Straßenbahn Olmütz
Die Straßenbahn Olmütz ist ein schienengebundes öffentliches Verkehrsmittel in der Stadt Olmütz (tschechisch: Olomouc) in Tschechien. Im Jahr 2006 betrieb das Unternehmen Dopravní podnik města Olomouce, a. s. (DPMO, Verkehrsunternehmen der Stadt Olmütz) sechs Straßenbahnlinien. Das Streckennetz ist heute 15 km lang. Am 1. September 2007 wurde die Linie 5 zwischen Pavlovičky und Neředín eingestellt. Am 29. November 2013 wurde der erste Abschnitt einer Neubaustrecke eröffnet.
Straßenbahn Olmütz | |
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Basisinformationen | |
Staat | Tschechien |
Stadt | Olmütz |
Eröffnung | 1. April 1899 |
Betreiber | Dopravní podnik města Olomouce (DPMO) |
Infrastruktur | |
Streckenlänge | 15,0 km |
Spurweite | 1435 mm (Normalspur) |
Stromsystem | DC Oberleitung |
Haltestellen | 32 |
Betriebshöfe | 1 |
Betrieb | |
Linien | 8 |
Fahrzeuge | 66: Tatra T3, Škoda 03T, Inekon 01 Trio, VarioLF, EVO1 |
Geschichte
An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert
Hauptbegründung für die Einführung des Straßenbahnverkehrs war Ende des 19. Jahrhunderts die Tatsache, dass der Hauptbahnhof vom Stadtzentrum sehr weit entfernt war und die seit 1845 verkehrenden Pferdeomnibusse dem steigenden Verkehrsaufkommen nicht mehr genügten. Nachdem der Baubeschluss gefasst worden war – man entschied sich für eine elektrische Straßenbahn mit Normalspur – begannen 1897 die Bauarbeiten. Bereits am 1. April 1899 konnte der Verkehr auf zwei Teilstücken mit neun Motorwagen und vier Beiwagen aufgenommen werden. Die Strecken Dělostřelecká kasárna – Horní náměstí – Nádraží und Horní náměstí – Nová ulice waren eingleisig mit Ausweichstellen. Am Hauptbahnhof entstand die erste Wendeschleife in Tschechien. Betreiber war zunächst Siemens & Halske.
Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts
Im Jahr 1904 kündigte die Stadt den Betriebsvertrag und übernahm den Straßenbahnbetrieb in eigene Regie. Bald zeigte sich, dass die Straßenbahnen zu schwer waren und deswegen Brücken für größere Tragfähigkeit umgebaut werden mussten.
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurden alle Arbeiten am Ausbau des Streckennetzes eingestellt. Eine Ausnahme war nur die Strecke zum neuen Friedhof in Neředín. Sie konnte noch am 3. September 1914 in Betrieb genommen werden.
1923 erhielten die einzelnen Linien Nummern anstatt der bisherigen Farbtafeln. In den 1930er Jahren wurde die Strecke nach Neředín bis zum Militärflugplatz verlängert – es war die erste und auch einzige Straßenbahnverbindung zu einem Flugplatz.
1940 wurde der wichtigste Abschnitt des gesamten Netzes, nämlich die Verbindung Bahnhof – Žižkovo náměstí zweigleisig ausgebaut. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Brücke zwischen Bahnhof und Stadtzentrum zerstört. Der Straßenbahnbetrieb ruhte dann bis zum Jahr 1948 als zunächst eine hölzerne provisorische Brücke benutzt werden konnte.
Zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts
In den Jahren 1947 bis 1958 wurden einerseits weitere Streckenabschnitte zweigleisig ausgebaut und wurde andererseits 1953 die Verbindung zum Militärflugplatz eingestellt – was den Bau einer Wendeschleife an der neuen Endhaltestelle Neředín erforderlich machte.
In den 60er Jahren wurden Einrichtungsfahrzeuge angeschafft, was den Bau von Wendeschleifen an allen Endhaltestellen erforderte. An einer Stelle wurde stattdessen ein Gleisdreieck angelegt.
Um den Mangel an Wagen auszugleichen wurden zwischen 1947 und 1967 mehrmals ältere Straßenbahnen aus Prag übernommen. 1957 kamen die ersten zehn Wagen vom Typ PCC in Form der Tatra-T1-Wagen zum Einsatz. In der ersten Hälfte der 1960er Jahre folgten die Straßenbahn vom Typ Tatra T2. Eine bedeutende Erneuerung des Fuhrparks brachte die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts, als die Tatra T3-Wagen zum Einsatz kamen.
In den 1990er Jahren kamen neue Niederflurfahrzeuge Škoda 03T. Es verbesserte sich auch die Anbindung des Bahnhofs, als 1997 das zweite Gleis auf der Strecke Bahnhof – Stadtzentrum in Betrieb genommen werden konnte.
1998 bestätigte der Magistrat der Stadt in einem neuen Stadtentwicklungsplan, dass der Straßenbahnverkehr auch in Zukunft das Rückgrat des ÖPNV der Stadt bilden soll.
21. Jahrhundert
2006 wurden weitere Niederflurfahrzeuge – drei Garnituren Inekon 01 Trio und zwei Straßenbahnen Vario LF gekauft – 2007 folgte ein weiteres Fahrzeug vom Typ Vario LF und 2008 ein Fahrzeug Vario LFR.E, dem noch 2 weitere folgen sollen.
Im Juni 2012 wurde mit dem Bau einer lange geplanten neuen Straßenbahnlinie begonnen, die nach der Haltestelle Tržnice am neuen Einkaufszentrum Šantovka vom bestehenden Innenstadtring abzweigt und in das Wohngebiet Nové Sady führen soll. Hier soll später die Linie 6 fahren. Der erste 1,4 Kilometer lange Abschnitt der neuen Strecke mit drei Haltestellen (Šantovka, V Kotlině und Trnkova) endet stumpf an der Haltestelle Trnkova in der Rooseveltova-Straße. Dieser erste Bauabschnitt wurde am 29. November 2013 in Betrieb genommen.Mit dem Bau eines weiteren Bauabschnitts wurde im Frühjahr 2021 begonnen. Von der Haltestelle Zrnkova verläuft die Trasse zunächst in südlicher Richtung auf der Ulice Rooseveltova, geht dann auf der Ulice Zikova in westlicher Richtung weiter bis zur Ulice Schweitzerova. In dieser Straße endet die Linie dann in Nähe des Billa-Marktes. Fertigstellung ist für Oktober 2022 vorgesehen.[1][2]
Linien
Folgende Linien verkehren auf dem Netz der Straßenbahn Olmütz (Stand: 15. Dezember 2019):
Linie | Linienweg | Fahrzeit |
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1 | Fibichova – Hlavní nádraží – Vejdovského – Envelopa – Tržnice – Okresní soud – Výstaviště Flora – Wolkerova – Fakultní nemocnice – Pionýrská – Nová Ulice | 18 min |
2 | Fibichova – Hlavní nádraží – U Bystřičky – Žižkovo náměstí – U Dómu – Náměstí Republiky – U sv. Mořice – Palackého – Nádraží město – Šibeník – Pražská – U Kovárny – Hřbitovy – Neředín, krematorium | 19 min |
3 | Trnkova – V Kotlině – Šantovka – Tržnice – Okresní soud – Náměstí hrdinů – Náměstí Republiky – Žižkovo náměstí – Hlavní nádraží – Fibichova | |
4 | Nová Ulice – Pionýrská – Fakultní nemocnice – Wolkerova – Výstaviště Flora – Okresní soud – Náměstí Hrdinů – U sv. Mořice – Náměstí Republiky – U Dómu – Žižkovo náměstí – U Bystřičky – Hlavní nádraží – Fibichova – Autobusové nádraží podchod – Hodolanská – Husův sbor – Bělidla – Pavlovičky pila – Pavlovičky | 28 min |
5 | Trnkova – V Kotlině – Šantovka – Envelopa – Vejdovského – Hlavní nádraží – Fibichova | |
6 | Fibichova – Hlavní nádraží – U Bystřičky – Žižkovo náměstí – U Dómu – Náměstí Republiky – U sv. Mořice – Náměstí Hrdinů – Okresní soud – Výstaviště Flora – Wolkerova – Fakultní nemocnice – Pionýrská – Nová Ulice | 20 min |
7 | Fibichova – Hlavní nádraží – Vejdovského – Envelopa – Tržnice – Okresní soud – Náměstí Hrdinů – Palackého – Nádraží město – Šibeník – Pražská – U Kovárny – Hřbitovy – Neředín, krematorium | 20 min |
U | Nová Ulice – Pionýrská – Universitätsklinikum – Wolkerova – Výstaviště Flora – Bezirksgericht – Náměstí Hrdinů – Palackého – Nádraží město – Šibeník – Pražská – U Kovárny – Hřbitovy – Neředín, krematorium | 19 min |
Fuhrpark
Aktuell eingesetzte Fahrzeuge
In Olmütz kommen die folgenden Straßenbahntypen zum Einsatz.
Abb. | Typ | Abarten und Untertypen | Anzahl (am 16.04.2020) |
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Tatra T3 | Tatra T3R.P | 18 | |
Škoda 03T | Škoda 03T | 3 | |
Inekon 01 Trio | Inekon 01 Trio | 3 | |
VarioLF | VarioLF.E, VarioLFR.E, VarioLFR.S | 20 | |
EVO1 | EVO1, EVO1/o | 8 |
Zum 1. Juli 2007 waren 58 Straßenbahnen für den Personenverkehr in Betrieb, der Bestand erhöhte sich bis zum 6. April 2020 auf 66 Wagen.
DPMO besitzt außerdem drei historische Straßenbahnen: Die Bahn mit der Nr. 15 befindet sich z. Z. im Technischen Museum in Brno; Nr. 223 war ursprünglich in Prag im Einsatz; Nr. 99 stammt aus Ostrava.
Außerdem gibt es noch einen Betriebswagen für den Winterdienst. Es handelt sich um eine umgebaute Straßenbahn für Personenbeförderung. Sie transportiert ein kleines Schneeräumgerät zum Freimachen der Haltestellen und besitzt die notwendigen Einrichtungen, um verschneite/eingefrorene Weichen betriebsfähig machen zu können.
Historische Fahrzeuge
In Olmütz befinden zwei historische Straßenbahnfahrzeuge:
- Das Fahrzeug mit der Nummer 223 stammt aus dem Jahr 1930. Es wurde in den Ringhoffer-Werken in Prag-Smichov gebaut. Anlässlich des 110. Jahrestags der Straßenbahn in Olmütz wurde das Fahrzeug von der Firma Krnovské opravny a strojírny renoviert und seit dem Jahr 2009 wieder in Olmütz zu sehen.[3] Das Fahrzeug wurde gebaut mit 24 Sitzplätzen und 10 Stehplätzen im Abteil, sowie 7 Stehplätzen auf der vorderen und 13 Stehplätzen auf der hinteren Zugangsfläche.
- Beim Fahrzeug mit der Nummer 99 handelt es sich um einen unmotorisierten Beiwagen. Es wurde 1951 von Královopolská in Brünn gebaut.
An verschiedenen anderen Orten gibt es weitere Fahrzeuge aus Olmützer Bestand:
- Fahrzeug Nr. 16 stammt aus dem Jahr 1912. Hersteller war die Moravskoslezská Vagonka, welche jetzt unter dem Namen Škoda Vagonka geführt wird. Es wurde 1994 zum Kulturgut ernannt, 1999 renoviert und befindet sich zur Zeit im Technischem Museum in Brünn. Eigentümer ist der DPMO.
- Fahrzeug Nr. 61: Es wurde 1968 beim Hersteller renoviert, erhielt dort die Prager Nummer 180 und wurde zwei Tage vor dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes ins Ausland verbracht. Es befindet sich jetzt im Straßenbahnmuseum im britischen Crich.
- Fahrzeug 67: Baujahr 1908. Das Fahrzeug ist seit dem Jahr 1965 in der Sammlung des Prager Museums und wird unter der ursprünglichen Nummer 275 ausgestellt.
- Fahrzeug 205: in der Werkstätten der DPMO auf Anforderung des Technischem Museums in Brno restauriert. Wurde 1975, anlässlich der Feierlichkeiten zum 75. Jahrestags der Einführung der Straßenbahn der Sammlung Brno-Líšeň übergeben.[4]
- Olmützer Nr. 16
- Olmützer Beiwagen Nr. 99
- Innenansicht der Nr. 99
- Olmützer Nr. 223
- Olmützer 205, ex-Prager 430, Museum Brünn
Betriebshof
Neben dem Hauptgebäude der Betreibergesellschaft DPMO befindet sich in der Koželužská ulice auch das Straßenbahndepot.
Da es dort sehr eng zugeht und es entsprechend schwierig ist, die Straßenbahnen abzustellen, trägt das Depot unter den Straßenbahnern den Spitznamen "Rubik(s Würfel)".
Betreibergesellschaft
Das Unternehmen Dopravní podnik města Olomouce, a.s. (DPMO) ist eine Aktiengesellschaft, die am 29. März 1994 durch Privatisierung eines bis dahin staatlichen Unternehmens entstand. Alleiniger Aktionär ist die Stadt Olmütz. Neben der Straßenbahn betreibt das Unternehmen auch den städtischen Busverkehr. Mehr als 70 Busse sind auf 24 Buslinien unterwegs und befahren ein Streckennetz von rund 290 km Länge, in das auch mehrere Umlandgemeinden eingebunden sind.
Literatur
- Gerhard Bauer: Strassenbahnen in der Tschechischen und Slowakischen Republik. Von der Pferdebahn zum Tatrawagen. Die Geschichte der Strassenbahnbetriebe in Wort und Bild. Verlag für Verkehrsliteratur Bauer, Dresden 1995, ISBN 3-9804303-0-8.
Weblinks
Einzelnachweise
- „Olomoučtí radní otočili, peníze na prodloužení tramvajové trati na sídliště Nové Sady našli“ auf zdopravy.cz
- https://www.cs-dopravak.cz/na-navsteve-stavby-tramvajove-trati-v-olomouci/ vom 9. Juni 2021 (tschechisch), abgerufen am 11. Juni 2021
- https://www.dpmo.cz/dpmo/historie/historicka-vozidla/historicka-tramvaj-po-renovaci/ Homepage der DPMO (tschechisch), abgerufen am 17. Juni 2021
- https://www.dpmo.cz/dpmo/historie/historicka-vozidla/o-tramvaji-c-223/ Homepage der Städtischen Verkehrsbetriebe Olmütz (tschechisch), abgerufen am 15. Juni 2021