Reinhard Michl
Reinhard Michl (* 18. Juni 1948 in Hausen, Niederbayern) ist ein deutscher Zeichner, Illustrator und Autor, insbesondere von Kinderbüchern.
Leben
Michl verbrachte die ersten Jahre seiner Kindheit in seinem Geburtsort Hausen in Niederbayern. Bereits mit drei Jahren entwickelte er den Spaß am Zeichnen, besonders der Tiere, wie er sie in seiner ländlichen Umgebung erlebte. Nach dem Umzug 1952 in den Ort Kelheim an der Donau besuchte er dort die Schule, die er als preußisch streng und amusisch empfand. Ihn zog es mehr in die Täler von Altmühl und Donau und ihren Auen, in denen sich Abenteuer nach Art von Tom Sawyer und Huckleberry Finn erleben ließen. 1962 begann er eine dreijährige Schriftsetzerlehre, die er als Geselle beendete. Er besuchte anschließend die Berufsaufbauschule in Regensburg, deren Ausbildung er 1968 abschloss.
Nach Bestehen der Aufnahmeprüfung an der Akademie für das Graphische Gewerbe konnte Reinhard Michl im Herbst 1969 mit dem Studium beginnen, das er 1973 mit dem Diplom als Graphik-Designer (FHS) an der Fachhochschule München beendete, in die die Akademie inzwischen als Fachbereich Gestaltung integriert war. Thema seiner Diplomarbeit war die Verlags-Gestaltung. Das Studium war für seinen Geschmack zu sehr auf den Bereich Werbung zugeschnitten, eine Richtung, die er nicht weiter verfolgen wollte.
Reinhard Michl begann daher noch im selben Jahr ein weiteres Studium, diesmal an der Akademie der Bildenden Künste, Fachbereich Kunsterziehung, nach wie vor in München. Er hatte bereits seit Fachhochschulzeiten Reisen unternommen, u. a. nach Skandinavien, Irland und Portugal. 1977 unterbrach er das Studium und verbrachte einige Monate in Irland. Er entschloss sich in dieser Zeit, die Lehrerlaufbahn aufzugeben und setzte sein Studium an der Akademie in einer freien Malklasse fort, das er 1980 mit Diplom abschloss.
1987 bezog er mit Freunden in Uffing am Staffelsee ein Haus, wo er sich ein Maleratelier einrichtete. Seine Münchener Wohnung verlegte er im Jahre 2002 von Solln in die Maxvorstadt.
Künstlerisches Schaffen
Erste Plakatentwürfe, etwa für Schulveranstaltungen, fertigte Reinhard Michl – gefördert durch einen seiner Berufsschullehrer – bereits zur Zeit seiner Schriftsetzerlehre in den frühen 1960er-Jahren an. Während seines Studiums an der Akademie der Bildenden Künste in den 1970er-Jahren widmete er sich Aktzeichnungen und entdeckte seine Vorliebe für Alfred Kubin.
1974 erhielt er den ersten Auftrag zu einer Kinderbuchillustration: Das Knie aus der Wand, einem kleinen Band mit Gespenstergeschichten von Josef Guggenmos. Das mit seinen Zeichnungen versehene Buch Der Wunderbaum gelangte 1981 auf die Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis. Weitere von ihm illustrierte Werke in dieser Zeit waren Der Findefuchs (Text von Irina Korschunow), eine Neuausgabe von Jim Knopf (Text von Michael Ende) und Es klopft bei Wanja in der Nacht (Text von Tilde Michels). 1985 erschien Ein Tag am Fluss, das erste Buch, zu dem er auch den Text verfasste.
Sein Schwerpunkt blieben aber Illustrationen für Kinderbücher, seien es die zeichnerischen Ergänzungen zu deren Texten, die Gestaltung von Bilderbüchern oder die Ausschmückung von Liederbüchern. 2005 erschien Heinrich Heine für Große und Kleine zum 150. Todestag des Dichters. Mit Bilder Buch Leben verfasste Reinhard Michl 2008 ein autobiographisches Werk, das insbesondere viele seiner Skizzen enthält.
Er begann bereits in seiner Studentenzeit, viele Reisen zu unternehmen, die ihn in seiner Arbeit stimuliert haben. Seit den 1990er-Jahren gehörten hierzu auch Workshops, u. a. in Manila, Athen, Dublin, Kairo, Beirut, Almaty, Seoul und Minsk. Viele von ihnen wurden von den örtlichen Goethe-Instituten organisiert. Sein Wissen gab er auch in Deutschland weiter. Im Jahre 2005 führte er zum dritten Mal einen Meisterkurs im Rahmen der Sommerakademie Irsee durch. Neben seinen Workshops und Kursen zeigte er in Form von Lesungen in Schulen und Bibliotheken einem jungen Publikum, wie Bilder zu Büchern entstehen.
Aus seinen Zeichnungen fertigte Reinhard Michl auch bewegte Bilder für das Fernsehen. Einige Beispiele sind Micha und seine Brüder für den Bayerischen Rundfunk 1983, Leo Löwe für Die Sendung mit der Maus der ARD 1989 und Wuschelbär für die Sendung Siebenstein des ZDF 1992. Im Jahre 2005 sendete der Bayerische Rundfunk das Fernsehportrait Wie aus dem Bilderbuch in der Reihe Lebenslinien.
Seine erste Einzelausstellung hatte Reinhard Michl 1980 in der Internationalen Jugendbibliothek in München, der er mit weiteren Ausstellungen 1998 und 2008 verbunden blieb. Auch an anderen Orten gab es seine Werke zu sehen, international oft verbunden mit seinen Workshops, national überwiegend im bayerischen Raum, aber auch in Oldenburg und Hannover.
Auszeichnungen
- 1984 Troisdorfer Bilderbuchpreis für Mischa und seine Brüder.
- 1986 Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher zusammen mit Tilde Michels für Es klopft bei Wanja in der Nacht
- 1988 Aufnahme in die IBBY Honour List für Es klopft bei Wanja in der Nacht
- 2010 Wildweibchenpreis
- In die Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis wurden u. a. aufgenommen Der Wunderbaum, Der Findefuchs und Es klopft bei Wanja in der Nacht.
Werke (in Auswahl)
- Josef Guggenmos: Das Knie aus der Wand. 1975
- Lene Mayer-Skumanz (Hrsg.): Märchenreise um die Welt. 1976
- Jacob und Wilhelm Grimm: Zaubermärchen. 1979
- Walter Scherf (Hrsg.): Der Wunderbaum. 1980
- Rudyard Kipling: Das Dschungelbuch. 1981
- Irina Korschunow: Der Findefuchs. 1982
- Irina Korschunow: Der Findefuchs. Wie der kleine Fuchs eine Mutter bekam. von . dtv junior, Schreibschrift, München 1983, ISBN 3-423-07521-X.
- Michael Ende: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer. 1983.
- Michael Ende: Jim Knopf und die Wilde 13. 1983.
- Hans Baumann: Mischa und seine Brüder. 1984.
- Tilde Michels: Es klopft bei Wanja in der Nacht. 1985.
- Ein Tag am Fluss. 1985.
- Rudolf Herfurtner: Gloria von Jaxtberg oder die Prinzessin vom Pfandlhof. 1988.
- Gerda Wagener: Leo Löwe. 1989.
- Irina Korschunow: Wuschelbär. 1990.
- Wilhelm Topsch: Katze, liebe Katze. 1990.
- Selma Lagerlöf: Nils Holgersson. 1991.
- Christian Morgenstern: Igel und Agel. 1992.
- Biermösl Blosn: Sepp, Dreck, Hennadreck. 1993. (Kinderlieder)
- Petr Chudožilov: Zu viele Engel. 1994.
- Rudolf Herfurtner: Gumpert Blubb. 1997.
- Wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen. Gerstenberg Verlag, 2002, ISBN 3-8067-4948-5.
- Manchmal wär ich lieber Max. 2004.
- Jan-Christoph Hauschild (Hrsg.): Heinrich Heine für Große und Kleine. 2005.
- Franz Hohler: Der Tanz im versunkenen Dorf. 2005.
- Katharina Jockusch (Hrsg.): Marabu und Känguruh. Gerstenberg Verlag, 2006.
- Anu Stohner: Das große Adventskalenderbuch. 2006.
- Frank McCourt: Wo ist das Christkind geblieben? Übersetzung von Rudolf Hermstein. 2008
- Bilder Buch Leben. 2008.
- Anton G. Leitner (Hrsg.): Ein Nilpferd schlummerte im Sand. 2009. (Gedichte), dtv München 2009, ISBN 978-3-423-13754-6.
- Jutta Langreuter: Ein Zuhause für den kleinen Wolf. 2009.
- Annette von Droste-Hülshoff: Der Knabe im Moor. 2010.
- Der Krumme Hund. Gerstenberg Verlag, 2010, ISBN 978-3-8369-2616-4.
- Friedrich Glauser: Die Fieberkurve. Gerstenberg Verlag, 2011, ISBN 978-3-8369-2633-1.
- Gilbert Keith Chesterton: Der Salat des Oberst Cray. Gerstenberg Verlag, 2011, ISBN 978-3-8369-5288-0.
Literatur
Weblinks
- Literatur von und über Reinhard Michl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Webseite von Reinhard Michl