Seenotrettungsstation Prerow/Wieck
Die Seenotrettungsstation Prerow/Wieck ist ein Stützpunkt von Freiwilligen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) an der Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern. Die Station ist im alten Rettungsschuppen in Prerow am Deich zum ehemaligen Prerower Strom untergebracht, wo für die Seenotretter im Stationsgebäude ein SAR-Fahrzeug bereitsteht. Mit dem Geländewagen unterstützen die Helfer das Rettungsboot der Station in Zingst vom Strand aus, um die Suche nach Vermissten und Havaristen zu unterstützen. Mit einem modernen, druckluftbetriebenen Leinenwurfgerät können Leinenverbindungen zu Schiffen hergestellt oder Personen in Strandnähe gerettet werden.[1]
Seenotrettungsstation Prerow/Wieck | |
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Land | Deutschland |
Stationsgebäude | Küsters Allee 3a 18375 Prerow/Wieck (MV) |
Stationsgründung | 1831 |
Träger | Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) |
Seenotretter | 9 Freiwillige |
Vormann | Jens Pagel |
nächste SK-Station | Darßer Ort DGzRS |
Rettungsboot | |
Bootstyp | Seenotrettungsboot |
Bootsname | SRB 46 STRALSUND |
Bootsklasse | 8,5-m-Klasse |
Rufzeichen | DH3781 |
Besatzung | 2 Personen |
Liegeplatz | Wasserwanderrastplatz Wieck 18375 Prerow/Wieck |
Koordinaten | 54,40806° N, 12,59353° O |
auf Station | 2006 |
vorige Station | Stralsund DGzRS |
Stand 2020 |
Wegen der regelmäßigen Versandung der Zufahrt zum Nothafen Darßer Ort bestehen Planungen für einen Ersatz mit Verlegung des dort stationierten Seenotkreuzers. Dafür soll am Ende der Seebrücke von Prerow ein kleiner Inselhafen nur für Fischer und die DGzRS geschaffen werden.[2]
Boddenrevier
Mit dem SAR-Fahrzeug erreichen die Retter von Prerow auch den 6,5 km entfernten Sportboothafen von Wieck a. Darß, wo seit dem Jahr 2000 ein Seenotrettungsboot (SRB) seinen festen Liegeplatz hat. Seit 2006 ist dort das aktuelle SRB Stralsund stationiert. Dadurch kann auch der Bodstedter Bodden rettungstechnisch abgedeckt werden. Mit der Stationierung des SRB im Hafen erfolgte gleichzeitig die Umbenennung des Stationsnamen auf „Prerow/Wieck“. Die Alarmierung der Freiwilligen von Prerow erfolgt im Regelfall durch die Zentrale der DGzRS in Bremen, wo die Seenotleitung Bremen (MRCC Bremen) ständig alle Alarmierungswege für die Seenotrettung überwacht.
Mitte 2021 soll die Station ein ganz neues SRB der 8,9-Meter-Klasse erhalten. Es ist das fünfte Exemplar der Bauserie, die speziell für die Bedürfnisse der Boddengewässer entwickelt worden ist.[3]
Geschichte
Die Rettungsstation in Prerow ist eine der ältesten Ostseestationen in Vorpommern. Der 1866 gegründete Neuvorpommersch-Rügensche Verein zur Rettung Schiffbrüchiger übernahm die Station und listete unter Stationsgründung das Jahr 1831.[4] Zwei Jahre nach seiner Gründung schloss sich der Verein der DGzRS an und wurde einer der Bezirksvereine. Für 1869 wird von einem Rettungsschuppen mit Ruderrettungsboot in der Nähe des Dorfes am Strand berichtet. Das Boot ist die Ergänzung zur damaligen Raketenstation am Darßer Ort, dessen Seegebiet mit Untiefen für die Schifffahrt bis heute ein gefährliches Revier ist. Lange Zeit führte die Station Prerow mit der Anzahl der Geretteten die Statistik aller deutschen Seenotrettungsstationen an.[5]
Im Laufe der Jahre ersetzte die DGzRS die Boote regelmäßig und schickte 1938 ein Motorrettungsboot nach Prerow. Das Boot wurde aber im Zweiten Weltkrieg an der Nordsee benötigt und verlegte 1942 nach Munkmarsch auf der Insel Sylt. Mit dem Ende des Krieges lag Prerow auf dem Gebiet der DDR, die ab 1953 die Station dem staatlichen Seefahrtsamt (später Seenotrettungsdienst der DDR) unterstellte.
Seit 1991 ist die DGzRS wieder in Prerow präsent und stationierte 1993 das SAR-Mobil im alten Rettungsschuppen. Erstes SRB in Wieck war ab dem Jahr 2000 die Hörnum aus der 9-Meter-Klasse der 1. Generation von SRB, die seit 1977 im gleichnamigen Ort auf Sylt in Dienst gestanden hatte. Nach sechs Jahren und fast 30 Jahren Dienstzeit konnte das Boot außer Dienst gestellt werden. Die DGzRS verkaufte das Boot nach Uruguay an den dortigen Seenotrettungsdienst. Als Ersatz kam 2006 vom Strelasund das 1994 gebaute 8,5-Meter-SRB Stralsund.
Zusammenarbeit
Bei umfangreicheren Rettungs- oder Suchaktionen erfolgt eine gegenseitige Unterstützung durch die benachbarten Stationen:
- Kreuzer der Seenotrettungsstation Darßer Ort
- Boot der Seenotrettungsstation Zingst
- Boot der Seenotrettungsstation Wustrow
Sonstiges
Der langjährige Vormann der Station Johann Niemann (1866–1963), der während seiner 35 aktiven Jahre bei der DGzRS über 70 Menschen das Leben gerettet hatte, holte 1936 noch als 70-Jähriger mit einem Ruderrettungsboot 13 Seeleute aus der Ostsee vor dem Darß. Dafür erhielt er die Prinz-Heinrich-Medaille, die von der DGzRS seinerzeit jährlich für die jeweils schwerste Rettungsfahrt vergeben wurde.[5]
Die Geschichte der Seenotrettung auf der Halbinsel Darß wird im Darßmuseum in Prerow präsentiert. Darunter befinden sich auch die Medaillen und Auszeichnungen, die Vormann Niemann für seine Rettungstaten erhalten hatte.
Fotogalerie
- SRB HÖRNUM am Anleger in Sportboothafen Wieck
- SRB STRALSUND im Sportboothafen Wieck
- Die Seebrücke in Prerow
Siehe auch
Weblinks
- Die Seenotretter - Wer wir sind, DGzRS – Die Seenotretter
- Datenblatt 8,5-Meter-Seenotrettungsboot PDF auf seenotretter.de
- Tag der Seenotretter 2020: Prerow auf youtube.com
- Verein zur Förderung der Heimatpflege und des Darß-Museums e.V.
Einzelnachweise
- Station Prerow/Wieck der DGzRS. In: seenotretter.de. Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, abgerufen am 2. Dezember 2020.
- Inselhafen Prerow. In: inselhafen-prerow.de. Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern, abgerufen am 2. Dezember 2020.
- Neues Seenotrettungsboot für DGzRS-Station Prerow/Wieck. In: seenotretter.de. Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, abgerufen am 2. Dezember 2020.
- Rettung vor Arkona. (PDF) In: mkbug.de. Marinekameradschaft Bug 1992 e. V., abgerufen am 30. November 2020.
- Der Prerower Vormann Johann Niemann rettete über 70 Menschen aus Seenot. In: seenotretter.de. Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, abgerufen am 2. Dezember 2020.