Schloss Sandersdorf
Schloss Sandersdorf ist ein Barockschloss im gleichnamigen Ort Sandersdorf in der Gemeinde Altmannstein im oberbayerischen Landkreis Eichstätt.
Lage
Das Schloss liegt im oberen Schambachtal am Schambach, einem Zufluss der Altmühl, auf einer nach Osten gerichteten, rund 50 Meter hohen Bergzunge. Unter dem Schloss breitet sich der Ort Sandersdorf aus.
Geschichte
Das heutige Schloss geht auf eine mittelalterliche Burg zurück, die von den Herren von Sandersdorf als Wittelsbacher Ministerialen erbaut wurde. Das Geschlecht ist seit dem 12. Jahrhundert urkundlich genannt. Dem Letzten dieses Geschlechtes, Ulrich dem Sandersdorfer, folgte 1372 das Geschlecht der Rindsmaul, 1382 Konrad der Kemnater nach. 1420 sind die Forchheimer im Besitz der Burg.
1420 wurde die Burg durch Herzog Heinrich von Bayern-Landshut gebrandschatzt, als sich dieser im Krieg mit Herzog Ludwig dem Bärtigen von Bayern-Ingolstadt befand. 1425 wurde die Burg an die Muggenthaler verliehen; der erste Besitzer dieser Familie, Erhart von Muggendal, baute die Burg wieder auf. Hierfür war ihm auch die Hälfte der Hofmark Sandersdorf verliehen worden. Sein Vorhaben, die beiden Hofmarken Sandersdorf und Hinzenhausen zu vereinigen, gelang erst seinem Sohn Hans Heinrich von Muggenthal im Jahr 1507 durch Verleihung von Herzog Albrecht IV.
Hans Heinrich kann den Bauernaufstand von seinem Herrschaftsgebiet fernhalten, ebenso die Reformation. 1536 machte Pfalzgraf Ottheinrich bei seiner Krakaureise auch auf Schloss Sandersdorf Station. 1550 wurde die Schlossbrauerei gegründet. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg zerstört; bis 1646 war sie von Albrecht Ulrich von Muggenthal in der jetzigen Form als vierflügeliges Schloss wieder aufgebaut.
1646 ging die Zeit der Muggenthaler auf Schloss Sandersdorf zu Ende, als diese das Schloss an Wolfgang Unverzagt Freiherr von Roy (oder Retz) verkauften. Dieser musste sich 1650 von seinem neuen Besitz trennen, und der Ingolstädter Professor Johann Jakob Lossius erwarb die Burg, indem er die Gläubiger befriedigte. 1652 wurde Lossius auch mit dem halben herzoglichen Lehen Sandersdorf (und Mendorf) belehnt. Ohne Nachkommen, bestimmte er Giovanni Dominico Bassus, den Sohn seiner Schwester Lucretia, der Gemahlin des Tommaso Bassus, zum Erben. Der Erbfall trat 1675 ein. Auch „Dominikus“ Bassus, wie er sich nunmehr nannte, wurde in Ingolstadt Professor der Rechte und kaufte zum ererbten Besitz mehrere Güter in der Umgebung hinzu. Er musste erleben, wie sein Schloss 1703 im Spanischen Erbfolgekrieg Zerstörungen erlitt.
Ohne Nachkommen, bestimmte Dominikus Bassus als Erben Franz Peter von Bassus, den Sohn seines älteren Bruders Johann Josef Bassus. Nach dem Aussterben der Muggenthaler-Linie auf Hinzenhausen kaufte Franz Peter von Bassus 1725 deren Hofmark hinzu, die er 1774 wieder verkaufen musste. Mit ihm starb die ältere Linie aus; der Besitz ging an den Urenkel von Dominikus Bassus und Sohn seines Halbbruders Giovanni Maria mit dem Namen Thomas von (de) Bassus über.
Der 1763 in Mendorf geborene Komponist Johann Simon Mayr wurde von Thomas de Bassus stark gefördert und war infolgedessen auch zeitweilig auf Schloss Sandersdorf ansässig. Im Mai 1787 wurde das Schloss durch bayerische Beamte durchsucht, da man es als „Illuminatennest“ ansah. Thomas de Bassus war nämlich hohes Mitglied des 1776 von Adam Weishaupt in Ingolstadt gegründeten Illuminatenordens. Dabei wurden umfangreiche geheime Unterlagen konfisziert.
Um 1900 wurde das Schloss unter der Leitung des Münchner Architekten Gabriel von Seidl teilweise erneuert und renoviert. So stammt aus dieser Zeit beispielsweise das Kutscherhaus im Innenhof. 2008 wurde das Schloss von Margarethe Baronin de Bassus mitsamt den Waldgrundstücken an den Wittelsbacher Ausgleichsfonds verkauft.[1]
Beschreibung
Der reichgegliederte Gebäudekomplex einer Vierflügelanlage wurde auf mittelalterlicher Grundlage im 17. Jahrhundert errichtet und im 19. Jahrhundert umgebaut. Der hohe Haupttrakt ist nach Osten gerichtet; er hat an seinen Schmalseiten hohe Treppengiebel und an den Breitseiten gegen das Tal drei Erker mit Giebelaufsätzen, davor eine Art Zwinger mit zwei achteckigen Ecktürmchen. Die niedrigeren Schlossflügel im Norden und Süden sind gegen Westen gerichtet. Die Schlosskapelle St. Joseph mit achteckigen Kuppelturm befindet sich im Innenhof. Die Kapelle hat ein romanisches Tympanon (um 1200). In ihrem Innern ist das wertvollste Ausstattungsstück ein Kruzifix wahrscheinlich aus der Günther-Werkstatt aus dem nahen Altmannstein, dem Geburtshaus des Rokokokünstlers Ignaz Günther; die Stuckdekoration des Altarraumes stammt aus dem 17. Jahrhundert, der Stuck des Gemeinderaums hingegen aus der Zeit der Umbauten durch den Architekten Gabriel von Seidl.
Literatur
- Nachtrag von weiteren Originalschriften, welche die Illuminatensekte überhaupt, sonderbar aber den Stifter derselben Adam Weishaupt … betreffen, und bey der auf dem Baron Bassusischen Schloß zu Sandersdorf, einem bekannten Illuminaten-Neste, vorgenommenen Visitation entdeckt, sofort auf Churfürstlich höchsten Befehl gedruckt, und zum geheimen Archiv genommen worden sind, um solche jedermann auf Verlangen zur Einsicht vorlegen zu lassen. Zwo Abtheilungen. München, Lentner 1787
- Karl Bosl (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 7: Bayern (= Kröners Taschenausgabe. Band 277). 3. Auflage. Kröner, Stuttgart 1981, ISBN 3-520-27703-4, S. 655.
- Die Sandersdorfer. In: Joh Rottenkolber: Heimatbuch des Pfarrbezirks Mindelstetten. Mindelstetten 1964, S. 100–103.
- Karl Zecherle (Red.): Burgen und Schlösser. Kreis Eichstätt im Naturpark Altmühltal. Hrsg.: Landkreis Eichstätt. 2. unveränderte Auflage. Hercynia-Verlag, Kipfenberg 1987, DNB 944206697, S. 66–67.
- Der Eichstätter Raum in Geschichte und Gegenwart. Sparkasse Eichstätt, Eichstätt 1984, S. 276f.
- Jürg Simonett: Bassus, Thomas de. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Weblinks
- Schloss Sandersdorf, Geschichtsabriss, Foto (gewerbliche Website)
- Chronik von Sandersdorf, Marktgemeinde Altmannstein
- Domenico Quaglio: Altmannstein, Schloss Sandersdorf an der Schambach von Südosten. Bleistiftzeichnung des Schlosses von 1815 auf zeno.org
Einzelnachweise
- Lautloses Ende einer Ära. Bericht über Besitzwechsel 2008 (Bezahlartikel auf donaukurier.de, nur erster Satz frei lesbar)