Slowenische Mundarten
Slowenische Mundarten lassen sich in sieben Gruppen zusammenfassen. Ein Sonderfall außerhalb dieser Kategorien ist das Resianische. Da das slowenische Sprachgebiet durch die Jahrhunderte selten eine politische Einheit bildete und darüber hinaus die verschiedenen Täler bzw. Regionen durch die gebirgige Topographie voneinander isoliert waren, bildeten sich zahlreiche sehr unterschiedliche, aber auch sehr ursprüngliche Mundarten heraus. Diese lassen sich in sieben Gruppen zusammenfassen.
Die einzelnen Mundarten
Primorsko
- In der Primorska, dem Küstenland, gibt es den Wechsel von [g] nach [h], vor allem in der Region um die Stadt Nova Gorica.
Panonska Slovenščina[1]
- Slovenskogoriško
- Prleško
- Prekmursko (Prekmurisch)
- Haloško
Steirisch-Slowenisch (slow. Štajersko)
- Dieser Dialekt wird in der slowenischen Region Štajerska (die ehemals zum Kronland Steiermark gehörige Untersteiermark) sowie in den zweisprachigen Ortschaften des österreichischen Bundeslandes Steiermark gesprochen, nicht jedoch in der westlichen Untersteiermark, wo das kärntnerische Slowenisch hereingreift. Charakteristisch ist das Vorhandensein des Lautes ü, der in der slowenischen Standardsprache unbekannt ist, z. B. „krüh“ für „kruh“ (Brot). Wo in der Hochsprache die Nachsilbe betont wird, wird im Steirischen meist der Stamm betont.
Resianisch
- Resianisch verdient eine besondere Beachtung, da es sich mit dem frühen Wegbrechen sprachlicher Brücken sehr eigentümlich entwickelt hat. Ursprünglich kärntnerisch, orientierte es sich später stark am Küstenländischen, bevor auch diese Brücke brach. Ab dem 19. Jahrhundert entwickelte es eine eigene Literatursprache.
Kärntner Slowenisch
Der Kärntner Mundartenzweig[2] des Slowenischen (slowenisch: Koroško) greift über die heutigen Grenzen Kärntens hinaus. Er wird in den zweisprachigen Gebieten gesprochen, die bis 1918 zum Herzogtum Kärnten gehörten (d. h. neben dem heutigen Bundesland das obere Kanaltal um Tarvis sowie das Mießtal). Zusätzlich ist die kärntnerisch-slowenische Dialektform im slowenischen Rateče (dt.: Ratschach), eine Ortschaft der Oberkrain (Gorenjska), sowie im untersteirischen Drautal verbreitet. Die Kärntnerischen Mundarten sind besonders ursprünglich.
Die Mundarten der Kärntner Slowenen lassen sich gliedern in:
- Jauntalerisch
- Jauntalerisch ist charakterisiert durch die reine Aussprache der Gaumenlaute, häufig nasale Behandlung des A-Vokals und durch das Vorsetzen eines š vor das Demonstrativpronomen (što, štu, šteka), nach diesen Merkmalen werden die Bewohner dieser Gebiete auch Štekarji genannt. Als Untergruppe des Jauntalerischen kann man die Obirmundart sehen, die unter Einfluss des Oberkrainerischen steht.
- Rosentalerisch
- Rosentalerisch ist gekennzeichnet durch den häufigen Gebrauch des Halbvokals, eine weit reichende Vertauschung des E-Lauts und eine konsequent durchgeführte Assimilation des dem L vorangehenden Vokals in Endsilben. Weiters wird das K zwischen Vokalen als Knacklaut und am Wortanfang und Silbenende als Null-Laut ausgesprochen.[3][4]
- Gailtalerisch
- Gailtalerisch zeichnet sich durch eine beträchtliche Anzahl von Archaismen aus.
In den heute deutschsprachigen Gebieten lässt sich bis hinauf ins obere Mölltal der slawische Unterboden an Orts- und Flurnamen festmachen. Überdies haben sich die deutschen und die slowenischen Dialekte Kärntens durch die Jahrhunderte in Klang und Wortschatz gegenseitig beeinflusst.
- Windisch
- → Siehe auch: Windischentheorie
- Die Bezeichnung Windisch (in Norddeutschland Wendisch) wurde im deutschsprachigen Raum ursprünglich für alle slawischen und insbesondere in Südösterreich als Bezeichnung der slowenischen Sprache verwendet. Als Sammelbegriff der in Kärnten gesprochenen slowenischen Dialekte wird er teilweise bis heute (vor allem von deutschnationalen Kreisen) benutzt. Da dieser Begriff jedoch historisch belastet ist, wird er von einem großen Teil der Kärntner Slowenen abgelehnt. In den Volkszählungen wird Windisch neben dem Slowenischen als eigene Sprachkategorie geführt.
Sprachliche Phänomene
Spirantisierung von [g] zu [h]
Auffällig ist in vielen slowenischen Mundarten der Ersatz des durch „g“ wiedergegebenen Konsonanten [g] durch [h] – nicht zu verwechseln mit [x], das im Slowenischen durch „h“ wiedergegeben wird. Der Name „Gregor“ wird dann z. B. als [hrɛhɔr] ausgesprochen. Dieses Phänomen tritt unter anderem im Küstenland (Primorsko), in Oberkrain und in Kärnten auf.
Dieser [g]-[h]-Wechsel kommt in den slawischen Sprachen öfter vor und unterscheidet oft die einzelnen Sprachen voneinander (z. B. ‚Grenze‘ heißt auf Tschechisch hranice, auf Kroatisch granica; ‚Stadt‘ auf Russisch gorod, auf Ukrainisch horod).
Einzelnachweise
- PANONSKA NAREČJA (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (slowenisch, abgerufen am 13. Juni 2010)
- Carl Pečnik: Praktisches Lehrbuch der slovenischen Sprache für den Selbstunterricht: Theoret.-prakt. Anl. Hartleben Verlag, Wien/Leipzig o. J. [1919], S. 106 ff. (Eintrag der sechsten Ausgabe im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek)
- 2014 wurde der gesprochene slowenische Dialekt vom Radsberg, der der Mundart des Klagenfurter Feldes zugezählt wird, in seiner aktuellen Form in dialektalen Episoden und heiteren Dorfgeschichten von Tomaž Ogris in Buchform und auf CD-Rom im Buch Vamprat pa Hana veröffentlicht. Tomaž Ogris: Vamprat pa Hana, Domislice, čenče, šale, laži. Klagenfurt/Celovec, Drava Verlag 2014, ISBN 978-3-85435-748-3.
- Buchcover: Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Weblinks
- Slovenian dialects auf www.arnes.si (englisch, abgerufen am 10. Juli 2009)
- Eine Karte der slowenischen Mundarten, PDF (Abgerufen am 12. Juni 2010)