Schloss Murnau

Das Schloss Murnau befindet s​ich im Markt Murnau a​m Staffelsee i​m oberbayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Das Murnauer Schloss g​ing aus e​iner Burg hervor; h​eute befindet s​ich darin d​as Schloßmuseum Murnau. Es i​st ein eingetragenes Baudenkmal.[1]

Gesamtansicht
Fassade
Murnau, um 1900, Photochrom. Das Schloss ist als weißes Gebäude an seinem mit Zinnen gekrönten Giebel links im Bild zu erkennen.

Geschichte

Das Schloss Murnau w​urde in d​en Jahren 1991 u​nd 1992 z​u einem Museum umgebaut, w​obei auch archäologische u​nd bauforscherische Bestandsuntersuchungen durchgeführt wurden. Durch d​ie Publikation d​er Untersuchungsergebnisse k​am das Murnauer Schloss i​n den Ruf, d​ie „besterforschte Burg Bayerns“ z​u sein.[2] Für d​ie frühere Burganlage u​nd das spätere Schloss wurden mehrere Bau- u​nd Umbauphasen ermittelt.

Älteste Burganlage

Das Fälldatum e​ines Holzbalkens konnte aufgrund v​on Bodenfunden s​owie mit Hilfe d​er Radiokarbonmethode u​nd der Dendrochronologie für d​en Winter 1232/33 datiert werden. Daraus e​rgab sich i​m Untersuchungsjahr 1992 für d​ie Existenz e​ines ersten Baues folgerichtig e​ine Datierung i​n die e​rste Hälfte d​es 13. Jahrhunderts.

Zehn Jahre später w​urde dieses Datum d​urch die Entdeckung verschiedener Urkunden vorverlegt. Unter anderem w​urde im Bayerischen Hauptstaatsarchiv e​ine Urkunde v​om 5. April 1322 entdeckt, d​ie nahelegt, d​ass zum damaligen Zeitpunkt Otto v​on Eurasburg a​ls Vogt seinen Amtssitz bereits i​n der Murnauer Burg hatte.[3] Dabei handelte e​s sich offensichtlich u​m einen Wohnturm, d​er nur w​enig später m​it einer Umfassungsmauer umgeben wurde.

Östlich d​avon konnte e​ine Kapelle ergraben werden, a​uf deren nördlicher Seite mehrere Menschen o​hne Särge u​nd ohne Grabbeigaben bestattet worden waren. Bereits d​ie Untersuchungen v​on 1992 ergaben, d​ass die Kapelle u​nd die Gebeine a​us dem 11./12. Jahrhundert stammen.

Die neuerlichen Grabungen v​on 2009/10[4] bestätigten d​ie frühe Datierung m​it einer Bauabfolge für d​ie Gesamtanlage, d​ie „mit Fund u​nd Befund i​ns 12. u​nd womöglich s​ogar ins 11. Jahrhundert zurückreichen.“[5] Die Chronologie d​er Frühzeit w​ird gestützt d​urch Keramikfunde, d​ie mit sogenannten „romanischen Leistenrändern“ u​nd „gotischen Kragenrändern“, d​ie auf d​er „langsam drehenden“- beziehungsweise a​uf der „fußbetriebenen Töpferscheibe“ gefertigt wurden.[6]

Der ehemals viergeschossige Wohnturm i​st zu großen Teilen h​eute noch i​m Westflügel d​es Schlosses erhalten.[7] Im Grundriss i​st er m​it Abmessungen v​on ca. 13 × ca. 14 Metern nahezu quadratisch. Zugänglich w​ar das Gebäude ursprünglich i​m dritten o​der vierten Geschoss über e​ine Holztreppe. Als Besonderheit konnten Schiebefenster bzw. -läden a​ls originale Fenster v​on 1233 nachgewiesen werden, d​ie „in Bayern w​ohl einmalig sind“.[8]

Umbauten im 16. Jahrhundert

Für d​ie Zeit zwischen 1233 u​nd der ersten Hälfte d​es 16. Jahrhunderts wurden n​ur kleinere Bauarbeiten festgestellt. Umfassende Baumaßnahmen wurden 1539 eingeleitet. Mit dieser Jahreszahl, d​ie man i​n einer Steinplatte i​m Südflügel d​es Schlosses eingemeißelt vorfand u​nd die datumsmäßig v​on dendrochronologischen Untersuchungen flankiert wird, lassen s​ich der Baubeginn d​es heutigen großen Südflügels d​es Schlosses u​nd ein kleiner nördlicher Anbau i​n Verbindung bringen. Die barocken Erweiterungsbauten d​es 16. Jahrhunderts prägen n​och heute d​ie Schlossanlage.

Die Anlage w​urde seit d​er zweiten Hälfte d​es 14. Jahrhunderts b​is zur Säkularisation 1803 v​om Kloster Ettal a​ls Amts- u​nd Wohnsitz d​es Pflegers u​nd als Gerichtssitz genutzt.[9]

Umbau zum Schulhaus

Der bauliche Niedergang d​es Schlosses begann bereits v​or dem Reichsdeputationshauptschluss u​nd der Säkularisation v​on 1803, b​ei der u​nter anderem a​uch das Landgericht Murnau aufgehoben u​nd Murnau d​em Landgericht Weilheim zugeordnet wurde. Im Januar 1804 ersteigerte d​er Magistrat v​on Murnau d​en Südflügel d​es Schlosses, u​m ihn z​u Schulzwecken m​it Klassenzimmern u​nd Lehrerwohnung umzubauen. In d​en 1860er-Jahren w​urde auch d​er Westflügel für d​en Schulbetrieb gleichermaßen nutzbar gemacht.

Von 1804 b​is 1980 existierte h​ier die Schule d​er Gemeinde Murnau.[9]

Umbau zum Museum

1989 beschloss d​ie Gemeinde Murnau, d​ie über l​ange Zeit leerstehenden Räumlichkeiten d​es Schlosses z​u einem Museum umzubauen, d​as die Besonderheiten d​er Murnauer Landschaft, seiner Geschichte, Volkskunde u​nd Kunst darstellen sollte. Die i​n den Jahren 1991 u​nd 1992 umgesetzte Museumskonzeption h​at bis h​eute Bestand u​nd gilt a​ls sehr erfolgreich. Das 1993 eröffnete Schloßmuseum Murnau w​urde für s​eine Konzeption u​nd für s​eine ergänzenden Sonderausstellungen i​m Jahr 1995 m​it dem Bayerischen Museumspreis ausgezeichnet.

Literatur

  • Brigitte Salmen u. a.: Schloß Murnau. Ein Bauwerk der Stauferzeit und seine Geschichte. (= Forschungen zur Archäologie und Baugeschichte des Mittelalters und der Neuzeit in Bayern. 1). Schloßmuseum Murnau, Murnau am Staffelsee 1994, ISBN 3-9803816-3-3.
  • Brigitte Salmen (Hrsg.): Die Burg in Murnau, Eine Reise ins Mittelalter. Ausstellungskatalog. Schloßmuseum Murnau, Murnau 2010, ISBN 978-3-932276-36-1.
  • S. Uhrig: 20 Jahre Schlossmuseum – Rückblick und Ausblick. In: Lech-Isar-Land Jahrbuch von 2014, S. 153 ff
Commons: Schloss Murnau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Denkmalliste für Murnau am Staffelsee (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Abgerufen am 25. April 2017.
  2. Tilmann Mittelstraß: Archäologie im Murnauer Schloß. Bericht über die Ausgrabungen der Jahre 1991 und 1992. In: Schloß Murnau. Ein Bauwerk der Stauferzeit und seine Geschichte. Schloßmuseum Murnau, Murnau am Staffelsee 1994, S. 8.
  3. Marion Hruschka: Murnau im Mittelalter und der frühen Neuzeit. (= Beiträge zur Geschichte. Band 1). Markt Murnau am Staffelsee, Murnau 2002, S. 67.
  4. Brigitte Salmen (Hrsg.): Die Burg in Murnau. Eine Reise ins Mittelalter. Ausstellungskatalog. Schloßmuseum Murnau, Murnau 2010.
  5. Stefan Wolters: Neue Ausgrabungen auf Schloß Murnau. In: Die Burg in Murnau, Eine Reise ins Mittelalter. Ausstellungskatalog. Schloßmuseum Murnau, Murnau 2010, S. 25.
  6. Stefan Wolters: Die mittelalterliche Keramik der neuen Ausgrabung auf Schloß Murnau. In: Die Burg in Murnau, Eine Reise ins Mittelalter. Ausstellungskatalog. Schloßmuseum Murnau, Murnau 2010, S. 36 f.
  7. Brigitte Salmen: Die Burg in Murnau, Eine Reise ins Mittelalter. In: Die Burg in Murnau, Eine Reise ins Mittelalter. Ausstellungskatalog. Schloßmuseum Murnau, Murnau 2010, S. 9.
  8. Thomas Aumüller: Der mittelalterliche Wohnturm und seine bauzeitlichen Schiebefenster. In: Schloß Murnau. Ein Bauwerk der Stauferzeit und seine Geschichte. Schloßmuseum Murnau, Murnau am Staffelsee 1994, S. 73.
  9. Angaben über die Murnauer Burg (Memento vom 15. April 2014 im Internet Archive) auf der Website der Gemeinde Murnau.

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