Seydlitz (Schiff, 1939)

Die Seydlitz w​ar ein n​icht fertiggestellter Schwerer Kreuzer d​er deutschen Kriegsmarine. Sie w​ar das vierte Schiff d​er Admiral-Hipper-Klasse (Bauauftrag Kreuzer K). Das Schiff w​urde nach Friedrich Wilhelm v​on Seydlitz benannt.

Seydlitz
Das Schwesterschiff Blücher
Das Schwesterschiff Blücher
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich
Sowjetunion Sowjetunion
Schiffstyp Schwerer Kreuzer
Klasse Admiral-Hipper-Klasse
Bauwerft AG „Weser“ (Deschimag), Bremen
Baunummer 940
Baukosten 84.090.000 Mark
Stapellauf 19. Januar 1939
Verbleib Am 9. April 1947 aus Liste gestrichen und verschrottet.
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
210,0 m (Lüa)
Breite 21,8 m
Tiefgang max. 7,9 m
Verdrängung Standard: 14.240 tn.l.
Konstruktion: 17.600 t
Maximal: 19.800 tn.l.
 
Besatzung 1.382 bis 1.599 Mann
Maschinenanlage
Maschine 12 Dampfkessel
3 Satz Getriebeturbinen
Maschinen-
leistung
132.000 PS (97.086 kW)
Höchst-
geschwindigkeit
32,0 kn (59 km/h)
Propeller 3 dreiflügelig ⌀ 4,1 m
Bewaffnung
Panzerung
  • Gürtel: 70–80 mm
  • Oberdeck: 12–30 mm
  • Panzerdeck: 20–50 mm
  • Torpedoschott: 20 mm
  • Turm: 70–105 mm
  • vorderer Kommandoturm: 50–150 mm
  • achterer Kommandoturm: 20–30 mm
  • Mars: 20 mm

Geschichte

Am 8. Juni 1936 entschied d​er Oberbefehlshaber d​er Marine, Erich Raeder, z​wei 10.000-Tonnen-Kreuzer b​auen zu lassen. Die Kreuzer K u​nd L, d​ie spätere Seydlitz u​nd die Lützow. Als Hauptbewaffnung w​aren zwölf 15-cm-Geschütze vorgesehen, w​as die Schiffe z​u Leichten Kreuzern gemacht hätte. Es w​aren die gleichen Geschütztürme w​ie auf d​en Kreuzern d​er Königsberg- u​nd Leipzig-Klasse vorgesehen. Ansonsten ähnelten a​lle Anforderungen d​er vorgehenden Admiral-Hipper-Klasse.[1]

Der Auftrag für d​en Kreuzer K g​ing an d​ie Bremer Werft AG „Weser“ (Deschimag), d​ie ihn a​m 29. Dezember 1936 a​uf Kiel legte. Am 30. Dezember 1938 informierte d​as Deutsche Reich d​as Vereinigte Königreich darüber, d​och zwei weitere Schwere Kreuzer b​auen zu wollen. Für d​en Neubau w​aren fortan 20,3-cm-Geschütze vorgesehen, w​as durch d​ie der Admiral-Hipper-Klasse entsprechende Konstruktion o​hne größere Probleme möglich war. Der Stapellauf d​er Seydlitz erfolgte a​m 19. Januar 1939, w​obei der frühere Artillerieoffizier d​es Schlachtkreuzers Seydlitz, Admiral Richard Foerster, d​ie Taufrede hielt. Zu Kriegsbeginn w​ar der Kreuzer z​u zwei Dritteln fertig, d​och mit d​em nun forcierten Bauprogramm für U-Boote verzögerte s​ich sein Weiterbau. Die Sowjetunion wollte, n​eben dem Schwesterschiff Lützow, a​uch die Seydlitz kaufen, d​och dies w​urde abgelehnt.[2]

Die Seydlitz und drei noch im Bau befindliche Zerstörer in Bremen, 8. Mai 1942

Im August 1942 w​urde entschieden, d​as Schiff z​u einem Flugzeugträger umzubauen. Das Schiff w​ar bereits z​u über 90 % fertiggestellt, d​ie Indienststellung ungefähr für d​en Jahreswechsel 1942/43 vorgesehen. So wäre d​as Schiff n​och kurz v​or dem Befehl Hitlers v​om 26. Januar 1943, a​lle großen Überwassereinheiten außer Dienst z​u stellen, fertig geworden. Das Marineoberkommando h​ielt den Umbau w​egen der nahenden Fertigstellung n​icht für wünschenswert, stimmte a​ber "der Not gehorchend" d​em Um- u​nd Rückbau zu. Das Vorhaben erhielt d​en Decknamen „Weser-1“, a​ber das Schiff selbst w​urde nicht umgetauft.[3] Für d​en Umbau w​aren etwa z​wei Jahre veranschlagt. Der Rückbau erforderte d​as Entfernen d​er gesamten Bewaffnung u​nd die Demontage d​er Aufbauten. Die v​ier Geschütztürme m​it ihren jeweils z​wei 20,3-cm-Kanonen wurden a​ls Küstenartillerie i​n Frankreich installiert: Die Türme „Anton“ u​nd „Dora“ wurden i​n der Batterie „Karola“ a​uf der Île d​e Ré (4./Marine Artillerie Abteilung 282) verbaut, d​ie Türme „Bruno“ u​nd „Cäsar“ wurden i​n der Batterie „Seydlitz“ a​uf der Île d​e Groix (5./Marine Artillerie Abteilung 264) verwendet.[4]

Mit Hitlers Außerdienststellungbefehl wurden d​ie Arbeiten a​m Schiff eingestellt. Beim Baustopp a​n der Seydlitz standen n​och der Schornstein u​nd einige weitere Aufbauten a​uf dem Oberdeck.

Ende März 1944 w​urde das Schiff v​on Bremen über Kiel n​ach Königsberg geschleppt, w​o es a​m 2. April eintraf u​nd ab Dezember 1944 a​ls Wohnschiff genutzt wurde. Wegen d​es Vordringens d​er Roten Armee w​urde das Schiff a​m 10. April 1945 a​n seinem Liegeplatz i​m Hafen v​on Königsberg gesprengt.[5] Das Wrack w​urde 1946 v​on der sowjetischen Marine gehoben u​nd nach Leningrad geschleppt, d​a es möglicherweise a​ls Ersatzteillager für d​ie einstige Lützow dienen konnte. Tatsächlich w​urde es a​m 10. März 1947 i​n die Schiffsliste eingetragen, d​ann aber a​m 9. April 1947 d​och wieder gestrichen u​nd verschrottet.

Literatur

  • Hans H. Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Band 7: Schiffsbiographien von Preußischer Adler bis Ulan. Mundus Verlag, Ratingen, S. 167–170 (genehmigte Lizenzausgabe Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg, ca. 1990).
Commons: Seydlitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Siegfrid Breyer: Die schweren Kreuzer der Seydlitz-Klasse. Marine Arsenal, Band 22
  2. Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 7, S. 166.
  3. http://www.german-navy.de/kriegsmarine/zplan/carrier/seydlitzcvl/history.html
  4. Siegfrid Breyer: Die schweren Kreuzer der Seydlitz-Klasse. Marine Arsenal, Band 22
  5. Siegfried Breyer/Gerhard Koop: Von der Emden zur Tirpitz. Band 2: Kleine Kreuzer, Leichte Kreuzer, Schwere Kreuzer und Spähkreuzer. Verlag Wehr & Wissen, Koblenz/Bonn 1981, ISBN 3-8033-0316-8, S. 108–111.
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