Satz von Mourier

Der Satz v​on Mourier i​st ein Lehrsatz d​er Wahrscheinlichkeitsrechnung, e​inem der Teilgebiete d​er Mathematik. Er g​eht auf d​ie französische Mathematikerin Édith Mourier zurück u​nd formuliert e​ine hinreichende Bedingung z​um Bestehen d​es starken Gesetzes d​er großen Zahlen für gewisse Folgen v​on Zufallselementen i​n einem separablen Banachraum über d​em Körper d​er reellen Zahlen. Der Satz lässt s​ich als Verallgemeinerung d​es zweiten kolmogorowschen Gesetzes d​er großen Zahlen auffassen.

Formulierung des Satzes

Der Satz lässt s​ich angeben w​ie folgt:[1][2][3]

Gegeben seien ein Wahrscheinlichkeitsraum , ein separabler -Banachraum und eine Folge
von Zufallselementen in .
Die Folge sei stochastisch unabhängig und ihre Glieder seien identisch verteilt.
Dabei gelte
  .
Dann gilt -fast sicher die Konvergenz
  .

Erläuterungen

  • Eine Borel-messbare Zufallsvariable mit Werten in einem topologischen Raum wird allgemein als Zufallselement bezeichnet.
  • Bei einem Zufallselement mit Werten in einem separablen normierten -Vektorraum wird mit stets dessen Erwartungswert bezeichnet, sofern dieser definiert ist. Er ist zumindest immer dann definiert, wenn für das Pettis-Integral existiert. Ist dies der Fall, so ist der Erwartungswert gleich dem Pettis-Integral. Der Erwartungswert zeichnet sich dadurch aus, dass für stetige Linearformen stets gilt.[4]
  • Für ein Zufallselement mit Werten in einem separablen -Banachraum ist stets eine nichtnegative reelle Zufallsvariable, für die der Erwartungswert stets existiert.[5]   Ist dabei sogar , so existiert auch der Erwartungswert .[6]

Verwandtes Resultat im Zusammenhang mit Kolmogorows erstem Gesetz der großen Zahlen

Ausgehend v​on dem Satz v​on Mourier ergibt s​ich die Frage, o​b und inwieweit a​uch Kolmogorows erstes Gesetz d​er großen Zahlen a​uf Folgen v​on Zufallselementen i​n normierten Vektorräumen auszudehnen ist. Wie s​ich zeigen lässt, i​st diese Ausdehnung zumindest i​mmer im Falle d​er separablen Hilberträume möglich. Es g​ilt nämlich d​er folgende Satz:[7]

Gegeben seien ein Wahrscheinlichkeitsraum , ein separabler -Hilbertraum [8] und eine Folge
von Pettis-integrierbaren Zufallselementen in .
Die Folge sei stochastisch unabhängig und es gelte
  .[9]
Dann genügt die Folge der Bedingung
und damit dem starken Gesetz der großen Zahlen.

Quellen und Hintergrundliteratur

  • P. Gänssler, W. Stute: Wahrscheinlichkeitstheorie (= Hochschultext. Band 91). Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 1977, ISBN 3-540-08418-5.MR0501219
  • R. G. Laha, V. K. Rohatgi: Probability Theory (= Wiley Series in Probability and Mathematical Statistics). John Wiley & Sons, New York (u. a.) 1979, ISBN 0-471-03262-X. MR0534143
  • Michel Ledoux, Michel Talagrand: Probability in Banach Spaces. Isoperimetry and Processes (= Ergebnisse der Mathematik und ihrer Grenzgebiete (3. Folge). Band 23). Springer Verlag, Berlin (u. a.) 1991, ISBN 3-540-52013-9. MR1102015
  • Édith Mourier: Eléments aléatoires dans un espace de Banach. In: Annales de l'Institut Henri Poincaré. Band 13, 1953, S. 161–244. MR0064339
  • Pál Révész: Die Gesetze der grossen Zahlen (= Lehrbücher und Monographien aus dem Gebiete der Exakten Wissenschaften: Mathematische Reihe. Band 35). Birkhäuser Verlag, Basel, Stuttgart 1968. MR0245080
  • N. N. Vakhania, V. I. Tarieladze, S. A. Chobanyan: Probability Distributions on Banach Spaces (= Mathematics and its Applications (Soviet Series). Band 14). D. Reidel Publishing Company, Dordrecht, Boston, Lancaster, Tokio 1987, ISBN 90-277-2496-2.

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. P. Gänssler, W. Stute: Wahrscheinlichkeitstheorie. 1977, S. 337–338
  2. R. G. Laha, V. K. Rohatgi: Probability Theory. 1979, S. 452–454
  3. Pál Révész: Die Gesetze der grossen Zahlen. 1968, S. 146–147
  4. P. Gänssler, W. Stute: Wahrscheinlichkeitstheorie. 1977, S. 335
  5. R. G. Laha, V. K. Rohatgi: Probability Theory. 1979, S. 447
  6. P. Gänssler, W. Stute: Wahrscheinlichkeitstheorie. 1977, S. 336
  7. R. G. Laha, V. K. Rohatgi: Probability Theory. 1979, S. 455
  8. Hier ist die auf dem Hilbertraum durch das Skalarprodukt erzeugte Norm.
  9. Die zuletzt genannte Bedingung entspricht der aus dem Fall der reellen Zufallsvariablen bekannten Varianzbedingung.
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