René Aebischer
René Aebischer (* 19. September 1941 in Merenschwand; † 1. Juli 2012 in Freiburg im Üechtland[1]) war ein Schweizer Politiker und Staatskanzler des Kantons Freiburg. Er war Mitglied der Christlichdemokratischen Partei.
Leben
Katholisch, von St. Antoni, seine Eltern waren Joseph Aebischer, Posthalter in Alterswil, der aus einer Handwerkerfamilie stammte, und Ida geb. Räber, Hebamme aus bäuerlichem Milieu. René Aebischer hatte zwei Schwestern und einen Bruder. Er heiratete Ursula Grüter, von Kloten (ZH), die in Bern zur Schule ging und Kinderschwester war. Sein Schwiegervater Werner Grüter war Bundesbeamter.
Nach der Primarschule in St. Antoni besuchte René Aebischer das Kollegium St. Michael, das er mit einem Handelsdiplom und einer Handelsmatura abschloss. An der Universität Freiburg studierte er Volkswirtschaft und Journalistik. Im Militär bekleidete er zuletzt den Rang eines Majors.
René Aebischer war zunächst journalistischer Mitarbeiter der Freiburger Nachrichten. Von 1969 bis 1985 war er Vizestaatskanzler und gleichzeitig zweiter Sekretär des Grossen Rats und Sekretär der Volkswirtschaftskommission des Grossen Rats. Nachdem er Georges Clerc assistiert hatte, trat er am 1. Juni 1985 dessen Nachfolge als Staatskanzler an und übte dieses Mandat bis 2005 aus. Von 1996 bis 2000 war er Präsident der Schweizerischen Staatsschreiberkonferenz; er verfasste den Bericht Staatskanzlei 2000 und das Buch zur 100-Jahr-Feier der Konferenz.
Als Vizestaatskanzler und Staatskanzler hatte René Aebischer wichtige Projekte verwirklicht: Einführung von Textverarbeitungsmaschinen in den Direktionen (1980), Bericht über die Schaffung von Übersetzerstellen in den Direktionen, Einrichtung des Übersetzungsdiensts der Staatskanzlei (1986), vollständige Reorganisation der Staatskanzlei (1985–1986), die nun auch für Wahlen und Abstimmungen zuständig ist, Reorganisation der kantonalen Materialzentrale (1985), neue Konzeption der Tagesordnungen und Protokolle der Staatsratssitzungen (1987, angepasst 2002). Aebischer konzipierte und verfasste Berichte über die Gleichheit der Amtssprachen in der Verwaltung (1996), über die Untersuchung zur vorläufigen Anwendung der brieflichen Stimmabgabe durch das Stimmvolk (1996) und über die Sicherheit der Personen und der staatlichen Gebäude (2004).
René Aebischer wirkte ebenfalls mit bei der Einrichtung der Konferenz der Generalsekretäre der Direktionen (1990), die er auch präsidierte, und bei der Reform der Kantonsverwaltung (1997–2002), welche die Befugnisse des Staatsrats und der Staatskanzlei festlegte und ein neues Organigramm des Staats schaffte. Er leitete die Arbeitsgruppe, welche die Verordnung vom 22. März 2005 über die Information über die Tätigkeit des Staatsrats und der Kantonsverwaltung erarbeitete. Er wirkte an der Konzeption der Systematischen Gesetzessammlung des Kantons Freiburg mit und leitete deren Realisierung (1985). Mit dem Amt für Gesetzgebung arbeitete er zusammen bei der Reform der Veröffentlichung der amtlichen Erlasse (Gesetz und Verordnung 2001).
Als Vizekanzler widmete René Aebischer zwei Drittel seiner Arbeitszeit dem Grossen Rat, dessen zweiter Sekretär er war. Der Staatskanzler, erster Sekretär des Parlaments, vertritt den Staatsrat bei den Sitzungen des Büros der Legislative. Er gab zahlreiche Impulse in den Sitzungen des Büros, während der Sessionen, bei Ausflügen und Empfängen. An zwei umfassenden Revisionen des Grossratsgesetzes war er aktiv beteiligt, desgleichen am Umbau des Grossratssaals mit der Einführung der elektronischen Stimmabgabe, der Aufzeichnung der Debatten (neue Technik) und der Ausstrahlung über Internet (Ton). Er organisierte das soziale Leben des Grossen Rats, indem er insbesondere den FC Grossrat schaffte (1975), dessen Trainer-Spieler er war (1975–2005). Er leitete die Einrichtung des provisorischen Büros des Verfassungsrats und die Organisation der Infrastrukturen und der konstituierenden Sitzung dieses Rats.
Dem ehemaligen Journalisten waren die Wünsche der Medien ein besonderes Anliegen. 1988 führte er die wöchentliche Pressekonferenz der Staatskanzlei ein. Er sorgte dafür, dass die Journalisten Arbeitsräume im Rathaus erhielten, die auch für Wahlen und Abstimmungen genutzt werden.
Der Staatskanzler ist der Protokollchef des Staats, der die Empfänge, insbesondere jene für die Botschafter, zu organisieren hat. Papst Johannes Paul II. und der König von Spanien wurden in Freiburg empfangen, desgleichen Bundesrat Joseph Deiss, Nationalratspräsidentin Thérèse Meyer Kaelin sowie die Ständeratspräsidenten Pierre Dreyer, Otto Piller und Anton Cottier.
René Aebischer übte viele weitere Aktivitäten aus. So war er Präsident des Skiclubs Alterswil (1964–1968), Pressechef des Murtenlaufs (1978–2004) und der Eishockey-Weltmeisterschaften Gruppe B (1984). Von 1968 bis 1994 arbeitete er als Sportjournalist, hauptsächlich für die Freiburger Nachrichten und die Zeitung Sport in Zürich. Seit 1972 gewährleistete er die Simultanübersetzung für die Amateur-Liga des SFV. Von 1976 bis 2000 war er Sekretär der zentralen Rekurskommission und des Sportgerichts des SFV. Seit 2000 war er Mitglied des Stiftungsrats von Pro Patria.
Als perfekter Sportler (Sportpreis des Kollegiums 1961) spielte René Aebischer in der Fussball-, Basketball- und Volleyball-Mannschaft der Universität mit. 1981 gehörte er zu den Gründern des FC Alterswil. Er spielte Fussball in den FC Pruntrut, Tafers, Alterswil, Freiburg, Gurmels und Villars-sur-Glâne.
Daneben war er in vielen weiteren Vereinen tätig. So war er Gründer und Präsident des Panathlon Clubs Fribourg/Freiburg (1980) und Mitglied des Ambassador Clubs, den er 1989 präsidierte. Zudem war er Ehrenmitglied der Landwehr und des Freiburgischen Grenadierkorps sowie Träger der Bene-Merenti-Medaille.
Literatur
Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand, Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg im Üechtland 2012, ISBN 978-2-88355-153-4.
Einzelnachweise
- Alt Staatskanzler René Aebischer ist heute Nacht in seinem 72. Altersjahr verstorben, Mitteilung des Staats Freiburg vom 2. Juli 2012