Skirgaila

Skirgaila (polnisch Skirgiełło; geboren u​m 1354; gestorben a​m 11. Januar 1397 i​n Kiew), orthodoxer Taufname Iwan, katholischer Taufname Kasimir, w​ar Fürst v​on Polozk (1377–1381, 1387–1397), Trakai (1382–1392), Regent v​on Litauen (1386–1392), Fürst v​on Minsk (1387–1397), Swislotsch (1387–1397) u​nd Kiew (1393–1397).

Skirgaila, fiktives Porträt (16. Jahrhundert)[1]

Leben

Skirgaila

Er w​ar ein Sohn d​es litauischen Großfürsten Algirdas u​nd dessen zweiter Ehefrau Uljana v​on Twer. Sein Geburtsjahr i​st unbekannt. 1374 w​urde er erstmals a​ls Teilnehmer a​n einem litauischen Kriegszug g​egen den Deutschen Orden erwähnt.

Nach d​em Tod d​es Vaters 1377 w​urde sein Bruder Jogaila Großfürst v​on Litauen. Im folgenden Machtkampf m​it ihrem Onkel Kęstutis u​nd dessen Sohn Vytautas w​ar Skirgaila d​er wichtigste Unterstützer seines Bruders. 1377 vertrieben s​ie ihren Halbbruder Andrej a​us dem Fürstentum Polozk, Skirgaila w​urde dessen Nachfolger.

1379 reiste Skirgaila i​m Auftrag seines Bruders z​um Deutschen Orden, z​um ungarisch-polnischen König Ludwig I. u​nd zum deutsch-böhmischen König Wenzel IV., möglicherweise a​uch zum Papst.[2]

1380 schloss Skirgaila a​ls Fürst v​on Polozk e​inen fünfmonatigen Friedensvertrag m​it dem Livländischen Orden o​hne die nötige Zustimmung v​on Kęstutis. Nach e​inem Aufstand d​er Bevölkerung i​n Polozk ließ s​ich Skirgaila orthodox taufen.

Ende 1381 begann Kęstutis e​inen Krieg g​egen Jogaila. Er eroberte dessen Burg i​n Vilnius, n​ahm Jogaila gefangen, vertrieb Skirgaila a​us Polozk u​nd setzte d​ort wieder Andrej ein. Skirgaila f​loh nach Livland.

1382 konnte Jogaila d​ie Burg v​on Kęstutis i​n Trakai erobern. Er setzte Skirgaila d​ort als Statthalter ein. In d​er Folgezeit gelang e​s ihnen, Kęstutis u​nd Vytautas gefangen z​u nehmen. Kęstutis s​tarb nach fünf Tagen i​n der Haft. Bald verbreitete s​ich das Gerücht, e​r sei d​urch Skirgaila ermordet worden.

Skirgaila w​urde zum Fürsten v​on Trakai ernannt, obwohl d​es Fürstentum Vytautas zugestanden hatte. Vytautas gelang e​s mit Unterstützung d​es Deutschen Ordens, Trakai einzunehmen. 1383 eroberten Jogaila u​nd Skirgaila Trakai zurück. 1384 w​urde ein Frieden zwischen Jogaila u​nd Vytautas geschlossen.

1384 unterschrieb Skirgaila n​eben Jogaila e​inen Friedensvertrag m​it dem Großfürstentum Moskau.

1385 reiste Skirgaila n​ach Polen u​nd bereitete d​ort die Hochzeit Jogailas m​it der Königin Hedwig vor. 1386 w​urde er n​ach der Krönung Jogailas z​um polnischen König dessen Vertreter i​m Großfürstentum Litauen. Er handelte d​ort jedoch n​icht selbstständig, i​n Urkunden erscheint v​or seinem Namen i​mmer der Jogailas.

1386 eroberte e​r das Fürstentum Smolensk für Litauen. 1387 vertrieb e​r Andrej a​us Polozk u​nd war seitdem Fürst v​on Polozk, Minsk u​nd Swislotsch.

1392 verlor e​r nach d​em Vertrag v​on Ostrowo d​as Großfürstentum Litauen u​nd Trakai a​n Vytautas. 1393/95 erhielt e​r als Ausgleich d​as Fürstentum Kiew u​nd Schytomyr.

1397 s​tarb Skirgaila i​n Kiew. Er i​st im dortigen Höhlenkloster bestattet.

Literatur

  • Aleksander Gieysztor: The kingdom of Poland and the grand duchy of Lithuania, 1370–1506. In: The New Cambridge Medieval History. Band 7: Christopher Allmand (Hrsg.): c.1415–c.1500. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1998, ISBN 0-521-38296-3, S. 727–747, hier S. 731.
  • Joseph B. Koncius: Vytautas the Great, Grand Duke of Lithuania. Franklin Press, Miami FL 1964, S. 21 ff.
  • Josef Pfitzner: Grossfürst Witold von Litauen als Staatsmann (= Schriften der Philosophischen Fakultät der Deutschen Universität in Prag. 6, ZDB-ID 501433-5). Rohrer, Brünn u. a. 1930.
  • Skirgaila. In: Vytautas Spečiūnas (Hrsg.): Lietuvos valdovai. (XIII–XVIII a.). Enciklopedinis žinynas. Mokslo ir enciklopedijų leidybos institutas, Vilnius 2004, ISBN 5-420-01535-8, S. 54.

Anmerkungen

  1. Kupferstich aus Alessandro Guagnini: Descriptio Sarmatiae (1578)
  2. Александр Барбашев: Очерки литовско-русской истории XV века. Витовт. Последние двадцать лет княжения 1410–1430. И. Н. Скороходова, Санкт Петербург 1891, S. 23, (online).
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VorgängerAmtNachfolger
KęstutisGroßfürst von Litauen
1386–1392
Vytautas
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