Rudolf Auspitz

Rudolf Auspitz (* 7. Juli 1837 i​n Wien; † 8. März 1906[1] ebenda) w​ar ein österreichischer Industrieller, Nationalökonom, Politiker u​nd Bankier.[2]

Rudolf Auspitz
Palais Albrecht, Wohnsitz von Karl und Rudolf Auspitz in den Jahren 1853–1872
Palais Auspitz-Lieben, im Erdgeschoss befindet sich heute das Café Landtmann (Oppolzergasse 6 / Universitätsring 4)
Neue Freie Presse Wien, Nr. 14923, 10. März 1906
Familie Auspitz, Grab am Döblinger Friedhof

Leben

Der i​m Jahre 1837 a​ls Sohn d​es Bankiers Samuel Auspitz (1795–1867) u​nd der Therese Lewinger (1800–1877) geborene Rudolf Auspitz besuchte i​n Wien d​as polytechnische Institut, später studierte e​r in Berlin u​nd Paris Nationalökonomie u​nd Naturwissenschaften, h​ier vor a​llem Chemie. Bereits m​it 26 Jahren b​aute er e​ine Zuckerfabrik i​n Rohatetz (Rohatce) i​n Mähren, später e​ine zweite i​n Bisenz (Bzenec). Im Jahre 1871 w​urde er i​n den mährischen Landtag gewählt, a​b 1873 w​ar er a​ls liberaler Abgeordneter Mitglied d​es österreichischen Reichsrates. In Abgeordnetenkreisen nannte m​an ihn Lycurg v​on Rohatetz.[3]

Nachdem e​r 1872 d​as Palais Albrecht a​n die d​ie k.k. privilegierte wechselseitige Brandschaden-Versicherungsanstalt verkauft hatte, erwarb e​r gemeinsam m​it seinen Cousins u​nd Cousinen Leopold, Adolf, Richard, Ida u​nd Helene Lieben i​m Jahre 1874 d​as Palais Auspitz-Lieben i​n der Oppolzergasse 6 i​n Wien. Rudolf Auspitz Mutter Therese, u​nd die Mutter seiner Cousins u​nd Cousinen, Elise Lewinger (1809–1877), w​aren Geschwister. Das Haus w​urde zum Stammhaus d​er beiden jüdischen Familien, Leopold u​nd Anna Lieben übersiedelten 1888 a​us dem Palais Todesco i​n den ersten Stock d​es Hauses, a​uch Rudolfs Tochter Josefine b​ezog 1896 a​ls verheiratete Frau e​ine eigene Wohnung i​m Familiensitz.

Seine Ehefrau u​nd Cousine Helene Lieben (1838–1896) w​ar eine Schülerin d​es Malers Georg Decker (1818–1894). Sie porträtierte h​och begabt u​nter anderen Franz Grillparzer (1791–1872), m​it dem s​ie bis z​u dessen Tode i​n freundschaftlicher Verbindung stand.

Im Jahre 1879 erkrankte Helene a​n Depressionen. Wegen dieser Geisteskrankheit w​urde sie i​n die psychiatrischen Klinik Préfargier n​ahe Neuenburg (Neuchâtel), Kanton Neuenburg i​n der Schweiz verbracht. Für i​hre Tochter Josefine Rosalie Auspitz (1873–1943) u​nd den e​rst dreijährigen Bruder k​am eine Gouvernante, Marie Heidenhain († 1919) a​us Dresden[4] i​ns Haus. Nachdem d​ie Ehe d​er Eltern a​m 28. März 1890 aufgelöst wurde, ehelichte Rudolf Auspitz n​ach dem Tod seiner Frau i​m Jahre 1896 d​iese Gouvernante, w​as zu schweren Zerwürfnissen m​it seinem Schwager Franz Brentano,[5] d​er mit Ida Lieben (1852–1894) verheiratet war, führte. Marie Heidenhain stammte a​us einer ursprünglich jüdischen Familie, i​hr Vater w​ar jedoch konvertiert. Die Heidenhains w​aren in d​er väterlichen Stammlinie m​it den Auspitz verwandt.[4]

Zusammen m​it seinem Schwager Richard Lieben, e​inem anerkannter Nationalökonom, leitete e​r das Bankhaus Auspitz, Lieben & Co., i​hr Partner i​m 1842 gegründeten Bankhaus w​ar der Bruder v​on Rudolf, Carl Auspitz (1824–1912). Richard u​nd Rudolf schrieben e​in Hauptwerk d​er mathematischen Schule d​er Nationalökonomie i​n Österreich: Untersuchungen über d​ie Theorie d​es Preises, d​as ins Französische u​nd nach d​em Ersten Weltkrieg i​ns Japanische übersetzt wurde.

Nach seinem Tod w​urde Rudolf Auspitz a​uf dem Döblinger Friedhof i​m 19. Wiener Gemeindebezirk i​n der Abteilung I1/G1/Gruft 13 i​n einem Ehrengrab bestattet.

Schriften

  • mit Richard Lieben: Untersuchungen über die Theorie des Preises. Duncker & Humblot, Leipzig 1889. Nachdruck Hohmann, Stuttgart 1996, ISBN 3-931620-02-6.
  • mit Richard Lieben, Louis Suret: Recherches sur la théorie du prix. Giard, Paris 1914; Teil 1 archive.org und Teil 2archive.org.

Stiftung

Zur Erinnerung a​n seinen verstorbenen Sohn Leopold (1877–1897) stiftete Rudolf Auspitz a​b 1897 jährlich d​en Betrag v​on 400 Österreichischen Kronen, m​it dem e​in den Namen Leopold Auspitz tragender volkstümlicher physikalisch-chemischer Universitätskurs abgehalten werden sollte. In seinem Testament hinterließ e​r zur Sicherung d​es Kurses 20.000 Kronen.[6]

Literatur

  • Jakob Baxa: Auspitz, Rudolf. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 458 (Digitalisat).
  • Auspitz Rudolf. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 38.
  • M. Gross: Ilustrirtes österreichisches Reichsrathsalbum. Fein, Wien 1876, S. 15.
  • Franz Maciejewski: Der Moses des Sigmund Freud, ein unheimlicher Bruder. Vandenhoeck & Ruprecht, Leipzig 2006, ISBN 3-525-45374-4, S. 162.
  • Kohut: Berühmte Israelitische Männer und Frauen in der Kulturgeschichte der Menschheit: Lebens- und Charakterbilder aus Vergangenheit und Gegenwart; ein Handbuch für Haus und Familie. Mit zahlreichen Porträts und sonstigen Illustrationen. Band 2. A. H. Payne 1901, S. 373ff
Commons: Rudolf Auspitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Auspitz, Rudolf. Kurzbiografie auf der Webseite des Österreichischen Parlaments
  2. The Jewish Encyclopedia
  3. Theodor Gomperz: Ein Gelehrtenleben im Bürgertum der Franz-Josefs-Zeit. Auswahl seiner Briefe und Aufzeichnungen, 1869–1912, erläutert und zu einer Darstellung seines Lebens verknüpft. Österreichische Akademie der Wissenschaften, 1974, S. 78 (Wien 18. Juni 1875)
  4. Karl-Heinz Rossbacher: Literatur und Bürgertum. Böhlau, 2003, ISBN 3-205-99497-3, S. 291.
  5. Karl-Heinz Rossbacher: Literatur und Bürgertum. Böhlau, 2003, ISBN 3-205-99497-3, S. 326.
  6. Universität Wien: Die feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität. Selbstverlag der k.k. Universität, Wien 1901, S. 11.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.