Steffi Kühnert
Steffi Kühnert (* 19. Februar 1963 in Ost-Berlin) ist eine deutsche Schauspielerin, Hörspielsprecherin und Regisseurin.
Leben
Kühnert wuchs in Berlin-Wilhelmshagen auf. Sie ist gelernte Herrenmaßschneiderin. Sie studierte von 1981 bis 1985 an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin[1]. Ihr erstes Engagement erhielt sie 1985 am Thüringer Landestheater Eisenach, wo sie bis 1988 blieb. Man sah sie hier unter anderem als Eve in Der zerbrochne Krug, Wendla in Frühlings Erwachen und Eliza in My Fair Lady.
1988 wechselte sie an das Nationaltheater Weimar, zu dessen Ensemble sie bis 1992 gehörte. Hier verkörperte sie zum Beispiel Dorine in Tartuffe, Rosetta in Leonce und Lena und besonders erfolgreich 1990 unter der Regie von Leander Haußmann die Titelfigur von Nora oder ein Puppenheim, wofür sie den erstmals verliehenen Alfred-Kerr-Darstellerpreis erhielt.
Auch in den Jahren danach arbeitete Steffi Kühnert mit Haußmann zusammen. Bei den Salzburger Festspielen 1993 agierte sie in der Titelrolle der Antigone. Von 1992 an spielte sie am Schillertheater in Berlin, bis das Theater 1993 geschlossen wurde. Zu ihren Rollen dort gehörten Marie in Clavigo und Elisabeth in Don Carlos. 1994 trat sie am Burgtheater in Drei Schwestern auf. Am Residenztheater München und 1995 auch am Schauspielhaus Bochum konnte man sie als Gwendolyn Fairfax in Bunbury erleben. Ihre weiteren Bühnenstationen waren das Schauspielhaus Zürich, das Deutsche Theater Berlin und zuletzt die Schaubühne am Lehniner Platz.
Steffi Kühnert, die lange Zeit fast ausschließlich eine profilierte Theaterakteurin war, entwickelte sich nach der deutschen Einheit zunehmend zur Film- und Fernsehschauspielerin. So wirkte sie auch in verschiedenen Fernsehfilmen und TV-Serien (Polizeiruf 110 und SOKO Wismar) mit. 2012 erhielt Kühnert für ihre Leistung als aufopferungsvolle Ehefrau und Mutter in Andreas Dresens Familiendrama Halt auf freier Strecke eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis. 2013 verkörperte sie in der Hauptrolle von Die Frau, die sich traut eine ehemalige DDR-Schwimmerin, die an Krebs erkrankt und dann ihr Leben umkrempelt.
Seit November 2009 ist sie Professorin für Schauspiel an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“[2], an der sie zuvor bereits als Gastdozentin tätig war. Zudem ist Kühnert seit 2017 als Theaterregisseurin unter anderem am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin und Hans Otto Theater Potsdam tätig.[3]
2017 übernahm sie die Rolle der Cornelia Harms, Vorgesetzte der Freiburger Ermittler Tobler und Berg, in der Fernsehreihe Tatort.[4] Wegen Aufgabenüberlastung ist sie 2021 dort wieder ausgestiegen, weil sie die Dreharbeiten im 800 km entfernten Schwarzwald nicht mehr einplanen mochte.[5]
Kühnert lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn[6] in Berlin-Prenzlauer Berg.
Filmografie
- 1978: Sieben Sommersprossen
- 1982: Romanze mit Amélie
- 1984: Iphigenie in Aulis (Theateraufzeichnung)
- 1986: Polizeiruf 110 – Das habe ich nicht gewollt (Fernsehreihe)
- 1991: Die Verschwörung des Fiesco zu Genua
- 1992: Varieté
- 1996: Männerpension
- 1999: Sonnenallee
- 2002: Halbe Treppe
- 2003: Herr Lehmann
- 2004: Das Schwalbennest
- 2005: Der große Schlaf
- 2005: Die Bluthochzeit
- 2005: NVA
- 2005: Im Schwitzkasten
- 2006: Elbe
- 2006: Zeit der Fische
- 2006: Nicht alle waren Mörder
- 2006: Polizeiruf 110 – Kleine Frau
- 2007: Guten Morgen, Herr Grothe
- 2007: Krauses Fest
- 2007: Moppel-Ich
- 2007: Louis Elefantenherz
- 2007: Zu schön für mich
- 2007: Liebe nach Rezept
- 2008: Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe
- 2008: Wolke 9
- 2008: Kommissar Stolberg – Freund und Helfer
- 2009: Tatort: Mauerblümchen
- 2009: Die Entbehrlichen
- 2009: Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte
- 2009: Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus!
- 2010: Spreewaldkrimi: Der Tote im Spreewald
- 2011: Halt auf freier Strecke
- 2011: Hotel Lux
- 2011: Krauses Braut
- 2012: 2 für alle Fälle – Manche mögen Mord
- 2012: Bankraub für Anfänger
- 2012: Geliebtes Kind
- 2012: Schmidt & Schwarz
- 2012: Bis zum Horizont, dann links!
- 2012: Der Turm (2-teiliger Fernsehfilm)
- 2012: Eine Hand wäscht die andere (Fernsehfilm)
- 2013: Die Frau, die sich traut
- 2013: Polizeiruf 110 – Kinderparadies
- 2014: Tatort: Zirkuskind
- 2014: Herzensbrecher – Vater von vier Söhnen – Schlechte Nachrichten
- 2014: Die Schneekönigin
- 2015: Marie Brand und das Erbe der Olga Lenau
- 2015: Herr Lenz reist in den Frühling
- 2015: Anderst schön (Fernsehfilm)
- 2016: Solo für Weiss – Das verschwundene Mädchen
- 2016: Solo für Weiss – Die Wahrheit hat viele Gesichter
- 2016: Wilsberg – In Treu und Glauben
- 2016: Das singende, klingende Bäumchen
- 2016: Zwei verlorene Schafe
- 2017: Timm Thaler oder das verkaufte Lachen
- 2017: Der gleiche Himmel
- 2017: Zorn – Kalter Rauch
- 2017: Tatort: Goldbach
- 2017: Die Unsichtbaren – Wir wollen leben
- 2018: Tatort: Sonnenwende
- 2018: Tatort: Damian
- 2019: Tatort: Für immer und dich
- 2019: Meine Nachbarn mit dem dicken Hund
- 2019: In aller Freundschaft – Die wilde Heidi
- 2019: In Wahrheit – Still ruht der See
- 2020, 2021: SOKO Köln – Schmidts Reloaded, Enno war's
- 2021: 3 ½ Stunden (Fernsehfilm)
Hörspiele (Auswahl)
- 2010: Laila Stieler: Ick bin nu mal Friseuse (Kathi König) – Bearbeitung und Regie: Judith Lorentz (Hörspiel – RBB)
- 2010: Judith Lorentz: Rico, Oskar und die Tieferschatten – Regie: Judith Lorentz (Kinderhörspiel – WDR)
- 2014: Maraike Wittbrodt: Wolfsmutter – Regie: Wolfgang Rindfleisch (Kinderhörspiel – DKultur)
- 2015: Wolfgang Zander: Seltene Erden – Regie: Nikolai von Koslowski (Radio-Tatort #90 – RBB)
- 2020: Robert Harris: Der zweite Schlaf (12 Teile) (Mrs. Agnes Budd) – Regie: Leonhard Koppelmann (Hörspielbearbeitung – HR/Der Hörverlag)
Inszenierungen (Auswahl)
- 2017: Die Ratten von Gerhart Hauptmann, Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin[7]
- 2018: Sein oder Nichtsein von Nick Whitby, Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin[8]
- 2019: Die Katze auf dem heißen Blechdach von Tennessee Williams, Hans Otto Theater[9]
Auszeichnungen
- Alfred-Kerr-Preis für ihre Darstellung der Nora in Nora oder ein Puppenheim (1991)
- Nachwuchsschauspielerin des Jahres der Zeitschrift theater heute (1991)
- Bundesverdienstkreuz am Bande (30. September 1993)[10]
- Silberner Hugo beim Filmfestival Chicago für ihre Rolle in Halbe Treppe im Ensemble (2002)
- Erich Kästner-Fernsehpreis der Babelsberger Medienpreise für Unsere zehn Gebote (2006)
- Bayerischer Filmpreis für Halt auf freier Strecke (2012)
- Hessischer Fernsehpreis in der Kategorie Beste Schauspielerin für Meine Nachbarn mit dem dicken Hund (2020)[11]
Literatur
- C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 407 f.
Weblinks
- Steffi Kühnert in der Internet Movie Database (englisch)
- Steffi Kühnert bei crew united
- Steffi Kühnert bei filmportal.de
- Agenturangaben mit Fotos und Lebenslauf
- Einträge zu Steffi Kühnert in der HörDat
Einzelnachweise
- Steffi Kühnert bei filmportal.de , abgerufen am 19. November 2021
- Steffi Kühnert bei der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, abgerufen am 19. November 2021
- lexikon - Kühnert, Steffi. Abgerufen am 2. Oktober 2019.
- Tatort: Goldbach (Memento vom 19. August 2018 im Internet Archive), Das Erste, 1. Oktober 2017
- Steffi Kühnert verlässt den Schwarzwald-Tatort, wiewardertatort.de, abgerufen 25. August 2021
- Deutscher Filmpreis 2012: "Zwischen uns Nominierten gibt es keinen Neid" Interview bei berliner-zeitung.de, 27. April 2012 (abgerufen am 27. April 2012).
- Michael Laages: Die Ratten – Steffi Kühnert gibt ihr Regiedebüt am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin mit Gerhart Hauptmann. Abgerufen am 2. Oktober 2019 (deutsch).
- Frank Schlößer: Sein oder Nichtsein – In Schwerin zieht Steffi Kühnert für Ernst Lubitschs Anti-Nazi-Komödie alle Theater-Register. Abgerufen am 2. Oktober 2019 (deutsch).
- Christian Rakow: Die Katze auf dem heißen Blechdach – Hans Otto Theater Potsdam – Steffi Kühnert inszeniert Tennessee Williams' Zeitenwende-Drama mit Zwischentönen. Abgerufen am 2. Oktober 2019 (deutsch).
- Bundespräsidialamt
- Beste Schauspieler geehrt: Hessischer Filmpreis für Steffi Kühnert und Godehard Giese. In: hessenschau.de. 22. Oktober 2020, abgerufen am 24. September 2020.