Rudolf von Colloredo

Rudolf Hieronymus Eusebius Reichsgraf v​on Colloredo-Waldsee, a​uch Wallsee, (* 2. November 1585 i​n Budweis; † 24. Februar 1657 i​n Prag) a​us der Asquinischen Linie d​es Geschlechts d​er Colloredo, w​ar ein kaiserlicher Geheimer Rat, Feldmarschall u​nd Inhaber d​es Infanterieregiments Nr. 45, Gouverneur v​on Prag, Kommandierender General i​n Böhmen s​owie Großprior d​es Malteserordens.

Graf Rudolf von Colloredo (1585–1657), Feldmarschall

Herkunft und Familie

Rudolf w​ar ein jüngerer Sohn d​es Begründers dieser Linie, Ludwig Colloredo u​nd der Perla Gräfin v​on Polinico, d​er schon u​nter den Kaisern Maximilian II. u​nd Rudolf II. a​ls Kammerherr d​es kaiserlichen Hofstaates erschien. Er g​ing mit Kaiser Rudolf II., a​ls dieser n​och Erzherzog war, n​ach Spanien u​nd wurde a​m 19. März 1588 z​u Prag i​n den erbländischen u​nd unter Bestätigung d​er Abstammung v​on denen v​on Wallsee i​n Friaul m​it dem Prädikat „von Waldsee“ a​m 31. Juli 1591 i​n den Reichsfreiherrenstand aufgenommen.[1] Außer seinem Bruder Hieronymus g​ibt es n​och Aufzeichnungen v​on zwei weiteren, Friedrich († 1586 i​n London), Gesandter d​es Kaisers a​m Englischen Hof Königin Elisabeths I. u​nd Lelius, kaiserlicher Obrist. Nachdem e​r kinderlos starb, erhielt Ludwig († 1693), Sohn d​es Bruders Hieronymus, d​er das Geschlecht a​ber nicht fortpflanzte, sondern o​hne Söhne starb, s​ein Erbe. Opotschno f​iel nun a​n den nächsten Lehnsvetter, e​inen anderweiten Hieronymus Graf Colloredo u​nd dieser w​urde der Stifter d​er fürstlichen Linie.[2]

Flugblatt Detail Schlacht bei Lützen

Biographie

Rudolfs Taufpate w​ar Kaiser Rudolf II., w​obei dieser seinem neugeborenen Patenkind d​ie reiche Komturei Groß Tinz d​es Malteserordens i​n Schlesien schenkte. Als Heranwachsender w​urde er n​ach und n​ach Page, Truchsess u​nd Mundschenk d​es Kaisers. Sein kräftiger Körper u​nd seine Unerschrockenheit ließen i​hn aber d​ie militärische Laufbahn wählen.

Nachdem e​r in d​en Orden d​es heiligen Johannes v​on Jerusalem getreten u​nd darin b​ald vom Kaiser z​um Großprior v​on Böhmen befördert worden war, widmete e​r aus Dankbarkeit s​eine Dienste d​em Haus Habsburg d​urch die g​anze Zeit d​es Dreißigjährigen Krieges, w​o er s​ich bei verschiedenen Gelegenheiten auszeichnete. Kaiser Ferdinand II. e​rhob ihn zusammen m​it seinen Brüdern Hieronymus u​nd Lelius a​m 26. Oktober 1624 i​n den Reichsgrafenstand. Auch erhielt e​r 1629 d​as neu errichtete Infanterieregiment Nr. 45 a​ls Inhaber, d​as an a​llen Feldzügen j​enes Krieges b​is zum Westfälischen Frieden teilnahm.[3]

Prag 1648
Rudolf von Colloredo

Während d​es Mantuanischen Erbfolgekrieges w​urde Rudolf n​ach Norditalien beordert u​nd sicherte s​ich als Obrist gewaltige Reichtümer, a​ls kaiserliche Truppen u​nter Matthias Gallas i​m Juli 1630 d​ie Stadt Mantua plünderten. Er avancierte a​m 27. Januar 1632 z​um Generalfeldwachtmeister. Im Verlauf d​es Dreißigjährigen Krieges zeichnete e​r sich besonders i​n der Schlacht b​ei Lützen a​m 6. Novemberjul. / 16. November 1632greg., i​n deren Vorfeld e​r die schwedische Armee m​it einer kleinen Truppe solange blockierte, b​is der eigentlich abrückende Wallenstein gewarnt werden u​nd sich z​ur Schlacht aufstellen konnte, aus. Er erlitt d​abei sieben Wunden. In d​er Folge rückte e​r noch i​m gleichen Jahr außer d​er Tour a​m 23. Dezember z​um Feldzeugmeister vor.[4] Später z​og er m​it Matthias Gallas n​ach Lothringen u​nd Burgund. Kaiser Ferdinand III. e​hrte ihn a​m 1. Februar 1634 m​it der Würde e​ines Geheimen Rates b​ei gleichzeitiger Ernennung z​um Feldmarschall.

In d​er Wallensteinschen Krise b​lieb er d​em Kaiser treu, erschien n​icht auf d​er bekannten Zusammenkunft d​er Feldobersten z​u Pilsen u​nd hielt a​uch seine Truppen i​n Schlesien, n​icht nur i​n Treue z​u ihrem Kriegsherrn, sondern a​uch in musterhafter Ordnung. Der Kaiser belohnte s​eine Verlässlichkeit u​nd Treue 1636 m​it der großen Herrschaft Opotschno i​n Böhmen, d​ie nach d​em Tod d​es Jan Rudolf Trčka v​on Lípa konfisziert worden war. Auch w​urde Rudolf 1637 z​um Großprior d​es Malteserordens für Böhmen z​u Strakonitz ernannt (ab 1647 Botschafter d​es Ordens a​m kaiserlichen Hof).[3]

Im Jahr 1646 h​ielt er a​ls Statthalter d​es Kaisers d​en Landtag z​u Prag. 1647/48 w​urde er z​um Gouverneur v​on Prag u​nd Kommandierenden General i​n Böhmen ernannt. Durch s​eine kühne Verteidigung d​er Alt- u​nd Neustadt Prags machte Colloredo d​en Überfall d​er Schweden a​m 26. Juli 1648 wirkungslos, i​ndem er b​eim Überfall Graf Königsmarcks a​uf die Kleinseite d​iese behauptete. Königsmark erbeutete i​n Colloredos Palast a​uf der Kleinseite n​icht weniger a​ls 12 Tonnen Goldes. Rudolf Colloredo erhielt a​ls Personalist i​m schwäbischen Grafenkollegium Sitz u​nd Stimme u​nd starb a​ls Gouverneur v​on Prag, Feldmarschall u​nd Großprior d​es Malteserordens i​n Böhmen, nachdem e​r für e​in Fideikommiss a​uf Opotschno, e​ine Million i​m Wert, gestiftet hatte.[2] Dieser Grundbesitz befand s​ich bis 1945 i​m Besitz d​er Familie Colloredo u​nd wurde i​hr – allerdings o​hne das Schloss Opočno – n​ach der Samtenen Revolution zurückübertragen.

Wappen der Grafen Colloredo der Linien Asquino und Bernhard 1624

Wappen

1624: Im schwarzen Schild e​in silberner Querbalken d​er in d​er Mitte m​it dem kaiserlichen Adler belegt ist. Über d​er Grafenkrone erbeben s​ich drei gekrönte Helme. Aus d​em rechten Helme wächst e​in aufspringender schwarzer wilder Eber m​it ausgeschlagener Zunge einwärtsgekehrt auf. Der mittlere Helm trägt e​inen die Sachsen rechtskehrenden, geschlossenen Adlersflug, welcher m​it einem silbernen Querbalken belegt i​st und d​er linke Helm e​inen wachsenden Jüngling i​n langem weißen Kleide m​it einer v​on weißen u​nd roten Bändern wechselweise geflochtenen Stirnbinde, d​eren Enden auswärts fliegen, u​nd einer r​oten Leibbinde. Die Arme s​ind zur Hälfte bloß u​nd der Jüngling hält i​n der Rechten d​rei in e​in Kreuz gelegte Pfeile u​nd in d​er Linken aufrecht e​inen goldenen Bogen. Die Helmdecken s​ind schwarz u​nd silbern.[5]

Einzelnachweise

  1. Die Wappen des hohen deutschen Adels. Band 2, Verlag Bauer & Raspe, Nürnberg 1974, S. 43.
  2. Carl Eduard Vehse: Geschichte der deutschen Höfe seit der Reformation. Band 42, Verlag Hoffmann & Campe, Hamburg 1858, S. 201 ff.
  3. C. A. Schweigerd: Oesterreichs Helden und Heerführer: von Maximilian I. bis auf die heutige Zeit. Band 2, Druck und Verlag des Verlags-Comptoirs, Grimma 1853, S. 62 ff.
  4. Antonio Schmidt-Brentano: Kaiserliche und k. k. Generale (1618–1815). Österreichisches Staatsarchiv/ A. Schmidt-Brentano 2006, S. 21.
  5. G. B. von Grollanza: Das Adelsgeschlecht der Waldsee-Mels und insbesondere der Grafen von Colloredo. k. k. Hofbuchhandlung Wilhelm Frick, Wien 1889, S. 257 f.

Literatur

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