Stadtschreiber von Bergen

Stadtschreiber von Bergen (Titel des Stadtschreibers in Bergen-Enkheim[1]) ist ein Literaturpreis für deutschsprachige Autoren, der von 1974 bis 1976 – vor der Eingemeindung nach Frankfurt – von der ehemaligen Stadt Bergen-Enkheim vergeben (seit 1977 einem Stadtteil von Frankfurt am Main) und seitdem durch die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim im Auftrag der Stadt Frankfurt am Main verliehen wird. Die Auszeichnung „gilt als angesehenster Stadtschreiberpreis im deutschsprachigen Raum.“[2]

Dorothee Elmiger (2021)
Anne Weber, bei ihrer Abschiedsrede (2021)
Schlüsselübergabe 2016
Stadtschreiberhaus
48 Namensschilder am Haus (bis Stadtschreiber/in 2021)

Der Preis wurde von Franz Joseph Schneider, Bürger von Bergen-Enkheim und Autor der Gruppe 47, begründet. Damit wurde der erste aus einer Reihe von Stadtschreiber-Preisen geschaffen (z. B. Mainz, Dresden). Dieser Literaturpreis ist jedoch deshalb einzigartig geblieben, weil dem ausgezeichneten Schriftsteller keinerlei Verpflichtungen auferlegt werden. Er umfasst einen Geldpreis von 20.000 Euro (Stand 2021/2022) und ein Jahr kostenfreies Wohnen im Stadtschreiberhaus in Bergen-Enkheim, „An der Oberpforte“ 4. Über die Vergabe des Preises entscheidet alljährlich eine neunköpfige Jury.[1]

Die Verleihung erfolgt jedes Jahr am Freitagabend vor dem ersten Dienstag im September im Rahmen des Volksfestes „Berger Markt“. Dabei finden Schlüsselübergabe, Fest-, Antritts- und Abschiedsrede im Festzelt vor Hunderten von Besuchern statt.

2009 richtete die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim in ihren Räumen ein Stadtschreiberarchiv ein, um Werke und das Wirken der Preisträger dauerhaft zu dokumentieren. Der Katalog enthält außer Primär- und Sekundärliteratur eine umfangreiche Artikelsammlung, Autographen, Tonträger und Dokumente vom ersten bis zum aktuellen Stadtschreiber.

Preisträger

Jahr Preisträger Festredner
1974/1975Wolfgang KoeppenMarcel Reich-Ranicki
1975/1976Karl KrolowGünter Grass
1976/1977Peter RühmkorfWalter Jens
1977/1978Peter HärtlingAlfred Grosser
1978/1979Nicolas BornMartin Walser
1979/1980Helga M. NovakDieter Lattmann
1980/1981Dieter KühnPeter Rühmkorf
1981/1982Peter BichselMax Frisch
1982/1983Jurek BeckerAdolf Muschg
1983/1984Günter KunertHeinrich Albertz
1984/1985Friederike RothAxel Eggebrecht
1985/1986Ludwig FelsPeter Härtling
1986/1987Gerhard KöpfErich Fried
1987/1988Ulla HahnHermann Burger
1988/1989Eva DemskiDaniel Cohn-Bendit
1989/1990Katja Lange-MüllerGünter Kunert
1990/1991Heinz CzechowskiIring Fetscher
1991/1992Robert GernhardtPeter Bichsel
1992/1993Ralf RothmannHildegard Hamm-Brücher
1993/1994Paul NizonErhard Eppler
1994/1995Josef WinklerGeorges-Arthur Goldschmidt
1995/1996Herta MüllerJens Reich
1996/1997Wilhelm GenazinoGyörgy Dalos
1997/1998Jörg SteinerLothar Baier
1998/1999Arnold StadlerEva Demski
1999/2000Wulf KirstenHeiner Geißler
2000/2001Peter KurzeckLudwig Harig
2001/2002Wolfgang HilbigFriedrich Dieckmann
2002/2003Uwe TimmMathias Greffrath
2003/2004Emine Sevgi ÖzdamarRoger Willemsen
2004/2005Peter WeberGalsan Tschinag
2005/2006Katharina HackerUlrich Beck
2006/2007Ingomar von KieseritzkyMichael Krüger
2007/2008Reinhard JirglWilfried F. Schoeller
2008/2009Friedrich Christian DeliusJuli Zeh
2009/2010Ulrich PeltzerHeribert Prantl
2010/2011Thomas RosenlöcherRobert Misik
2011/2012Thomas LehrKatja Lange-Müller
2012/2013Marcel BeyerMarianne Leuzinger-Bohleber
2013/2014Angelika KlüssendorfJean Ziegler
2014/2015Dea LoherWilli Winkler
2015/2016Ruth SchweikertHeinz Bude
2016/2017Sherko FatahValentin Groebner
2017/2018Thomas MelleAhmad Mansour
2018/2019Clemens MeyerJens Bisky[3]
2019/2020Anja KampmannHanns Zischler
2020/2021Anne WeberHelmut Böttiger
2021/2022Dorothee ElmigerChristian Uetz

Trivia

Wegen der COVID-19-Pandemie in Deutschland musste 2020 ein von der bisherigen Routine abweichendes Organisationsverfahren für das Stadtschreiberfest konzipiert werden. Dazu wurde die Veranstaltung statt im Zelt im Freien abgehalten und die Teilnehmerzahl auf 250 Personen beschränkt. Es wurden alle Teilnehmer vorher mit ihren Personal- und Adressdaten in einer Teilnehmerliste erfasst und erhielten danach am Eingang des abgegrenzten Geländes entsprechend ihrer Position auf dieser Liste eine handschriftlich nummerierte Eintrittskarte mit rückseitig aufgedruckten Verhaltensregeln. Zusätzlich war auf jedem Tisch ein Blatt zum Eintragen der Eintrittskartennummern der am Tisch weilenden Personen ausgelegt.

2021 fand die Veranstaltung unter ähnlichen Bedingungen und an gleicher Stelle wie 2020 statt (Open Air).

Jury

Literatur

  • Manfred Rüger: Literatur und Öffentlichkeit am Beispiel der „Stadtschreiber von Bergen“. Magisterarbeit zur Magisterhauptprüfung im Fachbereich Germanistik der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main. Frankfurt am Main 1981.
  • Wolfgang Mistereck, Adrienne Schneider (Hrsg.): Zeltreden. Reden zur Verleihung des Literaturpreises „Stadtschreiber von Bergen“ 1974–1998. Wallstein, Göttingen 1998, ISBN 3-89244-322-X.
  • Adrienne Schneider (Hrsg.): Zelt-Reden: 40 Jahre Stadtschreiber von Bergen. Kramer, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-86539-706-5.
  • Margot Wiesner (Bearb.): „Der schönste Preis“. 40 Jahre Stadtschreiber in Bergen-Enkheim. Bücher, Bilder und Dokumente aus dem Stadtschreiberarchiv. Ausstellung …; Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim, Frankfurt am Main 2014.
  • Hans-Joachim Müller: „All diese literarischen Pfeifen“: … über den Stadtschreiber von Bergen-Enkheim. In: Die Weltwoche, 34, 27. August 1975.
  • Gerd Lobin: Die Früchte des Feigenbaums. Der Stadtschreiber von Bergen: Eine Idee wächst zur Partnerschaft. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. August 1983.
  • Horst Bingel: Stadtschreiber oder: Die angestellten Dichter. In: feder, 02 (1989), S. 42–43.
  • Marcus M. Hotze: 25 Jahre Stadtschreiberpreis. Begegnung mit einem literarischen Ort. In: Frankfurter Neue Presse, 12. Juni 1998.
  • Arnold Rühle: „Sie lesen nun alle hier Bücher“: 25 Jahre Bergen-Enkheimer Stadtschreiber. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 34, 23. August 1998, S. 25.
  • Claudia Schülke: Schlüsselübergabe: 25 Jahre Stadtschreiber-Amt in Bergen-Enkheim. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 69, 28. August 1998, S. 1–2.
  • Katharina Deschka-Hoeck: Von tausend Mäzenen beobachtet. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 34, 24. August 2003, S. Kultur R 3.
  • Andreas Haupt: Frankfurt, Deine Stadtschreiber. In: Frankfurter Neue Presse, 28. August 2013, S. 12.
Commons: Stadtschreiber von Bergen – Sammlung von Bildern
Commons: Berger Stadtschreiberfest – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Richtlinien für den Literaturpreis „Stadtschreiber von Bergen“ vom 3. August 2013 (PDF). Abgerufen am 24. Feb 2020.
  2. dpa-Meldung, zitiert aus Frankfurter Rundschau (69. Jahrgang, Nr. 141) vom 21. Juni 2013, S. 34
  3. Clemens Meyer wird 45. Stadtschreiber von Bergen-Enkheim. 8. Juni 2018, abgerufen am 29. September 2021.
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