Schloss Pürkelgut
Das heutige Schloss Pürkelgut ist ein Wasserschloss im Südosten von Regensburg. Das Schloss wurde 1728 für den Kaufmann Johann Jakob Pürkel erbaut und gilt als einer der bedeutendsten barocken Profanbauten der Stadt. Das Schloss hatte seit dem späten Mittelalter einige Gutshöfe als Vorläufer.
Lage und Geschichte
Das heutige Schloss Pürkelgut liegt im südöstlichen Regensburger Stadtbezirk Kasernenviertel, das im Süden von der Ost-West-Autobahn A3 begrenzt wird. Südlich der Autobahn liegt der Regensburger Stadtbezirk Burgweinting-Harting. Die Autobahn verläuft auf dem Höhenrücken des geologisch als Hochterrasse ausgebildeten Geländes, auf dem ein altes Seebecken nachgewiesen werden konnte. In alten Quellen ist dort schon 1364 ein damals Pautensse genannter See belegt, dessen umgebende Felder und dessen Uferbefestigung von Bauern aus dem östlich der Stadt gelegenen bayerischen Dorf Irl bewirtschaftet bzw. befestigt wurden. Der See verlandete im Laufe der Zeit, jedoch blieb ein Teich mit mooriger Umgebung erhalten. Schon in dieser frühen Zeit gab es dort auch einen Gutshof im Besitz der Regensburger Familie Tollinger, die ihren Gutshof an die Regensburger Brüder Hädrer verkauften. Die Familie Hädrer musste sich beim Kauf verpflichten, den Gutshof nur an Regensburger Bürger zu verkaufen. Das Gebiet lag zwar innerhalb des Regensburger Burgfriedens, jedoch gab es von alters her bayrische Ansprüche wegen der Bewirtschaftung der Umgebung durch die Bauern aus Irl. Das Gebiet war schwer zu kontrollieren, denn es war weit vom Stadtzentrum entfernt und lag ca. 4 km außerhalb der Stadtmauer beim Ostentor.[1]
Im frühen 16 Jahrhundert wurde das Gut durch einen Brand völlig zerstört und im zerstörten Zustand vom Regensburger Patrizier Wolfgang Horneck aufgekauft. Beim 1529 beginnenden Neubau entstand neben den Wirtschaftsgebäuden auch ein von Mauern und Graben umgebenes Schlösschen, das als Neuhausen bekannt wurde. Während der Rat der Stadt Regensburg den Neubau durch Erlass von Steuern auf Bier und Wein für 4 Jahre unterstützte, versuchten bayerische Beamte weiterhin Abgaben vom Gutsherrn Horneck zu erzwingen. Horneck starb schon 1531 und nach ihm ist erst 100 Jahre später wieder ein Gutsherr namentlich bekannt. Er bewirtschaftete das Gut, das nun Einhausen genannt wurde, zur Zeit des beginnenden Dreißigjährigen Krieges. Als Ende 1633 ein schwedisches Heer das von bayerischen Truppen im April 1632 besetzte Regensburg eroberte, wurden auch das bayerisch besetzte Gut Einhausen und seine Umgebung zum Kampfgebiet. Völlig zerstört wurde das Gut Einhausen zwischen April und Juli 1634 als kaiserliche und bayerische Truppen das schwedisch besetzte Regensburg wieder zurückeroberten. Nach den Kämpfen blieb die Anlage fast hundert Jahre lang eine Ruine.[2][1]
Das Schloss in seiner heutigen Form wurde 1728 unter Leitung von Johann Michael Prunner für den wohlhabenden Regensburger Kaufmann Johann Jakob Pürkel errichtet. Das Anwesen verfügte über ein Mansarddach, Ecktürme sowie einen halbrunden Mittelrisalit. 1749 fiel der Besitz an Johann August von Greifenstein, den Reichstagsgesandten für Schweden-Vorpommern. Er feierte standesgemäße Feste in dem romantisch gelegenen Wasserschloss, dem „Sanssouci der Reichstagsgesandten von Regensburg“, wie es der Historiker Joseph Rudolf Schuegraf 1830 formulierte.
Am 23. April 1809 ließ sich Napoleon nach seiner Verwundung durch eine abgeprallte Kugel vor Regensburg zunächst zum Verbinden nach Schloss Pürkelgut und dann zur Übernachtung ins Kloster Karthaus-Prüll bringen.[3] Danach gab es im Schloss ein „Napoleonzimmer“, das im Herbst 1850 von Eduard Mörike bewohnt wurde, dessen Bruder Ludwig damals als Verwalter von Pürkelgut tätig war. In Briefen hat Mörike die idyllische Lage des Gutes, seine morgendlichen Spaziergänge um den See herum und von ihm beobachtete Alltagsbegebenheiten auf Pürkelgut geschildert. Mörike hat auch zwei Zeichnungen des Schlosses angefertigt.
Nachdem der damalige Besitzer Friedrich Heinrich Hartmeyer 1826 eine Brauereikonzession erworben hatte, wurde das Gut in der Biedermeierzeit zu einem beliebten Sommer-Ausflugsziel mit Gartenwirtschaft und Tanzvergnügen. Unter Georg Hamminger aus Ortenburg entwickelte sich das Anwesen ab 1838 zu einer musterhaften Ökonomie, die 26 Personen beschäftigte. 1844 verkaufte Hamminger das Gut an Fürst Maximilian Karl von Thurn und Taxis, der es als Jagdschloss nutzte. Ab 1847 sollte das Gut unter Leitung von Ludwig Mörike (Bruder von Eduard Mörike) zu einer Ackerbauschule ausgebaut werden, was jedoch unterblieb.[4][5]
Flüchtlinge und Bedienstete der Gutsverwaltung wohnten bis 1975 in dem Gebäude. Seither steht es leer.[6] Das Schloss befindet sich in einem schlechten baulichen Zustand und war zeitweise vom Einsturz bedroht. Aufgrund mangelnder finanzieller Mittel konnte es im Herbst 2001 von der Fürstlichen Bauverwaltung nur notsaniert werden, wobei der Dachstuhl abgestützt, Dachrinnen installiert und Fenster abgedichtet wurden.[7]
Heutige Nutzung
Der Platz vor dem Schloss ist Schauplatz des jährlich stattfindenden Mittelalterfests Hexentanz und Feenzauber sowie diverser anderer kultureller Veranstaltungen, wie Konzerten oder Freiluftkino. Verschiedene diskutierte Nutzungskonzepte (Sitz des Landesamts für Denkmalpflege, Tagungs- oder Veranstaltungszentrum, Luxushotel, Eisstadion, Gewerbe- oder Ökobetrieb, Jugendherberge) führten zu keiner Realisierung. 2015 wurde ein Ankauf durch die Stadt Regensburg diskutiert. Das Vorhaben scheiterte im Januar 2016, da sich die Fürstliche Bauverwaltung nicht mit der Stadt Regensburg einigen konnte. Im April 2016 wurden das Schloss, der Gutshof und 4,9 Hektar landwirtschaftliche Flächen an ein Regensburger Immobilienunternehmen verkauft.[8][9]
Weblinks
Einzelnachweise
- Karl Bauer: Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. MZ Buchverlag, Regensburg 2014, ISBN 978-3-86646-300-4. S. 682–684
- Peter Engerisser Eine bisher unbekannte Ansicht der Belagerung Regensburgs im Jahr 1634. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, 148. Band Regensburg 2008; S. 70; ISSN 0342-2518
- Eva Dewes, Sandra Duhem: Kulturelles Gedächtnis und interkulturelle Rezeption im europäischen Kontext Akademie Verlag, 2008. ISBN 3050041323, S. 528.
- Ursula Regener: Mörike in Regensburg und Mozart auf der Reise nach Prag. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg. Band 158. Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, 2018, ISSN 0342-2518, S. 103.
- Karl Bauer: Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. 6. Auflage. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf 2014, ISBN 978-3-86646-300-4, S. 681 ff.
- Kulturjournal Ostbayern
- Stadtheimatpflege Regensburg - Schloß Pürkelgut, abgerufen am 20. Mai 2009
- Wohnprojekt? Gloria verkauft Pürkelgut auf www.mittelbayerische.de
- Thurn und Taxis verkauft das Regensburger Pürkelgut auf www.br.de