St. Georgen (Zabeltitz)
Die evangelische Kirche St. Georgen ist die Dorfkirche zu Zabeltitz. Sie wurde von 1580 bis 1581 im spätgotischen Stil erbaut und nach dem heiligen Georg benannt. Sie ist das Gotteshaus der Kirchgemeinde Zabeltitz und das älteste erhaltene Gebäude von Zabeltitz.
Lage
Die Kirche befindet sich in Zabeltitz nordöstlich des Palais und westlich des Barockgartens. Sie hat die Hausnummer 13 an der Hauptstraße.
Baubeschreibung
Die Kirche besteht aus einem fast viereckigen Langhaus, einem viereckigen Chor an der Ostseite und einem Turm an der Westseite. Die Sakristei ist in der Nordostecke zwischen Langhaus und Schiff angelegt, die ehemals herrschaftliche Betstube der östlichen Hälfte der Südwand vorgelegt.
Das Langhaus ist in ein Hauptschiff und zwei Seitenschiffe geteilt. Auf den zwei Schlusssteinen im Gewölbe des Chores befinden sich die Wappen der Erbauerfamilien Pflugk und Schönberg. Durch seine freundliche Helligkeit und Geschlossenheit sorgt der Innenraum für einen harmonischen Gesamteindruck und vermittelt das Gefühl der Geborgenheit.
Der Turm führt etwas unter der Firsthöhe des Langhauses in ein Achteck über. Darüber wird der Turm mit einer üblichen Haube und Laterne abgeschlossen.[1][2][3]
Geschichte
1412 wurde in einer Urkunde berichtet, dass Ritter Heinrich von Herstein mit seiner Gemahlin einer Kirche zu Zabeltitz einen Altar schenkt. Erst 1495 wurde jedoch eine hölzerne Kirche selbst urkundlich erwähnt. 1580 gab Nickel Pflugk den Bau der heutigen, nach dem heiligen Georg benannten, Kirche in Auftrag. 1581 wurde sie, aufgrund Nickels Tod am 4. Oktober 1580, unter seiner Frau Elisabeth, geborene von Schönberg, fertiggestellt und geweiht. 1585 entstanden die beiden Schlusssteine über dem Altar mit den beiden Wappen der Familien Pflugk und Schönberg.
Die Kirche ist heute das älteste erhalten gebliebene Bauwerk in Zabeltitz, da sie alle Kriege und den Großbrand von 1808 nahezu unbeschadet überstand. Die Erbauer der Kirche, Nickel und Elisabeth Pflugk, wurden zusammen mit weiteren sechs Angehörigen in der Kirche beigesetzt. Auch der für die Zabeltitzer Geschichte bedeutsame August Christoph Reichsgraf von Wackerbarth wurde 1734 in der Dorfkirche bestattet, jedoch ohne Grabmal. Die Gruft ist heute nicht mehr zugänglich. Der Kirchturm wurde 1735 von Grund auf erneuert, um rund zwei Meter erhöht und somit in die heutige Form gebracht. 1839 fand eine große Kirchenrestaurierung statt, bei der unter anderem das Epitaph Nickel Pflugks von der Nordwand abgebaut und an die Ostwand als Altar gesetzt wurde. Zum Reformationstag 1839 wurde die restaurierte Dorfkirche von Pfarrer Breyer eingeweiht.[1][2][3][4]
Die Kirche wurde zuletzt von 2010 bis 2011 saniert.[5]
Ausstattung
Altar
Altar bis 1580
Der sich bis 1580 in der alten Kirche befindliche Georgsaltar befindet sich heute in der Kirche zu Görzig. In ihm wurde 1837 eine Reliquie des heiligen Georg entdeckt.[1][2][3]
Altar von 1580
Der 1580 entstandene Holzaltar ist 107 cm breit und 350 cm hoch. Er zeigt Motive des gekreuzigten Jesus, der Schlange, Mose, der Opferung Isaaks, der Geburt Jesu, seiner Auferstehung, der 12 Apostel, der Maria und der Dreieinigkeit. Bis 1839 befand er sich in der Kirche zu Zabeltitz. Danach kam er als Hausaltar in das Zabeltitzer Palais und steht seit 1954 in der Johanneskirche zu Hoyerswerda.[1][2][3]
Altar von 1839
Das Grabmal der Erbauer dient seit 1839 als Altar. Es wurde von Christoph Walther II. geschaffen. Der Altar hat einen predigtartigen Aufbau und zeigt in Sandstein die Einsetzung des Heiligen Abendmahls, die Kreuzigung Jesu, die Auferstehung Jesu und die Dreifaltigkeit Gottes. Neben dem Altar stehen die Grabplatten der Erbauer der Kirche.[1][2][3][4]
Taufstein
Der Taufstein der Kirche wurde 1582 von Christoph Walther II. geschaffen. Er ist 109 cm hoch und ein 76 cm breiter sechseckiger Aufbau mit senkrechten Wandungen auf einem gefassten rechteckigen Fuß. Auf den Seiten sind zierliche Renaissance-Ornamente zu finden, auf einer Seite hat sich Christoph Walter II. mit seinem Meisterzeichen C.W. verewigt. Der sechseckige Aufbau wird von Tafeln umgeben, von denen jede zweite mit einem Bibelspruch versehen ist. 1736 erhielt der Taufstein ein Taufbecken aus Zinn. Nachdem dieses 1923 gestohlen wurde, wurde es ersetzt.[1][2][3][4]
Kanzel
Die aus Holz geschnitzte Kanzel zeigt den Vertreter des alten Bundes, Mose mit den Gesetzestafeln und für den neuen Bund die vier Evangelisten mit ihren dazugehörigen Symbolen. Bemerkenswert und vermutlich einmalig ist, dass die Gesetzestafeln des Mose 11 Gebote enthalten. 1839 wurde der Schalldeckel über der Kanzel ersatzlos entfernt.[1][2][3]
Orgel
Die Kirche erhielt 1693 und 1743 jeweils eine neue Orgel. Die heutige Orgel wurde Ende der 1890er von der Firma Kreuzbach aus Borna eingebaut. In den 1990er Jahren wurde sie generalüberholt.[2][3][4]
Glocken
Alte Glocken
1522 erhielt die alte Holzkirche eine neue große Glocke. Sie wurde auch in den Turm der neuen Kirche gehängt. Sie hatte einen unteren Durchmesser von 97 cm und war 77 cm hoch. Auf ihr stand der Spruch „Sit nomen Domini benedictvm ex hoc nvnc et vs 1522“.[1][3]
1792 kamen noch eine mittlere und eine kleine Glocke dazu. Die mittlere Glocke hatte einen unteren Durchmesser von 73 cm und war 56 cm hoch. Auf ihr stand der Spruch „Anno 1792 goss mich August Sigismund Weinholdt in Dresden“. Die kleine Glocke hatte einen unteren Durchmesser von 56 cm und war 46 cm hoch. Sie hatte keine Inschrift.[1][3]
Die große und die mittlere Glocke wurden im Ersten Weltkrieg vom Turm geholt, zerschlagen und vermutlich eingeschmolzen. Die kleine Glocke wurde verkauft, als die Kirche am 22. Januar 1922 das jetzige Geläut erhielt.[3][4]
Neue Glocken
Das jetzige Geläut, eine Arbeit des Bochumer Gußstahlvereins, umfasst drei Glocken mit den Tönen E, G und H. Sie haben ein Gewicht von 1165,5 kg, 682,5 kg und 442 kg und untere Durchmesser von 138,7 cm, 117,0 cm und 96,0 cm.[3][4]
Kriegerdenkmäler
Außerhalb der Kirche steht das Zabeltitzer Kriegerdenkmal des Ersten Weltkriegs, im Turmraum das des Zweiten Weltkriegs
Außenausstattung
Die Kirche wird von einigen Familien- und Pfarrersgräbern umringt. Das gesamte Grundstück wird von einer Mauer eingefriedet.
Weblinks
Einzelnachweise
- Cornelius Gurlitt: Zabeltitz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 37. Heft: Amtshauptmannschaft Großenhain (Land). C. C. Meinhold, Dresden 1914, S. 473.
- Dietmar Enge: Den Pflug im Wappen. In: Förderverein Heimatpflege Röderaue e. V. Zabeltitz (Hrsg.): Zabeltitzer Heimat. Nr. 7, 2004, ISBN 3-932913-45-0.
- Dietmar Enge: 425 Jahre St.-Georgen-Kirche zu Zabeltitz. In: Förderverein Heimatpflege Röderaue e. V. Zabeltitz (Hrsg.): Zabeltitzer Heimat. Nr. 11, 2006, ISBN 3-932913-57-4.
- Dietmar Enge: Unser Zabeltitz. In: Parkschänke Zabeltitz (Hrsg.): Zabeltitzer Heimat. Nr. 1.
- Jörg Mosch: Zabeltitzer St.-Georgen-Kirche wird saniert. In: Sächsische Zeitung. 23. November 2010.