Schachbrettstein
Schachbrettsteine mit ihren meist schwarzen und weißen Feldern sind ein seltener Bauschmuck an den Außenwänden mittelalterlicher spätromanischer und frühgotischer Feldsteinkirchen. Sie wurden bevorzugt im Eingangsbereich oder an Mauerecken von Apsis, Chor, Schiff und Turm gut sichtbar angebracht. Die dänischen und deutschen Kirchen mit Schachbrettsteinen stammen aus der gleichen Zeit und in beiden Bereichen muss davon ausgegangen werden, dass die Steine mit dem Kirchenbau assoziiert wurden. Es ist schwierig, sich vorzustellen, dass in beiden Bereichen keine Korrelation zwischen dem Auftreten des gleichen Phänomens besteht.
Vorkommen
Während Steine mit Schachbrettmustern im übrigen Europa unbekannt sind, finden sie sich in vergleichsweise großer Zahl in einer bestimmten Region Dänemarks und beiderseits der Oder. Je ein Exemplar kommt in Norwegen, Schweden und auf Bornholm vor.
Deutschland und Polen
Anzutreffen sind die Steine vor allem an 50 Kirchen beispielsweise der Uckermark: Dobberzin, Gerswalde bei Templin, Schmargendorf bei Angermünde, Schönermark, Serwest bei Angermünde, Weselitz bei Prenzlau (heute Gemeinde Uckerfelde), aber auch Retzin (Gemeinde Ramin) und Plöwen im vorpommerschen Teil der Uckermark. In der Niederlausitz: Frankena bei Doberlug-Kirchhain, Werenzhain bei Doberlug-Kirchhain, Pritzen (heute Gemeinde Altdöbern), zwischen Spree- und Havelgebiet: Herzberg (Rietz-Neuendorf), in Neuendorf im Sande, heute Gemeinde Steinhöfel bei Fürstenwalde, Stradow (Spremberg) sowie westlich von Berlin in der Dorfkirche von Groß Glienicke (Stadt Potsdam).
In Märkisch-Oderland finden sich Schachbrettsteine unter anderem an Feldsteinkirchen in Hönow, (die Dorfkirche in Grunow weist die ungewöhnliche Zahl von sieben Schachbrettsteinen auf), Mallnow, Ihlow und Friedersdorf. Im Landkreis Oder-Spree gibt es derartige Steine in Tempelberg und am Dom St. Marien zu Fürstenwalde.
Östlich der Oder
Auch östlich der Oder im heutigen Polen sind derartige Steine zu finden: Radów, Gosław, Dolsko, Godków, Lubiechów Górny, Kowalów u. a.
Dänemark
In Nordjütland gibt es 48 Kirchen mit insgesamt 67 Schachbrettsteinen (dänisch Skakbrætsten) z. B. an der Bejstrup, Bislev, Farsø, Grønning, Mejlby, Nørbæk, Nørretranders und Skallerup (mit je 3 Steinen), Skarp Salling, Sønderhå (mit 4 Steinen), Spørring, Svenstrup, Tilst, Vivild (mit 3 Steinen), Kirchenruine von Randrup und der Ørum Kirke. Auf Bornholm findet sich einer in der Sankt Pouls Kirke. 11 Kirchen haben mehrere Schachbrettsteine.[1] Es gibt keine Beispiele aus Südjütland, Fünen und Seeland. Eine befriedigende Erklärung für diese Verteilung ist noch nicht vorgelegt worden.
Deutungsversuche
Vermutungen und Spekulationen zu diesen Steinen gibt es verschiedene: Eine Erklärung wäre, dass sie als eine Art Wappen der Askanier oder der Zisterzienser zu verstehen seien, da die Kirchen in deren Machtbereich entstanden und vermutlich aus diesem Grunde entsprechend gekennzeichnet waren. Die Kirchen stammen zumeist aus der Zeit der Osterweiterung in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, als das Gebiet von den aus dem Westen kommenden Askaniern in Besitz genommen und christianisiert wurde.
Eine weitere These kommt zu dem Schluss, es könnte sich um Zunftzeichen der Maurer, Zimmerleute und Steinmetze handeln, die bei den Bauten tätig wurden. Doch dafür ist die Herstellung derartiger Muster viel zu aufwendig.
Die Steine sind anscheinend auch keine Schmuckelemente, denn dazu ist der Ort ihrer Anbringung (Ecken und Winkel) ungeeignet.
Schachbrettmuster gehören im weitesten Sinne zu den Netz- oder Gitterformen, die in ihrer Gesamtheit als unheilabwehrend (apotropäisch) verstanden werden können. Diese Interpretation wird untermauert durch die ausschließliche Anbringung der Steine an Außenwänden. Als Zeichensteine kommen geometrische Ritzungen bereits seit der Vorzeit vor.
Legende
Eine andere Deutung bezieht sich auf eine Legende: Der Teufel spielte Schach mit dem Herrn um den Bau der Kirchen und die armen Seelen. Als er verlor, bekam das Schachbrett zur Erinnerung seinen Platz beim Bau der Kirche in Form dieser Steine. Schwarz und weiß stünden somit für Gut und Böse, Leben und Tod, Anfang und Ende.[2]
Sonstiges
Weiterhin gibt es Steine mit Rhombenmuster, welche dem Damebrett des Mittelalters entsprechen, aber auch Zacken-, Linien- und Kreuzmuster, wie das Jerusalemer Kreuz der Templer und Zeichensteine.
Siehe auch
Literatur
- Bönisch, Eberhard (2010): Ornament oder Sinnbild? Schachbrettmuster an Feldsteinkirchen, in: Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.: Offene Kirchen 2010. Brandenburgische Kirchen laden ein, S. 8–11 ISBN 3-928918-47-8 (online bei www.altekirchen.de)
- Bönisch, Rudolf (1994): Schachbrettsteine und anderer Bauschmuck an den ältesten Feldsteinkirchen der Niederlausitz, in: Judith Oexle (Hrsg.): Frühe Kirchen in Sachsen. Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte; 23, Theiss-Verlag, Stuttgart, S. 249–265 ISBN 3-8062-1094-2
- Wilhelm Jung, Willy Spatz und Theodor Goecke (Bearb.) (1913): Die Kunstdenkmäler des Kreises Weststernberg, in: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg Band IV, Teil 3, Berlin, Vossische Buchhandlung
Weblinks
- Schachbrettsteine in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Dänemark und Polen
- Schachbrettsteine in Brandenburg
- Schachbrettsteine in Dänemark (dän.)
- Schachbrettstein mit Rautenmuster
- Schachbrettsteine - Fotos
- Mittelalterliche Schachbrettsteine bei Teltow
- Polnische Seite zu Schachbrettsteinen
- Skallerup kirche