Georges Clerc
Georges Clerc (* 1. Juni 1922 in Freiburg; † 26. November 2012)[1] war ein Schweizer Politiker und Staatskanzler des Kantons Freiburg. Er war Mitglied der Christlichdemokratischen Partei.
Leben
Katholisch, von Vuisternens-devant-Romont, seine Eltern waren Albert Clerc und Anne-Marie geb. Gaillard. Sein Vater Albert Clerc, Dr. phil. und Lehrer am Kollegium St. Michael, befasste sich in seiner Dissertation mit dem Dramatiker Barthélemy-Christophe Fagan (1702–1755). Seine Mutter Anne-Marie Gaillard ist die Tochter von Anselme Gaillard, Lehrer und Buchhalter des von der Familie geführten Lebensmittelgeschäfts an der Lausannegasse. Georges Clerc heiratete Anne-Marie Nussbaumer, Schwester von Lucien Nussbaumer, Stadtammann von Freiburg (1966–1982) und freisinniger Grossrat.
Nach der Burgschule in Freiburg besuchte Georges Clerc das Kollegium St. Michael und bestand 1941 die lateinischgriechische Matura. Er war Mitglied der Studentenverbindungen Nuithonia und Sarinia. Seine Rechtsstudien an der Universität Freiburg schloss er mit dem Lizentiat ab. Nach Praktiken in der Kanzlei von Anwalt Aloïs Sallin und als Schreiber am Bezirksgericht Saane erlangte er seinen Befähigungsausweis und 1953 sein Patent. Allerdings übte er den Anwaltsberuf nicht aus, da er ihn mehr oder weniger unvereinbar mit seinem versöhnlichen Charakter hielt. Als die Stelle des Adjunkts des Staatskanzlers 1953 ausgeschrieben wurde, bewarb er sich, seiner Meinung nach für zwei Jahre, um zu prüfen, ob ihm die Arbeit zusagt. Schliesslich verbrachte er den Rest seines Berufslebens in der Staatskanzlei.
1953 wurde Georges Clerc zum stellvertretenden Vizekanzler und 1954 zum Vizekanzler ernannt. Von 1954 bis 1969 war er Stellvertreter des Staatskanzlers René Binz, mit dem er sich gut verstand, und zweiter Sekretär des Grossen Rats. 1955 besuchte er die Sommerhochschule in Wien, um seine Deutschkenntnisse zu verbessern. Von 1969 bis 1985 war Georges Clerc Staatskanzler. Am 28. November 1968 wählte ihn der Grosse Rat mit 121 von 122 Stimmen, und die Liberté hob am folgenden Tag seine Tugenden hervor: « Hilfsbereitschaft, Kontaktfreudigkeit und Präzision ». Sein Amt führte er wie ein Generalstabschef, der die Tätigkeit der kantonalen Exekutive erleichtert. In seiner 17-jährigen Amtszeit nahmen, abgesehen von der täglichen Arbeit, mehrere Aktivitäten seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Da die Staatskanzlei Herausgeberin des Amtsblatts ist, wachte er darüber, dass die amtlichen Texte erst veröffentlicht wurden, wenn die deutsche Fassung abgeschlossen war, um die legitimen Wünsche der deutschsprachigen Minderheit des Kantons zu berücksichtigen. Er baute die von seinem Vorgänger eingerichteten Pressekonferenzen aus: Eine Konferenz fand jede Woche vor der Staatsratssitzung statt, eine zweite vor den Sessionen des Grossen Rats in Gegenwart aller Regierungsmitglieder, wobei die Journalisten über die zur Diskussion stehenden Texte und die Argumente des Staatsrats verfügten.
Da der Staatskanzler für das Protokoll verantwortlich ist, hat er die offiziellen Empfänge zu organisieren. Der denkwürdigste Empfang war jener für Papst Johannes Paul II. im Jahr 1984, doch daneben gibt es die Empfänge für Botschafter, Generalkonsuln und Offiziere, die Freiburger Truppen kommandieren, sowie jene für die Regierungen anderer Kantone im Weingut Les Faverges. Im Zusammenhang mit den Festlichkeiten von 1981 zur 500-Jahr-Feier des Eintritts Freiburg in die Eidgenossenschaft hatte Georges Clerc ein zusätzliches Arbeitspensum zu bewältigen, angefangen mit dem Einladungsschreiben an die Bundes- und Kantonsregierungen, das der Staatsrat zu würdigen weiss. Innerhalb des Organisationskomitees ist er für den Empfang anlässlich der beiden offiziellen Festtage zuständig. Er befasste sich auch mit dem profanen Teil der Beisetzungsfeiern berühmter Persönlichkeiten, wie Kardinal Charles Journet oder Bischof François Charrière.
Auf die Frage, ob der Staatskanzler der « achte Staatsrat » sei, antwortet Georges Clerc, dass die Diskretion (mit Humor verwendete er das Wort Omerta) eine Haupttugend darstelle. Da der Staatskanzler den Sitzungen der Regierung und des Grossratsbüros beiwohnt, ist er auf dem Laufenden über alles, was im Kanton geschieht, und er spielt eine wichtige Rolle als Koordinator zwischen der staatlichen Exekutive und Legislative. Darüber hinaus war Georges Clerc Vorstandsmitglied der Schweizerischen Staatsschreiberkonferenz, in der er die Westschweiz vertrat, eine interessante Erfahrung, da man sieht, wie die anderen Kantone in diesem Bereich organisiert sind.
Von seinem Vater hatte Georges Clerc die Freude am Lesen geerbt. Er nahm Anteil am städtischen Leben, indem er zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften las. Zu seinen Hobbys gehörten das Fliegenangeln und das Wandern mit seinen Kindern, insbesondere in den Freiburger Voralpen. Er spielte Klavier, vor allem Jazzimprovisationen.
Literatur
- Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand, Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg im Üechtland 2012, ISBN 978-2-88355-153-4.
Einzelnachweise
- Traurig nimmt der Staatsrat heute zur Kenntnis, dass Georges Clerc, Staatskanzler von 1969 bis 1985, im Alter von 90 Jahren verstorben ist. (Memento des Originals vom 3. Februar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Mitteilung des Staats Freiburg vom 26. November 2012