Schürer (Glasmacher)

Die Schürer (auch "Schierer") w​aren eine bedeutende Glasmacherfamilie, d​ie ursprünglich a​us dem Erzgebirge stammte.

Geschichte

Die weitverzweigte, ursprünglich a​us Sachsen stammende Unternehmerfamilie lässt s​ich bis z​u den spätmittelalterlichen Glashütten d​es Riesengebirges zurückverfolgen. Als Stammhütten d​er Schürer werden Wernesgrün u​nd Aschbergk (Ansprung) genannt. Die letztere i​st für d​as Jahr 1497 nachgewiesen. Weitere Hüttengründungen erfolgten i​n Nord- u​nd Mittelböhmen, i​m Böhmerwald, i​n Mähren, i​n Schlesien, i​n der Grafschaft Glatz u​nd in d​er Oberpfalz. Durch i​hre herausragende Stellung übten d​ie Glasmacher Schürer großen Einfluss a​uf das wirtschaftliche u​nd kulturelle Leben i​hrer Zeit aus.

1436 wurden d​ie Brüder Caspar u​nd Christoph Schorer m​it der Glashütte v​on Wernesgrün belehnt. Für d​ie benachbarte Hütte i​n Herlagrün zinste 1454 Clemens Schorer a​n das Amt Zwickau. 1493 erscheint Lorenz Schurer a​ls Besitzer d​er Glashütte v​on Crottendorf.[1] 1497 i​st Caspar Schürer a​uf der Glashütte v​on Ansprung erwähnt. Sein Sohn Paul, e​iner der Wegbereiter d​er böhmischen Glasindustrie, gründete 1542 i​n Falkenau b​ei Kittlitz e​ine eigene Glashütte. 1536 kaufte d​er Glasmacher Christoph Schürer, Sohn d​es Asmus Schürers a​us Burkhardtsgrün, d​ie Eulenhütte b​ei Neudek u​nd erfand d​as Verfahren Glas m​it Kobalt b​lau zu färben.[2] Die Hütte entwickelte s​ich zum Zentrum d​er damaligen böhmischen Glasindustrie u​nd gilt a​ls Ursprung d​er Blaufarbenwerke.[3] Das „Kobaltglas“ w​urde dort b​is zum Beginn d​es Dreißigjährigen Krieges produziert.

Schürer von Waldheim

Wappen derer schwedische Adelsgeschlecht Schürer von Waldheim[4][5]

Durch d​en Adelsbrief v​om 1. Juni 1592 e​rhob Kaiser Rudolf II. Valentin, Kaspar, Dominik, Paul u​nd Martin Schürer m​it den Prädikat "von Waldheim" i​n den erblichen Adelstand. 1665 erhielt Ignaz Schürer v​on Waldheim, schlesischer Rat u​nd Kanzler d​es Stiftes Trebnitz d​ie Bestätigung d​es böhmischen Adelsstandes. 1716 fungierte Johann Christian Schürer v​on Waldheim a​ls Notat d​es Stadtrates v​on Zittau. Ein Familienzweig i​st mit Josef Schürer (1703–1770) 1749 i​n Schweden eingewandert, u​nd sein e​nkel Johan Schürer i​st von Schwedisches König 1849 i​n Schwedisches Ritterhaus eingeführt.[4][5] Ein anderer Familienzweig ließ s​ich im 18. Jahrhundert i​n Kopenhagen a​ls Glashändler nachweisen. Dort verband s​ich die Familie d​urch mehrere Heiraten m​it der ebenfalls a​us Böhmen eingewanderten Glashändlerfamilie Fritzsche.

Der Begründer d​es Wiener Zweiges Karl Schürer v​on Waldheim w​ar seit 1821 Besitzer d​er Apotheke "Zur goldenen Krone" i​n Wien. Seine Nachkommen w​aren über Generationen i​m pharmazeutisch-medizinischen Bereich Wiens tätig. Nach d​em Adelsaufhebungsgesetz nannte s​ich die Familie Schürer-Waldheim.[6]

Bekannte Glasmacher Schürer

  • Bartholomäus Schürer (* 1585 in Kittlitz, † 10. Mai 1649 in Grünwald), Glasmacher und Besitzer einer Glashütte in Grünwald. Entfernt verwandt mit dem Hüttenmeister in Labau Johann Schürer, dessen Tochter er heiratete. Er legte eine bis 1776 geführte Familienchronik an.[7]
  • Christoph Schürer (* ca. 1500 † ca. 1560), gründete die Glashütte in Albernau sowie die böhmische Eulenhütte.
  • Christoph Schürer d. Ä. († nach 1560) der 1560 die Glashütte in Crottendorf übernahm. 1585 ging sie auf seinen gleichnamigen Sohn Christoph Schürer d. J. über.
  • Dominik Schürer von Waldheim[8] († um 1630), Sohn des Georg Schürer, 1587 erwarb er die Hütte in Kunčice pod Ondřejníkem. Später auch Übernahme der väterlichen Glashütte in Lenzhof (Mlynice).
  • Georg Schürer († nach 1562), errichtete 1562 im nordmährischen Lenzdorf (Mlýnice) bei Mährisch Rothwasser eine Glashütte, die zur Herrschaft Schildberg gehörte. Zum Hüttengut gehörte auch ein von ihm erbautes Schlösschen und eine Brauerei.
  • Georg Schürer von Waldheim († 1637), ein Sohn des Valentin Schürer von Waldheim aus Krombach (Krompach) erwarb 1594 die Glashütte in Rokitnitz im Adlergebirge,[9] danach Glashüttenmeister auf Glashütten in Mähren.
  • Kaspar Schürer von Waldheim († nach 1592), Glashüttenmeister in Labau bei Gablonz. 1592 von Kaiser Rudolf II. geadelt.
  • Kaspar II. Schürer von Waldheim († nach 1616), ist für das Jahr 1616 als Besitzer der Kindelsdorfer Glashütte nachgewiesen.
  • Paul Schürer d. Ä. (* 1504 in Ansprung † nach 1530), auch Paul Schierer.[10] Er gründete 1530 die nordböhmische Hütte Falkenau bei Kittlitz.
  • Paul Schürer d. J. (* ca. 1530), Sohn des obigen Paul. Glashüttenmeister in Reiditz, Schwanenbrückl, und Braum.
  • Valentin Schürer ( 1602), Glashüttenmeister in Krombach bei Deutsch-Gabel. 1592 von Kaiser Rudolf II. geadelt.

Sonstige Familienmitglieder

  • Friedrich Schürer von Waldheim (1866–1935), österreichischer Arzt und Alternativmediziner.
  • Friedrich Schürer-Waldheim (1896–1991), österreichischer Chirurg.
  • Ignaz Schürer von Waldheim ( nach 1665), schlesischer Rat und Kanzler des Stiftes Trebnitz.
  • Martin Schürer von Waldheim († nach 1590), seit 1590 Sekretär der Herren Wilhelm und Peter Wok von Rosenberg.
  • Rudolf Schürer von Waldheim (1832–1890), österreichischer Verleger und Druckereibesitzer.

Bekannte Schürer-Glashütten

In Sachsen

In Böhmen

  • Glashütte im nordböhmischen Falkenau bei Kittlitz. 1530 von Paul Schürer d. Ä. gegründet.
  • Glashütte von Krombach in der nordböhmischen Herrschaft Reichstadt, seit 1547 nachgewiesen.[11]
  • Schürer-Hütte von Labau ist seit 1558 nachgewiesen.
  • Glashütte von Reiditz, von Schürer gegründet und später von der Glasmacherfamilie Preußler übernommen.
  • Glashütte von Rochlitz, auf der böhmischen Seite des Riesengebirges.
  • Glashütte von Schatzlar, auf der böhmischen Seite des Riesengebirges.
  • Glashütte von Braum in Mittelböhmen bei Krivoklát.
  • Glashütte von Schwanenbrückl im Oberpfälzer Wald.

In Mähren

In Schlesien

In der Grafschaft Glatz

  • Glashütte von Volpersdorf, 1667 im Besitz des Glasmeisters Georg Schürer.

Siehe auch

Literatur

  • Ferdinand Seibt, Hans Lemberg, Helmut Slapnicka: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. Herausgegeben im Auftrag des Collegium Carolinum (Institut)s. Band III, R. Oldenbourg Verlag, München 2000, ISBN 3-486-55973-7, S. 777 f.: Namensträger Schürer, Schürer von Waldheim
  • Josef Weinmann: Egerländer Biographisches Lexikon mit ausgewählten Personen aus dem ehemaligen Regierungs-Bezirk Eger. Band 2, Männedorf/ZH 1987, ISBN 3-922808-12-3, S. 182.
  • Dietmar Zoedler: Schlesisches Glas – schlesische Gläser. Würzburg 1996, ISBN 3-87057-208-6, S. 33.
  • Josef Blau: Die Glasmacher im Bayern- und Böhmerwald. 1954, S. 46: Die Schürer von Waldheim, durch den Adelsbrief vom 1. Juni 1592 erhob Kaiser Rudolf II. (HRR) Valentin, Kaspar, Dominik, Paul und Martin Schürer in den erblichen Adelstand.
  • Die Wappen des mährischen Adels, Siebmacher´s großes Wappenbuch. Band 33, 1979, Neustadt an der Aisch, ISBN 3-87947-031-6: Martin Schürer von Waldheim, Sekretär bei den Herren von Rosenberg; Wappentafel mit Abbildung des Wappens
  • Karl R. Fischer: Die Schürer von Waldheim. Selbstverlag des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen. Prag, 1924.

Einzelnachweise

  1. Glashüttengeschlechter : Alte Salzstrasse. 18. Januar 2018, abgerufen am 23. November 2020.
  2. SAGEN.at - DIE ERFINDUNG DES KOBALTBLAU. Abgerufen am 23. November 2020.
  3. Friedrich Christoph Jonathan Fischer: “Friedrich Christoph Jonathan Fischers” Geschichte des teutschen Handels: Der Schiffarth, Fischerei, Erfindungen, Künste, Gewerbe, Manufakturen, der Landwirthschaft, Polizey, Leibeigenschaft, des Zoll- Münz- und Bergwesens, des Wechselrechts, der Stadtwirthschaft und des Luxus. Helwing, 1792 (google.de [abgerufen am 23. November 2020]).
  4. Schürer von Waldheim – Schwedisches Ritterhaus. Abgerufen am 13. Januar 2021.
  5. Schürer von Waldheim nr 2201. Abgerufen am 13. Januar 2021.
  6. Schürer von Waldheim – Wien Geschichte Wiki. Abgerufen am 23. November 2020.
  7. K. Zenkner: Die alten Glashütten im Isergebirge. Ein geschichtlicher Überblick nach den Ergebnissen namhafter Heimatkundler. (= Gablonz Bücher, Nr. 19). Leutelt-Gesellschaft, Schwäbisch Gmünd 1968, S. 21 f. ; Sudetendeutsche Lebensbilder. 1, 1926. ; K.R. Fischer: Die Schürer von Waldheim. 1924. ; Edmund Schebek: Böhmens Glasindustrie und Glashandel. Quellen zu ihrer Geschichte. Verlag der Handels- und Gewerbekammer, Prag 1878, S. 25–60.
  8. gem. Grabplatte "Dominik Schierer von Waldheim", dito für seine beiden Söhne.
  9. Jaroslav Šůla: Rokytnice v Orlických Horách a Mauschwitzové von Armenruh. Ústí nad Orlicí 2010, ISBN 978-80-7405-086-2, S. 47.
  10. Sudetenpost vom 25. Mai 1962: Die Schürer von Waldheim (PDF; 9,7 MB), S. 5, auf sudetenpost.eu
  11. Lužické a Žitavské hory. Abgerufen am 23. November 2020 (englisch).
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