St. Laurentius (Großenwiehe)
St. Laurentius ist eine evangelisch-lutherische Kirche der Gemeinde Großenwiehe im Kreis Schleswig-Flensburg. Sie gehört der Kirchengemeinde Großenwiehe im Kirchenkreis Schleswig-Flensburg der Kirche in Norddeutschland.
Geschichte
Die Feldsteinkirche St. Laurentius wurde vermutlich zwischen 1170 und 1190 errichtet. Im Jahr 1747 wurden der südliche Vorraum und der Kirchturm der Kirche hinzugefügt. Daran erinnert die Jahreszahl der Maueranker an der Westwand. Gleichzeitig wurde das Kirchenschiff um acht Meter verlängert. Ursprünglich besaß die Kirche zwei Türen, von denen das Nordportal heute zugemauert ist. Die zugemauerte Tür diente zeitweise als „Totentür“ und zeitweise auch als „Frauentür“, denn früher war es üblich, dass Männer und Frauen getrennt die Kirche betraten und getrennt in der Kirche Platz nahmen.
Die Laurentiuskirche wurde in den 1950er Jahren und in den 1980er Jahren renoviert und in Teilen neu gestaltet und eingerichtet. Bei der Renovierung 1959 wurden die bisherige, im neugotischen Stil bemalte Plankendecke, das alte Gestühl, die Empore und die fast kreisförmige Kommunionbank vor dem Altar entfernt.
Die Kirche wurde aus geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen Gründen und als prägende Kulturlandschaft unter Denkmalschutz gestellt. Zudem wurden die Kirchenausstattung sowie der Kirchhof mit den Grabmalen bis 1870 unter Denkmalschutz gestellt.[1]
Bau und Ausstattung
Die St.-Laurentius-Kirche besteht einem rechteckigen Kirchenschiff und einem kleinen, eingezogenen Kastenchor, beide mit flacher Bretterdecke.
Im Inneren der Kirche ist viel von der alten Kirchenausstattung erhalten geblieben. Im Chorbogen hängt eine Triumphkreuzgruppe aus dem 15. Jahrhundert, die nach dem Vorbild einer ähnlichen Gruppe aus dem 13. Jahrhundert geschaffen wurde, die sie vermutlich ersetzte. Bei der Renovierung 1959 wurde die vorherige farbige Fassung entfernt. Zudem besitzt die Kirche mehrere weitere vorreformatorische Schnitzfiguren: Eine romanische Sitzmadonna mit strengem Ausdruck, die wohl schon im 12. Jahrhundert zur ursprünglichen Ausstattung der Kirche gehörte, sitzt heute in der Nische des zugemauerten Nordportals. Eine Krone, ein Zepter in ihrer rechten Hand und der Kopf des Christuskindes sind verlorengegangen. Die Farbgestaltung stammt aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Zwei weitere Figuren sind ein unbekannter heiliger Bischof aus dem 15. Jahrhundert und ein Andachtsbild Christus im Elend von etwa 1530.[2]
Die Kirchenkanzel wurde 1630 im Stil des Knorpelbarocks geschaffen. Formal folgt sie der Form der Renaissanceemporenkanzeln, wie sie etwa in der Werkstatt des Heinrich Ringerink geschaffen worden. In den Brüstungsfeldern sind Szenen aus der Heilsgeschichte dargestellt. Die erläuternden Texte sind hier nicht in niederdeutscher, sondern in hochdeutscher Sprache gehalten. Darüber befindet sich ein rechteckiger Schalldeckel.
Der Altartisch wurde in neuerer Zeit aus Backsteinen gemauert. Darauf steht ein im Stil des Akanthusbarock geschaffener Altaraufbau von 1694 mit einem Abendmahlsgemälde in der Mitte und flankierenden Säulen und Petrus und Paulus als Schnitzfiguren. Die zwei auf dem Altar stehenden Leuchterpaare stammen aus dem 15. und 18. Jahrhundert.
Das Taufbecken wurde ebenfalls 1694 in derselben Tonderaner Werkstatt hergestellt wie der Altar. Im reichgeschnitzten barocken Taufdeckel ist die Taufe Jesu dargestellt.
Im Vorraum stehen ein Opferstock aus Eiche sowie ein alter Kirchenstuhl. An der Nordwand befindet sich ein großformatiges Epitaph der Pastorenfamilie Jensen mit Klappflügeln von 1654.
Sage vom Kirche bauenden Riesen von Großenwiehe
Eine Sage berichtet, dass die Kirche von Großenwiehe einst von einem Riesen gebaut wurde, während zeitgleich ein zweiter Riese in Medelby ebenfalls eine Kirche (die St.-Matthäus-Kirche) baute. Da sie nur einen Hammer zum Behauen der Steine besaßen, warfen sie sich den Hammer bei Bedarf gegenseitig zu. Bei einem der Würfe beschädigten sie den Turm der Wallsbüller Kirche, weshalb diese heutzutage nur einen niedrigen, gesonderten Glockenturm besitzt. – Eine andere Sage berichtet davon, dass der Großenwieher Riese einst mit dem Nachbarriesen in Handewitt im Streit war. Einmal sei der Riese von Handewitt so in Zorn geraten, dass er einen großen Stein bis nach Großenwiehe geschleudert habe, den man dort noch immer sehen könne.[3][4]
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Hamburg, Schleswig-Holstein. 3. überarbeitete und aktualisierte Auflage, Deutscher Kunstverlag, München 2009, ISBN 978-3-422-03120-3, S. 337.
Weblinks
Einzelnachweise
- Liste der Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Großenwiehe, abgerufen am: 28. September 2020
- Uwe Albrecht (Hrsg.): Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein. VI.1 Die Kirchen im Landesteil Schleswig. Aventoft bis Nordhackstedt. Kiel 2019, 197–204
- Gundula Hubrich-Messow: Sagen und Märchen aus Flensburg, Husum 1992, Seite 29
- Sagen mit Riesen sind im Flensburger Raum nicht untypisch. In der bekannten Sage zur Entstehung der Ochseninseln, die nicht weit entfernt von Flensburg liegen, spielt beispielsweise ebenfalls ein Riese eine bedeutsame Rolle.