Straßensperre Gomagoi
Die Straßensperre Gomagoi, erbaut in den Jahren 1860/62, lag oberhalb der gleichnamigen Ortschaft an der Einmündung des Trafoitals in das Suldental und hatte die wichtige Aufgabe, die Straße vom Stilfser Joch in das Vinschgau sowie über den Reschenpass in das Inntal zu sperren. Sie gehörte zum Gesamtsystem des österreichischen Abwehrriegels an der Reichsgrenze zu Italien.
Es handelte sich um eine Straßensperre im wahren Sinne des Wortes, da die Anlage direkt auf die Reichsstraße gesetzt wurde. Um die Sperre (südwärts) zu passieren musste man zwischen der rechten Flanke des Werkes und der etwa vier Meter entfernten Stützmauer des hier beginnenden Steilhanges des Obergrimm-Kammes durch das innere Tor hindurch, an einer Wachkasematte vorbei, durch das äußere Tor und dann über eine Zugbrücke. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges bereits hoffnungslos veraltet (die Mauern sind aus Stein ausgeführt), wurde die Sperre 1914 trotzdem in Verteidigungsbereitschaft versetzt.
Kriegsbesatzung
- Détachements der Landesschützenregimenter Trient Nr.I und Innichen Nr.III
- 1 Reservekompanie des Festungsartilleriebataillons Nr. 4 (Riva)
- 1 Détachement des Festungsartilleriebataillons Nr. 7 (Malé / Val di Sole)
Bewaffnung
- 6 Kasemattkanonen 9 cm
- 1 Kasemattkanone 8 cm
- 5 Maschinengewehre hinter Panzerplatten
- Als unterstützende Feldbefestigungen kamen noch hinzu
- Batterie Taufers (4 Kanonen 9 cm)
- Batterie Kleinboden (2 Kanonen 9 cm)
- Batterie Goldsee (2 Mörser 15 cm)
- Batterie Schafseck (2 Kanonen 9 cm / 2 Kanonen 8 cm)
- Kavernenbatterie Steinadler (2 Kasemattkanonen 8 cm aus Nauders)
Im Juni 1915 eroberte ein kleines österreichisches Détachement aus Gendarmerieassistenzen, Finanzwachleuten, Landstürmern und Standschützen in Zugstärke unter dem Befehl des Kaiserjägerhauptmanns Andreas Steiner in einer Blitzaktion den auf italienischem Gebiet liegenden Monte Scorluzzo (3.094 m).
Da dieser Berg das Stilfser Joch vollkommen beherrscht und bis zum Kriegsende in österreichischer Hand blieb, kam es am Werk Gomagoi zu keinen Kampfhandlungen.
Eigentlich blieb das Werk unbeschädigt, wäre nicht später das komplette Mittelteil durchbrochen worden, um die Straße (heutige Staatsstraße 38) hindurchzuführen. Das Werk dient als Lager und kann nicht besichtigt werden.
Bedeutung
Die Anzahl der hier eingebundenen Geschütze weist auf die Bedeutsamkeit dieser Sperre hin. Eine Überwindung des Stilfser Jochs hätte unabsehbare Folgen gehabt. Einem Vormarsch der Italiener bis nach Innsbruck hätte dann lediglich die noch ältere Straßensperre Nauders im Wege gestanden. Sonst gab es nichts mehr, keine Befestigungen und erst recht keine Truppen. Die Folgen wären unabsehbar gewesen, da es den Zusammenbruch der gesamten österreichischen Front westlich des Brenners zur Folge gehabt hätte.
Trivia
In Trafoi und in Gomagoi war zwischen dem 10. Oktober 1914 und dem 13. Januar 1915 der Schriftsteller Robert Musil stationiert.[1]
Literatur
- Moritz Erwin von Lempruch: Der König der deutschen Alpen und seine Helden. Ortlerkämpfe 1915–1918. Ergänzt durch historische Beiträge herausgegeben von Helmut Golowitsch. Verlag Buchdienst Südtirol, Nürnberg 2005, ISBN 3-923995-28-8.
- Erwin Anton Grestenberger: K.u.k. Befestigungsanlagen in Tirol und Kärnten 1860–1918. Verlag Österreich u. a., Wien 2000, ISBN 3-8132-0747-1.
- Rolf Hentzschel: Österreichische Gebirgsfestungen im Ersten Weltkrieg. Die Hochebenen von Folgeria und Lavarone. Athesia, Bozen 1999, ISBN 88-8266-019-2, (Athesia-Werkstatt. Sachbuch).
- Wilhelm Nußstein: Dolomiten. Österreichische Festungen in Oberitalien. Von den Sieben Gemeinden bis zur Flitscher Klause. Mittler, Hamburg u. a. 1997, ISBN 3-8132-0496-0, (Militärgeschichtlicher Reiseführer).
- C. H. Baer: Die Kämpfe um Tirol und Kärnten – Elfter Band. Verlag Hoffmann, Stuttgart 1917.
Einzelnachweise
- Karl Corino: Robert Musil. Leben und Werk in Bildern und Texten. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1988, ISBN 3-498-00877-3, S. 224 (mit einem alten Foto des Sperrwerks Gomagoi).