Steinplattenbrücke
Eine Steinplattenbrücke oder Steinplattensteg (englisch clapper bridge; französisch Pont en dalle de pierre oder Pont mégalithique; spanisch Puente de piedra) ist ein Steg bzw. eine Brücke, die durch die Verwendung großer, flacher Natursteinplatten als Baumaterial gekennzeichnet ist und deren Stabilität allein auf der Statik aufeinander ruhender Steine beruht.
Funktion
Steinplattenstege erleichterten Mensch und Tier das Überqueren von Bächen und kleinen Flüssen. Wegen fehlender seitlicher Sicherungen kam es bei Tieren jedoch häufiger zu Verweigerungen oder gar zu Unfällen.
Konstruktion
Bei schmalen Fließgewässern sind bis 4 m lange Steinplatten, die von einem zum anderen Ufer verlegt sind (Spang genannt), üblich. Bei breiteren ruhen sie auf Steinen, die auf dem Grund der flachen Gewässer oder auf niedrigen, meist in Trockenbauweise errichteten Steinpfeilern ruhen – eine solche Brücke wird auch „Pfostenbrücke“ genannt. Meist sind zwei oder drei Platten annähernd derselben Größe nebeneinander angeordnet. Zusätzliche bauliche Befestigungen (z. B. Bindemittelnutzung oder Zapfen-Steinbehau) sind für die unregelmäßig geformten Brücken untypisch. Falls dergleichen dennoch vorhanden ist, wurden diese nachträglich eingebracht.
Verbreitung
Der Brückentyp existiert nur in Gegenden, in denen die Natur große Steinplatten zur Verfügung stellt; dies ist jedoch nur in wenigen Gegenden Europas der Fall (z. B. in den felsigen Regionen von England, Wales, Irland, Portugal und Nordwestspanien sowie in der Bretagne).
Geschichte
Früher wurde wegen der einfachen Bauweise und des verwendeten Steinmaterials eine prähistorische (megalithzeitliche) Herkunft der erhaltenen Steinplattenbrücken vermutet, die meisten wurden jedoch erst im Mittelalter oder später, bis ins späte 19. Jahrhundert, als Teil viel benutzter Wege errichtet. Oft sind sie in oder in der Nähe einer Furt zu finden, wo Karren den Wasserlauf durchqueren konnten, oder an Stellen, an denen sich zuvor Trittsteine befanden.
Von vielen historischen Steinplattenbrücken sind keine Spuren mehr vorhanden. Entweder wurden ihre Steine im Laufe der Jahrhunderte von Hochwassern verschoben und dann fortgetragen oder die Steine wurden, als die alten Brücken durch modernere Bauwerke ersetzt oder andere Wegführungen gewählt wurden, als Baumaterial für Häuser und Mauern verwendet.
Beispiele
England, Irland und Wales
Die meisten Clapper bridges – insgesamt über 200 – finden sich im Dartmoor in der Grafschaft Devon. Weitere Exemplare sind u. a. im Exmoor, ebenfalls in Devon, und im Snowdonia-Nationalpark sowie auf der Insel Anglesey in Wales erhalten. Touristisch bekannt ist insbesondere die Postbridge Clapper Bridge im Dartmoor. Eine weitere bekannte Lösung, die Tarr Steps, führt im Exmoor über den Fluss Barle.
- Die Postbridge Clapper Bridge im Dartmoor
- Die Brücke Tarr Steps über den Fluss Barle im Exmoor
- Steinplattenbrücke von Teignhead über den Teign im Dartmoor
- Die Hall Bridge in Wycoller, Lancashire
- Devonport Leat, Dartmoor
- River Lee in Ballingeary
- Wycoller Bank House Bridge
- Aghavrin Clapper Bridge Irland
In Irland sind Clapper bridges insbesondere im County Cork (Aghavrin, Ballingeary, Ballybeg Abbey, Ballymakeera, Farranamagh, Rahoonagh West) und im County Kerry verbreitet (Glen Inchiquin); eine jüngere befindet sich in Bunlahinch im County Mayo.[1]
Kontinentaleuropa
- Pont de César über den Piou, Okzitanien
- Pont de Pigasse bei Laguiole, Zentralmassiv
- Steinplattensteg bei Villar de Corneja, Ávila, Spanien
Frankreich
- Pont mégalithique von Le Châtellier Département Orne
- Ponts mégalithiques in Artannes-sur-Thouet Département Maine-et-Loire
- Pont mégalithique von Lablachère auch Pont mégalithique du Prieuré genannt im Département Ardèche,
- Pont mégalithique von Eyne bei Font-Romeu im Département Pyrénées-Orientales
- Pont Gaulois von Kervon, nordöstlich von Crozon im Département Finistère
- Planque de la Fajole bei Col de Verniole im Forêt du Somail, Département Hérault
- Pont de César über den Piou beim Weiler Le Mas de Murat im Département Lozère
- Pont de Pigasse in der Gemeinde Laguiole, Aveyron, Midi-Pyrénées
- Pont de Pierre-Plate in Dompierre-sur-Yon Vendée
- Pont de Pierre-Plate in Dompierre-du-Chemin Bretagne
- Pont Thierry oder Pont romain, in Paley im Département Seine-et-Marne
Portugal
Spanien (Puente Piedra)
Norwegen
- eine Brücke bei der Straße 42
Sri Lanka
Im Norden Sri Lankas, z. B. bei der Tempelstadt Anuradhapura, befinden sich die Twin Ponds („Zwillingsteiche“), in deren Nähe die Überreste einer alten Steinplattenbrücke (Gal Palama) über den Malwathu Oya erhalten sind. Andere Brücken dieser Art befinden sich über das ganze Land verteilt.[2]
China
Ebenfalls zu den Steinplattenbrücken gehören die in den Jahren 1053 bis 1059 in der Provinz Fujian in China erbaute und mit kunstvoll bearbeiteten Platten belegte Luoyang-Brücke und die ähnliche, in derselben Provinz zwischen 1138 und 1151 erbaute Anping-Brücke, die mit einer Länge von mehr als zwei Kilometern die längste Steinbrücke des mittelalterlichen Chinas ist.
Trittsteinbrücke
Die Trittsteinbrücke, lokal auch „Ochsenklavier“ genannt, ist eine alte Form der Gewässerüberquerung. In das Wasser gelegte flache Steine (irisch clocher) – mit schmalen Lücken dazwischen – erlauben das Überschreiten von Wasserläufen. Querungen dieser Art sind aus China, Frankreich, Irland, Japan, Portugal und den Vereinigten Staaten bekannt.
In der Schweiz (z. B. G59 1. Schweizerische Gartenbau-Ausstellung im Nymphenteich am Zürichhorn) und in Deutschland gibt es moderne Versionen der Trittsteinbrücken, so in Alsfeld, Bergisch Gladbach, Bottrop, Leverkusen, Löbau und Remscheid.
- Alsfeld
- Bad Liebenzell
- Landesgartenschau 2012 in Löbau
- Baiersbronn
- Moderne Trittsteinbrücke über den River Mole
- Stepping stones im Dove in Suffolk
- Stepping stones am River Rothay im Lake District
- Harewood
- Linton, Northyorkshire
Die Stepping Stones über den Wharfe bei Kettlewell in North Yorkshire.
Literatur
- Tom Gant: Discover Dartmoor. Baron Jay Ltd. Publishers, Plymouth 1978, ISBN 0904593061.
- Robert Andrews: The Rough Guide to Devon & Cornwall; Rough Guides, New York, London, Delhi, 3. Auflage 2007, ISBN 978-1-84353-807-3.
- Bernhard Graf: Brücken, die die Welt verbinden. Prestel-Verlag München, 2002, ISBN 978-3-79132-700-6.