Pseudorutil

Pseudorutil ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Fe23+Ti34+O9[2] und entwickelt plattige oder blättrige bis faserige Kristalle, aber auch körnige bis massige Mineral-Aggregate von schwarzer, brauner oder grauroter Farbe und rötlichbrauner Strichfarbe.

Pseudorutil
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel Fe23+Ti34+O9
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
4.CB.25 (8. Auflage: IV/C.24)
08.04.02.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol hexagonal-trapezoedrisch; 622
Raumgruppe P6322[1]
Gitterparameter a = 14,375 Å; c = 4,615 Å[1][2]
Formeleinheiten Z = 5[1][2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5
Dichte (g/cm3) gemessen: ca. 3,8; berechnet: 4,82[3]
Spaltbarkeit fehlt
Bruch; Tenazität muschelig
Farbe schwarz, braun, graurot
Strichfarbe rötlichbraun
Transparenz undurchsichtig, in sehr dünnen Lagen durchsichtig
Glanz Metallglanz
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale magnetisch


Etymologie und Geschichte

Erstmals gefunden wurde Pseudorutil 1966 südlich von Neptune Island in South Australia (Australien) und beschrieben durch G. Teufer und A. K. Temple. Aufgrund seiner Ähnlichkeit zum Rutil und damit seiner Verwechslungsgefahr wurde er nach diesem benannt mit dem Zusatz des griechischen Wortstammes ψευδώ [pseudó] für falsch, unecht bzw. vorgetäuscht.

Klassifikation

In der alten Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) gehörte der Pseudorutil zur Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 2 : 3“, wo er zusammen mit Armalcolit und Pseudobrookit eine eigene, unbenannte Gruppe bildet.

Seit der 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik sind die Abteilungen der Oxid-/Hydroxid-Klasse allerdings präziser unterteilt nach der Größe der Kationen und teilweise neu benannt worden. Pseudorutil steht nun in der Unterabteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 2 : 3, 3 : 5 und vergleichbare sowie mittelgroßen Kationen“, wo er als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4.CB.25 bildet.

Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana sortiert den Pseudorutil ebenfalls in die Klasse der Oxide und Hydroxide, dort allerdings in die Abteilung der „Mehrfachen Oxide mit Nb, Ta und Ti mit verschiedenen Formeln“, wo er als einziges Mitglied die unbenannte Unterabteilung 08.04.02 bildet.

Bildung und Fundorte

Pseudorutil bildet sich sekundär als metastabiles Zwischenglied bei der Verwitterung von Ilmenit. Begleitminerale sind daher neben Ilmenit noch Rutil, Anatas, Hämatit und Gadolinit.

Neben seiner Typlokalität Neptune Island konnte Pseudorutil in Australien noch bei Carapooee, am Lake Boga und bei St Arnaud im Bundesstaat Victoria gefunden werden. Weltweit wurde das Mineral bisher (Stand: 2010) an rund 20 Fundorten nachgewiesen: Bei Algier in Algerien; in der Prydz Bay in der Ostantarktis; bei Bitterfeld (Sachsen-Anhalt) sowie bei Borna, Chemnitz, Freiberg und Mittweida (Sachsen) in Deutschland; bei Nkambé in Kamerun; bei Montreal in Kanada; im österreichischen Fulpmes; in der Oblast Tambow in Russland; in der Namakwa-Sandgrube in Südafrika; im tschechischen Böhmen sowie im Park County (Colorado), Florida, bei Lakehurst (New Jersey) und bei Baraboo im Sauk County (Wisconsin) in den USA.[4]

Kristallstruktur

Pseudorutil kristallisiert hexagonal in der Raumgruppe P6322 (Raumgruppen-Nr. 182)Vorlage:Raumgruppe/182 mit den Gitterparametern a = 14,375 Å und c = 4,615 Å[1] sowie fünf Formeleinheiten pro Elementarzelle[2].

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. American Mineralogist Crystal Structure Database – Pseudorutile, 1975 (englisch)
  2. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 195.
  3. Handbook of Mineralogy – Pseudorutile (englisch; PDF; 69,5 kB)
  4. Localities for Pseudorutile, Mindat
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