St. Magnus (Lenzfried)
Die katholische Pfarrkirche[1] St. Magnus ist eine ehemalige Klosterkirche des aufgehobenen Franziskanerklosters St. Bernhardin in Lenzfried, einem Pfarrdorf von Kempten. Der Saalbau hat einen spätgotischen Kernbau und erhielt im 17. Jahrhundert seinen heutigen Grundriss. Eine Josephskapelle wurde in die Nordwand eingebunden. Die geostete Kirche ist baulich an das Klostergebäude angebunden.
Die Kirche ist dem heiligen Magnus von Füssen geweiht.
Geschichte
Am 4. Dezember 1466 wurde die erste Franziskanerklosterkirche St. Bernhard geweiht. 1665 übernahmen die Franziskaner das Pfarramt in der seit 1642 zur Pfarrkirche St. Magnus erhobenen Klosterkirche. Unter dem Fürstabt Rupert von Bodman fand gleichzeitig mit dem Klosterneubau im Jahr 1683 durch den stiftkemptischen Baumeister Hans Mayer wohl auch ein Umbau der Pfarrkirche statt. 1688 wurde die Josephskapelle erbaut und 1699 eine Gruft vor dem Hochaltar angelegt.
Im Jahr 1720 gelangen der Leib des Katakombenheiligen Konstantius als Reliquie in die Kloster- und Pfarrkirche. Treibende Kraft für diese Reliquie war der stiftkemptische Hofbeamte und Neffe des Fürstabts Johann Franz Josef Leopold von Bodmann (1675–1733). Dieser, hinter einem Wappengrabstein im Treppenhaus der Pfarrei bestattete, ließ das Ereignis in einem fünfteiligen Gemäldezyklus festhalten. Das Gemälde stellt die Überführung des Heiligen in einem von vier Franziskanern getragenen Glasschrein dar, voran trägt ein Fünfter das Vortragekreuz, kleine Ministranten tragen voran die Kerzen bei der Prozession aus dem Kloster in die Kirche. Der Hierarchie entsprechend schreiten vornehm weltliche Personen voran, wohin gegen am Ende einfache Mönche folgen.[2]
Der Turm der Kirche entstand nach den Plänen des Baumeisters Hugo von Höfl, er ist in den Jahren 1892 und 1893 errichtet worden. 1921 wurde die Kirche restauriert. Das Geläut des Turms stammt aus dem Jahr 1949.
1979/81 wurde der Innenraum erneut renoviert und 1987 der neugestaltete Kirchplatz eingeweiht.[3]
Beschreibung
Die Kirche schließt sich dem Kloster nördlich an der Hauptstraße (Lenzfrieder Straße) an. Der eingezogene, dreiseitig geschlossene Chor ist im Mauerkern spätgotisch mit einem barocken Tonnengewölbe über ein Kehlgesims. Der Chorbogen ist rund.
Die Spitzbogenfenster sind an der Ostseite vermauert und an den Schrägseiten innen ausgerundet. Im Langhaus mit gedrücktem Tonnengewölbe sind über die Kehlen unregelmäßige Rundbogenfenstersetzungen zu erkennen. Außen wird die Fassade durch ein Rundbogenfries und Lisenengliederung des 19. Jahrhunderts geprägt.
Die Westfassade hat drei gestaffelte Rundbogenöffnungen und ein rundbogiges Portal mit seitlichen Kreisfenstern.
Ausstattung
Die Kirche ist mit einer Kanzel, einem Taufbecken und Chorgestühl aus dem Jahr 1884 ausgestattet.
Altäre
Die Altäre stammen aus der Zeit um 1750. Der Hochaltar wurde 1748 vom Kloster Lechfeld erworben und 1884 überarbeitet sechs Meter zurückversetzt. Zwischen Doppelsäulen ist ein ovales Altarblatt. Es stellt Maria als Fürbitterin, Himmelskönigin und Schützerin der Franziskaner im Gericht mit dem heiligen Magnus und Ulrich dar. Zugeschrieben werden die Kunstwerke dem stiftkemptischen Hofmaler Franz Georg Hermann.
Die beiden doppelsäuligen Altäre haben analog zum Hochaltar ebenso ovale Bildnisse. Nördlich ist im Altarblatt der heilige Franziskus und im Auszug der heilige Ludwig dargestellt. Im südlichen Altar ist der heilige Antonius mit der heiligen Elisabeth im Auszug abgebildet. Die Altäre sind mit Franz Hermann 1750 signiert.
Stuck und Fresken
Über dem Chorbogen ist in einer Kartusche jeweils das Wappen und das Porträt des Fürstabtes Rupert von Bodman gemalt. An der Chordecke ist Stuck, der im Stil des späten 17. Jahrhunderts mit Putten, Laub- und Fruchtstäben, Akanthuswerk und Muscheln als Rahmen der Fresken dient. Das Gemälde im Chor zeigt das Leben des heiligen Franziskus von Assisi. An der Langhausdecke sind Rahmenstuckfelder mit Laub- und Bandelwerk aus der Zeit um 1720 mit Fresken eines Schweikhardt aus dem Jahr 1884. Enthalten ist hierbei die Rosenkranzverleihung, Magnus von Füssen und Cäcilia von Rom mit einer modernen Darstellung der Vier Evangelisten.
Das Kirchenschiff enthält ein großes Deckenbild mit Magnus als Apostel des Allgäus, der zu den Heiden predigt.
Empore
Die doppelstöckige Empore im Westen der Magnuskirche entstand im Jahr 1884 anstelle der ursprünglich durch einen Gang mit dem Franziskanerinnenkloster verbundenen Nonnenempore. Unter der Empore ist südlich ein Stück Gang des Abteilungsfestflügels als Taufkapelle abgetrennt.
Kirchturm mit Geläut
Die sieben Glocken der Pfarrkirche sind 1949 von der Glockengießerei Grüninger gegossen worden und sind über drei Geschosse verteilt. Getragen werden die am 22. Mai 1949 geweihten Glocken durch eine Holzkonstruktion in dem 56 Meter hohen Turm, der vom 13. Oktober 1892 bis zum 10. November 1893 mit Geldern des Kirchenbauvereins erbaut wurde. Das ursprüngliche Geläut, dass 1894 aufgehängt worden ist, wurde im Ersten Weltkrieg wie das Nachfolgegeläut im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen.
Das Geläut aus dem Jahr 1949 hat die Tonkombination B’, des’, es’, f’, as’, b’ und c’ und wiegt etwa sieben Tonnen. Die größte Glocke hat ein Gewicht von 2,5 Tonnen mit einem Durchmesser von 1,66 Metern. In den 1960ern wurde der Turm mit einer elektrischen Turmuhr des heute als Traktorenherstellers bekannten Unternehmens Fendt. Die alte Turmuhr gelang in das Turmuhrmuseum der Stadt Mindelheim. 1986 wurde das Geläut mit einem elektrischen Schlag- und Läutwerk ausgestattet.[4]
Josephskapelle
Die Josephskapelle ist an die Nordwand der Kirche angeschlossen und liegt über der Gruft der Franziskaner. Die flache, zweijochige mit Stichkappentonne versehene Kapelle hat im Norden eine Rundbogenfensterachse.
Der viersäulige Altar in der Seitenkapelle wird Franz Georg Hermann zugeschrieben. Der marmorierte Altar ist mit Muschelwerk dekoriert. Die Altarbilder zeigen den heiligen Petrus von Alcantara und im Auszug den heiligen Joseph. Auf der Mensa ist ein Reliquienschrein des heiligen Konstantin unter einem Bodmann'schen Wappen.
In der Josephskapelle stehen Holzfiguren der beiden heiligen Anna selbdritt und Joachim. Das Gestühl in dieser Kapelle stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert und hat geschwungene Wangen mit Bandelwerkschnitzrelief.
Taufkapelle
In der Taufkapelle ist eine große Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes aufgestellt, die aus der Zeit um 1680/90 stammen soll.
Literatur
- Michael Petzet: Stadt und Landkreis Kempten. Deutscher Kunstverlag, München 1959, S. 109–111.
- Heinrich Uhlig: Sankt Mang. Geschichte einer Allgäuer Gemeinde. Verlag des Heimatpflegers von Schwaben, Kempten (Allgäu) 1955, S. 416–417.
- Alexander Herzog von Württemberg: Stadt Kempten (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band VII.85). Verlag Schnell & Steiner, München/Zürich 1990, ISBN 3-7954-1003-7, S. 116–117.
Einzelnachweise
- Bistum Augsburg
- Wolfgang Petz, Josef Kirmeier, Wolfgang Jahn und Evamaria Brockhoff (Hrsg.): „Bürgerfleiß und Fürstenglanz.“ Reichsstadt und Fürstabtei Kempten. Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg 1998, ISBN 3-927233-60-9, S. 193f.
- Franz-Rasso Böck, Ralf Lienert, Joachim Weigel (Hrsg.): Jahrhundertblicke auf Kempten 1900–2000. Verlag Tobias Dannheimer – Allgäuer Zeitungsverlag, Kempten (Allgäu) 1999, ISBN 3-88881-035-3, S. 237 f.
- Karl Bauch: Der Kirchturm von Lenzfried. In: Pfarrgemeinderat Sankt Magnus (Hrsg.): 350 Jahre Pfarrei St. Magnus in Lenzfried. Kempten 1992, Agrar Verlag Allgäu, S. 25f.