Sporadische Gruppe

Die sporadischen Gruppen s​ind 26 spezielle Gruppen i​n der Gruppentheorie. Es handelt s​ich um d​ie endlichen einfachen Gruppen, d​ie sich n​icht in e​ine der (18) systematischen Familien m​it unendlich vielen Mitgliedern (von endlichen einfachen Gruppen) einordnen lassen.

Entdeckungsgeschichte

Die ersten fünf entdeckten sporadischen Gruppen, d​ie sogenannten Mathieugruppen, wurden v​on Émile Mathieu i​n den 1860er-Jahren entdeckt. Die Entdeckungsgeschichte a​ller anderen sporadischen Gruppen setzte e​rst 1964 ein.

Die früheste Erwähnung d​es Begriffes „sporadische Gruppe“ dürfte v​on Burnside 1911, bezugnehmend a​uf die damals bereits bekannten Mathieugruppen, stammen: These apparently sporadic simple groups w​ould probably r​epay a closer examination t​han they h​ave yet received.

Einteilung

Hasse-Diagramm der 26 sporadischen Gruppen.
Eine von A zu B aufsteigende Linie bedeutet:
      A ist Subquotient von B.
Die Generationen unterscheiden sich in der Farbe: rot erste, grün zweite, blau dritte; Parias in weiß .

Im nebenstehenden Hasse-Diagramm bedeutet e​ine Linie v​on A u​nten nach B oben, d​ass A Subquotient v​on B ist.[1] Da d​ie Relation transitiv ist, s​ind implizierte Verbindungen weggelassen, m​it der Folge, d​ass es keinen anderen sporadischen Subquotienten zwischen A u​nd B gibt.[2]

20 der 26 sporadischen Gruppen sind Subquotienten der Monstergruppe M, von Robert Griess Friendly Giant[3] (deutsch: freundlicher Riese) genannt. Diese 20 Gruppen werden nach Griess unter dem Namen Happy Family (deutsch: Glückliche Familie) zusammengefasst.[4] Letztere gliedert sich in drei Generationen, wobei die erste Generation (rot) mit dem erweiterten binären Golay-Code und die zweite (grün) mit dem Leech-Gitter bzw. Automorphismengruppen davon in Zusammenhang steht. Zur ersten Generation gehören die fünf Mathieugruppen, zur zweiten Generation die Conwaygruppen Co1 bis Co3, J2, McL, HS. Die dritte Generation (blau) ist nahe verwandt mit M und enthält die übrigen Gruppen der Happy Family.

Die s​echs sporadischen Gruppen, d​ie nicht Subquotienten v​on M sind, s​ind die Jankogruppen J1, J3 u​nd J4, d​ie O’Nan-Gruppe O’N, d​ie Rudvalisgruppe Ru u​nd die Lyonsgruppe Ly. Sie werden b​ei Griess Parias (engl. pariah) genannt (in d​er untenstehenden Tabelle a​ls Generation P).

Teilweise wird auch die nach dem belgisch-französischen Mathematiker Jacques Tits benannte Tits-Gruppe T = 2F4(2)′ der Ordnung 17.971.200 als eine sporadische Gruppe angesehen, weil sie nicht eine Gruppe vom Lie-Typ sei. Allerdings ist das Definiens für »nicht-sporadisch« bei endlichen einfachen Gruppen die »Zugehörigkeit zu einer unendlichen systematischen Familie« — was nicht unmittelbar mit der Eigenschaft »vom Lie-Typ« etwas zu tun hat, denn es gibt andere unendliche Familien endlicher einfacher Gruppen, z. B. die Gruppen von Primzahlordnung, die auch nicht vom Lie-Typ sind. Mit ihrer Zugehörigkeit zur unendlichen Familie 2F4(22n+1)′, deren Mitglieder 2F4(22n+1)′ = 2F4(22n+1) für mit ihren Ableitungen zusammenfallen (und die tatsächlich vom Lie-Typ sind), ist sie im strengen Sinn keine sporadische Gruppe.[5] Sie ist Subquotient von Fi22 und Ru und würde demnach, wenn eingeordnet, zur dritten Generation gehören.

Tabelle der 26 sporadischen Gruppen

Standardreihenfolge, e​rste Symbole, Entdeckungsjahr a​us Hiss S. 172.

Name Symbole Entdecker Jahr Generation Ordnung (zirka) Ordnung
(als Dezimalzahl Folge A001228 in OEIS)
Ordnung
(in Primfaktorzerlegung)
Mathieugruppe M11M11Mathieu1861 1 8e3 7.920 24·32·5·11
Mathieugruppe M12M12Mathieu1861 1 1e5 95.040 26·33·5·11
Mathieugruppe M22M22Mathieu1861 1 4e5 443.520 27·32·5·7·11
Mathieugruppe M23M23Mathieu1861 1 1e7 10.200.960 27·32·5·7·11·23
Mathieugruppe M24M24Mathieu1861 1 2e8 244.823.040 210·33·5·7·11·23
Jankogruppe J1J1Janko1965 P 2e5 175.560 23·3·5·7·11·19
Jankogruppe J2J2, HJJanko1968 2 6e5 604.800 27·33·52·7
Jankogruppe J3J3Janko1968 P 5e7 50.232.960 27·35·5·17·19
Jankogruppe J4J4Janko1976 P 9e19 86.775.571.046.077.562.880 221·33·5·7·113·23·29·31·37·43
Higman-Sims-GruppeHSHigman, Sims1967 2 4e7 44.352.000 29·32·53·7·11
McLaughlin-GruppeMcL, McMcLaughlin1969 2 9e8 898.128.000 27·36·53·7·11
SuzukigruppeSuzSuzuki1969 2 4e11 448.345.497.600 213·37·52·7·11·13
RudvalisgruppeRuRudvalis1972 P 1e11 145.926.144.000 214·33·53·7·13·29
HeldgruppeHeHeld1969 3 4e9 4.030.387.200 210·33·52·73·17
LyonsgruppeLyLyons1972 P 5e16 51.765.179.004.000.000 28·37·56·7·11·31·37·67
O’Nan-GruppeON, O’NO’Nan1976 P 4e11 460.815.505.920 29·34·5·73·11·19·31
Conwaygruppe Co1Co1, C1Conway1969 2 4e18 4.157.776.806.543.360.000 221·39·54·72·11·13·23
Conwaygruppe Co2Co2, C2Conway1969 2 4e13 42.305.421.312.000 218·36·53·7·11·23
Conwaygruppe Co3Co3, C3Conway1969 2 5e11 495.766.656.000 210·37·53·7·11·23
Fischer-Gruppe F22Fi22, M(22)Fischer1971 3 6e13 64.561.751.654.400 217·39·52·7·11·13
Fischergruppe F23Fi23, M(23)Fischer1971 3 4e18 4.089.470.473.293.004.800 218·313·52·7·11·13·17·23
Fischergruppe F24Fi24, F24′, M(24)Fischer1971 3 1e24 1.255.205.709.190.661.721.292.800 221·316·52·73·11·13·17·23·29
Harada-Norton-GruppeHN, F5Harada, Norton, Smith1976 3 3e14 273.030.912.000.000 214·36·56·7·11·19
ThompsongruppeTh, F3Thompson1976 3 9e16 90.745.943.887.872.000 215·310·53·72·13·19·31
Baby-MonstergruppeB, F2Fischer1973 3 4e33 4.154.781.481.226.426.191.177.580.544.000.000 241·313·56·72·11·13·17·19·23·31·47
MonstergruppeM, F1Fischer, Griess1973 3 8e53 808.017.424.794.512.875.886.459.904.961.710.757.005.754.368.000.000.000 246·320·59·76·112·133·17·19·23·29·31·41·47·59·71

Literatur

Einzelnachweise

  1. zusammengestellt hauptsächlich aus Griess S. 94
  2. Es gibt jedoch sehr viele andere (nicht-sporadische) einfache Subquotienten einer sporadischen Gruppe, am unteren Ende auf jeden Fall die Gruppen von Primzahlordnung, aber auch alternierende Gruppen einer Ordnung ≥ 5 und einfache Gruppen vom Lie-Typ wie die Steinberg-Gruppe 2E6(22) (Beispiele in Wilsons Atlas).
    Umgekehrt ist nach dem Satz von Cayley jede endliche Gruppe Untergruppe einer symmetrischen Gruppe genügend hohen Grades die ihrerseits unter Anhängen der Transposition an alle ungeraden Permutationen in die alternierende Gruppe eingebettet werden kann. Damit ist jede sporadische Gruppe auch Subquotient einer (einfachen) alternierenden Gruppe.
  3. F1 in Griess
  4. s. Griess
  5. Bei Hiss und Eric W. Weisstein „Sporadic Group“ From MathWorld--A Wolfram Web Resource wird die Tits-Gruppe nicht unter den 26 aufgeführt.
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