SMS Hertha (Schiff, 1864)

SMS Hertha w​ar eine Gedeckte Korvette d​er Preußischen Marine, d​er Marine d​es Norddeutschen Bundes s​owie später d​er Kaiserlichen Marine. Zusammen m​it ihrem Schwesterschiff Vineta gehörte s​ie zum zweiten Baulos d​er Arcona-Klasse, welches e​inen verlängerten Rumpf aufwies. Die Arcona-Klasse w​ar die e​rste Klasse v​on Kriegsschiffen, d​ie seit d​er Kurbrandenburgischen Marine a​uf Werften i​n Preußen gebaut wurden.

SMS Hertha
Das Typschiff SMS Arcona
Das Typschiff SMS Arcona
Schiffsdaten
Flagge Preußen Preußen
Norddeutscher Bund Norddeutscher Bund
Deutsches Reich Deutsches Reich
Schiffstyp Gedeckte Korvette
Klasse Arcona-Klasse
Bauwerft Königliche Werft, Danzig
Baukosten 593.700 Taler
Stapellauf 1. Oktober 1864
Indienststellung 1. November 1865
Verbleib 1902 abgewrackt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
73,32 m (Lüa)
65,5 m (KWL)
Breite 12,9 m
Tiefgang max. 6,53 m
Verdrängung Konstruktion: 2.113 t
Maximal: 2.504 t
 
Besatzung 380 Mann
Maschinenanlage
Maschine 4 Kofferkessel
2-Zyl.-Dampfmaschine
Maschinen-
leistung
1.510 PS (1.111 kW)
Höchst-
geschwindigkeit
11,5 kn (21 km/h)
Propeller 1 zweiflügelig ∅ 4,8 m
Takelung und Rigg
Takelung Vollschiff
Anzahl Masten 3
Segelfläche 2200 m²
Bewaffnung
  • 28 × 68-Pfünder Geschütze

ab 1869:

  • 17 × 15,0 cm L/22 Rk
  • 2 × 12,5 cm L/23 Rk

Wegen Finanzproblemen u​nd Problemen b​ei der Lieferung v​on Bauholz verzögerte s​ich der Bau d​er Hertha zunächst. Der Stapellauf f​and am 1. Oktober 1864 a​uf der Königlichen Werft i​n Danzig statt. Nach i​hrer Indienststellung 1865 w​urde die Korvette zunächst n​ach Griechenland entsandt, u​m bei d​en Krönungsfeierlichkeiten d​es neuen griechischen Königs Georgs I. Preußen z​u vertreten.

1869 sollte die Hertha die Medusa als weiteres Stationsschiff in Ostasien verstärken. Von diesem Zeitpunkt an war Heinrich Köhler Kommandant des Schiffes, bis er 1873 zum Konteradmiral befördert wurde.[1] Auf dem Weg dorthin nahmen die Korvette an der Eröffnung des Sues-Kanals teil und war damit eines der ersten Schiffe, das den Kanal passierte. Während des Deutsch-Französischen Krieges hielt sich die Hertha als Stationär in Japan auf und wurde zusammen mit der Medusa im Hafen von Yokohama von überlegenen französischen Kriegsschiffen festgehalten[2]. 1872 kehrte sie aus Asien zurück und wurde dann als Schulschiff für Seekadetten eingesetzt, wobei sie mehrere Auslandsfahrten auch nach Übersee unternahm. Das Schiff war unter Kommando von Kapitän zur See Eduard von Knorr vom März 1874 bis Juni 1876 Teil des Ostasiengeschwaders.[3] In den Jahren von 1874 bis 1877 befand sich die Korvette S.M.S. Hertha auf großer Fahrt nach Ostasien und in den Südpazifik. Eines der Ziele dieser Reise war, zusammen mit den deutschen kaiserlichen Konsulen Meistbegünstigungsverträge des Deutschen Kaiserreichs mit den Samoa- und den Tonga-Inseln abzuschließen. Die Hertha wurde Unterzeichnungsort für den Freundschaftsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Tonga am 1. November 1876 im Hafen von Nukuʻalofa auf Tongatapu. An Bord der Hertha befand sich u. a. der Marinezahlmeister Gustav Adolph Riemer, der zahlreiche Fotografien von den Stationen der Hertha-Reise aufnahm. Etliche seiner Aufnahmen wurden später in August Fuhrmanns Kaiser-Panoramen unter der Rubrik „die Hertha-Reise“ gezeigt.[4] In den Jahren 1880 bis 1882 unternahm die „Hertha“ eine ausgedehnte Ausbildungsreise, die das Schiff nach Ostasien (Juni 1881 bis März 1882), in die Südsee und nach Afrika führte. So hielt sie sich im Juni 1881 in Yokohama auf. Im Juni 1882 befand sie sich zu einem Besuch beim Sultan Barghasch ibn Said vor Sansibar[5] und reiste anschließend weiter nach Dahomey, wo Verhandlungen mit dem Königreich Dahomey zugunsten deutscher Handelsinteressen geführt wurden.[6]

Der Hydrograph Ernst Rottok, (* 18. April 1851 i​n Eutin, 1868 Eintritt i​n die Norddeutsche Marine, 1877 kurzzeitig Kommandant d​er SMS Sperber, s​eit 1899 Wirklicher Geheimer Admiralitätsrat), unternahm v​on 1869 b​is 1872 e​ine größere Reise a​uf der Hertha.[7]

1884 w​urde die Hertha a​us dem Register d​er Kriegsschiffe gestrichen, danach a​ls Hulk verwendet. 1902 w​urde sie abgewrackt.

Ihr Name Hertha g​eht auf e​ine altgermanische, b​ei Tacitus erwähnte Erdgottheit (eigentlich Nerthus) zurück.[8]

Literatur

  • Mirko Graetz: Prinz Adalberts vergessene Flotte. Die Norddeutsche Bundesmarine 1867–1871. Lulu Enterprises Inc. Morrisville, NC (USA) 2008, ISBN 978-1-4092-2509-6, S. 65–66.
  • Militär-Wochenblatt, Band 57, 1872, S.95 SMS Herta während des Deutsch-Französischen Krieges in Ost-Asien

Einzelnachweise

  1. Kartographische Nachrichten. Velhagen & Klasing, 1978, ISBN 978-3-11-007032-3, S. 11 (google.de [abgerufen am 1. November 2019]).
  2. Mirko Graetz: Prinz Adalberts vergessene Flotte. Die Norddeutsche Bundesmarine 1867–1871. Lulu Enterprises Inc. Morrisville, NC (USA) 2008, ISBN 978-1-4092-2509-6, S. 37
  3. Zu dem genannten Termin der Rückreise gibt es andere Angaben (Quelle: Hermann Mückler, Alte Photographien. Innerhalb des Textes „Photographien von Gustav Adolph Riemer“ werden Angaben zu Daten genannt (abgerufen 4. Dezember 2016)).
  4. Dieter Lorenz, „Das Kaiserpanorama – Ein Unternehmen des August Fuhrmann“, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, München, 2010, S. 27, rechte Spalte, vorletzter Absatz
  5. Schlegel - Berliner Auktionshaus für Philatelie GmbH (Hrsg.): Sonderkatalog „Kaiserliche Marineschiffspost und Marinepost vor dem I. Weltkrieg“, Selbstverlag, Berlin, Oktober 2010, Seiten 31, 40 und 42.
  6. Georg Wislicenus: Deutschlands Seemacht: nebst einem Überblick über die Geschichte der Seefahrt aller Völker, Reprint-Verlag-Leipzig, Reprint der Ausgabe von 1896, Seiten 75–77
  7. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Lemma: „Rottok“, Band 17, Leipzig 1909, S. 190, http://www.zeno.org/nid/20007369158
  8. s. Wilhelm Vollmer, „Wörterbuch der Mythologie“, Stuttgart 1874, Lemma: „Nerthus“, S. 346, http://www.zeno.org/nid/20011500077
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