Anja Kampmann
Anja Kampmann (* 31. Oktober 1983 in Hamburg[1]) ist eine deutsche Schriftstellerin.
Leben und Werk
Anja Kampmann wuchs in Lüneburg auf und studierte an der Universität Hamburg und am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Sie hatte ihren ersten Erfolg bei Literaturwettbewerben 2006, wo sie als Finalistin zum Open Mike in Berlin geladen wurde. Seither wurde ihre Lyrik und Prosa mehrfach ausgezeichnet[2][3] und durch Stipendien gefördert. Sie veröffentlichte in Zeitschriften (z. B. Akzente, Neue Rundschau, Poetenladen) und Anthologien (z. B. Jahrbuch der Lyrik, Lyrik von Jetzt 3). 2010 wurde ihr Langgedicht Stechlicht vom Washington Dance Ensemble aufgeführt. Seit 2011 arbeitete sie u. a. für den Deutschlandfunk, die NZZ und andere Medien. Ebenfalls seit 2011 arbeitet sie an einer Promotion zu Musikalität und Stille im Werk von Samuel Beckett. Mehrfach wurde sie zur Teilnahme an internationalen Literaturfestivals eingeladen. So trat sie 2011 in Karatschi und 2013 in Minsk auf, ebenso bei den Babelsprech Veranstaltungen 2013 und 2015 in Lana und Bern. In Leipzig gründete sie gemeinsam mit dem Verein forma die Veranstaltungsreihe Tektonik für Lyrik und Neue Musik. Mehrere Werke von Anja Kampmann wurden von zeitgenössischen Komponisten vertont.[4] Sie arbeitet auch mit bildenden Künstlern zusammen, Texte von ihr erschienen so im Katalog zur Ausstellung Stehende Strömung von Frank Berendt (2015).[5] Im Frühjahr 2016 erschien ihr Lyrikdebüt Proben von Stein und Licht in der Edition Lyrik Kabinett im Carl Hanser Verlag.
Mit dem Roman Wie hoch die Wasser steigen wurde Anja Kampmann als Finalistin zum Alfred-Döblin-Preis 2017 eingeladen. Der Roman erschien 2018 im Carl Hanser Verlag und erhielt im selben Jahr eine Nominierung für den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie „Belletristik“.[6] Im März 2018 belegte der Roman Platz 3 der SWR-Bestenliste,[7] wurde in den Feuilletons besprochen,[8] gelangte auch auf die Longlist des Deutschen Buchpreises und erhielt den Mara-Cassens-Preis 2018 für Debütromane sowie 2019 den Lessing-Preis des Freistaates Sachsen (Förderpreis).[9] Für das Jahr 2019/20 erhielt sie den Stadtschreiberpreis von Bergen-Enkheim; in der Begründung der Jury heißt es über Wie hoch die Wasser steigen: „es ist nicht einfach ein Roman, sondern auch ein großes Gedicht. Einerseits spielt es in einer gleißenden Gegenwart, andererseits in einer schwierig zu umreißenden, fernen Zeitlosigkeit.“[10] 2020 gelangte die englische Übersetzung von Wie hoch die Wasser steigen auf die Shortlist des National Book Awards,[11] des neben dem Pulitzer-Preis renommiertesten Literaturpreises der USA.[12] Kampmann lebt in Leipzig.
Publikationen
Einzeltitel
- Proben von Stein und Licht. Gedichte. Edition Lyrik Kabinett im Hanser Verlag, München 2016, ISBN 978-3-446-25053-6.
- Fischdiebe. Leipziger Bibliophilen-Abend, Leipzig 2017 (99 signierte und nummerierte Exemplare)[13]
- Wie hoch die Wasser steigen. Roman Carl Hanser Verlag, München 2018, ISBN 978-3-446-25941-6.
- Übersetzung: High as the Waters Rise. Übersetzt von Anne Posten, New York 2020, ISBN 978-1-948226-52-3.
- Der Hund ist immer hungrig. Carl Hanser Verlag, München 2021, ISBN 978-3-446-26753-4.
Beiträge in Anthologien und Literaturzeitschriften (Auswahl)
- Sinn und Form. 2/2020, 4/2020
- Jahrbuch der Lyrik. 2015, 2018, 2020
- Weltbetrachter. Neue Lyrik. Poetenladen, Dresden 2020, ISBN 978-3-948305-07-9, S. 25 f.: GreatPacific garbage patch.
- Anthology of young german poets, ins Griechische übersetzt von Elena Pallantza, Athen 2020, ISBN 978-1-85610-032-8
- Doppelte Lebensführung. Neue Prosa. Dresden 2020, ISBN 978-3-948305-03-1.
- Literary Journal, übersetzt ins Hebräische von Amir Eshel. Vol. 18 (2019), S. 257–270, 277–280.
- Wie Falter über dem Moor so still in: Bunte Steine. William Tucker (Hrsg.), Kai Schiemenz (Illust.), Stefan Guggiusberg (Illust.). Berlin 2019, ISBN 978-3-00-061910-6.
- Akzente. 2/2018
- Modern Poetry in translation. No. 2, 2017: A Blossom shroud. Übers. von Anne Posten. London 2017
- Poesia. Magazin. April 2017, Anne Carson. Mailand[14]
- Peter Braun, Martin Straub (Hrsg.): Ins Innere. Annäherungen an Franz Fühmann. Göttingen 2016, ISBN 978-3-8353-1971-4.
- Anja Bayer, Daniela Seel (Hrsg.): all dies hier, Majestät, ist deins – Lyrik im Anthropozän. kookbooks, Berlin 2016, ISBN 978-3-937445-80-9.
- Michael Braun, Kathrin Dittmer und Martin Rector (Hrsg.): Gegenstrophe, Blätter zur Lyrik 7. Wehrhahn Verlag, Hannover 2016, ISBN 978-3-86525-532-7.
- Nowa Sol. Gedichte. In: Wespennest. Nr. 169, Wien 2015.
- Babelsprech (= Lyrik von Jetzt. 3). Wallstein Verlag, Göttingen 2015, ISBN 978-3-8353-1739-0.
- Verbreitung des Lichts. In: Akzente 5/2014
- Fritz Deppert, Christian Döring, Hanne F. Juritz (Hrsg.): Leuchtendes Legato in Moll. Literarischer März 19. Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 2015.
- Lyrik der Gegenwart 46. Feldkircher Lyrikpreis 2014, Edition Art Science, St. Wolfgang 2014.
- Jsem ' Ich werde ihr erzählen. In: Risikoanalyse. Die besten Geschichten aus dem MDR-Literaturwettbewerb 2013. Poetenladen, Leipzig 2013, ISBN 978-3-940691-45-3.
- A pulse beyond the horizon. In: Words without Borders. New York 2012.[15]
Vertonungen
- Gedichte aus dem grenzland Zyklus wurden durch Kai Johannes Polzhofer vertont, ihr Gedicht Versuch über das Meer wurde von Claus-Steffen Mahnkopf für Bariton-Solo bearbeitet.
Auszeichnungen
- 2010: Stipendiatin „International Writing Program“ University of Iowa
- 2013: 1. Preis MDR-Literaturpreis
- 2014: Feldkircher Lyrikpreis (2. Preis)
- 2015: Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis[16][17]
- 2017: Artist in Residence in der Villa Sträuli in Winterthur
- 2017: Finalistin Alfred-Döblin-Preis[18]
- 2018: Nominierung für den Preis der Leipziger Buchmesse (Belletristik) mit Wie hoch die Wasser steigen
- 2018: Nominierung für den Deutschen Buchpreis (Longlist) mit Wie hoch die Wasser steigen
- 2018: Finalistin beim aspekte-Literaturpreis mit Wie hoch die Wasser steigen
- 2018: Literaturförderpreis des Landkreises Lüneburg für Wie hoch die Wasser steigen[19]
- 2018: Mara-Cassens-Preis für Wie hoch die Wasser steigen
- 2019: Lessing-Preis des Freistaates Sachsen (Förderpreis)
- 2019/2020: Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim[10][20]
- 2020: High as the Waters Rise. Übersetzung Anne Posten. Auf der Shortlist des National Book Awards für Übersetzungen.
- 2020: Rainer-Malkowski-Preis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (zusammen mit Norbert Hummelt)[21]
Weblinks
- Anja Kampmann bei Carl Hanser Verlag
- Offizielle Website von Anja Kampmann
- Videoportrait von 3SAT/MDR 2018
- Anja Kampmann bei lyrikline.org with translations
- Paul Jandl: Mineralien als Material. Anja Kampmanns überraschend reifes lyrisches Debüt. In: welt.de. 13. August 2016 .
- MDR Literaturpreis. Presseinformation. (Nicht mehr online verfügbar.) In: mdr.de. MDR Hörfunk | Leipzig, 7. Mai 2013, archiviert vom Original am 10. Oktober 2017 .
Einzelnachweise
- Anja Kampmann. In: lyrikline.org, abgerufen am 17. Dezember 2019 (mit Gedichten).
- https://www.fixpoetry.com/fix-zone/2015-03-22/literarischer-maerz-2015 (Memento vom 17. Dezember 2019 im Internet Archive)
- Martina Weber: ES GIBT / MIR EINEN ORT – Leonce-und-Lena-Wettbewerb 2015. Poetenladen, 2015, abgerufen am 26. März 2015.
- Personen/Anja Kampmann. (Nicht mehr online verfügbar.) In: forma-leipzig.de. 13. Mai 2013, archiviert vom Original am 8. Februar 2015; abgerufen am 21. Februar 2015.
- Frank Berendt (Hrsg.): Stehende Strömung. Kerber Verlag, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-86678-706-3.
- Anja Kampmann: Wie hoch die Wasser steigen – Belletristik. (Nicht mehr online verfügbar.) Leipziger Messe, 8. Februar 2018, archiviert vom Original am 22. Februar 2018; abgerufen am 21. Februar 2018.
- SWR Bestenliste März (Memento vom 13. Juni 2018 im Internet Archive). In: swr.de, 6. März 2018.
- Helmut Böttiger: Die Lupe der Sehnsucht. Überscharfe Wahrnehmung, somnambule Trance und geballte Gegenwart: Anja Kampmann erzählt in ihrem grandiosen Debütroman „Wie hoch die Wasser steigen“ von der Odyssee eines modernen Wanderarbeiters. In: Süddeutsche Zeitung. 29. Januar 2018, abgerufen am 21. September 2018. –
Paul Jandl: Nur die Tauben finden den Weg zurück in Anja Kampmanns Debütroman. Wie wir ausziehen und nie mehr zurückfinden: Davon erzählt die junge Schriftstellerin Anja Kampmann in einem herzergreifend unsentimentalen Roman. In: NZZ. 31. Januar 2018, abgerufen am 6. März 2019. –
Tobias Lehmkuhl: Eine sehr präzise Klinge. Anja Kampmanns bemerkenswerter Debütroman „Wie hoch die Wasser steigen“. In: Die Zeit. Nr. 9/2018, 27. Februar 2018. –
Ulrich Rüdenauer: Buch der Woche vom 26.02.2018. Anja Kampmann: Wie hoch die Wasser steigen. (Memento vom 12. Juni 2018 im Internet Archive) In: SWR2. 23. Februar 2018, abgerufen am 15. September 2019. –
Miriam Zeh: Tiefenbohrungen in der eigenen Sehnsucht. Anja Kampmann: „Wie hoch die Wasser steigen“. In: Deutschlandfunk. Reihe Büchermarkt, 6. Februar 2018, abgerufen am 16. September 2019. –
Tino Dallmann: Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse. Ein Buch, das nach Meerwasser und Männerschweiß riecht. Rezension. (Nicht mehr online verfügbar.) In: mdr.de. MDR, 2018, archiviert vom Original am 12. Juni 2018; abgerufen am 17. Dezember 2019. –
Löfflers Lektüre: Was bleibt einem Bohrarbeiter? In: Salzburger Nachrichten. 27. Februar 2018, abgerufen am 6. Oktober 2020 (Artikelanfang frei abrufbar). - Marcel Beyer erhält Lessing-Preis. Der Lyriker, Erzähler, Essayist und Herausgeber Marcel Beyer erhält den mit 13.000 Euro dotierten Lessing-Preis des Freistaates Sachsen 2019. Die beiden Förderpreise (je 5.500 Euro) gehen an Anja Kampmann und Bettina Wilpert. In: Börsenblatt. 1. Oktober 2018, abgerufen am 6. März 2019.
- Neue Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim: Anja Kampmann wird 46. Amtsinhaberin. In: Börsenblatt. 29. Mai 2019, abgerufen 3. Juni 2019.
- Anja Kampmann im Rennen um National Book Award. In: deutschlandfunkkultur.de, 6. Oktober 2020, abgerufen am 7. Oktober 2020.
- evh: Anja Kampmann ist für den National Book Award nominiert. In: spiegel.de, abgerufen am 6. Oktober 2020.
- Fischdiebe. Projektdetails. In: kplusw.de, abgerufen am 12. Juni 2018.
- Poesia n°4 – Aprile 2017. In: crocettieditore.it, abgerufen am 13. Juni 2021 (Inhaltsverzeichnis: „Anja Kampmann, Prove di pietra e di luce, a cura di Nino Muzzi“).
- A pulse beyond the horizon. In: wordswithoutborders.org. Oktober 2012, abgerufen am 5. Juni 2018.
- Literarischer März 2015: Leonce-und-Lena-Preis geht an David Krause – Wolfgang-Weyrauch-Förderpreise für Anja Kampmann und Özlem Özgül Dündar. In: darmstadtNews.de. 22. März 2015, abgerufen am 22. März 2015 (Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt).
- Preisträger von 2005 bis heute. (Nicht mehr online verfügbar.) Literarischer März, archiviert vom Original am 2. April 2015; abgerufen am 26. März 2015 (Preisträger bis 2015).
- Alfred-Döblin-Preis 2017. Akademie der Künste, 21. Mai 2017, abgerufen am 18. Oktober 2017.
- Kulturförderpreis in der Kategorie Literatur: Landkreis zeichnet Anja Kampmann und Clemens Mädge aus (Memento vom 7. März 2019 im Internet Archive). Meldung des Landkreises Lüneburg. In: Focus. 18. September 2018, abgerufen am 6. März 2019.
- George Grodensky: Anja Kampmann wird Stadtschreiberin von Bergen. In: Frankfurter Rundschau. 29. August 2019, abgerufen am 30. August 2019.
- Verleihung des Rainer-Malkowski-Preises 2020 an Anja Kampmann und an Norbert Hummelt. Pressemitteilung. In: badsk.de, 20. Oktober 2020, abgerufen am 2. November 2020.