The Band
The Band war eine kanadisch-US-amerikanische Rockband. Sie begleitete Mitte der 1960er und Anfang der 1970er Jahre Bob Dylan auf Tourneen und Platteneinspielungen. Ihren stilprägenden Status in der US-amerikanischen Rockmusik begründeten sie mit sieben Studioalben, die sie in der Originalbesetzung zwischen 1968 und 1977 veröffentlichten. Ihr Abschiedskonzert mit Gastauftritten zahlreicher musikalischer Größen ihrer Zeit wurde am 25. November 1976 von Martin Scorsese unter dem Titel The Last Waltz verfilmt.
The Band | |
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The Band mit Bob Dylan 1974 | |
Allgemeine Informationen | |
Genre(s) | Rock, Folk-Rock |
Gründung | 1967, 1983 |
Auflösung | 1976, 1999 |
Gründungsmitglieder | |
Robbie Robertson | |
Rick Danko † | |
Levon Helm † | |
Gesang, Keyboard, Piano, Perkussion | Richard Manuel † |
Garth Hudson |
Bandgeschichte
Karriere
Die Mitglieder von The Band lernten sich kennen, als sie für Ronnie Hawkins in dessen Gruppe The Hawks spielten. Levon Helm kam 1957 als erster zu Hawkins, Robertson, Danko und Manuel in den frühen Sechzigern. Hawkins schickte die Musiker in eine harte Schule: Mehrere Jahre lang standen sie sechs Abende die Woche auf der Bühne. „That kept those guys out of trouble. And we were all staying together, so I could keep an eye on them“, bemerkte Hawkins Jahre später in einem Interview („so konnten diese Jungs nicht in Schwierigkeiten geraten und weil wir immer zusammen waren, konnte ich ein Auge auf sie haben“).
1965 verließen die vier jungen Männer die Hawks – sie wollten ihren eigenen Sound spielen. Von 1963 bis 1965 waren sie unter dem Namen „Levon and The Hawks“ in Clubs und Spelunken unterwegs, bis sie von Bob Dylan entdeckt wurden. Sie begleiteten Dylan auf seiner „Electric“-Tour (1965 bis 1966) und für die „Basement Tapes“ 1967. Ihre lange Zeit nur als Bootleg veröffentlichten „Basement-Tapes“ von 1967 stellen den Beginn der intensiveren Beschäftigung diverser US-amerikanischer Rockmusiker mit der so genannten Rootsmusik dar. Besonders Country, den die Band in ihre Musik einflocht, war bis Mitte der 1960er in der Jugendbewegung als reaktionär abgelehnt worden. Die Band war somit Teil des Beginns einer alternativen, mit dem Geist des Rock gepaarten Countrymusik. Die ganzen Jahre über spielte The Band aber auch eigene Songs und Konzerte. Bekannt wurden unter anderem The Night They Drove Old Dixie Down, The Weight und King Harvest (Has Surely Come).
Nach zahlreichen Tourneen und Live-Auftritten beschloss die Band, ihr Abschiedskonzert zu geben. „We filled up that glass to such an extent that I didn't have any great hunger for it anymore (...) The hardest thing in rock’n’roll are knowing when to quit and how to do it with class.“ (Robertson)
The Last Waltz
Fünf Wochen hatten die Band Zeit zur Vorbereitung. Gastmusiker, das Repertoire, Geld für den Film, ein Drehbuch, die Bühnenaufmachung und ein Regisseur mussten gefunden werden. Bill Graham, einer der größten Konzertveranstalter von San Francisco, stellte ihnen seine Winterland-Halle mit 5.400 Plätzen zur Verfügung. Dies war die Halle, in der The Band im April 1969 ihr Bühnendebüt als The Band gegeben hatte.
Graham, der The Band auf ihrer 1974er Tour promoted hatte, besorgte für das Konzert am Thanksgivingday 200 Truthähne, 150 kg Lachs, 200 kg und Kürbis. Er organisierte auch ein klassisches Orchester, das Walzer spielen sollte, sowie professionelle Tänzerinnen und Tänzer. Graham hatte auch die Idee, während des Essens Gedichte vorlesen zu lassen. Er organisierte dazu Poeten aus San Francisco, darunter Lawrence Ferlinghetti, Michael McClure und Frank Reynolds von den Hells Angels. Nach dem Dinner mussten Grahams Leute in wenigen Minuten die Tische und Stühle von 5000 Zuschauern verschwinden lassen, bevor The Band die Bühne betrat.
The Band dachten darüber nach, Ronnie Hawkins und Bob Dylan einzuladen. Wenn diese beiden kämen, müsste aber auch Eric Clapton eingeladen werden. Schließlich standen auch noch folgende Namen auf der Liste: Paul Butterfield, Van Morrison, Dr. John, Neil Young, Joni Mitchell, Neil Diamond, Muddy Waters, Emmylou Harris, Ringo Starr, Ron Wood, The Staple Singers. Der Songwriter Bobby Charles sollte mit den Arrangements helfen. Rock Brynner, der Sohn von Yul Brynner und ein Freund Robertsons, hatte die Idee für den Namen des Konzerts.
Kurz vor dem Konzert und den Filmaufnahmen hatte The Band zwar den Namen (The Last Waltz) aber noch keinen Titelsong. Noch während die Gespräche für den Film stattfanden, begann Robbie Robertson zu komponieren. Das Konzert selbst, am Thanksgivingday, dem 25. November 1976, war ein Riesenerfolg. Obwohl die Tickets 50 $ kosteten, einen für die damalige Zeit sehr hohen Preis; war die Winterland-Halle ausverkauft. Die Band und ihre Musikerkollegen spielten und jammten fünf Stunden lang. Zuletzt spielten sie den Song, mit dem ihr Erfolg angefangen hatte: Don't Do It! von Marvin Gaye. Nach dem Konzert jammten die Band und ihre Gastmusiker im Hotel noch stundenlang weiter.
Nach The Last Waltz
Nach dem Abschied vom Publikum war die Geschichte von „The Band“ noch nicht zu Ende: Erst musste der Film fertiggestellt sowie ein Plattenvertrag erfüllt werden. Zwei Songs, die im Film zu hören sind, wurden erst nach dem Konzert aufgenommen: Evangeline mit Emmylou Harris und The Weight mit The Staple Singers. Die Originalversion von The Weight befand sich schon auf dem Album Music from Big Pink von 1968 und ist außerdem im Film Easy Rider von 1969 zu hören. Aus rechtlichen Gründen erschien der Song auf dem Easy-Rider-Soundtrack-Album in einer Coverversion der kalifornischen Band Smith.
Der Film The Band von Martin Scorsese kam im Frühjahr 1978, 16 Monate nach dem Konzert, in die Kinos. Vier Monate hatten Robertson und Scorsese allein an der Tontechnik gearbeitet, mit Erfolg: Bei den Oscars 1979 war der Film für den besten Sound nominiert (außerdem für den besten Schnitt und als bester Dokumentarfilm). Allerdings veränderte Robertson den ursprünglichen Soundtrack durch Overdubs sehr stark; so spielte er seine Gitarrensoli im Studio noch einmal nach. Deshalb geben Platte und Film das Konzertereignis nicht ganz authentisch wieder. Beim Bob-Dylan-Song Forever young beispielsweise wurde die zweite Strophe herausgeschnitten.
Anschließend gingen die Mitglieder von The Band ihre eigenen Wege. 1977 nahmen sie ihr letztes gemeinsames Album Islands auf, das jedoch nicht mehr an die früheren Erfolge anknüpfen konnte.
Robbie Robertson und Levon Helm machten Karriere in der Musik- und Filmbranche, Rick Danko versuchte eine Solokarriere zu starten. Aber alle Bandmitglieder außer Robertson trauerten den alten Zeiten nach. 1983 versuchten sie ein Comeback ohne Robertson, der durch Earl Cate ersetzt werden sollte. 1986 nahm sich der schwer depressive und alkoholabhängige Richard Manuel das Leben. Robertson widmete ihm auf seinem ersten Soloalbum von 1987 einen Song: Fallen Angel.
1993 nahmen Danko, Helm und Hudson ein weiteres Album auf: Jericho. Ohne den Gitarristen und Hauptsongwriter Robertson klang es nicht mehr nach The Band, wurde von der Kritik trotzdem gut aufgenommen. Ein Jahr später wurden sie in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.[1] 1996 folgte das Album High on the Hog und zum 30. Bandgeburtstag 1998 das letzte Album Jubilation. Rick Danko starb am 10. Dezember 1999 – das war das endgültige Aus der Band.
Im Februar 2008 wurden The Band in Los Angeles mit dem Lifetime Achievement Award geehrt. Am 19. April 2012 starb Levon Helm mit 71 Jahren an Kehlkopfkrebs. Die Krankheit war bereits in den späten 1990er Jahren festgestellt worden.
Diskografie
Alben mit Ronnie Hawkins
- Ronnie Hawkins (1959)
- Mr. Dynamo (1960)
- The Folk Ballads of Ronnie Hawkins (1960)
- Sings the Songs of Hank Williams (1960)
- The Best of Ronnie Hawkins (1964)
Chartalben
Jahr | Titel | Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[2][3][4] (Jahr, Titel, Platzierungen, Wochen, Auszeichnungen, Anmerkungen) |
Anmerkungen | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
DE | AT | CH | UK | US | |||
1968 | Music from Big Pink | DE69 (1 Wo.)DE |
— | — | UK— Silber |
US30 Gold (40 Wo.)US |
|
1969 | The Band | — | — | — | UK25 Gold (12 Wo.)UK |
US9 Platin (49 Wo.)US |
Platz 45 der Rolling-Stone-500 (2003); Grammy Hall of Fame in UK inklusive Wiedereintritt 1997 für 2 Wochen (Platz 41) |
1970 | Stage Fright | DE83 (1 Wo.)DE |
— | — | UK15 (7 Wo.)UK |
US5 Gold (22 Wo.)US |
in DE erst 2021 in den Charts, in UK Chartrückkehr für 1 Woche auf Platz 93 |
1971 | Cahoots | — | — | — | UK41 (1 Wo.)UK |
US21 (14 Wo.)US |
|
1972 | Rock of Ages | — | — | — | — | US6 Gold (28 Wo.)US |
Livealbum, aufgenommen am 31. Dezember 1971 in der Academy of Music in New York |
1973 | Moondog Matinee | — | — | — | — | US28 (20 Wo.)US |
|
1974 | Planet Waves Bob Dylan with the Band |
— | — | — | — | US1 Gold (21 Wo.)US |
|
Before the Flood Bob Dylan / The Band |
DE24 (4 Wo.)DE |
AT3 (24 Wo.)AT |
— | UK8 (7 Wo.)UK |
US3 Platin (19 Wo.)US |
Livealbum | |
1975 | The Basement Tapes Bob Dylan and the Band |
— | — | — | UK8 (10 Wo.)UK |
US7 Gold (14 Wo.)US |
aufgenommen 1967 |
Northern Lights – Southern Cross | — | — | — | — | US26 (19 Wo.)US |
||
1976 | The Best of the Band | — | — | — | — | US51 Gold (14 Wo.)US |
|
1977 | Islands | — | — | — | — | US64 (10 Wo.)US |
Studioalbum, das nach der Bandauflösung noch aufgenommen werden musste, um einen Plattenvertrag zu erfüllen. The Band hat das Album nie selbst promotet. |
1978 | The Last Waltz | DE13 (7 Wo.)DE |
AT23 (4 Wo.)AT |
— | UK— Gold |
US16 (21 Wo.)US |
Livealbum, das Abschiedskonzert am 25. November 1976 im Winterland in San Francisco |
1993 | Jericho | — | — | — | — | US166 (1 Wo.)US |
|
2003 | The Last Waltz [DVD] | DE66 (3 Wo.)DE |
— | — | — | — |
Videoalbum vom Abschiedskonzert 1976 |
2012 | Greatest Hits | — | — | — | UK— Silber |
US83 (2 Wo.)US |
Best-of-Album |
2013 | Opus Collection | — | — | — | — | US91 (3 Wo.)US |
Best-of-Album |
Live at the Academy of Music 1971 | — | — | — | UK81 (1 Wo.)UK |
— |
Livealbum | |
2014 | The Basement Tapes Raw: The Bootleg Series Vol. 11 Bob Dylan and the Band |
DE9 (4 Wo.)DE |
AT6 (4 Wo.)AT |
CH12 (4 Wo.)CH |
— | US41 (3 Wo.)US |
|
The Basement Tapes Complete: The Bootleg Series Vol. 11 Bob Dylan and the Band |
— | — | — | UK17 (3 Wo.)UK |
US42 (2 Wo.)US |
grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar
Weitere Alben
- In Concert (1973) – live
- The Night They Drove Old Dixie Down (1990) – live
- Live at Watkins Glen (1995) – live
Spätere Veröffentlichungen (ohne Robbie Robertson)
- High on the Hog (1996)
- Jubilation (1998)
Weitere Alben mit Bob Dylan
- Self Portrait (1970)
- Tribute to Woody Guthrie (1972)
Spätere Veröffentlichungen von Dylan, auf denen The Band ebenfalls spielt
- Masterpieces (1978)
- Electric Lunch (1983)
- Biograph (1985)
- Bootleg Series Vols. 1-3 (1991)
- Greatest Hits, Vol. 3 (1995)
- The Best of Bob Dylan (1997)
- The Bootleg Series Vol. 4: Live 1966 (1998)
- The Best of Bob Dylan Vol. 2 (2000)
- The Essential Bob Dylan (2000)
- Live 1961–2000 (2001)
Tributealben
- Endless Highway – The Music of the Band (2007)
Singles
Jahr | Titel Album |
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[2][5] (Jahr, Titel, Album, Platzierungen, Wochen, Auszeichnungen, Anmerkungen) |
Anmerkungen | |
---|---|---|---|---|
UK | US | |||
1968 | The Weight | UK21 (9 Wo.)UK |
US63 (7 Wo.)US |
|
1969 | Up on Cripple Creek | — | US25 (14 Wo.)US |
Autor: Robbie Robertson |
1970 | Rag Mama Rag | UK16 (9 Wo.)UK |
US57 (8 Wo.)US |
Autor: Robbie Robertson |
Time to Kill | — | US77 (4 Wo.)US |
Autor: Robbie Robertson | |
1971 | Life Is a Carnival | — | US72 (6 Wo.)US |
Autoren: Levon Helm, Robbie Robertson, Rick Danko |
1972 | Don’t Do It | — | US34 (11 Wo.)US |
Liveaufnahme; 1964 ein Hit für Marvin Gaye unter dem Titel Baby Don’t You Do It Autoren: Brian Holland, Lamont Dozier, Eddie Holland |
1973 | Ain’t Got No Home | — | US73 (7 Wo.)US |
1956 der erste Hit von Clarence “Frogman” Henry Autor: Clarence Henry |
1974 | Most Likely You Go Your Way (And I’ll Go Mine) Bob Dylan / The Band |
— | US66 (5 Wo.)US |
Liveaufnahme Autor: Bob Dylan |
1976 | Ophelia | — | US62 (4 Wo.)US |
Autor: Robbie Robertson |
Weitere Lieder
- Chest Fever (1968)
- I Shall Be Released (1968)
- This Wheel’s on Fire (1968)
- The Night They Drove Old Dixie Down (1969, Platz 245 der Rolling-Stone-500 (2004); Rock and Roll Hall of Fame)
- The Shape I’m In (1970)
- Stage Fright (1970)
- (I Don’t Want To) Hang Up My Rock’n Roll Shoes (1972)
- Caledonia Mission (1973)
- The Great Pretender (1973)
- Third Man Theme (1973)
- Something There Is About You (mit Bob Dylan, 1974)
- Georgia on My Mind (1976)
- Right As Rain (1977)
- Out of the Blue (1978)
- Remedy (1993)
- Atlantic City (1993)
- Stand Up (1996)
- Free Your Mind (1996)
Auszeichnungen
- 1989: Aufnahme in die Canadian Music Hall of Fame der CARAS[6]
- 1994: Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame[1]
- 1998: Das Album Music from Big Pink wird in die Academy Hall of Fame der NARAS[7]
- 1999: Das Album The Band wird in die Academy Hall of Fame der NARAS[7]
- 2004: Platz 50 der 100 größten Musiker aller Zeiten des Rolling Stone[8]
- 2008: Auszeichnung mit dem Grammy Lifetime Achievement Award der NARAS[9]
Quellen
- Rock and Roll Hall of Fame The Band in der Rock and Roll Hall of Fame, abgerufen am 21. Juni 2014
- Chartquellen: DE AT CH UK US
- The Billboard Albums von Joel Whitburn, 6th Edition, Record Research 2006, ISBN 0-89820-166-7.
- Auszeichnungen für Musikverkäufe: UK Gold-/Platindatenbank der RIAA (USA)
- Top Pop Singles 1955-2006 von Joel Whitburn, Record Research 2007, ISBN 978-0-89820-172-7.
- junoawards.ca, abgerufen am 21. Juni 2014.
- GRAMMY Hall Of Fame, abgerufen am 21. Juni 2014.
- 100 Greatest Artists of All Time. Rolling Stone, 2. Dezember 2010, abgerufen am 8. August 2017 (englisch).
- www.grammy.com, abgerufen am 21. Juni 2014.
Literatur
- Levon Helm & Stephen Davis: This wheel´s on fire - Levon Helm and the story of The Band. New York, 1993. ISBN 978-1-61374-876-3.
- Greil Marcus: Die Band. Pilgerreise. In: Greil Marcus: Mystery Train. Der Traum von Amerika in Liedern der Rockmusik. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1981, S. 53–82, ISBN 978-3-8077-0255-1.
- John Niven: Music from Big Pink. Heyne Verlag, München 2012, ISBN 978-3-453-67622-0.
- Robbie Robertson: Testimony. New York, 2016. ISBN 978-0-451-49728-4.
Weblinks
- Alles über The Band (englisch)
- The Band bei AllMusic (englisch)
- The Band bei Music VF