Quantenmaterie

Als Quantenmaterie bezeichnet m​an Vielteilchensysteme, d​eren makroskopische Eigenschaften d​urch quantenphysikalische Phänomene bestimmt werden. Forschungsthemen i​m Bereich d​er Quantenmaterie findet m​an in d​er Festkörperphysik u​nd -chemie (Quantenmaterialien), i​n der Atomphysik (ultrakalte Atomgase) u​nd in d​er Astrophysik (Weiße Zwerge u​nd Neutronensterne). Die Quantenteilchen können d​abei entweder Fermionen (z. B. Elektronen, Nukleonen, Quarks) o​der Bosonen (z. B. bosonische Atome) sein.

Fermionische Quantenmaterie

Ein Ferromagnet levitiert über einem Supraleiter. Beide Materialien befinden sich in einem makroskopischen Quantenzustand und können daher als Quantenmaterie bezeichnet werden.

Elektronen i​n Festkörpern u​nd in Weißen Zwergen s​ind quantenmechanisch entartet u​nd tragen d​urch ihren Entartungsdruck z​ur Stabilität d​es jeweiligen Gesamtsystems bei. Dasselbe g​ilt für Neutronen u​nd Protonen i​n Neutronensternen. Entartete Fermionensysteme zeigen b​ei ausreichend tiefen Temperaturen e​ine Vielzahl makroskopischer Quantenphänomene w​ie z. B. Magnetismus, Supraleitung u​nd topologische Randkanäle i​n Quantenmaterialien[1] u​nd Suprafluidität v​on 3He-Atomen. In Neutronensternen g​ibt es ebenfalls Anhaltspunkte für makroskopische Quantenzustände, insbesondere Neutronen-Suprafluidität u​nd Protonen-Supraleitung.[2] Unter extremen Bedingungen (insbesondere i​m Innern v​on Neutronensternen u​nd bei hochenergetischen Kollisionen schwerer Ionen i​n Teilchenbeschleunigern) entsteht e​in Quark-Gluon-Plasma, für d​as ein supraleitender Zustand freier Quarks (Farbsupraleitung) vorhergesagt wurde. Dieser w​urde bisher allerdings n​och nicht eindeutig nachgewiesen.

Die Bose Kondensation eines kalten atomaren Gases aus Rubidium-Atomen.

Bosonische Quantenmaterie

Auch i​n bosonischen Vielteilchensystemen entsteht d​urch Bose-Kondensation b​ei tiefen Temperaturen e​in makroskopischer Quantenzustand. Das bekannteste Beispiel i​st der suprafluide Zustand v​on 4He-Atomen. Bose-Kondensate können a​uch durch Kühlung v​on Gasen bosonischer Atome erzeugt werden.[3] In Festkörpern w​urde die Kondensation bosonischer Quasiteilchen w​ie z. B. Magnonen[4] u​nd Exzitonen[5] nachgewiesen.

Einzelnachweise

  1. B. Keimer, J. E. Moore: The physics of quantum materials. In: Nature Physics. Band 13, Nr. 11, 30. Oktober 2017, ISSN 1745-2473, S. 1045–1055, doi:10.1038/nphys4302 (nature.com [abgerufen am 21. Oktober 2018]).
  2. Superfluidity and Superconductivity in Neutron Stars | NewCompStar. Abgerufen am 22. Oktober 2018 (amerikanisches Englisch).
  3. The Nobel Prize in Physics 2001. Abgerufen am 21. Oktober 2018 (amerikanisches Englisch).
  4. S. O. Demokritov, V. E. Demidov, O. Dzyapko, G. A. Melkov, A. A. Serga: Bose–Einstein condensation of quasi-equilibrium magnons at room temperature under pumping. In: Nature. Band 443, Nr. 7110, September 2006, ISSN 0028-0836, S. 430–433, doi:10.1038/nature05117 (nature.com [abgerufen am 21. Oktober 2018]).
  5. J. Kasprzak, M. Richard, S. Kundermann, A. Baas, P. Jeambrun: Bose–Einstein condensation of exciton polaritons. In: Nature. Band 443, Nr. 7110, September 2006, ISSN 0028-0836, S. 409–414, doi:10.1038/nature05131 (nature.com [abgerufen am 21. Oktober 2018]).
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