Sinalco
Sinalco ist eine Marke für verschiedene kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke und nach eigenen Angaben die älteste geschützte Marke alkoholfreier Erfrischungsgetränke in Europa. Sinalco wird heute, mit Ausnahme der Schweiz, von der Duisburger Hövelmann-Gruppe international in rund 50 Ländern vertrieben. In der Schweiz ist Sinalco seit der Aufteilung der Markenrechte Mitte der 1990er Jahre eine eigene Marke und wird heute von der Ramseier Suisse AG hergestellt.
Geschichte
1902–1905: Der Anfang als „Bilz-Brause“
Im Jahr 1902 entwickelte der Detmolder Kaufmann und Getränkefachmann Franz Hartmann (* 20. Juli 1871; † 1931) gemeinsam mit dem bekannten Naturheilkundler Friedrich Eduard Bilz (1842–1922) in Oberlößnitz (heute Stadtteil von Radebeul) aus Südfrüchten und einheimischen Obstarten ein natürliches Fruchtgetränk. Basierend auf dem Grundgedanken, dass die im Obst enthaltenen Mineralsalze und Fruchtsäuren gesundheitsfördernd seien und der Fruchtzucker seine Energie direkt an das Blut weitergebe, entstand die erste „Bilz-Brause“, die „Bilz-Limetta“.[2] Im selben Jahr entwickelte sich Bilz-Brause dank einer groß angelegten Werbekampagne zur ersten internationalen alkoholfreien Getränkemarke europäischen Ursprungs.
1905–1970: Einführung des Namens Sinalco und weltweiter Erfolg
Schnell kam es zu Nachahmern, und um dieser Entwicklung vorzubeugen, wurde 1905 per Preisausschreiben nach einem griffigen und schützbaren Markennamen für die Limonade gesucht. So entstand der Name Sinalco (von lateinisch sine alcohole, ohne Alkohol), der 1907 geschützt wurde.[3] Da das Unternehmen als eine der ersten Getränkemarken in die ganze Welt einschließlich Südamerika und Nahost exportierte, gelang es Sinalco schon im selben Jahr, zur Weltmarke zu avancieren.
Bereits 1903 hatte Hartmann nach einem Entwurf des Architekten A. Hanke an der Bahnhofstraße 2 in Detmold ein Verwaltungs- und Produktionsgebäude errichten lassen. Die Produktionsfläche erstreckte sich bis zur Sedanstraße und wurde später ständig erweitert. Seit 1987 stehen die neobarocken Gebäude unter Denkmalschutz.
1937 wurde ein weiterer Meilenstein der Markengeschichte gelegt: das markante Sinalco-Logo, der rote Punkt mit dem schräg stehenden Schriftzug über einem Kelch-Umriss,[4] dem in den 1950er Jahren die bekannte Formflasche für Sinalco folgte.[5]
Obwohl durch die beiden Weltkriege immer wieder dazu gezwungen, Produktion und Export aufgrund fehlender Rohstoffe und unterbrochener Geschäftsbeziehungen einzustellen, war die Marke Sinalco bis Ende der 1970er Jahre national wie international erfolgreich: Sinalco war in 150 Ländern der Erde erhältlich, und in Westdeutschland wurde Sinalco zum Teil als Gattungsname für Limonade verwendet.
1970–1994: Tod der Eigentümer und ständige Besitzerwechsel
Nach dem Tod der Eigentümerfamilie wurde Sinalco 1970 durch die Dortmunder Actien-Brauerei übernommen, die auch den legendären, auf dem Flohwalzer basierenden Jingle „Die Sinalco schmeckt“ aus dem Jahr 1979 in Umlauf brachte. 1981 gingen die Sinalco-Markenrechte an die (später in Cardinal-Holding umbenannte) Schweizer Sibra-Holding. Mit der Übernahme von Cardinal durch die Schweizer Feldschlösschen-Gruppe schließlich folgte 1991 ein weiterer Besitzerwechsel.
1994: Neubeginn unter der Hövelmann-Gruppe
1994 verkaufte Feldschlösschen zunächst die deutschen, 1997 auch die internationalen Markenrechte (bis auf die für Liechtenstein und die Schweiz) an die deutsche Hövelmann-Gruppe, die die Deutsche Sinalco GmbH Markengetränke & Co. KG in Duisburg-Walsum gründete und die Traditionsmarke Sinalco neu belebte. Die bei Feldschlösschen verbliebenen Markenrechte für die Schweiz und Liechtenstein dagegen gingen 2002 an die schweizerische Pomdor AG,[6] die sich 2005 mit der Granador AG zur Unidrink AG (2008 in Ramseier Suisse AG umbenannt) zusammenschloss.[7]
Parallel dazu wurde 1998 in Österreich in Maria Alm bei Salzburg die Sinalco Austria gegründet,[8] deren Verwaltung sich aber ebenfalls in Duisburg-Walsum befindet. Die Lizenzrechte in Österreich gelten allerdings erst seit 2003, als REWE Austria in der Folge den Erstvertrieb übernahm.[9] Die Privatbrauerei Schnaitl begann Anfang 2009 die Marke wieder in der Gastronomie zu platzieren.[10]
2005 feierte das Unternehmen im Rahmen der Drinktec in München mit vielen internationalen Gästen sein 100-jähriges Bestehen. In Deutschland wurde die Feier mit einer Festrede des amtierenden Bundeskanzlers Gerhard Schröder eröffnet.[11]
2009 füllte die Hövelmann-Gruppe 1,4 Millionen Hektoliter der Limonade ab.[12]
Seit Juni 2011 gehört die Fachingen Heil- und Mineralbrunnen GmbH (Staatl. Fachingen) zur deutschen Sinalco.[13]
Im Januar 2014 beschloss die Unternehmensleitung, durch die Vergabe von Konzessionen das Gastronomiegeschäft strategisch neu auszurichten. Als erster Konzessionsnehmer wurde die Vivaris Getränke GmbH & Co. KG aus Haselünne vorgestellt, eine Konzerngesellschaft der Berentzen-Gruppe. Die Konzession läuft seit 2015 und gilt für den nördlichen und östlichen Teil Deutschlands.[14]
Auch das internationale Geschäft wurde unter der Hövelmann-Gruppe wieder ausgebaut. Zwar ließ sich der weltweite Erfolg des frühen 20. Jahrhunderts nicht wiederholen, da mittlerweile Coca-Cola und Pepsi in vielen Teilen der Welt den Markt beherrschen, dennoch ist Sinalco auch heute noch in einigen Teilen der Welt populär, insbesondere im ehemaligen Jugoslawien und dem Nahen Osten.
Produkte
In der Schweiz
- Sinalco Original (seit 1905)
- Sinalco Original Zero (seit 2007)
- Sinalco Red (seit 2005)
- Sinalco Ice Tea (seit 2009)
- Sinalco Cola (seit 2009)
- Sinalco Cola Zero (seit 2009)
- Sinalco Passionsfrucht (seit 2014)
Neben den Getränken gibt es in Zusammenarbeit mit Halter auch Bonbons.
International
- Sinalco (verschiedene Geschmacksrichtungen)
- energi s
- Ice Tea
- Sinalco Sport (Zucker- und Kohlesäurefrei)
- Aquintéll (Mineralwasser)
- sinetta
- Bitter Range
- Sinco
- Staatl. Fachingen
Neben den Getränken gibt es in Zusammenarbeit mit Halter auch im internationalen Vertrieb Bonbons.[15]
Literatur
- Ernst-August Elbrächter: Innovationen und ihre Vermarktung. Zur Geschichte der Sinalco von 1902 bis 1997. Eine Dokumentation; in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 2001, S. 321 ff. (Digitalisat).
- Jürgen Helfricht: Friedrich Eduard Bilz. Naturheiler, Philosoph, Unternehmer. Notschriften Radebeul 2012, ISBN 978-3-940200-74-7.
- Hans-Joachim Keil: Wer erfand die Sinalco ? – Erfolgsgeschichte aus Detmold. In: Lippischer Heimatbund e.V. und Landesverband Lippe (Hrsg.): Heimatland Lippe. Band 106, Nr. 10, Oktober 2013, ISSN 0017-9787, S. 254 f. (Heimatland Lippe 106.2013.10).
- Rainer Müller-Broders: Sinalco – Eine alkoholfreie Erfolgstory. In: AK-Express, Nr. 127, April–Juni 2008, S. 4–14.
- Judith Pfannenmüller: Globale Brause made in germany. In: w&v, Nr. 34, 21. August 2008, S. 26/27 (Onlineversion (Memento vom 7. November 2014 im Internet Archive))
Weblinks
- Website von Sinalco Deutschland
- Website von Sinalco International
- Website von Sinalco / Ramseier Suisse AG in der Schweiz
- Industriekultur-OWL
- Website der historischen Unternehmensforschung
- Frühe Dokumente und Zeitungsartikel zur Sinalco AG in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Einzelnachweise
- Hans Braun: Historische Aktien Europa. Spiegelbilder der Wirtschaft. Band 1, ISBN 978-3-874-39396-6, S. 302 f.
- Friedrich Eduard Bilz (1842-1922). 10. September 2012, abgerufen am 12. Januar 2022.
- DPMAregister | Marken - Registerauskunft. Abgerufen am 12. Januar 2022.
- DPMAregister | Marken - Registerauskunft. Abgerufen am 12. Januar 2022.
- DPMAregister | Marken - Registerauskunft. Abgerufen am 12. Januar 2022.
- Feldschlösschen, Medienmitteilung vom 18. Juni 2002: Pomdor übernimmt Sinalco (Memento vom 25. April 2013 im Internet Archive)
- Ramseier Suisse – Die Geschichte von Sinalco (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) , sinalco.ch
- Sinalco Austria Ges.m.b.H. auf Compnet.at abgerufen am 30. März 2012
- Relaunch von Sinalco in Österreich auf pressetext.at vom 4. September 2003 abgerufen am 30. März 2012
- Sinalco wieder in Österreich (Memento vom 9. Januar 2011 im Internet Archive)
- Presse. Abgerufen am 12. Januar 2022.
- Stefan Weber: Sine Alcohole In: Süddeutsche Zeitung vom 2. August 2010, S. 19
- Lebensmittelpraxis: Sinalco - Übernimmt Staatl. Fachingen. 17. Juni 2011, abgerufen am 12. Januar 2022 (deutsch).
- Deutsche Sinalco stärkt nationale Gastronomie-Präsenz (Memento vom 19. Februar 2015 im Internet Archive) (Pressemitteilung vom 27. Januar 2014), aufgerufen am 19. Februar 2015.
- Brands. Abgerufen am 12. Januar 2022 (amerikanisches Englisch).