Schmerbach (Orgelbauer)

Schmerbach i​st der Familienname e​iner deutschen Orgelbauerfamilie i​m 18. u​nd 19. Jahrhundert, d​ie in Nordhessen, i​m Eichsfeld u​nd in Südniedersachsen Orgeln schuf. Die Familie l​ebte und h​atte ihre Werkstatt i​n Frieda b​ei Eschwege i​n Nordhessen. Die d​rei bekanntesten Mitglieder d​er Familie sind:

  • Johann Wilhelm Schmerbach der Ältere (1726–1787)
  • Johann Wilhelm Schmerbach der Mittlere (1765–1831)
  • Johann Wilhelm Schmerbach der Jüngere (1795–1872)

Johann Wilhelm Schmerbach der Ältere

Johann Wilhelm Schmerbach d​er Ältere, Sohn d​es Conrad Schmerbach, w​ar bekannt für s​eine reichlich vorhandenen hochliegenden Farbregister i​m Manual, wofür e​r sich a​uch durchaus Kritik d​er Kirchenmusiker einhandelte. Er b​aute unter anderem d​ie Orgeln i​n den folgenden Kirchen:

JahrOrtKircheBildManualeRegisterBemerkungen
1763 Altenburschla Ev. Kirche I/P 11 erhalten[1]
1770 Gimte Ev.-luth. Kirche I/P ungesichert; mehrfach umgebaut; nur Reste erhalten[2]
1775 Niederbeisheim Ev. Kirche I/P 11 1985 Restaurierung durch Werkstatt Werner Bosch Orgelbau; zwei Register vakant[3]
1777 Escherode Ev.-luth. Kirche I/P 12 1913 durch Werk der Werkstatt P. Furtwängler & Hammer ersetzt; 2000 Neubau durch Werner Bosch; Gehäuseteile erhalten[4][5]
1784 Diemerode Ev. Kirche I/P 10 [6][7]
1787 Braach Ev. Kirche I/P 10 erhalten
 ? Hasselbach Ev. Kirche I oder anderer Schmerbach; Prospekt erhalten, Innenwerk und Unterbau von der Orgel aus dem evangelischen Gemeindehaus in Waldkappel von Werner Bosch Orgelbau (1961)

Er s​chuf wohl a​uch eine Orgel i​n seinem Heimatort Frieda,[8] a​ber diese k​ann vielleicht s​chon Conrad Schmerbach gebaut haben.

Johann Wilhelm Schmerbach der Mittlere

Johann Wilhelm Schmerbach d​er Mittlere (* 1765 i​n Frieda, † 1831 i​n Kirchgandern während e​iner Orgelreparatur), Sohn v​on Schmerbach d​em Älteren, h​atte bereits i​n den 1790er Jahren e​inen guten Ruf. Als i​m Kurfürstentum Hessen Kreisorgelbauer offiziell eingeteilt wurden, wurden i​hm 1825 d​ie Kreise Hofgeismar u​nd Wolfhagen zugeteilt, d​och er b​aute auch v​iel im Kreis Eschwege. Er b​aute u. a. folgende Orgeln:

JahrOrtKircheBildManualeRegisterBemerkungen
1789–1790 Sattenhausen Ev.-ref. Kirche I/P 13 Später mehrfach eingreifend umgebaut
1794 Berneburg Ev. Kirche I/P 10
1795–1796 Bischhausen Martinskirche I/P 14 Ursprünglich für die 1971 abgerissene Gutskirche Groß Schneen gebaut, 1967 in die Martinskirche überführt; drei Register erhalten[9]
1798 Mengershausen Ev.-luth. Kirche I/P 15 Seitenspielig; Manualwerk nicht an das Pedal koppelbar; alte Windanlage mit Tretvorrichtung erhalten[10]
1804 Niederdünzebach Ev. Kirche I/oP 9 1970 durch Bosch-Orgel ersetzt[11]
1811 Niedergandern Gutskapelle Niedergandern
I/P 12 Basiert auf 4-Fuß-Prinzipal; 6 Register ganz, eins teilweise erhalten, Rest von Martin Haspelmath rekonstruiert[12][13]
1814–1815 Groß Schneen Michaeliskirche I/P 16 Neubau an Stelle einer Krebs-Orgel von 1729, aus der einige Register übernommen wurden; weitgehend erhalten[14]
1815–1818 Bühle (Northeim) St. Oswald
I/P 12 (+ 2 Vakanzen) Neubau unter Verwendung von vier älteren Registern – ob von einer vorherigen hiesigen Orgel oder aus Werkstattbestand (bzw. von einer andernorts abgebrochenen Orgel), ist nicht klar. Die vakanten Schleifen wurden 1848 durch Euler mit Pfeifen besetzt.[15][16][17] 1981 Restaurierung durch Martin Haspelmath; drei Register rekonstruiert; zum großen Teil erhalten.
1817 Untergeis Ev. Kirche I/P 11 1998 Restaurierung durch Orgelbau Waltershausen; 7 Register ganz und eins teilweise erhalten[18]
1820 Heilbad Heiligenstadt St. Aegidien 1908 durch Werk der Werkstatt Johannes Klais Orgelbau ersetzt[19]
um 1820 ? Wahlhausen Ev. Kirche I/P 1855 neues Werk von Knauf, 1928 neues Werk von Euler (im alten Gehäuse)
1821 Imsen Urbanikirche I/P 12 1999/2000 Restaurierung durch Werkstatt Gebrüder Hillebrand Orgelbau[20][21]
1823 Duderstadt St. Cyriakus
III/P 41 Kleine Umdisponierung der Orgel von Johannes Creutzburg (1731–1735); zwei Register von Schmerbach erhalten → Orgel
1826–1827 Ballenhausen St. Johannis I/P 8 1930 ersetzt; Prospekt erhalten[22]

Auch d​ie Orgeln i​n Konnefeld u​nd in Orferode werden i​hm zugeschrieben.

Johann Wilhelm Schmerbach der Jüngere

Johann Wilhelm Schmerbach d​er Jüngere w​urde 1832 Nachfolger seines Vaters a​ls Kreisorgelbauer für d​ie Kreise Hofgeismar u​nd Wolfhagen. Von i​hm sind folgende Orgeln bekannt:

JahrOrtKircheBildManualeRegisterBemerkungen
1832 Gerbershausen Kath. Kirche St. Johannes der Täufer 1908 Neubau durch Fa. Krell im alten Gehäuse[23]
1835 Heimarshausen Ev. Kirche I/P 11 Weitgehend erhalten[24]
1838 Rengelrode Kath. Kirche St. Johannes der Täufer II/P 16 Weitgehend erhalten[25]
1843 Frankenhain Ev. Kirche [26]
1844 Schwebda Ev. Kirche I/P 14 [27]
1845 Heldra Ev. Kirche [28]
1850 Döringsdorf Kath. Kirche St. Stephanus I/P 10 restauriert 1995 durch Karl Brode, Heilbad Heiligenstadt
1854 Wilnsdorf Ev. Kirche I/P 9 im Zuge des Kirchenneubaus durch Orgel von Paul Faust ersetzt[29]
1857 Niederdresselndorf Ev. Kirche I/P 11 [30]

Einzelnachweise

  1. Geschichte der Kirche in Altenburschla, abgerufen am 15. Oktober 2015.
  2. Kirche in Gimte (Memento vom 6. März 2016 im Internet Archive), abgerufen am 15. Oktober 2015.
  3. Bosch-Orgelbau: Orgel in Niederbeisheim, abgerufen am 15. Oktober 2015.
  4. orgel-information.de: Orgel in Escherode, abgerufen am 15. Oktober 2015.
  5. Bosch Orgelbau: Orgel in Escherode, abgerufen am 15. Oktober 2015.
  6. sontra-stadt.de: Stadtteil Diemerode (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive), gesehen 16. Dezember 2011.
  7. bildindex.de: Orgelfoto Diemerode, abgerufen am 15. Oktober 2015.
  8. Kirche in Frieda, abgerufen am 15. Oktober 2015.
  9. Heiner Wedemeyer u. a.; Kirchenvorstand (Hrsg.): Die Schmerbach-Orgel von 1796 in der Bischhäuser Martinskirche. Bischhausen 1996.
  10. Kirche in Mengershausen, gesehen 15. Dezember 2011.
  11. Kirche in Niederdünzebach, gesehen 16. Dezember 2011.
  12. Kirche in Niedergandern, gesehen 15. Dezember 2011.
  13. Fotogalerie Niedergandern (Memento vom 29. April 2011 im Internet Archive), gesehen 15. Dezember 2011.
  14. Orgel in Groß Schneen, gesehen 15. Dezember 2011.
  15. Nds. Landesarchiv Hannover, Hann. 74 Northeim Nr. 1377 u. 1386; Pfarrarchiv Bühle, Akte 513.1 (Die nachfolgend genannten Literaturverweise sind als unzuverlässig anzusehen).
  16. Christian Kämmerer, Peter Ferdinand Lufen: Baudenkmale in Niedersachsen, Band 7.1: Landkreis Northeim, Südlicher Teil. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. CW Niemeyer, Hameln 2002, ISBN 3-8271-8261-1, S. 280 f.
  17. weserbergland.com: Oswaldikirche in Bühle, gesehen 15. Dezember 2011.
  18. Orgel in Untergeis (Memento vom 28. Mai 2016 im Internet Archive), gesehen 15. Dezember 2011.
  19. Orgel in Heiligenstadt, gesehen 15. Dezember 2011.
  20. Urbanikirche in Imsen, gesehen 15. Dezember 2011.
  21. Kirchenvorstand Imsen-Wispensten, Heinrich Schulze (Hrsg.): Wilhelm-Schmerbach-Orgel 1821-2000. St.-Urbani-Kirche Imsen-Wispenstein. Alfeld 2000.
  22. Aus der Dorfgeschichte von Ballenhausen und Bodenhausen: Chronik in Ballenhausen (PDF; 651 kB), gesehen 15. Dezember 2011.
  23. Kirche in Gerbershausen (Memento vom 9. April 2013 im Internet Archive), gesehen 16. Dezember 2011 / 12. Juli 2020.
  24. Kirche in Heimarshausen@1@2Vorlage:Toter Link/www.kirchenkreis-fritzlar.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , gesehen 16. Dezember 2011.
  25. Orgel in Rengelrode (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive), gesehen 16. Dezember 2011 / 12. Juli 2020.
  26. Kirche in Frankenhain (Memento des Originals vom 25. Februar 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berkatal.de, gesehen 16. Dezember 2011.
  27. Kirche in Schwebda, gesehen 16. Dezember 2011.
  28. Kirche in Heldra, gesehen 16. Dezember 2011.
  29. Orgel in Wilnsdorf, gesehen 16. Dezember 2011.
  30. Orgel in Fischelbach, gesehen 16. Dezember 2011.

Literatur

  • Harald Vogel, Günter Lade, Nicola Borger-Keweloh: Orgeln in Niedersachsen. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3-931785-50-5.
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