Enno Spielhagen
Enno Spielhagen (* 16. September 1918 in Höchst am Main als Enno Jürgen Friedrich Spielhagen; † 12. April 1974 in Dudweiler/Saar) war ein deutscher Rundfunksprecher, -moderator und Discjockey und wurde vor allem als "Franz" bei Radio Luxemburg bekannt.
Familie
Enno Spielhagen wurde als Sohn des Prokuristen Siegfried Spielhagen (1867–1928) und dessen Ehefrau Anna Catharina de Vries (1888–1969) in Höchst/Main geboren. Sein Großvater Walther Spielhagen (1822–?) war der Bruder des Schriftstellers Friedrich Spielhagen (1829–1911). Ein Cousin von Enno Spielhagen war der ehemalige 2. Bürgermeister von Breslau Wolfgang Spielhagen (1891–1945). Sein Onkel Dr. Friedrich Spielhagen (1864–1931) war Leibarzt von Victoria ("Kaiserin Friedrich"), der Mutter von Kaiser Wilhelm II. Enno Spielhagen war zweimal verheiratet, aus der ersten Ehe mit Barbara von Debschitz (1919–2010) (Debschitz (Adelsgeschlecht)) hatte er drei Kinder. (Siehe Stammbaum rechts unten)
Leben
Nach dem Abitur diente Enno Spielhagen in der deutschen Wehrmacht und nahm im Zweiten Weltkrieg als Offizier (zuletzt als Oberleutnant) an mehreren Feldzügen teil. Er wurde dreimal verwundet, davon zweimal schwer. Nach der amerikanischen Gefangenschaft hatte er es ohne zivilen Beruf zunächst sehr schwer, eine Stellung zu finden und arbeitete u. a. als Kriminalassistent und Handelsvertreter. Schließlich ließ er seine Stimme ausbilden und legte erfolgreich die Sprechlehrerprüfung ab. Anschließend wurde er 1949 Nachrichtensprecher beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt/Main. Als 1958 Radio Luxemburg unter der Leitung von Camillo Felgen offiziell sein Programm in deutscher Sprache startete, wechselte Enno Spielhagen im gleichen Jahr als Rundfunkmoderator (Discjockey) und erster Deutscher dorthin und half, das deutsche Programm mit aufzubauen. Mit ihm stieg die Popularitätskurve des Senders erheblich an. Er moderierte u. a. "Die blaue Stunde". Erfolg hatte seine Rätsel-Sendung "7 Fragen stellt Franz", bei der er viel Zuhörerpost bekam. Der Name "Franz" entstand durch die Zuhörerreaktionen auf seinen Satz: "Wenn ihr beim Jazz Schularbeiten machen könnt, heiße ich Franz." 1961 fand in Euskirchen ein Treffen zwischen "Franz" und Hörern von "7 Fragen stellt der Franz" statt. 1964 gab es in Groß-Felda ein Treffen zwischen ihm und seinen Hörerfreunden. Enno Spielhagen wirkte in der Luxemburger Zeit auch als Spracherzieher vor dem Mikrofon.
Nachstehend ein Interview mit Enno Spielhagen anlässlich der 10. Geburtstagsfeier von Radio Luxemburg 1967:
Enno Spielhagen nahm als Franz drei Schallplatten im Stil eines Sprechgesangs auf:
"Ich denk' an dich" / "Von mir zu Dir" (Ariola)
"Es kommt nur darauf an" / "Jan, oh, Jan" (DECCA)
"Kein Zuhaus" / "So oder so ist das Leben" (DECCA)
1964 bekam Enno Spielhagen ein Angebot vom Saarländischen Rundfunk, die Europawelle Saar mit aufzubauen und wechselte nach Saarbrücken. Er wollte seinen locker-lustigen Stil von Radio Luxemburg dorthin übertragen, was zu dieser Zeit aber nicht so gut gelang. Bei der Europawelle Saar hatte er verschiedene Sendungen, wobei er sich vor allem mit "Schallplatten-kritisch betrachtet" bei den Hörern und in Fachkreisen einen Namen gemacht hat. Außerdem moderierte er die Sendungen "Zeitvertreib", "Radio-Museum", "Krimi-Rätsel" "Die 7 Fragen" sowie "Guten Abend, liebe Hörer". Auch seine Fernseh-Regionalsendung "Zu Gast im Studio" kam beim Publikum gut an, bei der er u. a. die Schauspielerin und Sängerin Ilse Werner interviewte.
Zwischen 1966 und 1972 sprach Enno Spielhagen Rollen in sechs Hörspielen: "Starallüren", "Mord im Nebel", "Gefährliches Erbe", "Die Dame ist leichtfertig", "Die Tonbänder" und "Souvenirs"
Am 12. April 1974 starb Enno Spielhagen im Alter von 55 Jahren bei einer Bypass-Operation am Herzen. Möglicherweise kam es zu Komplikationen durch einen in der Lunge direkt am Herzen steckenden Bombensplitter, der von einer Verwundung aus dem Zweiten Weltkrieg stammte.
Schallplattensammlung
Während seiner Zeit als Discjockey in Luxemburg und Saarbrücken legte Enno Spielhagen eine Schallplattensammlung mit ca. 34 000 Tonträgern (30 000 Singles und 4 000 LPs) an, die von seiner zweiten Frau Lilo nach Schlagwörtern und teilweise nach Titeln und Interpreten auf Karteikarten katalogisiert wurden. Diese Sammlung schenkte Lilo Spielhagen 1983 der Stadtbibliothek Dudweiler unter den in einem Schenkungsvertrag festgelegten Auflagen, dass sie in Dudweiler verbleiben müsse, niemals auseinandergerissen werden dürfe und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen sei. Zwischen 1985 und 1993 war die Sammlung im Keller des Bürgerhauses Dudweiler für jedermann zugänglich, wobei sich in den stärksten Jahren monatlich bis zu 100 Menschen dafür interessierten und sich die Titel anhören oder auf Kassetten überspielen konnten. Danach wurde das Besuchswesen mangels Personal eingestellt. Die Bezirksbibliothek Saarbrücken-Dudweiler wurde zum 31. Dezember 2010 geschlossen. 2018 wurde die Schallplattensammlung in die Stadtbibliothek Saarbrücken überführt und auf deren Internetseite die Rubrik "Schallplattensammlung Enno Spielhagen" (siehe unten "Weblinks"), bisher für einen Teil der Singles (4.147), eingerichtet. Diese Singles können vor Ort angehört und auf USB-Stick überspielt werden. Zur Auswahl der Singles steht das Dokument "Verzeichnis der E-Platten" zur Verfügung (am Ende nach Interpreten sortiert).
Weblinks
- Radio Luxemburg, Chronik; Radiojournal
- Radio Luxemburg, Erinnerungen; Radiojournal
- Radio Luxemburg, Geschichte; Rockarchiv Steiermark
- Geschichte des Rundfunks im Saarland; Saar-Nostalgie
- Hörspielsprecher Enno Spielhagen; HörDat
- "Franz" von Radio Luxemburg; E. Hartmann, WDR 4
- "Wer hebt Ennos Platten-Schatz?"; Saarbrücker Zeitung, 2013
- Schallplattensammlung Enno Spielhagen