St. Petersinsel
Die St. Petersinsel (frz. Île Saint-Pierre) ist (nebst der teils überfluteten Vogelinsel) die einzige Insel des Bielersees im bernischen Seeland in der Schweiz. Sie liegt im Südwesten des Sees bei Erlach, ist seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über eine flache Landzunge mit dem Festland verbunden und somit eigentlich eine Halbinsel. Ein künstlich angelegter und für Boote passierbarer Durchstich beim Hafen von Erlach trennt jedoch diese Landzunge vom Festland ab.[1]
St. Petersinsel | ||
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Gewässer | Bielersee | |
Geographische Lage | 577507 / 213356 | |
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Länge | 4,7 km | |
Breite | 750 m | |
Fläche | 1,76 km² | |
Höchste Erhebung | (die) Riedmatt 474 m | |
Einwohner | 5 (1983) 2,8 Einw./km² | |
Die Insel ist im Besitz der Burgergemeinde Bern und gehört politisch zur Gemeinde Twann-Tüscherz. Die Grenze zu Erlach verläuft auf der später entstandenen Landzunge, wo am Heideweg ein Grenzstein steht.
Geographie
Die Insel ist bei einer Länge von 4,7 Kilometern im Nordosten maximal 750 Meter breit, in Ufernähe stellenweise 180 Meter. Die Fläche beträgt 1,76 km². Die höchste Erhebung, die Riedmatt mit einer Höhe von 474 Metern (45 Meter über dem Seespiegel), liegt ganz im Nordosten. Vor der ersten Juragewässerkorrektion, die 1891 abgeschlossen wurde und eine Senkung des Seespiegels um 2,5 Meter bewirkte, bestanden zwei Inseln: die damals noch wesentlich kleinere St. Petersinsel im nordöstlichen Bereich der heutigen Insel, und die noch kleinere Chüngeliinsel (Kanincheninsel) rund 700 Meter südwestlich davon. Die beiden Inseln entstanden wie der Bielersee in der letzten Eiszeit als Überbleibsel der sich zurückziehenden Gletscher. Sie wuchsen durch die Juragewässerkorrektion zu einer zusammen, und eine fast drei Kilometer lange Erweiterung in Richtung südwestliches Seeufer bei Erlach fiel trocken. Auf dieser Landzunge verbindet seither der Heideweg Erlach mit der Insel. Bei extremem Hochwasser wird diese Verbindung zum Teil überflutet. Der Name Chüngeliinsel wird noch auf aktuellen Karten verwendet. Dort ist eine Erhebung von 444,7 Metern verzeichnet, rund 16 Meter über dem Seespiegel.
Der ab und zu überflutete und artenreiche Heideweg sowie die Wälder auf der Insel stehen unter Naturschutz.
Erreichbar ist die Insel per Schiff sowie von Erlach her zu Fuss oder mit dem Fahrrad. Sehr beliebt ist die Insel wegen der zahlreichen Grillstellen direkt am Wasser.
Geschichte
Um 1127 wurde auf der Insel ein Cluniazenser-Kloster errichtet, das heute als Gasthaus dient. Der Philosoph Jean-Jacques Rousseau hielt sich 1765 sechs Wochen beim Inselpächter auf, bevor er durch Berner Aristokraten vertrieben wurde. Ein Denkmal auf der Insel erinnert an ihn. Auch Goethe, der Historiker Coke, Kaiserin Joséphine sowie die Könige von Preussen, Schweden und Bayern besuchten die Insel.
Der Rebberg der St. Petersinsel geht auf die Zeit des Cluniazenserordens zurück, der ab dem 12. Jahrhundert auf der Insel ansässig war. 1530 gingen die St. Petersinsel und das Rebgut an das Niedere Spital in Bern über, das heutige Burgerspittel. Die Klostergebäude wurden später erfolgreich zum Hotel- und Restaurantbetrieb umgenutzt. Seit 1965 keltert das Rebgut der Stadt Bern den Inselwein für die Burgergemeinde Bern in La Neuveville. Ab 2009 wurde der Rebbaubetrieb durch die Burgergemeinde Bern, die weiterhin Grundeigentümerin der St. Petersinsel bleibt, an das Rebgut der Stadt Bern verpachtet.
Die Insel hat nur einen Gebäudekomplex, das heutige Restaurant und Klosterhotel mit dem vom Inselbauern bewirtschafteten Gutshof, das einzige ganzjährig bewohnte Gebäude, sowie eine Gruppe von rund zwanzig Wochenendhäusern, die entlang des Heidewegs südwestlich der Chüngeliinsel gebaut worden waren, bevor am 19. Mai 2003 ein absoluter Baustopp und das Fahrverbot eingeführt wurden.
Galerie
- Hotel-Restaurant auf der St. Petersinsel
- Wanderweg auf der St. Petersinsel
- Büste J.J. Rousseau
Siehe auch
Literatur
- Andres Moser, Daniel Gutscher: St. Petersinsel. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 861, Serie 87). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2010, ISBN 978-3-85782-865-2.