Schienenverkehr in Niger
Schienenverkehr in Niger gibt es derzeit noch nicht. Zwei Strecken, eine von Benin nach Niger und eine zweite über Burkina Faso in die Elfenbeinküste, befinden sich in unterschiedlichen Baustadien. Auf der 2016 eröffneten 143 Kilometer langen ersten Teilstrecke von Niamey nach Dosso findet noch kein regelmäßiger Verkehr statt. Die Bauarbeiten in Benin wurden Ende 2015 eingestellt.
Geschichte
Pläne, Niger an die Eisenbahn anzubinden, gab es schon zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. 1903 begannen die Bauarbeiten an der Abidjan-Niger-Bahn, die Abidjan mit Ouagadougou verbindet. Der Bau stoppte allerdings 500 km vor der Grenze zu Niger. 1910 begann der Bau einer Eisenbahnstrecke in Benin von Cotonou an der Bucht von Benin nach Parakou. Auch sie endete vor der Grenze zu Niger.[1]
Planung und Bau
Es ist geplant, eine durchgehende Bahnverbindung von Cotonou über Niamey und Ouagadougou bis nach Abidjan am Atlantik zu errichten. Dabei kommt Meterspur zum Einsatz, da die Eisenbahnen in den benachbarten Staaten in dieser Spurweite betrieben werden.
In Niamey, der Hauptstadt des Landes, wurde der erste Bahnhof in Niger errichtet, der zunächst über keine Anbindung an ein Schienennetz verfügte. Er wurde am 7. April 2014 eingeweiht. An der Eröffnungsfeier der 500 Meter langen Strecke nahmen Präsidenten von drei afrikanischen Ländern teil: der Präsident Benins, Yayi Boni, der Präsident Togos, Faure Gnassingbé, und der Präsident Nigers, Mahamadou Issoufou. Er sprach von einem historischen Moment und dem Beginn der Verwirklichung eines Traumes, den Niger durch die Eisenbahn an das Meer anzubinden.[2] Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens Bolloré, das die ersten Teilstrecken erstellte, sprach von einem wichtigen Moment für die Bürger des Landes. Diese könnten künftig leichter Güter importieren und exportieren und reisen.
Präsident Issoufou eröffnete am 29. Januar 2016 die Bahnstrecke zwischen Niamey und Dosso.[3] Des Weiteren ist ein Anschluss an die Abidjan-Niger-Bahn geplant, die zur Zeit bis Kaya in Burkina Faso ausgebaut wird.[4]
Rollmaterial
2014/2015 hat Bolloré gebrauchte Meterspur-Einheitswagen vom Typ SIG EW I von der schweizerischen Zentralbahn erworben, die ursprünglich für die Brünigbahn gebaut worden waren.[5] Ein im März 2015 veröffentlichtes Promotionsvideo von Bolloré für die als Blueline Niger bezeichnete geplante Bahnverbindung zeigt, wie solche Wagen auf die Schienen gesetzt werden, und einen aus zwei Wagen bestehenden, von einer Diesellok gezogenen Zug.[6] Bolloré bezeichnet auch das Gesamtprojekt als Blueline und hatte für Ende 2015 die Aufnahme von Passagierverkehr zwischen Cotonou und Pahou in Benin angekündigt, ebenfalls mit den ehemaligen Zentralbahn-Wagen.[7]
Einstellung der Bauarbeiten in Benin
2015 unterzeichneten die Beteiligten eine Übereinkunft, am Abschnitt von Benin bis nach Niamey zu arbeiten.[8] Der Neubau und die Wiederherstellung der Anschlussstrecken in Benin kamen jedoch bald ins Stocken, da es Auseinandersetzungen über den Hauptauftragsnehmer gibt. Niger steht fest hinter dem französischen Partner Bolloré, während in Benin die Firma Petrolin reklamiert, der einzige Bieter gewesen zu sein, und vor Gericht gegangen ist. Nach einer Gerichtsentscheidung vom 19. November 2015 musste Bolloré alle Arbeiten in Benin einstellen. Es wird jedoch bezweifelt, ob Petrolin überhaupt Know-how und Rücklagen hat, ein solches Projekt zu verwirklichen. Als Kompromiss hat Benin eine Arbeitsgemeinschaft beider Firmen oder die China Railway Construction Corporation (CRCC) als Alternative vorgeschlagen.[9] Der Oberste Gerichtshof von Benin hat am 29. September 2017 ein Berufungsverfahren von Bolloré abgelehnt. Während Benin wiederum die CRCC vorschlug, beharrt Niger auf Bolloré. Bolloré ist auch der größte Aktionär der Beniner Bahngesellschaft Bénirail, an der beide Staaten mit je zehn Prozent beteiligt sind.[10]
Weitere Projekte
Am 11. Januar 2021 unterzeichnete der nigerianische Transportminister Chibuike Rotimi Amaechi eine Absichtserklärung mit einem portugiesischen Baukonzern über den Bau einer normalspurigen, 284 Kilometer langen Eisenbahnverbindung zwischen dem nordnigerianischen Kano und der Provinzhauptstadt Maradi im Süden Nigers. Es werden zwölf Bahnhöfe entlang der Strecke vorgesehen und die Grenze zu Nigeria soll bei Jibia überschritten werden. Die Fertigstellung soll in 32 Monaten erfolgen.[11]
Weblinks
Einzelnachweise
- NN: A long-standing railway ambition – Niger 2020. In: Niger 2020. 18. September 2014, abgerufen am 7. Januar 2018.
- NN: Inauguration de la première gare ferroviaire à Niamey. In: rfi Afrique. 8. April 2014, abgerufen am 7. Januar 2018.
- Inauguration de la ligne ferroviaire Dosso–Niamey. In: Niger Inter. 29. Januar 2016, abgerufen am 7. Januar 2018 (französisch).
- NN: Revised Abidjan – Ouagadougou concession signed. In: Railway Gazette. 5. August 2016, abgerufen am 7. Januar 2018.
- Zentralbahn fährt nun auch in Afrika. In: Luzerner Zeitung. 7. Juni 2015. Abgerufen am 26. Februar 2018.
- Blueline Niger Project by Bolloré. Youtube. 11. März 2015. Abgerufen am 26. Februar 2018.
- Benin passenger service to launch this year (Englisch) In: Railway Gazette. 10. Juni 2015. Abgerufen am 26. Februar 2018.
- NN: Benin – Niger railway agreement signed. In: Railway Gazette. 23. August 2015, abgerufen am 7. Januar 2018.
- jeuneafrique.com: Rail : Bénin-Niger, la ligne de la discorde. 12. September 2017 (französisch).
- jeuneafrique.com: Rail : la Cour suprême du Bénin tranche en faveur de Dossou contre Bolloré. 3. Oktober 2017 (französisch).
- Mota-Engil to build Niger – Nigeria link. In: Railway Gazette International. 14. Januar 2021, abgerufen am 21. Januar 2021.