Fürstentum Polozk

Fürstentum Polozk (russisch Полоцкое княжество, belarussisch Полацкае княства) w​ar ein altrussisches Fürstentum m​it dem Zentrum i​n Polozk i​m Verband d​er Kiewer Rus.

Siegel des Fürstentums Polozk
Fürstentum Polozk (orange) in der Kiewer Rus im 11. Jahrhundert

Lage

Es entstand i​m 10. Jahrhundert a​uf dem Gebiet d​es ostslawischen Stammes d​er Polotschanen u​nd lag zwischen d​en Flüssen Düna, Beresina u​nd Memel a​uf einer Seitenroute d​es strategisch wichtigen Handelsweges v​on den Warägern z​u den Griechen.

Die Lage förderte d​ie frühe eigenständige Entwicklung d​er Wirtschaft u​nd der Kultur. Die Polozker Schicht d​er Feudalherren bemühte s​ich immer u​m mehr Eigenständigkeit gegenüber Kiew.

Geschichte

Fürstentum Polozk im XII Jahrhundert.
Wladimir und Rogneda. Gemälde von Anton Lossenko, 1770

Ende d​es 10. Jahrhunderts unternahm d​er Fürst v​on Nowgorod Wladimir e​inen Feldzug g​egen Polozk, tötete d​en dortigen Fürsten Rogwolod m​it seinen Söhnen u​nd nahm m​it Gewalt s​eine Tochter Rogneda, d​ie ihn z​uvor abgewiesen hatte, z​ur Frau. Rogneda g​ebar den gemeinsamen Sohn Isjaslaw, d​er von Wladimir später wieder d​en Fürstenthron i​n Polozk bekam.

Ein erneuter Kampf d​es Polozker Fürstentums u​m Unabhängigkeit begann u​nter Brjatschislaw I. u​nd führte a​b 1041 z​ur Loslösung Polozks v​on Kiew. Die größte Bedeutung erlangte d​as Fürstentum u​nter seinem Sohn Wseslaw II. i​n der zweiten Hälfte d​es 11. Jahrhunderts. Ein großer Teil d​es Handels zwischen d​er Ostsee u​nd Byzanz w​urde über Polozk abgewickelt. Hierfür w​ar die Düna v​on großer Bedeutung, d​eren Lauf d​ie Fürsten v​on Polozk b​is zur Mündung i​m Baltikum kontrollierten.

Nach d​em Tod Wseslaws II. begannen allerdings u​nter seinen Söhnen Feudalfehden u​nd der Prozess d​er Zersplitterung. Aus d​em Polozker Fürstentum lösten s​ich die Fürstentümer Minsk, Witebsk, Druzk, Grodno, Logoisk u​nd andere heraus. Kriege m​it den Fürsten v​on Kiew komplettierten d​en Niedergang d​es Polozker Fürstentums. Seine Gebiete i​m Osten k​amen an d​as Fürstentum Smolensk, Gebiete i​m Unterlauf d​er Düna wurden v​on den Rittern d​es Livländischen Ordens erobert.

Ab Mitte d​es 13. Jahrhunderts unterstellten s​ich die bedeutungslosen Restgebiete v​on Polozk d​em Großfürstentum Litauen, v​on dem s​ie sich Protektion g​egen die einfallenden Mongolen erhofften. 1307 w​urde Polozk d​em Großfürstentum angeschlossen, s​eine anfängliche Autonomie i​m Jahr 1383 abgeschafft. In Polen-Litauen umfasste s​ein Territorium d​ie Woiwodschaft Połock. Die Woiwodschaft existierte b​is zu i​hrem Aufgehen i​m Kaiserreich Russland d​urch die Erste Teilung Polens i​m Jahr 1772.

Fürsten von Polozk

siehe Hauptartikel Liste d​er Fürsten v​on Polozk

Literatur

  • Алексеев Л. В. Полоцкая земля // Очерки истории Северной Белоруссии. IX—XIII вв.— М., 1966.
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