SR 1 Deine Eins
SR 1 ist das erste Hörfunkprogramm des Saarländischen Rundfunks (SR).
SR 1 | |
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Hörfunksender (Öffentlich-rechtlich) | |
Programmtyp | Musik- und Servicewelle |
Empfang | UKW, Kabel, Satellit, Webradio, DAB |
Empfangsgebiet | Saarland |
Sendestart | 2. Januar 1964 |
Sendeanstalt | Saarländischer Rundfunk |
Intendant | Martin Grasmück |
Programmchef | Thomas Rosch[1] |
Liste von Hörfunksendern |
Geschichte
Am 2. Januar 1964 ging die „Europawelle Saar“ auf Sendung. Der Gründungsintendant des SR, Franz Mai, begründete die Entscheidung für den Aufbau dieser damals neuartigen Servicewelle so: „Wir glauben mit diesem neuen Programm einen wesentlichen Schritt zur Erneuerung des Hörfunks zu tun … und durch eine wohl abgewogene Verknüpfung von Unterhaltung und Kultur-Information, wertvolle Bildungsgüter an die Massen der Menschen herantragen zu können.“[2]:S. 89 Ein Novum in der bundesdeutschen Radiolandschaft der 1960er Jahre waren der vergleichsweise dominante Musikanteil sowie eine fließende Einbindung von Werbeblöcken. An Umsetzung und jugendlicher Prägung des Konzeptes wirkten damals populäre Moderatoren wie Manfred Sexauer und Dieter Thomas Heck mit. Letzterer kam von Radio Luxemburg, dessen große Popularität die Saarländer zu einem ähnlich gearteten Rundfunkprogramm inspirierte. Die kommerziellere Neuorientierung sah Intendant Mai vor allem auch als Chance, den Finanzierungsbedarf des Saarländischen Rundfunks und damit auch den Bildungs- und Informationsauftrag langfristig zu sichern. Diesem Trend sollten später viele Nachahmer in der Rundfunklandschaft der ARD folgen; über den reichweitestarken Mittelwellensender, dessen Frequenz dicht neben der des ebenso starken Luxemburger Mittelwellensenders lag, fand das Programm seinerzeit auch viele Hörer in der damaligen DDR.[2]:S. 89–105; 188–191; 278 Es gab auch eine Sendung welche sich Brummerfunk nannte und sich an Fernfahrer richtete. Erstmals 1976 trug das Programm den Namen „SR 1 Europawelle Saar“, später wurde der Zusatz „Saar“ entfernt. Nach Erschließung modernerer Vertriebswege (Kabel, Satellit) konnte ab 1994 die Aussendung über Mittelwelle entfallen.
Gegenwart
SR 1 gehört zu den ARD-Popwellen. Kernzielgruppe sind die 30- bis 49-jährigen Hörer. Die Musikzusammenstellung orientiert sich im Tagesprogramm am Adult-Contemporary-Format, speziellere Musikfarben finden sich beispielsweise in den Sendungen „Absolut Musik“ abends ab 19 Uhr (Dienstag bis Freitag; Samstag ab 18 Uhr, Sonntag von 10 bis 14 Uhr) sowie „Lounge“ (Samstag, 21–24 Uhr).[3] In seiner Eigenschaft als Begleitprogramm und Servicewelle ist SR 1 gekennzeichnet durch halbstündliche Nachrichten, Wetter- und Verkehrsmeldungen sowie kurze Wortelemente im fließenden Programm. Speziellere Wortangebote liefern das Kultur- und Talk-Magazin „Abendrot“ (Montag, 19–21 Uhr) sowie das Informationsmagazin „Stand der Dinge“ (Montag bis Freitag, 18–19 Uhr). Darüber hinaus bietet der Sonntagmorgen ein spezifisches Angebot für Familien und besonders den Nachwuchs in der Sendung „Domino“ (6–10 Uhr), zum Teil auch in französischer Sprache.[4] Die DOMINO-Kindernachrichten wurden als „Beste Nachrichtensendung“ mit dem Deutschen Radiopreis 2014 ausgezeichnet.[5] Nach der regelmäßigen „Media Analyse“ ist SR 1 Europawelle mit einer beständigen Tagesreichweite von mehr als 20 % im Saarland (Montag bis Freitag) eine der beliebtesten ARD-Popwellen im jeweiligen Sendegebiet. Morningshow: "Balser & Mark. Dein Morgen!", montags bis freitags von 5 bis 9 Uhr.
Außerdem wurde 2017 der Namensbestandteil "Europawelle" durch den Slogan "Deine Eins" ersetzt.
Veranstaltungen
Neben der Präsentation seiner Musikveranstaltungen im Saarland (Garage Saarbrücken) und im benachbarten Luxemburg (Rockhal in Esch-sur-Alzette, und Atelier Luxemburg) tritt SR 1 auch selbst als Konzertveranstalter auf. In der Reihe „SR 1 Unplugged“ treten nationale und internationale Künstler auf.[6]
Verbreitung
SR 1 ist im gesamten Saarland und in den angrenzenden Regionen von Rheinland-Pfalz, Frankreich und Luxemburg über UKW zu empfangen, die mit Abstand stärkste Frequenz liegt bei 88,0 MHz auf dem Sender Göttelborner Höhe. Darüber hinaus ist SR 1 saarlandweit über Kabel zu empfangen (94,05 MHz), über Digitalradio (DAB-Block 9A), über das Astra-Satellitensystem (Transponder 93) sowie als Webradio.
Moderatoren
Aktuelle
Als Moderatoren werden derzeit beschäftigt:[7]
- Christian Balser
- Stephan Daub
- Carina Dewes
- Matthias Fuchs
- Nina Heck
- Jessica Werner
- Anja Kettler
- Peter Liebertz
- Kerstin Mark
- Joachim Meyer
- Thomas Rosch
- Verena Sierra
- Daniel Simarro
- Isabelle Tentrup
- Boris Theobald
- Jessica Ziegler
Ehemalige
- Jürgen Albers: Fragen an den Autor
- Martin Arnhold: Froh in den Tag hinein, Der Radiowecker, Auftakt
- Axel Buchholz: Zwischen heute und morgen, Junge Leute – heute, Abendmagazin (Information, Meinung, Hintergrund), Journal (I und II)
- Brita-Maria Carell: Wunschsendung
- Maik Caspers
- Ilona Christen (-Kleitz) († 2009): Spielbox, Bundfunk, Halbzeit
- Wilken (Willem) F. Dincklage († 1994): Pop Corner, Drugstore 1421
- Elena Diekmann
- Wolfgang Dorn: Mit Musik unterwegs (Autofahrersendung)
- Colette Dryja: Dryja & Rosch retten den Morgen, Saarlands Radio-Show am Morgen
- Bernd Duszynski († 1999): Glücksrad, Hit mal mit, Drugstore 1421, später: Drugstore 1422 (die 1422 bezog sich auf die MW-Frequenz, die sich nach einer Frequenzneuordnung um 1 verschob)
- Heinz Dützmann († 1977): Der Bunte Teller
- Wilfried Eckel: Europarade, Video Disco, Pop-Professor, Kraftpaket
- Jutta Eckler († 2005)
- Dieter Exter († 2019)
- Heike Greis; moderiert Kaffee oder Tee im SWR Fernsehen
- Wolfgang Gretscher: Froh in den Tag hinein
- Uwe Groke († 2015)
- Klaus Groth († 1980): 90 Bunte Funkminuten; läuft heute (ohne „90“) auf SR 3
- Paul Güth: Mit Musik unterwegs (Autofahrersendung)
- Dieter „Thomas“ Heck († 2018): Meine Platten, Die deutsche Schlagerparade; überregional bekannt durch ZDF-Hitparade, Mitinitiator des Fernsehpreises Goldene Europa; vorher, Mitte der 1960er Jahre, bei Radio Luxemburg als „Thomas“
- Wolfgang Hellmann († 2001): Top 75, Kraftpaket, Wenn-schon-Radio-dann-diese-Show; später Musikchef von SR1 Europawelle Saar
- Roland Helm
- Elke Herrmann († 2009); Chefredakteurin des SR, Moderatorin der ARD-Tagesthemen
- Jan Hofer: Hitparade, Kraftpaket; bis 2020 Chefsprecher der Tagesschau
- Frank Rainer Huck: Pop Corner, Musikkontraste, Musikredakteur Drugstore 1421, Morgenmusik
- Andrea Husak
- Christian Job; jetzt SR 3
- Jeannine (Jeannine Theisen, † 7. November 2017); deutsch-französisch-luxemburgischsprachige Abendsendung, 1970–80er Jahre (1963–99 hauptberuflich Sprecherin des luxemburgischsprachigen Programms Radio Letzebuerg von RTL)
- Heinrich Kalbfuß († 26. August 2017):[8] Fragen an den Autor (bis 1998)
- Volkmar Lodholz; danach auf SR 2
- Peter Maronde († 1991): Bunte Funkminuten, lief später auf SR 3
- Roland Müller († 198?)
- Torsten Pietkewicz
- Pierre Séguy († 2004): C'est ça qu'on chante en France, Chanson de Paris
- Eberhard Schilling; jetzt auf SR 3
- Tommi Schminke
- Manfred Sexauer († 2014): Hallo Twen, Disco Top Ten, Oldieshow, Showmix; überregional bekannt durch Beat-Club und Musikladen im ARD-Fernsehen
- Clay Sherman († 1982): Spätsendung
- Enno Spielhagen „Franz“ († 1974): Die Blaue Stunde, Gefragt – gespielt; vorher, 1958–1964, bei Radio Luxemburg als „Franz“
- Hermann Stümpert († 2005): Drugstore 1421; „Pionier des Privaten Radios“ in Kiel
- Hans Verres; kurzzeitig, später auf hr3
- Gerdi († 1987) und Fritz († 1978) Weissenbach: Allerhand für Stadt und Land (Mundartsendung)
- Erich Werwie († 1998), „die Stimme der Nacht“: Jazz Prisma, Pop Non Stop, Drugstore 1421, Musik-Boutique, Gut gelaunt nach Mitternacht
- Joachim Weyand: zusammen mit Heike Greis Sketche als „Direktor Hummel“ und „Salon Roger – die individuelle Welle“. Moderiert heute den Aktuellen Bericht
- Alf Wolf († 2012); vorher, Mitte der 1960er Jahre, bei Radio Luxemburg
Sender Heusweiler
Überregionale Popularität erlangte das Programm durch seine Ausbreitung über Mittelwelle. Der Sender Heusweiler auf 1.421 kHz war in den 1970er Jahren der stärkste Rundfunksender der Bundesrepublik Deutschland. Die Leistung betrug tagsüber 1.200 kW. Diese wurde mit zwei gekoppelten 600-kW-Sendern erzeugt. Die hohe Sendeleistung – im Nachtbetrieb waren es immerhin noch 600 kW – und der fast ungestörte Kanal erlaubten eine Versorgung von ganz Mittel- und Westeuropa. Gemessen an den technischen Möglichkeiten der Mittelwelle war die Empfangsqualität – vor allem während der Nachtstunden – in ganz Deutschland stets hervorragend. Nicht zuletzt dank dieser Reichweite war die Europawelle Saar bis in die 1980er ein erfolgreicher (öffentlich-rechtlicher) Wettbewerber zu Radio Luxemburg. Für Fans gab es Kofferradios mit „Goldener Europawellen-Taste“ (z. B. ITT-Schaub-Lorenz „Golf Europa“). Ende der 1970er-Jahre wechselte die Frequenz auf 1.422 kHz, Ende der 1980er-Jahre wurde der Betrieb mit der hohen Tagesleistung aus Kostengründen und Bedeutungsschwund der Frequenz aufgegeben. Seither gab es nur noch den Einzelsenderbetrieb mit 600 kW Trägerleistung rund um die Uhr, in sogenannter passiver Reserve. Durch diverse Änderungen und Umbauten war eine Kopplung beider Einzelsender bereits nicht mehr möglich. Ab 1994 nutzte SR 1 die Mittelwelle nicht mehr, ein Teil der Anlage war seitdem an den Deutschlandfunk vermietet. Planmäßig zum Jahresende 2015 wurde der Sender am 31. Dezember gegen 23:57 Uhr endgültig außer Betrieb gesetzt.[9] Schließlich wurden am 21. September 2018 die verbliebenen Sendemasten vor mehreren hundert Zuschauern in einer öffentlichkeitswirksamen Sprengung zu Fall gebracht. Der Saarländische Rundfunk übertrug das Ereignis live im Fernsehen.[10]
Literatur
- Der Saarländische Rundfunk – dem Saarland Heimat geben; Vierter Bericht gegenüber der Öffentlichkeit 2011/2012; Online auf der Webpräsenz des Saarländischen Rundfunks (zuletzt abgerufen am 17. Januar 2014)
Weblinks
- Offizielle Homepage von SR 1 mit Webradio
- SR-Online.de
- Sendefrequenzen
- Reichweite des Programmes in Media Analyse von Juli 2013
Einzelnachweise
- Thomas Rosch. Saarländischer Rundfunk, abgerufen am 13. August 2021.
- Axel Buchholz und Fritz Raff (Hrsg.): Geschichte und Geschichten des Senders an der Saar. 50 Jahre Saarländischer Rundfunk. Freiburg/Breisgau, 2007
- Programmschema SR1 (Memento vom 13. Dezember 2014 im Internet Archive) auf der Webpräsenz des Saarländischen Rundfunks (zuletzt abgerufen am 17. Januar 2014)
- Domino auf der Webpräsenz des Saarländischen Rundfunks (zuletzt abgerufen am 17. Januar 2014)
- Deutscher Radiopreis auf der Webseite des Deutschen Radiopreises (zuletzt abgerufen am 17. September 2014)
- SR1 Unplugged (Memento vom 29. Juni 2013 im Internet Archive) auf der Webpräsenz des Saarländischen Rundfunks (zuletzt abgerufen am 17. Januar 2014)
- Das Team von SR 1 auf der Webpräsenz des Saarländischen Rundfunks (zuletzt abgerufen am 17. Januar 2014)
- Traueranzeige Heinrich Kalbfuß. In: Saarbrücker Zeitung. 30. August 2017, abgerufen am 22. März 2021.
- Die Tage des Senders sind gezählt – Mittelwellen-Anlagen werden Ende 2015 abgeschaltet von Fred Kiefer in der Saarbrücker Zeitung vom 24. Januar 2015
- Sprengung der Sendemasten in Heusweiler. Saarbrücker Zeitung, 21. September 2018, archiviert vom Original am 5. Dezember 2018; abgerufen am 5. Dezember 2018.