Straßensperre Rocchetta
Die Straßensperre Rocchetta war Teil des Österreich-Ungarischen Abwehrriegels im Rücken der Festung Trient. Sie lag unterhalb des Rocchetta-Felsens nordöstlich von Mezzolombardo und wurde auch gelegentlich als „Sperre Nontal“ (eigentlich Nonstal) bezeichnet.
Erbaut wurde das Werk bereits nach dem Befestigungsprogramm von 1850 in den Jahren 1860 bis 1864, um das Nonstal gegen das Etschtal abzuriegeln und so die Festung Trient gegen einen Durchbruch vom Tonalepass her zu decken. Es war dies die zweite Verteidigungslinie hinter dem ebenfalls in diesem Zeitraum (1860–1862) errichteten Werk Strino am Tonalepass. Dieses Werk sperrte an der engsten Stelle das Nonstal und damit die Straßen von Cles und dem Tonale sowie von Spormaggiore nach Mezzolombardo.
Nachdem die Tonalepass-Sperre durch den Bau weiterer Werke bis 1912 massiv verstärkt worden war und sich auch im Jahre 1915 abzuzeichnen begann, dass ein italienischer Durchbruch über den Tonalepass immer unwahrscheinlicher wurde, desarmierte man das Werk und nutzte es nur noch als Lager und Truppenunterkunft.
Anlage
Erbaut aus Steinquadern in hoch aufragender Bauweise auf einem Felsvorsprung über dem Nocebach war die Straßensperre bei ihrer Fertigstellung bereits nur noch als minder granatsicher einzustufen, sie hätte nur einer Beschießung aus Feldkanonen einer gewissen Zeit widerstehen können – nicht jedoch einem Beschuss aus Haubitzen – weswegen sie beim Kriegsausbruch 1915 bereits unbrauchbar war.
Der Hauptteil des Werkes lag an einem Hang, bestand aus einem querliegenden Batterieblock und dahinter, durch einen Hof getrennt, einer Defensivkaserne. Beide Bauteile waren an der Nordseite durch einen Querbau verbunden, der über Gewehrscharten und eine Kaponniere zur Bestreichung des Hofes verfügte. In der zum Rocchettafelsen liegenden Kehle war ein Kehlkoffer angebaut. Dieser Hauptbau saß auf der Straße von Cles nach Mezzolombardo, die, nach Überwindung einer Zugbrücke mit davorliegendem Gittertor, durch die Poterne des Batterieblocks in den Hof führte und dann durch die Poterne unter der Defensivkaserne das Werk wieder verließ.
Die etwas unterhalb liegende und hier parallel verlaufende Straße von Spormaggiore nach Mezzolombardo war lediglich durch eine Zugbrücke mit vorgesetztem Gittertor und ein Wachhaus gesichert. Der Zwischenraum zum Hauptwerk war durch eine Defensivmauer gedeckt.
Die ursprüngliche Armierung bestand aus elf 15-cm-Feldkanonen M 61, die im Zuge von Modernisierungsmaßnahmen im Laufe der Jahre durch vier 9-cm-Feldkanonen M 75 und zwei 15-cm-Mörser M 80 ersetzt wurden.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges fiel die Liegenschaft an die italienische Armee, die hier ein Munitionsdepot einrichtete. Durch ungeklärte Ursache kam es im Jahre 1925 zu einer Explosion des Depots, die das Bauwerk völlig zerstörte. Die Reste wurden dann fast gänzlich abgetragen, es blieb nur das talseitige Fundament des Batterieblocks und einige Mauer- bzw. Kasemattenteile im ansteigenden Abhang übrig. Inzwischen wurden, wie bei den meisten österreichischen Festungswerken im Trentino, Sanierungsarbeiten durchgeführt, um die Ruinen zu sichern.
Hinweis
Bei Google earth findet sich unter der angegebenen Position ein Foto vom April 1912, das die Bauarbeiten zeigt.
Literatur
- Erwin Anton Grestenberger: K.u.k. Befestigungsanlagen in Tirol und Kärnten 1860–1918. Verlag Österreich u. a., Wien 2000, ISBN 3-8132-0747-1.
- Wilhelm Nußstein: Dolomiten. Österreichische Festungen in Oberitalien. Von den Sieben Gemeinden bis zur Flitscher Klause. Mittler, Hamburg u. a. 1997, ISBN 3-8132-0496-0, (Militärgeschichtlicher Reiseführer).
- Kriegsarchiv Wien