Plaste und Elaste aus Schkopau
Plaste und Elaste aus Schkopau ist ein aus der DDR stammender Werbeslogan, mit dem auf Kunststoffprodukte des in Schkopau in Sachsen-Anhalt ansässigen VEB Chemische Werke Buna hingewiesen wurde. Der Claim wurde zu einem der bekanntesten Slogans der DDR-Werbung,[2] entwickelte sich zum geflügelten Wort[3][4] und ist seit 1995 als Wortmarke der Gemeinde Schkopau im Markenregister des Deutschen Patent- und Markenamtes eingetragen.[5]
Herkunft
Der von Siegfried Berthmann im Auftrag des VEB Neontechnik entworfene[6] Slogan verband zwei Markennamen für polymere Kunststoffprodukte mit dem Hinweis auf den Unternehmensstandort ihres Herstellers, VEB Chemische Werke Buna in Schkopau.
Plaste[7] war ein Markenname für Thermoplaste und Elaste[8] ein Markenname für Elastomere,[8] die zu Anfang der 1930er-Jahre von den Buna-Werken entwickelt worden waren und Deutschland weitgehend unabhängig vom Import von Kunststoffen und Naturkautschuk gemacht hatten.[8] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Buna-Werke verstaatlicht und 1954 in einen Volkseigenen Betrieb überführt. In Westdeutschland wie auch in anderen Ländern wurden für synthetische Werkstoffe die Begriffe „Plastik“ oder „Kunststoff“ verwendet.[8][4][3]
Verwendung
Der Slogan wurde zur Präsentation in der Öffentlichkeit meist mit dem Firmensymbol des VEB Chemische Werke Buna (dem sogenannten „Buna-Kolben“ mit der Buchstabenfolge BUNA) kombiniert. Bei Plaste und Elaste aus Schkopau waren die Worte „Plaste“ und „Elaste“ in orange-roter Farbe hervorgehoben, die Bindewörter sowie der Ortsname „Schkopau“ weiß dargestellt.
Die solcherart geschaffene Wort-Bild-Marke gehörte in der DDR zu den am häufigsten anzutreffenden Werbemotiven und war zum Beispiel oft neben Schnellstraßen und auch vielen Sportstadien zu sehen.[9]
Die vermutlich bekannteste Darstellung des Slogans Plaste und Elaste aus Schkopau fand sich in Form einer riesigen Leuchtreklame am Turm an der Ostrampe der Elbebrücke der A 9 bei Vockerode, wo sie auch für westdeutsche Autofahrer, die hier eine der Transitstrecken zwischen Westdeutschland und West-Berlin nutzten, von Weitem zu sehen war.[6] Der Schriftzug, ausgeführt 1978 von VEB Neontechnik, bestand aus 66 Teilen und war aus verzinktem Stahlblech, Piacryl sowie PVC hergestellt. Für gute Sichtbarkeit sorgten Leuchtröhren. Der gesamte Schriftzug war über 10 Meter hoch, mehr als 5 Meter breit[10][1] und so an der Nordseite des Turms angebracht, dass Autofahrer, die aus Richtung Berlin kamen, ihn schon aus großer Entfernung lesen konnten. Die originale Leuchtreklame von der Elbebrücke Vockerode befindet sich heute unter den Exponaten des Deutschen Historischen Museums[1] in Berlin;[6] laut Nils Schiffhauer zählt sie „zu den museumswürdigen Rätseln des DDR-Alltags“.[11]
Sprache
Der Werbetext Plaste und Elaste aus Schkopau drückt auch die Feinheiten abweichender Begriffswahl in der ehemaligen DDR im Vergleich zu dem in der Bundesrepublik Deutschland (BRD), Österreich und der Schweiz üblichen Sprachgebrauch aus. Während das Wort Kunststoff in allen vier Staaten gebräuchlich war, wird der Werkstoff im Beitrittsgebiet zur BRD von 1990 auch als Plaste (verkürzt aus Plastwerkstoffe bzw. Plural von Plast) bezeichnet.[4][3]
Literatur
- Birgit Wolf: Sprache in der DDR. Walter de Gruyter, 2000, ISBN 3-11-016427-2.
- Gabriele Ahlefeld, Astrid Molder, Rudolf Werner: Plaste und Elaste aus Schkopau. 60 Jahre Buna-Werke. Runkel, Pinneberg 1996, ISBN 3-9803386-5-7.
- Nils Schiffhauer: 100 Jahre Plastik: Plaste und Elaste aus Schkopau, FAZ Online, 6. August 2007 (online)
Weblinks
- Auskunft zur Marke Plaste und Elaste aus Schkopau im Register des Deutschen Patent- und Markenamtes (DPMA)
- Original-Leuchtreklame von der Elbebrücke Vockerode im Deutschen Historischen Museum (Inventar-Nr. 1991/627)
- Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR
- Plaste und Elaste aus Schkopau – „Claim aller Claime“ der einstigen DDR
- Leuchtreklame in der DDR
- Plaste und Elaste aus Schkopau als Brückenbanner
Einzelnachweise
- Deutsches Historisches Museum, Inventar-Nr. 1991/627
- Steffen Honig: Plaste, Elaste und Werkskultur in Trümmern, www.volksstimme.de vom 18. Februar 2020 (Plaste, Elaste und Werkskultur in Trümmern online, Zugriff am 9. Dezember 2021)
- Edition Jule Hammer, zusammengestellt von Theodor Constantin: Plaste und Elaste. Ein deutsch-deutsches Wörterbuch, Verlag Haude & Spener, Berlin 1985, ISBN 3-7759-0249-X.
- Zu dem in Ost- und Westdeutschland unterschiedlichen Sprachgebrauch siehe: Jürgen Eichhoff: Zu einigen im 20. Jahrhundert entstandenen geographischen Unterschieden des Wortgebrauchs in der deutschen Sprache., in: Sprache und Brauchtum. Festschrift Martin, 1980, S. 163–166.
- Auskunft zur Marke Plaste und Elaste aus Schkopau im Register des Deutschen Patent- und Markenamtes (DPMA)
- Artikel "„Plaste und Elaste aus Schkopau“ – auch dröge Werbung geht ins Hirn", archiv.magdeburg-kompakt.de vom 18. September 2016 (online, Zugriff am 9. Dezember 2021)
- Artikel "Plaste" auf www.chemie.de (/lexikon/Plaste.html online, Zugriff am 9. Dezember 2021)
- Artikel "Elaste" auf www.chemie.de (/lexikon/Plaste.html online, Zugriff am 9. Dezember 2021)
- Plaste und Elaste aus Schkopau
- Bascha Mika: Serie Denk-Mal: Das Gedächtnis des Ortes, Teil 9: Plaste und Elaste aus Schkopau, in: taz. die tageszeitung vom 13. August 1993, S. 5 (, Zugriff am 9. Dezember 2021)
- Nils Schiffhauer: 100 Jahre Plastik: Plaste und Elaste aus Schkopau, FAZ Online vom 6. August 2007 (online, Zugriff am 9. Dezember 2021)