St. Matthäus (Medelby)
St. Matthäus ist eine evangelisch-lutherische Kirche in der Gemeinde Medelby im Kreis Schleswig-Flensburg.
Bau und Ausstattung
Die Kirche wurde ungefähr im Zeitraum 1150–1200 auf einem Hügel am Nordrand des Dorfes errichtet. Sie ist nach dem Evangelisten Matthäus benannt. Die Kirche wurde aus geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen Gründen und als prägend für die Kulturlandschaft unter Denkmalschutz gestellt und ist ein Kulturdenkmal Medelbys. Zudem wurden Teile der Kirchenausstattung sowie der Kirchhof mit unter Denkmalschutz gestellt.[1]
Der Kirchenbau von außen
Die Kirche war so gestaltet, dass sie ursprünglich möglicherweise auch als Wehrkirche beziehungsweise „Fluchtkirche“ gedient haben könnte. Sie wurde aus Feldsteinen gebaut. Auf der Nordseite befinden sich noch die kleinen hochgelegten, rundbogigen, romanischen Fenster. Die Kirche besaß früher zwei Eingänge. Über den noch erhaltene südlichen Eingang betraten früher nur die Männer die Kirche. Die Eingangstür auf der Nordseite, die heute zugemauert ist, wurde von den Frauen benutzt. Eine weitere Tür auf der Ostseite beim Altarraum diente früher möglicherweise Menschen, die ansteckende Krankheiten hatten. Vermutlich konnte ihnen das heilige Abendmahl nach draußen gereicht werden. Heute dient diese Tür als Notausgang.[2]
Der heutige steinerne Glockenturm hatte vermutlich einen hölzernen Vorgänger, der sich ebenfalls auf der Westseite, der Wetterseite, befand und der im Laufe der Jahrhunderte auf Grund der Witterungsverhältnisse erneuert werden musste. Im Jahr 1709 brach die Westwand zusammen. Im Zuge des Wiederaufbaus wurde Kirche nach Westen verlängert. 1753 wurde der südliche Vorbau der Kirche hinzugefügt, welcher auch „Karnhaus“ genannt wird, weil dort die verstorbenen Gemeindemitglieder in den Särgen auf Karren aufgebahrt wurden. Es ist zum Teil aus Steinen erbaut, die von einer alten Marienkapelle in Strichsand etwa in der Mitte des Weges zwischen Flensburg und Tondern stammen.[2]
Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche im Jahr 1765. Damals wurde der romanische Chor durch einen neuen, deutlich größeren Altarraum aus Backstein ersetzt, so dass eine sich nach Osten hin verjüngenden trapezförmige Saalkirche entstand. Auch der heutige Kirchturm, in Form eines Giebelturmes, wurde errichtet. An der Turmwand wurde das Monogramm des damaligen Landesherrn, des dänischen Königs Friedrich V. angebracht. Unter dem Monogramm sind mehrere Zieranker angebracht, vier, die das Jahr „1765“ bilden, sowie sieben weitere Initialen: „LVK“, „RP“ und „JB“. Sie stehen für die damaligen Bauherren „LVK“ „Ludwig von Königstein“, den Amtmann von Tondern, „RP“ für „Reimarus Präpositus“, den als Hauptpastor von Tondern für Medelby zuständiger Propst,[3] sowie „JB“ für Johannes Boethius, den damaligen Gemeindepastor. Im Volksmund werden die Initialen mit dem dänischen Spruch „lad vor kirke ro på jesu bryst“, zu deutsch: „lass unsere Kirche an Jesu Brust ruhen“, gedeutet.[2]
Die Kirche umgibt ein Kirchhof mit Feldsteinmauer, der durch drei gemauerte Tore aus dem 18. Jahrhundert betreten wird.
Ausstattung
Das Taufbecken aus Granit stammt aus dem 12./13. Jahrhundert.
Der dreiteilige gotische Flügelaltar stammt aus dem 15. Jahrhundert. 1580 wurde der Altartisch mit einem hölzernen Antemensale versehen. 1630 wurde der Altar im Stil der Renaissance architektonisch neugefasst, so dass die Seitenflügel mit Apostelfiguren nicht mehr beweglich ist. Die ursprüngliche Predella wurde ausgetauscht. Der Mittelschrein zeigt eine figurenreiche Kreuzigungsszene, deren Hintergrund im Jahr 1766 von Sönnich Hinrichsen aus Abro, einem Bauer, der sich autodidaktisch Malen beigebracht hatte, mit mittelalterlichen städtischen Gebäuden bemalt wurde. In die Predella wurden die Abendmahlsworte geschrieben und das obere Gemälde das Abendmahl gemalt. Die Aufsätze zeigen Gott Vater, Sohn und heiligen Geist. Die beiden Leuchterpaare stammen aus dem 17. bzw. 18. Jahrhundert.[4]
Die an der Südwand angebrachte Kreuzgruppe mit den Symbolen der Evangelisten an den Kreuzarmen, sowie Maria und Johannes neben dem Kreuz stammt aus dem 16. Jahrhundert und ähnelt der Triumphkreuzgruppe in der Kirche Großsolt.[5]
Die Brüstungsfelder der Kanzel aus dem Jahr 1581 sind mit Ornamenten verziert. Darunter stehen die Namen der Stifter der Erweiterung, darunter der Theologe Georg Calixt, Sohn des langjährigen Pastors Johannes Callsen (1538–1618, seit 1568 in Medelby), der 1631 zwei Felder als Ergänzung stiftete.[6] Das in den Namen versteckte Chronogramm weist auf Jahr der Erweiterung hin. Die farbige Bemalung und der Schalldeckel wurden bei der Renovierung 1969 entfernt.
An der Empore an der Nord- und Westwand von 1734 sind 32 Bilder angebracht, die der oben erwähnte Sönnich Hinrichsen malte. Sie zeigen Szenen aus der Bibel von der Schöpfung bis zur Himmelfahrt Christi. Die ebenerdig neben der Empore an der Westwand stehende Orgel von Marcussen & Søn wurde 1895 gebaut. Nach einem Wasserschaden wurde sie von der Firma Kemper in Lübeck 1969 umgebaut. Bereits 1987 war ein weiterer Umbau durch die Orgelbaufirma Becker aus Kupfermühle/Holstein notwendig. 2011 fand die letzte Sanierung durch Orgelbau Paschen in Kiel statt.[7]
Sage vom Kirche bauenden Riesen von Medelby
Eine Sage berichtet, dass diese Kirche einst von einem Riesen gebaut wurde, während zeitgleich ein anderer Riese in Großenwiehe ebenfalls eine Kirche (die St.-Laurentius-Kirche) baute. Da sie nur einen Hammer zum Behauen der Steine besaßen, warfen sie sich den Hammer bei Bedarf gegenseitig zu. Bei einem der Würfe beschädigten sie den Turm der Wallsbüller Kirche, weshalb diese heutzutage nur einen niedrigen, gesonderten Glockenturm besitzt. – Zudem soll ein anderer Riese, nämlich der aus Handewitt der Sage nach versucht haben, mit einem von ihm geschleuderten Stein, die Kirche von Medelby zu treffen, aber diese verfehlt haben. Der Stein soll man noch immer in Medelby sehen können.[8][9]
Literatur
- Hartmut Beseler: Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. 1969, S. 662f.
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Hamburg, Schleswig-Holstein. 3. überarbeitete und aktualisierte Auflage, Deutscher Kunstverlag, München 2009, ISBN 978-3-422-03120-3, S. 671.
Weblinks
- Ev.-Luth. Kirchengemeinde Medelby. Die St. Matthäus Kirche, abgerufen am: 29. September 2020
- Flyer (pdf, abgerufen am 30. September 2020)
- Kirchengemeinde Medelby, abgerufen am: 29. September 2020
Einzelnachweise
- Liste der Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Medelby, abgerufen am: 29. September 2020
- Ev.-Luth. Kirchengemeinde Medelby. Die St. Matthäus Kirche, abgerufen am: 29. September 2020
- Wahrscheinlicher ist, dass es sich bei RP auch um eine Verschreibung aus BP handelt, denn Propst war 1765 Balthasar Petersen.
- Ev.-Luth. Kirchengemeinde Medelby. Innenansicht
- Uwe Albrecht (Hrsg.): Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein. VI.1 Die Kirchen im Landesteil Schleswig. Aventoft bis Nordhackstedt. Kiel 2019, S 453.
- Ev.-Luth. Kirchengemeinde Medelby. Georg Calixt
- Ev.-Luth. Kirchengemeinde Medelby. Orgel
- Gundula Hubrich-Messow: Sagen und Märchen aus Flensburg, Husum 1992, S. 29.
- Sagen mit Riesen sind im Flensburger Raum nicht untypisch. In der bekannten Sage zur Entstehung der Ochseninseln, die nicht weit entfernt von Flensburg liegen, spielt beispielsweise ebenfalls ein Riese eine bedeutsame Rolle.