Sachsenlied
Als Lied der Sachsen, Sachsenlied oder Sachsenhymne werden verschiedene Musikwerke bezeichnet, die bei Gelegenheit als inoffizielle Landeshymne des heutigen Freistaats Sachsens und dessen Vorgänger, des Königreichs Sachsen verwendet werden. Nach bisheriger Erkenntnis der Geschichtswissenschaft bestand bis heute zu keinem Zeitpunkt eine offizielle Staatshymne in Sachsen.
Geschichte
Im Kurfürstentum (und ab 1806 Königreich) Sachsen war ein irgendwie geartetes spezifisch sächsisches Nationalgefühl erst spät entwickelt, der Staat vereinte unter der sächsischen Krone vielmehr verschiedene auf ihre Eigenart bedachte Volksgruppen wie Vogtländer, Thüringer, Franken, Sorben, Erzgebirger oder Obersachsen. Mit dem aufkommenden Nationaldenken des 19. Jahrhunderts setzte zumindest eine auf den Monarchen gerichtete Nationalbindung ein, was sich in inoffiziellen Soldaten- und Volksliedern, aber auch höfischen Musikwerken zu Ehren des jeweiligen Herrschers äußerte. Weder im Freistaat Sachsen der Weimarer Republik, noch der frühen DDR bis zur Abschaffung der Länder war – obwohl die teilsouveräne Eigenstaatlichkeit der deutschen Gliedstaaten damals im Allgemeinen noch deutlich stärker als heute ausgeprägt war – formell eine Staatshymne festgelegt. In der DDR war das Lied gesperrt.[1]
Nach Wiedererrichtung des Freistaates Sachsen im Zuge der Wiedereinführung der Länder in der DDR 1990 wurden als Staatssymbole allein das historische Wappen und Flagge in der Verfassung niedergelegt, auf die Festlegung einer Hymne wurde im Nachgang nach anfänglichen Versuchen über Bürgervorschläge auch von Seiten der Staatsregierung verzichtet. Damals wurden von der Staatskanzlei 102 Musikwerke als mögliche Vorschläge gesammelt und gesichtet.[2]
2013 sorgte die Junge Union im Landkreis Meißen für Aufsehen mit einem Beschluss, fortan Gott segne Sachsenland als Hymne vor jeder eigenen Veranstaltung singen zu wollen. Unterstützung erhielten sie dabei vom damaligen CDU-Landtagsabgeordneten Sebastian Fischer. Politiker anderer Parteien sahen darin ein eher selbstüberschätzendes, lebensfernes Problembewusstsein der Nachwuchspolitiker und verwarfen den Vorschlag insbesondere mit dem Hinweis, dass das Lied ob seines Ursprungs als Jubel-Ouvertüre zum 50. Thronjubiläum König Friedrich August I. ein wenig zu monarchiefreudig für eine moderne Demokratie sei.[2]
Verschiedene Werke
God save the King – Varianten
Das englische Volkslied und Nationalhymne des Vereinigten Königreichs God Save the Queen (bzw. King) war eine der ersten offiziellen Hymnen nach dem Aufkommen der modernen Nationalstaaten. Sie stellte aufgrund ihrer Eingängigkeit und Feierlichkeit den Urtyp der Monarchen gewidmeten patriotischen Lieder dar, weshalb auch andere Fürstenhymnen zu dieser Melodie gesungen wurden, wie die russische Zarenhymne von 1816 bis 1833 Molitwa Russkich oder zahlreiche deutschen Fürsten- und Landeshymnen nach der Melodie der britischen Königshymne. Auch in Sachsen war die Melodie populär und stellte die Grundlage für eine Vielzahl von eigenen Landes- und Fürstenhymnen
Den König segne Gott
Der Text stammt von Georg Karl Alexander von Richter (1760–1806) und wurde am 5. Juni 1815 erstmals gesungen. Als Soldatenlied wurde er u. a. 1883 im Taschenliederbuch für das Zeug- und Feuerwerks Personal (Kriegsfeuerwerker) vom Buchhändler Ernst Röthke in Berlin publiziert. Er entspricht einer dem britischen Original sehr nahe stehenden Übertragung.
- 1. Strophe
- Den König segne Gott,
- Den er zum Heil uns gab, ihn segne Gott.
- Ihn schmücke Ruhm und Ehr,
- ihn flieh der Schmeichler Heer,
- Weisheit steh´um ihn her,
- ihn segne Gott!
- 2. Strophe
- Gib ihm lang Regiment,
- dem Land Fried‘ und Ruh´,
- den Waffen Sieg.
- Er ist gerecht und gut
- in allem, was er tut,
- schont jedes Sachsen Blut,
- ihn segne Gott!
- 3. Strophe
- Wie Kinder liebt er uns
- als Vater seines Volks,
- er unsre Lust.
- Wir sollen glücklich sein.
- Von uns geliebt zu sein,
- kann nur sein Herz erfreun,
- ihn segne Gott!
- 4. Strophe
- Auf, biedre Sachsen, schwört
- dem König treu und fromm
- und gut zu sein!
- Eintracht sei unser Band
- Dies schwöret Hand in Hand
- Dann singt das ganze Land:
- Ihn segne Gott!
Gott segne Sachsenland
Siegfried August Mahlmann schuf eine vom britischen Original gänzlich losgelöste und auf den populären sächsischen Monarchen Friedrich August I. zugeschnittene Variante anlässlich dessen 50. Thronjubiläums 1815.[3] Spätere republikanischere Varianten ersetzten die Königsbezüge in der 2. Strophe durch allgemeinere Segenswünsche.
- 1. Strophe
- Gott segne Sachsenland,
- wo fest die Treue stand
- in Sturm und Nacht!
- Ew’ge Gerechtigkeit,
- hoch überm Meer der Zeit,
- die jedem Sturm gebeut,
- schütz uns mit Macht!
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- 3. Strophe
- Was treue Herzen flehn,
- steigt zu des Himmels Höh’n
- aus Nacht zum Licht.
- Der unsre Liebe sah,
- der unsre Tränen sah,
- er ist uns hilfreich nah,
- verlässt uns nicht.
- 4. Strophe
- Gott segne Sachsenland,
- wo fest die Treue stand
- in Sturm und Nacht!
- Ew’ge Gerechtigkeit,
- hoch überm Meer der Zeit,
- die jedem Sturm gebeut,
- schütz uns mit Macht!
Sachsenlied
Ein als Sachsenlied bezeichnetes Werk entwickelte sich aus einer im Jahr 1841 komponierten Kantate von Ernst Julius Otto. Den ursprünglichen Text verfasste der Dresdner Pfarrer Maximilian Hallbauer.[4] Es erschien 1842 in Soldatenlieder für die Sächsische Armee.[5] Als „Das schönste Land in Deutschlands Gauen“ wurde es als Heimatlied schnell populär und wurde schließlich auch von anderen Ländern und Regionen (Baden, Bayern, Pfalz, Württemberg) übernommen. Regional bekannt ist heute noch die badische Lokalvariante (Badnerlied).[6]
Variante von 1842
Die ursprüngliche Version von 1842 ist noch deutlich bescheidener als die folgenden Versionen und hebt allein die Rolle innerhalb der deutschen Länder hervor.[7]
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Variante von 1857
Aus einem Liederbuch von 1857 ist die folgende Variante ohne Texturheber nachweisbar.[8]
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Variante von 1887
Die Version unbekannter Herkunft von 1887 geht noch stärker auf spezielle Eigenheiten Sachsen als die vorherigen ein und benennt typische Landschaftsmerkmale des Landes.[9]
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Sing, mei Sachse, sing
Der Leipziger Kabarettist Jürgen Hart veröffentlichte 1979 – also zu einer Zeit, als es ein Land Sachsen seit 27 Jahren nicht mehr gab – eine humoristische „Hymne“ auf die eigenwillige Region im Süden der DDR. Die Melodie hierzu lieferte der aus Leipzig stammende Komponist Arndt Bause.[10] Das Lied spielt mit dem typisch weichen „sächsischen“ Dialekt und den vermeintlich typischen Charakterzügen, die die Sachsen auch ohne formell bestehendes Land weiterhin von anderen, insbesondere auch innerhalb der DDR, abgrenzbar machen und eine eigene Regionalidentität konstituieren.
- 1. Strophe
- Der Sachse liebt das Reisen sehr –
- nu nee, nich das in’n Knochen! –,
- drum fährt er gerne hin und her
- in sein’n drei Urlaubswochen.
- Bis nunderhinunter nach BulgarchenBulgarien
- dut er die Welt beschnarchen.
- Un sin de Koffer noch so schwer,
- un sin zu voll de ZücheZüge,
- und isses Essen nich weit her:
- Das kennt er zur Genüche!
- Der Sachse dut nich gnietschennörgeln, quengeln,
- der Sachse singt e Liedschen!
- Refrain
- Sing, mei Sachse, sing!
- Es is e eicheneigenartiges Ding
- und oochauch e düchtchestüchtiges Glück
- um d’n Zauber der Musik.
- Schonn es kleenste Lied,
- das leechtlegt sich offs GemietGemüt
- und macht dich auchenblicklich
- zefrieden, ruhich un glücklich!
- 2. Strophe
- Der Sachse liebt e satten Saund,
- un tun wo GeichenGeigen röhren,
- ob Opernhaus, ob Untergraund:
- Echalegal, das muss er hören!
- Und schluchzt der Geichenbochen,
- da kricht er feichte Oochenfeuchte Augen.
- Der Sachse schmilzt eb’n leicht dahin
- auf des Gesanges FliechelnFlügeln,
- Doch eh’ de Träne tropft vom Kinn,
- da weiß er se zu ziechelnzügeln!
- Der Sachse tut nich wein’n,
- der Sachse stimmt mit ein!
- Refrain
- Sing, mei Sachse, sing …
- 3. Strophe
- Der Sachse is der Welt bekannt
- als braver ErdenbörcherErdenbürger,
- und fährt er ringsum durch das Land,
- da macht er keenen ÄrcherÄrger.
- Da braucht er seine Ruhe
- und ausgelatschte Schuhe.
- Doch kommt der Sachse nach Berlin,
- dort könn’ se ihn nich leiden.
- Da wolln s’ihm eene drieberziehndrüberziehen, schlagen,
- da wolln se mit ihm streiden!
- Un dut ma’n ooch verscheißern,
- sein Liedschen singt er eisern,
- ne wornicht wahr?
- Refrain
- Sing, mei Sachse, sing …
Siehe auch
- Preise dein Glücke, gesegnetes Sachsen, weltliche Kantate von Johann Sebastian Bach, 1734
Weblinks
- Matthias Trenkel: Sachsenlied und Sachsenhymnen. In: sachsenlied.de. 7. November 2006, archiviert vom Original am 24. November 2006 .
- Claus Stephan Rehfeld: Es is e eichen Ding: Der Sachse und seine Hymne. In: DeutschlandRadio-Berlin-Sendung „LänderReport“. 15. April 2004, archiviert vom Original am 14. Mai 2004 .
- O. Richter: Ursprung der Sachsenhymne. In: Dresdner Geschichtsblätter. Heft 3, 1894, S. 147–148 (wiedergegeben auf der Website der Sächsischen Landesbibliothek).
Einzelnachweise
- Gespräch mit Entertainer Heinz Quermann. In: mdr.de. 20. Mai 1999, archiviert vom Original am 5. Juni 2011; abgerufen am 31. Juli 2021.
- Birgit Ulbricht: „Gott segne Sachsenland“. In: sz-online.de. 26. Februar 2013, archiviert vom Original am 25. Juni 2016; abgerufen am 31. Juli 2021.
- Sachsenlied.
- Waltraud Linder-Beroud:Wie badisch ist das Badnerlied? in: Eckhard John: Volkslied – Hymne – politisches Lied, Waxmann Verlag 2003
- Soldatenlieder für die Sächsische Armee, Dresden 1842, S. 150f.
- http://www.liederlexikon.de/lieder/das_schoenste_land_in_deutschlands_gauen
- http://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/93366/160/0/
- http://www.liederlexikon.de/lieder/das_schoenste_land_in_deutschlands_gauen/editiona
- http://www.liederlexikon.de/lieder/das_schoenste_land_in_deutschlands_gauen/editionb
- Sing, mei Sachse, sing. In: die-sachsen-kommen.de. 6. Mai 2006, archiviert vom Original am 24. April 2011; abgerufen am 1. August 2021.