Schloss Ptuj
Das Schloss Ptuj (auch Burg Ptuj oder Schloss Oberpettau) ist eine mittelalterliche Schlossanlage auf dem Burghügel der slowenischen Stadt Ptuj. Das Bauensemble steht unter Denkmalschutz und dient seit 1945 als Museum.
Geschichte
Die Burg hat ihren Ursprung in einem römischen Kastell an dieser Stelle auf der Bergspitze. Archäologische Grabungen lassen vermuten, dass bereits in der Frühzeit Menschen auf diesem Berg Zuflucht gesucht haben, auch sind Siedlungsreste von Kelten gefunden worden.[1] Im 9. Jahrhundert wurde die Burg zu einer Festungsanlage umgebaut und im 11./12. Jahrhundert auf Veranlassung des Erzbischofs Konrad I. aus der Salzburger Erzdiözese, zu deren Besitz Pettau und die Burg gehörten, erneuert. Sie verfügte nun über einen Bergfried (genannt Konradsturm) und einige kleine Wachtürmchen auf einer Mauer aus Natursteinen.[2] Im ersten Drittel des 12. Jahrhunderts wurde die Grafenfamilie von Pettau (heute Ptuj) Eigentümer der Burg, die sie erweitern ließen und ihren Wohnsitz hier einrichteten. Während ihrer mehrhundertjährigen Herrschaft entstanden im Ort auch Klosteranlagen der Franziskaner und der Minoriten sowie eine Wallfahrtskirche auf dem Burgberg.[3]
In den folgenden Jahrhunderten gelangte die Anlage nacheinander an den ungarischen König, an den böhmischen König, an den Deutschen Orden, wieder an die Herren von Pettau. Der hufeisenförmige Palas wurde im 14. Jahrhundert errichtet. Schließlich – ab dem Jahr 1438 – übernahm das Amt Salzburg die Verwaltung. Im Jahr 1479 geriet die Burganlage unter ungarische Besetzung.[2]
Die bedeutendsten Umbauten der Burganlage fanden ab Mitte des 17. Jahrhunderts auf Initiative des Generals Walther Leslie statt, der das Anwesen 1656 gekauft hatte.[2]
Die letzten Besitzer waren die Grafen von Herberstein, die den Gebäudekomplex 1873 erworben hatten und ihn im Jahr 1912 renovieren ließen. Sie richteten bei dieser Gelegenheit auch ein erstes kleines Museum ein. Die Grafen wurden mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 enteignet. Anschließend verfügte der jugoslawische Staat, dass in der Schlossanlage ein Regionalmuseum eingerichtet wird, das 1963 den Namen Ptuj Ormož erhielt.[4] Auch nach der staatlichen Selbstständigkeit Sloweniens ab 1992 blieb das Museum erhalten, das nun Krainsker Museum Ptuj heißt und sich zu einem touristischen Magneten entwickelte.
Beschreibung
Das Wehrhafte ist als steinerne Umfassungsmauer und in erkennbaren Resten einer Bastion erhalten, die Bauten weisen inzwischen aber einen Schlosscharakter auf. Lediglich der Turm im westlichen Vorhof stammt aus der ersten Bauzeit als Burg.
Über eine Treppe oder über eine barrierefrei herumführende Straße gelangen die Besucher auf den Berg. Vor allem von italienischen Architekten gestaltete Burgtore leiten auf den Burghof und in die Museumseingänge. Die Tore zeigen unter anderem Wappen der früheren Besitzer.
Die bauliche Anlage ist ein offener Dreiflügelbau im architektonischen Stilmix (vor allem Romanik, Barock, Renaissance) und wurde zuletzt Ende des 20. Jahrhunderts aufwändig restauriert. Die zusammenhängenden Bauwerksteile sind durchweg dreietagig und haben zur Hofseite hin offene Bogengänge. Ein ziegelgedecktes Pultdach schließt das Palas-Ensemble ab.
Als Solobauten gibt es auf dem Plateau einen Getreidespeicher und ehemalige Stallungen. Auf dem frei zugängigen Hof befinden sich mittig ein Tiefbrunnen, in den Bögen im Erdgeschoss stehen mehrere erhaltene Ausstattungsstücke aus einem der früheren Klöster, unter anderem folgende Marmor- oder Sandsteinskulpturen: Heiliger Dominikus, Jungfrau Maria mit dem Jesuskind, die Unbefleckte. Besonders auffällig ist eine bunt bemalte Sänfte aus dem 19. Jahrhundert.[4]
Die Gebäudeteile beherbergen Museumssammlungen, darunter eine Waffensammlung mit rund 500 Exponaten, eine Möbel- und eine Kleidungssammlung – ergänzt um traditionelle Karnevalskostüme und Masken, Musikinstrumente mit etwa 300 Instrumenten aus der Volksmusik, Gemälde und Hinterglasmalereien, Alltagsgegenstände. Es gibt auch einen pädagogischen Dienst im Haus, der von Schulklassen genutzt wird. Für den Besuch muss ein Eintrittsgeld von sechs Euro (Stand Ende 2019) gezahlt werden.[4]
An einem Gebäudeflügel ist die Klosterkirche angebaut, die aus der Wallfahrtskirche hervorging und nach Um- und Ausbau nun Mariä-Himmelfahrts-Kirche heißt.
Auf der Südseite einer Umfassungsmauer wurden im 21. Jahrhundert zwei Rebstöcke, der Seebodner Rosentraum und der Modra kavčina, neu gepflanzt (2015). Der erste stammt aus der österreichischen Partnerstadt, der andere ist ein Ableger der ältesten Weinrebe im Mariborer Stadtteil Lent.[5]
- Ansichten
- Teil der Schlossanlage
- Hl. Dominik
- Maria mit dem Jesuskind
- Sänfte
- Rebstöcke
- Toreingang mit Wappengiebel
Weblinks
- Homepage von Schloss Ptuj (im Januar 2020 noch nicht komplett ausgebaut)
- Homepage des Krainsker Museums in Ptuj
Einzelnachweise
- Das Schloss Ptuj auf ask-enrico.com, abgerufen am 19. Januar 2020.
- GRAD PTUJ/ BURG PETTAU/SCHLOSS OBERPETTAU. 23. August 2014, abgerufen am 18. Januar 2020.
- Ptuj Castle Throughout the Centuries (Detailbeschreibung einer Dauerausstellung im Museum Ptuj), abgerufen am 18. Januar 2020 (englisch).
- Carmen Kovacs: The glorious Ptuj Castle in Slovenias oldest Town. 2018, abgerufen am 18. Januar 2020 (englisch).
- Informationen zu den Rebstöcken auf an der Mauer angebrachten Erklärungstafeln. Gesehen und fotografiert im Mai 2017 von Benutzerin:44Pinguine.