worden und der Film schließe fälschlicherweise menschliche Treibhausgasemissionen als Ursache der globalen Erwärmung aus.[14] Knud Lassen, Ko-Autor von Christensens Arbeiten über diese Hypothese, stellte im Jahr 2000 selbst fest, dass es für den Zeitraum ab 1990 keine Korrelation mehr gab.[15] Auch Christensen verwarf später einen Zusammenhang für den Zeitraum ab 1986.[16]
Die britische Royal Society wirft dem Film vor, ein gefährliches Spiel zu spielen, indem er Randmeinungen vertrete, Beweise missachte und damit von notwendigen Klimaschutzmaßnahmen ablenke.[17]
Der Film präsentiert beispielsweise aus dem IPCC-Bericht entnommene Daten zur Entwicklung der Sonnenaktivität und zur jährlichen Temperaturveränderung jeweils durch zwei übereinander gelegte Graphen in einem Zeitdiagramm. Anhand des synchronen Verlaufs der beiden Graphen sollte gezeigt werden, dass die Sonne für die globale Temperaturentwicklung verantwortlich ist. Die Kurven endeten in der Durkin-Präsentation allerdings im Jahr 1980, obwohl der IPCC-Bericht aktuellere Daten lieferte, nach denen die Sonnenaktivität deutlich hinter der wachsenden Temperaturveränderung zurückblieb.[18]
George Monbiot warf dem Sender Channel 4 vor, die Fakten zu verdrehen, um sensationsheischend eine Kontroverse zu erzeugen. Wenn man wie dieser Film bereits widerlegte Arbeiten verwende und Ergebnisse einseitig auswähle, könne man praktisch alles als wahr darstellen.[19] Eigentlich sei dem Sender schon bekannt gewesen, dass der Produzent des Films, Martin Durkin, schon bei einer früheren Dokumentation unseriös gearbeitet habe, und der Sender damals eine öffentliche Entschuldigung ausstrahlen musste,[20] weil er Interviewpartner getäuscht und deren Aussagen verfälschend wiedergegeben hat.[21] Auch im Zusammenhang mit „The Great Global Warming Swindle“ wird Durkin vorgeworfen, Stellungnahmen von Interviewpartnern in einen falschen Kontext gestellt zu haben. Carl Wunsch, ein betroffener Professor, spricht von einer „Verdrehung“ seiner Aussagen und „reiner Propaganda wie nichts seit dem Zweiten Weltkrieg“.[22] Vielfach wurde Durkin auch vorgeworfen, er verbreite mit seinem Film Verschwörungstheorien.[23]
Literatur
- David Jones, Andrew Watkins, Karl Braganza, Michael Coughlan: “The Great Global Warming Swindle”: a critique. In: Bulletin of the Australian Meteorological and Oceanographic Society. Band 20, Nr. 3, 2007, S. 63–72 (psu.edu [PDF; 613 kB]).
Weblinks
- Offizielle Homepage zum Film (Memento vom 28. September 2015 im Internet Archive) von WAG TV, mit zahlreichen Links und Dokumenten (englisch)
- The Great Global Warming Swindle in der Internet Movie Database (englisch)
- Klimaschwindel bei RTL, Film-Kritik von S. Rahmstorf, Potsdam Institute for Climate Impact Research
- Bob Ward: Misrepresentations of scientific evidence vom 30. März 2007 (englisch)
- “The Great Global Warming Swindle”: a critique (PDF) vom Australian Science Media Centre (englisch; 551 kB)
- Der Geologe und Journalist Peter Hadfield erklärt im Youtube-Video die Falschdarstellungen im Film “The great Global Warming Swindle” in Bezug auf den “800 year lag”: The 800 year lag unravelled (englisch)
Quellen
- Lorraine Whitmarsh: Scepticism and uncertainty about climate change: Dimensions, determinants and change over time. In: Global Environmental Change. Band 21, 2011, S. 690–700, doi:10.1016/j.gloenvcha.2011.01.016.
- Maxwell T. Boykoff: Who Speaks for the Climate. Making Sense of Media Reporting on Climate Change. Cambridge 2011, S. 59.
- Life Style Extra: “Global Warming Is Lies” Claims Documentary (Memento vom 18. August 2007 im Internet Archive) Zitat im englischen Original: “It is essentially a polemic and we are expecting it to cause trouble, but this is the controversial programming that Channel 4 is renowned for.”
- Maxwell T. Boykoff: The real swindle. In: Nature Reports Climate Change. Band 2, 2008, S. 31 f., doi:10.1038/climate.2008.14.
- RTL: EXTRA Spezial: ‚Der Klimaschwindel‘.
- n-tv: Der Klimawandel – Alles Schwindel? (Memento vom 2. Januar 2009 im Internet Archive).
- Channel 4: The Great Global Warming Swindle from Channel4.com (abgerufen am 1. April 2007).
- Steve Connor: The real global warming swindle (Memento vom 15. Juli 2007 im Internet Archive). In: The Independent, 14. März 2007 (abgerufen am 1. April 2007).
- Stefan Rahmstorf: Is journalism failing on climate? In: Environmental Research Letters. Band 7, Nr. 041003, 2012, doi:10.1088/1748-9326/7/4/041003.
- Alan Thorpe: Fake fights are not helping climate science. In: New Scientist (Bd. 24), 17. März 2007.
- Petroleum and Propaganda: The Anatomy of the Global Warming Denial Industry
- The migration of geese as an indicator of climate change in the southern Hudson Bay region between 1715 and 1851 doi:10.1007/BF02423429
- Historical evidence and climatic implications of a shift in the boreal forest tundra transition in central Canada doi:10.1007/BF00139750
- Extracts from Ofcom Complaint, by Category: Misrepresentation of Eigil Friis-Christensen’s Views. In: ofcomswindlecomplaint.net. Abgerufen am 17. August 2016 (Beschwerde an das UK Office of Communications (Ofcom) zu Channel 4’s Film The Great Global Warming Swindle, eingereicht am 11. Juni 2007).
- Peter Thejll und Knud Lassen: Solar forcing of the Northern hemisphere land air temperature: New data. In: Journal of Atmospheric and Solar-Terrestrial Physics. September 2000, doi:10.1016/S1364-6826(00)00104-8.
- Sun sets on sceptics’ case against climate change. In: The Independent. 14. September 2009, abgerufen am 17. August 2016.
- Royal Society: The Royal Society’s response to the documentary “The Great Global Warming Swindle” (Memento vom 22. März 2007 im Internet Archive).
- Archivierte Kopie (Memento vom 4. Juli 2007 im Internet Archive)
- George Monbiot: Don’t let truth stand in the way of a red-hot debunking of climate change. In: The Guardian, 13. März 2007 (abgerufen am 1. April 2007).
- George Monbiot: Don’t be fooled by Bush’s defection: his cures are another form of denial. In: The Guardian, 30. Januar 2007 (abgerufen am 1. April 2007).
- Office of Communications: Programme Complaints & Interventions Report (abgerufen am 1. April 2007).
- Ben Goldacre und David Adam: Climate scientist ‘duped to deny global warming’. In: The Observer, 11. März 2007, zitiert von The Guardian (abgerufen am 2. April 2007).
- , so z. B. John Quiggin, Denial lobby strikes again, in: „Australian Financial Review“ vom 29. März 2007; Interview des ABC-Reporters Tony Jones mit Durkin im Juli 2007 (PDF; 68 kB)