Tattenbach (Adelsgeschlecht)

Die Familie Tattenbach (auch Tettenbach, später Reinstein-Tattenbach) w​aren ein altbayerisches Adelsgeschlecht katholischer Konfession, d​as vom Mittelalter b​is zum Beginn d​es 20. Jahrhunderts e​ine bedeutende Rolle i​n Bayern spielte u​nd Liegenschaften i​m gesamten deutschen Sprachraum besaß.

Stammwappen von Otto Hupp im Münchener Kalender von 1901

Geschichte

Name und Herkunft

Die Familie Tattenbach w​aren ein a​ltes österreichisches Adelsgeschlecht, d​as zunächst a​ls Tättenpeck auftritt u​nd das i​m Mittelalter n​ach Niederbayern kam. Die Stammreihe beginnt u​m 1280 m​it Otto Tättenpeck, i​n geänderter Schreibweise n​un Tattenbach. Dessen Sohn Ottokar w​ird 1310 a​ls Herr a​uf Tattenbach u​nd Lichtenau genannt. Ihr Sitz w​ar in dieser Zeit d​as Schloss Tattenbach b​ei Bad Birnbach i​m Landkreis Rottal-Inn. Anstelle i​hres Schlosses, d​as nicht m​ehr existiert, g​ibt es n​och heute d​ie Ortsnamen Ober- u​nd Unter-Tattenbach. Sie erhielten 1598 d​ie Würde d​er Edlen Herren v​on Ganowitz u​nd 1623 d​en Reichsfreiherrnstand.

Burg Regenstein (Reinstein) im Harz 1654

Mit Graf Johann Ernst v​on Rheinstein erlosch 1599 dieses a​lte Grafengeschlecht. Die Besitzung Rheinstein, Reinstein, o​der später a​ls Regenstein geschrieben, i​m Harzgebirge f​iel dann wieder a​n das Bistum Halberstadt zurück. Von diesem übernahmen 1643 n​ach mehreren Besitzerwechseln d​ie Tattenbachs d​ie Grafschaft a​ls Lehen m​it Namen, s​ie nannten s​ich fortan Grafen v​on Reinstein-Tattenbach. Das Prädikat Grafen v​on Valley w​urde 1656 erteilt.

Aufteilung in Linien

Der 1310 genannte Ottokar v​on Tattenbach w​ar der Urgroßvater d​es Ortolph v​on Tattenbach, d​er wiederum d​er Großvater d​es Hans v​on Tattenbach war, d​er als Ritter, kaiserlicher Rat, Oberst i​n Kroatien u​nd Hauptmann z​u Gurk i​n Kärnten diente. Zu d​en Nachkommen dieses Ritters Hans v​on Tattenbach gehörte d​er Freiherr Sigismund v​on Tattenbach, m​it dessen d​rei im Jahr 1637 i​n den Grafenstand erhobenen Söhnen s​ich das Geschlecht i​n drei Linien teilte: e​ine „ältere bayerische“, e​ine „jüngere bayerische“ u​nd die „vogtländische“ Linie.

  • Die ältere bayerische Linie geht auf Johann Christoph von Tattenbach zurück. Er hinterließ drei Söhne, von denen besonders der mittlere, Wilhelm († 1661), große Bedeutung erlangte. Wilhelm war königlich und kaiserlicher Geheimrat sowie Grossprior des Johanniterordens. Von Erzherzog Leopold Wilhelm in seiner Funktion als Bischof von Halberstadt, erhielt er 1644 den Reichsgrafenstand von Reinstein, Sitz und Stimme auf Reichs- und Kreistagen, sowie die Ausübung des Münzrechts. Seine zahlreichen Besitzungen, in der Untersteiermark (heute Slowenien), sowie in Schlesien gingen nach seinem Tod auf seinen Neffen Gotthard über, danach auf dessen ältesten Sohn Johann Erasmus. Johann Erasmus war an der Magnatenverschwörung gegen den Kaiser beteiligt und wurde 1671 in Graz enthauptet, der Besitz in Slowenien und Schlesien wurde konfisziert. Die Grafschaft Reinstein (Regenstein) fiel in Folge an den Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Die ältere bayerische Linie hatte ab 1673 noch einen Herrschaftssitz in Baumgarten (Landkreis Rottal-Inn) nicht unweit vom ursprünglichen Ober- und Untertattenbach. Sie erlosch mit dem Tod des Josef Ferdinand von Reinstein-Tattenbach, Reichsgraf des Heiligen Römischen Reiches, Graf von Valley, Freiherr zu Ganowitz (Gonowitz), kurbayerischer Oberst-Hofmeister und Minister, am 19. November 1802.
  • Die jüngere bayerische Linie geht auf Wolfgang Friedrich von Tattenbach zurück. Sie gehörte besonders im Innviertel zu den größten Grundbesitzern, wo sie 1779 von insgesamt 88 dort vorhandenen Herrschaften 14 besaßen. Johann Adolf Freiherr von Tattenbach dürfte als Bauernschinder bei seinen Untertanen nicht sehr beliebt gewesen sein, da ihm diese 1626 zweimal sein Schloss in St. Martin im Innkreis anzündeten.[1] Im Gegensatz zu seinem Vater wird Gottfried Wilhelm Reichsgraf von Tattenbach als milder Herr beschrieben. Sein Sohn Ferdinand Josef Graf von Tattenbach wurde 1712 von gedungenen Mördern erschossen. Diese Linie der Familie erlosch mit dem kurbayerischen Kämmerer Heinrich am 3. Oktober 1821. Er hinterließ einen riesigen Grund- und Güterbesitz, der unter anderem Valley in heutigen Landkreis Miesbach, St. Martin im Innkreis, Maxlrain im Landkreis Rosenheim und Adldorf (bis 1802 zu Baumgarten gehörend, geerbt von Josef Ferdinand von Tattenbach) umfasste. Aufgrund seines Testaments fielen diese Gütermassen an seinen Neffen Maximilian von Arco, der schließlich auch die Liegenschaften der anderen Linien auf sich vereinigen konnte, zu denen die Hofmarken wie Zell in Niederbayern, Falkenberg Ndb. und Malgersdorf gehörten. Seine Nachkommen leben noch heute auf dem Schloss in St. Martin im Innkreis und besitzen die Güter Valley, Adldorf und Baumgarten.
  • Die vogtländische Linie gründete Gotthard, sie hatte ihren Sitz in Geilsdorf, Gemeinde Weischlitz, diese Linie ist nicht ausgestorben. Das von den Grafen von Tattenbach errichtete Wasserschloss war ab 1866 nicht mehr bewohnt. Zu dieser Linie gehört Johann Ludwig August Franz Wilhelm, Graf von Tattenbach (* 26. September 1816), kurbayerischer Kämmerer und Oberst. Weitere Nachkommen dieser Linie findet man als hochrangigen Militärs und Diplomaten des Königreich Bayern.

Bedeutende Personen

Wappen

Entwicklung

Das Stammwappen stellt einen schrägen, von recht angelehnten, roten geschruppten Balken dar. Kleinod auf dem Schild. Eine armlose, blonde Nixe mit roter Kopfbedeckung und rotem Fischschwanz. Auf den allermeisten Darstellung ist diese Meerjungfrau zwischen zwei großen Rinderhörnern mit Mundstück positioniert. Trenbacher Wappen: Die von Tattenbach erbten 1567 durch Einheirat, das Wappen derer von Trenbach. Hiervon gibt es ist im Wappenbuch des churbayrischen Adels eine wunderbare Variante (Image 57). Es zeig den geviertelten Schild, in zwei diagonal gegenüberliegenden Quadranten ist ein Greifvogel mit einem Goldstab im Schnabel dargestellt. Die anderen beiden Quadranten stammen aus einem ebenfalls ererbten Wappen des Adelsgeschlechtes der Intobler. Der Schild ist abermals waagrecht geteilt, die untere Fläche ist golden eingefärbt, in die oberen schwarze Hälfte stehen senkrecht drei goldene Rauten. Kleinod: Über dem sind zwei gekrönte Helme, beiden Helme, aus der einen Krone wächst wieder dieser Greif nun mit einer goldenen Gabel im Schnabel. Die jeweiligen Spitzen schließen mit einer Krone ab in der eine Pfauenfeder(-auge) steckt. In der anderen Krone (Intoblerhelm) steckt ein armlose männliche Figur, in manchen Darstellungen und Beschreibungen ist es ein Mohr, im goldenen Gewand. Die Krempe des Hutes ist wiederum schwarz mit drei goldenen Rauten besetzt. Der Spitzhut selbst ist wieder golden schließt mit einer kleinen Krone ab aus in der sechs schwarze Hahnenfedern stecken in anderen Darstellungen auch abwechselnde schwarz goldene Federn. Nebenwappen; in manchen Versionen sind diese auch ins Hauptwappen eingearbeitet. Links ist das Wappen der Reinstein. Es zeigt einen diagonal geteilten Schild. In der oberen roten Fläche ist ein silbernes Jagdhorn, unten eine rote Hirschstange samt Ohr. Dieses Wappen wurde besonders von der älteren Linie verwendet, so ist die Hirschstange im Wappen von Bad Birnbach eingearbeitet. Das rechte kleine zeigt einen aufspringenden Wolf, es ist das Wappen des erloschenen Geschlechts der Resch von Grasensee. Beide Wappen sind gekrönt, die Kleinods auf den Wappen zeigen jeweils die Symbole des Schilds. Alle diese Elemente sind im späten Wappen nach 1750 vereint. Hier ist zusätzlich noch ein weiterer Schild mit Helm integriert, ein schräger goldener Balken, besetzt mit aufgereihten schwarzen Eisenhüten.

Nachleben in Gemeindewappen

Während i​n den Gemeindewappen v​on Bayerbach u​nd Malgersdorf d​er typische schräge Balken a​us dem Stammwappen d​er Tattenbach eingearbeitet ist, z​eigt das Wappen v​on Bad Birnbach[2] d​ie Hirschstange v​om Reinstein'schen Wappen.

Siehe auch

Literatur

Geschichte der Familie Tattenbach

Zu den Wappen der Familie Tattenbach

in d​er chronologischer Reihenfolge

  • Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck: Wappenbuch des bayrischen Adels, Handschrift Cgm 2270 aus dem Jahre 1693 in der Bayerischen Staatsbibliothek, S. 112 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek).
  • Wappenbuch des churbayerischen Adels, Handschrift Cgm 1511 aus dem Jahre 1808 in der Bayerischen Staatsbibliothek, Bd. 2, S. 14 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek).
  • Konrad Tyroff: Wappenbuch des gesammten Adels des Königreichs Baiern. Verlag des Wappen-, Kunst- und Kommissions-Bureau, Nürnberg 1819.
  • Martin Carl Wilhelm von Wölckern: Beschreibungen aller Wappen der fürstlichen, gräflichen, freiherrlichen und adelichen jeztlebenden Familien im Königreich Baiern. Nach heraldischen Regeln entworfen. Teil 2. Tyroff, Nürnberg 1827.
Commons: Tattenbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Tattenbach (Memento v​om 21. Mai 2010 i​m Internet Archive)

Einzelnachweise

  1. St. Martin im Innkreis. In: burgen-austria.com. Private Webseite von Martin Hammerl;
  2. Bad Birnbach: Wappengeschichte (Memento des Originals vom 30. Juni 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hdbg.de
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