Satz von Minkowski

Der Satz von Minkowski (nach Hermann Minkowski) ist ein mathematischer Satz, der sich mit gewissen geometrischen Gebilden und ihren äußersten Randpunkten beschäftigt. Genauer stammt er aus der Theorie der konvexen Mengen in endlichdimensionalen Räumen und stellt eine Beziehung zwischen einer kompakten konvexen Menge und ihren Extremalpunkten her.

Formulierung des Satzes

Für eine kompakte, konvexe Menge und eine Teilmenge sind folgende Aussagen äquivalent[1]:

  • ist die konvexe Hülle von .
  • Die Extremalpunkte von sind in enthalten.

Insbesondere i​st in e​inem endlichdimensionalen Raum e​ine kompakte, konvexe Menge gleich d​er konvexen Hülle i​hrer Extremalpunkte. Auch d​iese Aussage w​ird oft Satz v​on Minkowski genannt.

Satz von Carathéodory

Der Mathematiker Constantin Carathéodory h​at im Jahre 1911 d​en folgenden bekannten Lehrsatz bewiesen:[2][3][4]

(1) Ist (für zwei gegebene natürliche Zahlen und mit ) im euklidischen Raum eine Teilmenge gegeben und ist diese in einem n-dimensionalen affinen Unterraum von enthalten, so ist die konvexe Hülle von gleich der Menge aller Konvexkombinationen, die aus maximal Elementen von gebildet werden. Formal ausgedrückt gilt also:

.

Kombiniert m​an dies m​it dem Satz v​on Minkowski, s​o erhält man:

(2) Jeder Punkt einer kompakten, konvexen Teilmenge , die in einem n-dimensionalen affinen Unterraum enthalten ist, ist eine Konvexkombination von höchstens Extremalpunkten.

Da man stets als affinen Unterraum wählen kann, erhält man eine Aussage, die manchmal auch als Satz von Minkowski bezeichnet wird:

(3) Jeder Punkt einer kompakten, konvexen Teilmenge ist eine Konvexkombination von höchstens Extremalpunkten.

Verallgemeinerung des Satzes von Carathéodory

Im Jahre 1982 stellte d​er ungarische Mathematiker Imre Bárány e​ine Verallgemeinerung d​es Carathéodory'schen Satzes vor, d​en man a​ls Satz v​on Bárány (englisch Bárány's Theorem) bezeichnen k​ann und d​er folgendes besagt:[5][6]

(4) Sind Teilmengen gegeben sowie ein Raumpunkt , so existieren auch stets ausgewählte Raumpunkte derart, dass schon in der konvexen Hülle dieser Raumpunkte liegt.

Den Satz von Carathéodory gewinnt man dabei für den Spezialfall .[6]

Bemerkungen

  • Obiger Satz von Minkowski verallgemeinert sich in unendlichdimensionalen lokalkonvexen Räumen zum Satz von Krein-Milman. Die dort geltenden Aussagen sind schwächer, da Abschlussbildungen hinzukommen.
  • Obige Aussage (3) lässt sich nicht weiter verbessern. Für die Darstellung des Mittelpunktes eines nicht-ausgearteten Simplexes im muss man alle Ecken verwenden.
  • Eine weitere nicht-triviale Folgerung aus dem Satz von Minkowski ist, dass eine kompakte, konvexe Menge überhaupt Extremalpunkte hat. Solche Überlegungen spielen bei der Begründung des Simplex-Verfahrens eine Rolle.

Literatur

  • W. A. Coppel: Foundations of Convex Geometry (= Australian Mathematical Society Lecture Series. Band 12). Cambridge University Press, Cambridge 1998, ISBN 0-521-63970-0 (MR1629043).
  • Steven R. Lay: Convex Sets and Their Applications. John Wiley & Sons, New York, Chichester, Brisbane, Toronto, Singapore 1982, ISBN 0-471-09584-2.
  • Kurt Leichtweiß: Konvexe Mengen (= Hochschultext). Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 1980, ISBN 3-540-09071-1 (MR0586235).
  • Jürg T. Marti: Konvexe Analysis (= Lehrbücher und Monographien aus dem Gebiet der Exakten Wissenschaften, Mathematische Reihe. Band 54). Birkhäuser Verlag, Basel, Stuttgart 1977, ISBN 3-7643-0839-7 (MR0511737).

Einzelnachweise

  1. Arne Brøndsted: An Introduction to Convex Polytopes, Springer New York Heidelberg Berlin (1983), Th. 5.10
  2. C. Carathéodory: Über den Variabilitätsbereich der Fourierschen Konstanten von positiven harmonischen Funktionen. In: Rendiconti del Circolo Matematico di Palermo. Band 32, 1911, S. 193–217.
  3. Arne Brøndsted: An Introduction to Convex Polytopes, Springer New York Heidelberg Berlin (1983), Cor. 2.4
  4. W. A. Coppel: Foundations of Convex Geometry. 1998, S. 67
  5. Imre Bárány: A generalization of Carathéodory's theorem. In: Discrete Mathematics. Band 40, 1982, S. 141–152 (MR0676720).
  6. Coppel, op. cit., S. 68
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