St.-Katharinen-Kirche (Jörl)
Die St.-Katharinen-Kirche ist eine evangelisch-lutherische Kirche in der Gemeinde Jörl. Der Kirchenbau in der Dorfstraße 1[1] von Kleinjörl gehört zusammen mit der St.-Petrus-Kirche (Eggebek) zur Kirchengemeinde Eggebek-Jörl im Kirchenkreis Schleswig-Flensburg in der Evangelisch-lutherischen Kirche in Norddeutschland.
Bau und Ausstattung
Jörl fand im Jahr 1240 als Kirchdorf eine Erwähnung.[2] Die heutige Kirche St. Katharinen wurde vermutlich erst im 14. Jahrhundert errichtet, hatte wohl aber einen Vorgängerbau aus Holz.[3]
Die Kirche wurde aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen sowie als die Kulturlandschaft prägend unter Denkmalschutz gestellt und ist somit ein Kulturdenkmal Jörls. Zudem wurden Teile der Kirchenausstattung sowie der Kirchhof mit den Grabmalen bis 1870 mit unter Denkmalschutz gestellt.[4]
Bau
Beim Bau der spätgotischen Kirche fanden Feldsteine und Ziegel Verwendung. Das Kirchenschiff und der Kastenchor sind von außen weiß gestrichen. Das südseitige Vorhaus, durch das man heute die Kirche betritt, wurde 1756 der Kirche hinzugefügt. Das Norderportal ist zugemauert. Als Glockenhaus diente früher ein am südlichen Eingang zum Friedhof gelegener Glockenstapel. 1914 erhielt die Kirche ihren heutigen Glockenturm mit ihrer heutigen Westwand.
Im Inneren ist das Langschiff flachgedeckt, während der Chor von einem Kreuzrippengewölbe überwölbt ist, in dem sich mit künstlerisch gestaltetem Rankenwerk und einer Kreuzgruppe mit einem Engel ein Teil der ursprünglichen spätgotischen Ausmalung erhalten hat.[5]
Ausstattung
Über dem Chorbogen ist eine romanische Triumphkreuzgruppe aus Eichenholz aufgehängt, die auf die Zeit um 1240 datiert wird. 1705 ließen Erich und Meta Erichsen aus Rupel das Kreuz renovieren, wie eine Inschrift auf dem Standbrett der Nebenfiguren Maria und Johannes verrät. Dabei wurden das Kreuz etwas gekürzt und die Heiligenscheine angesetzt. Auch die Farbfassung stammt von dieser Renovierung.[6] Zum ältesten Inventar gehören daneben eine etwa gleichaltrige romanische Sitzmadonna mit strengem Gesichtsausdruck und einem Drachen zu ihren Füßen, der aber das Jesuskind und die Krone fehlen, und ein Täufer Johannes aus dem 15. Jahrhundert. Beide hatten lange auf dem Dachboden gelegen, waren dann ins Museum nach Flensburg gekommen und kamen im Zusammenhang mit dem Reformationsjubiläum 2017 wieder in die Kirche.[7] Die Innenseite der Tür des in die Nordwand des Chores eingebauten Sakramentsschranks aus dem Ende des 15. Jahrhunderts wurde von Hinrik Bornemann mit Schmerzensmann bemalt.[8]
Die Kanzel soll der Sage nach aus einer bei der Burchardiflut 1634 zerstörten Kirche stammen und an der Nordseeküste angeschwemmt worden sein.[5] Die vorzüglich geschnitzte Emporenkanzel mit Szenen aus der Heilsgeschichte zeigt aber große Ähnlichkeiten mit der 1630 geschaffenen Kanzel der St.-Laurentius-Kirche in Großenwiehe, weshalb es wahrscheinlicher ist, dass sie erst 1634 geschaffen wurde. Anders als in Großenwiehe sind die erläuternden Texte unter den Reliefs in Niederdeutsch abgefasst. Unter der Brüstung befindet sich eine Stifterinschrift. Zu der Kanzel gehört ein rechteckiger Schalldeckel.
Der Altar, ein Werk von J. Nickelsen aus Bredstedt, stammt aus dem Jahr 1773, der Zeit des Rokoko. Das zentrale Gemälde des Altars zeigt eine Kreuzigungsszene. Oberhalb des Gemäldes befindet sich eine Sonnendarstellung mit den hebräischen Buchstaben des Eigennamens Gottes (Jahwe). Anstelle einer romanischen Granittaufe, von der sich nur der Stockel erhalten hat, besitzt die Kirche einen barocken Taufengel.
An der Brüstung der barocken Nordempore sind mehrere Bilder angebracht, auf denen fünf Szenen aus dem Leben Christi, 17 Propheten und 10 Apostel mit ihren jeweiligen Symbolen zu erkennen sind. Auf der Empore befindet sich noch Kastengestühl aus dem 17. Jahrhundert.[5]
Sage vom Bauplatz der Jörler Kirche
Die Sage berichtet davon, dass man sich zunächst nicht über den Bauort einige konnte. Letztlich einigte man sich aber auf den Vorschlag, zwei Ochsen zusammenbinden und sie laufen zu lassen. Dort wo die beiden Ochsen am nächsten Morgen aufgefunden würden, sollte die Jörler Kirche gebaut werden. Am nächsten Morgen entdeckte man die beiden Ochsen auf einer Wiese an der Jerrisbek. Dort baute man sodann die Kirche. Eine Erweiterung der Sage behauptet, dass einer der beiden Ochsen weiter östlich, jenseits der Jerrisbek sich niedergelassen habe, weshalb dort dann das Pastorat seinen Platz fand (Lage ). — Die Sage hat Ähnlichkeit mit einer Sage von der älteren Kirche Flensburg-Adelby.[5]
Literatur
- Hartmut Beseler: Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. 1969, S. 300f.
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Hamburg, Schleswig-Holstein. 3. überarbeitete und aktualisierte Auflage, Deutscher Kunstverlag, München 2009, ISBN 978-3-422-03120-3, S. 396.
Weblinks
- Ev.-Luth. Kirchengemeinde Eggebek-Jörl, abgerufen am: 29. September 2020
- Kirchenkreis Schleswig-Flensburg. St. Katharinen-Kirche in Kleinjörl, abgerufen am: 29. September 2020
Einzelnachweise
- Kirchenkreis Schleswig-Flensburg. St. Katharinen-Kirche in Kleinjörl, abgerufen am: 29. September 2020
- Ev.-Luth. Kirchengemeinde Eggebek-Jörl. Kirchen in Eggebek und Jörl, abgerufen am: 29. September 2020
- D. Ellger: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Flensburg, 1952, S. 28, 215 ff.
- Liste der Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Jörl, abgerufen am: 29. September 2020
- Kirchenkreis Schleswig-Flensburg. St. Katharinen-Kirche in Kleinjörl
- Uwe Albrecht (Hrsg.): Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein. VI.1 Die Kirchen im Landesteil Schleswig. Aventoft bis Nordhackstedt. Kiel 2019, S. 318–320.
- Uwe Albrecht (Hrsg.): Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein. VI.1 Die Kirchen im Landesteil Schleswig. Aventoft bis Nordhackstedt. Kiel 2019, S. 320. 322.
- Uwe Albrecht (Hrsg.): Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein. VI.1 Die Kirchen im Landesteil Schleswig. Aventoft bis Nordhackstedt. Kiel 2019, S. 323f.