Palais Löschenkohl
Das Palais Löschenkohl ist ein Barockpalais am Neupfarrplatz 14 in der Welterbezone der Altstadt von Regensburg. Von 1743 bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches 1806 diente das Anwesen als Sitz der Delegation des Kurfürstentums Sachsen beim Immerwährenden Reichstag. Aus diesem Grund trägt das Haus auch den Namen Kursächsische Gesandtschaft.
Geschichte
Das Haus wurde zwischen 1731 und 1733 für den Bankier und Kaufmann Hieronymus Löschenkohl (1692–1755) errichtet. Architekt war der Linzer Johann Michael Prunner, ein Schüler des Lucas von Hildebrandt, der unter anderem das Wiener Belvedere erbaute. Nachdem das Handelshaus Löschenkohl 1743 den Konkurs erlitt, bezog die Delegation des Kurfürstentum Sachsen beim Immerwährenden Reichstag das Gebäude, wodurch es den Namen Kursächsische Gesandtschaft erhielt. Diese Ära endete 1806 mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches, die drei Jahre zuvor im Reichsdeputationshauptschluss vom Immerwährenden Reichstag beschlossen worden war. Seit 1864 liegen Bauakten des Gebäudes vor, jedoch blieb das Gebäude für Jahrzehnte ungepflegt. Um 1900 wurde das Gebäude vom Kaufhaus Berlin genutzt und um 1910 eröffnete hier eines der ersten Kinos, das Apollo Theater. Erst um 1920 erfolgten erstmals fachmännisch überwachte Restaurierungsarbeiten.[1] Erneut wurde das Haus von 1985 bis 1987 umfassend saniert, diente bis 2020 als Filiale der Dresdner Bank und danach der Commerzbank. Seit dem Auszug der Commerzbank im Jahr 2020 steht das Untergeschoss des Palais leer.
Architektur
Prunner orientierte sich, wie auch bei anderen Regensburger Bauten wie dem Schloss Pürkelgut oder dem Gartenpalais Löschenkohl, am Stil des Wiener Barock. Dies entsprach sowohl seiner Ausbildung bei Lucas von Hildebrandt als auch Löschenkohls beruflichen Verbindungen in die Reichshauptstadt, die für Regensburg generell stärker als Vorbild wirkte als das näher gelegene München.[2][3]
Vorgängerbauten
Von den Vorgängerbauten des Palais ist heute nur noch gotische Kelleranlagen aus dem 13. Jahrhundert erhalten, die auch den Untergrund der benachbarten Häuser (Nr. 12 und 13) durchziehen. Beide Nachbargebäude enthalten zudem wohl auch noch gotische Grundsubstanz, sodass davon auszugehen ist, dass auch an der Stelle des Löschenkohl-Palais bereits vor dem Bau Gebäude standen, die jedoch nicht in die Bausubstanz integriert wurden.[2]
Anlage
Das Palais wurde als vierstöckiger, vierflügeliger Bau um einen Innenhof konzipiert. Die Hauptfassade befindet sich an der Südseite des Neupfarrplatzes, ein zweiflügeliger Seitentrakt bildete nach Osten in der anliegenden Pfarrergasse (Nr. 2) eine Nebenfassade. Der Innenhof wurde bei der Renovierung in den 1980er Jahren mit einer Stahl-Glas-Konstruktion über dem ersten Obergeschoss überdacht und fungiert heute als Schalterhalle der Bank. Die weiße, schmalhohe Traufsteitfassade zum Neupfarrplatz ist gleichmäßig durchfenstert un durch sieben Achsen gegliedert. Der dreiachsige Mittelrisalit tritt in konkaven Schwingungen aus der Fassade heraus, wird aber in der Portalachse wieder zurückgenommen. Das Fenster im ersten Stock über dem Portal ist mit einem Balkongitter versehen und trägt mit dazu bei, dass sich das Palais architektonisch vom Rest des Platzes abhebt.[2]
Literatur
- Andreas Kraus, Wolfgang Pfeiffer: Regensburg. Geschichte in Bilddokumenten. Beck, München 1979, ISBN 3-406-04028-4, S. 119.
- Minoritenweg 20. Gartenpalais Löschenkohl (Rosenwirtsgarten). In: Heinrich Wanderwitz: Regensburger Denkmalsteckbriefe. Amt für Archiv und Denkmalpflege, Abteilung Denkmalpflege, Regensburg 2009, Bl. 37.
- Helmut-Eberhard Paulus: Das Löschenkohl-Palais. Dresdner Bank in Regensburg, Neupfarrplatz 14. Regensburg, 1988.
- Carl Oskar Renner: Das Palais am Neupfarrplatz. Die Geschichte des Regensburger Bankhauses Hieronymus Löschenkohl. In: Herbert Schindler (Hrsg.): Szenerien des Rokoko. Süddeutscher Verlag, München 1969, S. 139–150.
Weblinks
Einzelnachweise
- Sigfrid Färber: Regensburg ehemals, gestern und heute. J. F. Steinkopf Verlag Stuttgart 1984, ISBN 3-7984-0588-3, S. 31 f
- Palais Löschenkohl – Neupfarrplatz 14. (Memento des Originals vom 12. Dezember 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Stadt Regensburg, www.regensburg.de. Abgerufen am 5. Januar 2010.
- Borgmeyer, Anke, Achim Hubel, Andreas Tillmann und Angelika Wellenhofer: Stadt Regensburg – Denkmäler in Bayern. Mittelbayerische Druck- und Verlags-Gesellschaft, Regensburg 1997.