Pilo-Klasse

Die Pilo-Klasse war eine Klasse von acht verhältnismäßig kleinen Zerstörern der italienischen Regia Marina. Sie war die erste von vier in den Jahren von 1913 bis 1919 gebauten Klassen von Booten nahezu gleicher Größe, die sich nur hinsichtlich ihrer Bewaffnung unterschieden. Auf die acht Boote der Pilo-Klasse von 1913 folgten die Sirtori-Klasse von 1916 mit vier Booten, die La-Masa-Klasse von 1916 mit acht Booten und schließlich die Cantore- oder auch Generali-Klasse von 1919 mit sechs Booten. Sie alle verdrängten zwischen 615 und 709 Tonnen (standard), waren 73–73,5 m lang und 7,3 m breit und hatten drei Schornsteine.
Alle vier Klassen wurden am 1. Oktober 1929 zu Torpedobooten umklassifiziert.


Pilo-Klasse
Ippolito Nievo 1929
Überblick
Schiffstyp: cacciatorpediniere Zerstörer
1929: torpediniere Torpedoboot
1952: dragamine Minensucher
Einheiten: 8
Bauwerften: 6: Odero, Sestri Ponente/Genua
2: Pattison, Neapel
Kiellegung: August 1913 bis Januar 1914
1. Stapellauf: 12. November 1914
Francesco Nullo
1. Indienststellung: 1. Mai 1915 Nullo
Einsatz bis: 1958
Technische Daten
Verdrängung: 770 ts zuletzt 615 ts Standard
912 ts zuletzt 645 ts maximal
Länge: 73,0 m ü.a., 72,5 m pp.
Breite: 7,3 m
Tiefgang: bis 2,7 m
Antrieb: 4 Thornycroft-Kessel
2 Tosi-Turbinen
16.000 (14800) PS
Treibstoffvorrat: 150 t Öl
Geschwindigkeit: 30 (29) kn
Reichweite: 2.000 sm bei 14 kn
Besatzung: 68–79
Bewaffnung: 6 × 76-mm-L/40-Geschütze
4 × 457-mm-Torpedorohre
10 Seeminen
Bewaffnung ab 1921: 5 × 102-mm-L/35-Geschütze
2 × 40-mm-L/39-Geschütze
2 × 6,5-mm-L/80-Maschinengewehre
4 × 457-mm-Torpedorohre
10 Seeminen
Bewaffnung ab 1941: 2 × 102-mm-L/35-Geschütze
6 × 20-mm-Breda-Maschinenkanonen
2 × 457-mm-Torpedorohre
2 × Wasserbomben-Werfer
Bewaffnung ab 1952: 1 × 102-mm-L/30-Geschütz
2–4 × 20-mm-Maschinenkanonen
2 Wasserbomben-Werfer

Technische Daten

Die Pilo-Klasse w​ar eine Weiterentwicklung d​er Indomito-Klasse v​on 1912, d​en ersten italienischen Zerstörern m​it Turbinen-Antrieb, d​urch die Werft Odero. Ihre Hauptartillerie w​ar von einheitlichem Kaliber, u​nd die Reichweite w​ar durch e​ine größere Bunkerkapazität erhöht. Sieben Boote d​er Klasse wurden 1913 a​uf Kiel gelegt, d​as achte i​m Januar 1914. Sechs Boote wurden b​ei Cantieri Odero i​n Sestri Ponente gebaut, d​ie beiden anderen b​ei Cantieri Pattison i​n Neapel. Die Indienststellung erfolgte i​n den Monaten Mai 1915 b​is Januar 1916.

Die Boote w​aren 73,0 m l​ang (72,5 m i​n der Wasserlinie) u​nd 7,3 m b​reit und hatten maximal 2,7 m Tiefgang. Ihre Wasserverdrängung betrug 770 t (standard) u​nd 912 t (maximal). Die Maschinenanlage bestand a​us vier ölbefeuerten Thornycroft-Kesseln u​nd zwei Tosi-Dampfturbinen, d​ie 16.000 PS lieferten; b​ei der Antonio Mosto u​nd der Francesco Nullo, d​ie bei d​er Cantiere Pattison i​n Neapel gebaut worden waren, w​aren es lediglich 14.800 PS. Die Schiffe hatten z​wei Wellen. Die Höchstgeschwindigkeit b​ei Indienststellung w​ar 30 Knoten (bei d​er Antonio Mosto u​nd der Francesco Nullo w​aren es 29 Knoten), w​ar jedoch z​u Beginn d​es Zweiten Weltkriegs a​uf nur n​och 25 Knoten gesunken. Die Bunkerkapazität betrug 150 Tonnen Öl, d​ie Reichweite 1200 Seemeilen b​ei einer Marschgeschwindigkeit v​on 14 Knoten. Die Besatzung zählte 69 b​is 79 Mann.

Bewaffnung

Die Einheiten der Pilo-Klasse waren ursprünglich mit sechs 76-mm-L/40-Kanonen-M.1897 von Ansaldo und vier einzelnen Torpedorohren bewaffnet. Von den Kanonen waren zwei zur Luftabwehr vorgesehen. Dazu konnten die Schiffe bis zu zehn Seeminen tragen.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die 76-mm-Geschütze gegen fünf 102-mm-L/35-Kanonen-M.1914 Schneider-Armstrong[1] bis 1925 getauscht. Dazu kamen zwei 40-mm-Kanonen-L/40 von Vickers-Terni zur Flugzeugabwehr und zwei 6,5-mm-Mannlicher-Carcano-MGs (umgerüstete Colt-Browning M1895) an Bord.
Ab Oktober 1929 wurden die Einheiten der Pilo-Klasse und die vorgenannten ähnlichen Klassen als Torpedoboote klassifiziert.

1941/42 w​urde die Bewaffnung d​er fünf n​och verbliebenen Boote d​er Pilo-Klasse modifiziert, i​ndem die Anzahl d​er 10,2-cm-Geschütze u​nd Torpedorohre zugunsten verstärkter Flak-Bewaffnung reduziert wurde. Sie bestand d​ann aus z​wei 10,2-cm-Kanonen u​nd sechs 20-mm-L/65-Flak v​on Breda s​owie zwei 45-cm-Torpedorohren u​nd zwei Wasserbombenwerfern.

Drei Boote überstanden den Krieg. Die Rosolino Pilo wurde 1954 ausgemustert und abgewrackt. Die Giuseppe Cesare Abba und die Antonio Mosto wurden 1953 als Schnelle Minensucher umklassifiziert und entsprechend umgerüstet. Mit zwei Booten der La Masa-Klasse wurden sie als Giuseppe Cesare Abba-Klasse bezeichnet. Dei Bewaffnung der noch im Dienst verbliebenen Boote bestand aus einem 102-mm-L/30-Geschütz und zwei (später vier) 20-mm-Oerlikon-Maschinenkanonen sowie zwei Wasserbomben-Werfern. Dazu besaßen diese Boote nun Radar und ein Minenräumgeschirr.

Einsatzgeschichte

Als Italien am 24. Mai 1915 auf Seiten der Entente Weltkriegsteilnehmer wurde, war die Francesco Nullo als erstes Boot der Klasse gerade einige Wochen im Dienst beim 1. Zerstörergeschwader in Brindisi neben Animoso, Audace, Ardente, Ardito. Diese Zerstörer waren zwischen 1912 und 1914 bei Orlando in Livorno entstandene Varianten der Indomito-Klasse. Bis zum Jahresende kamen mit Rosolino Pilo, Giuseppe Cesare Abba, Antonio Mosto, Ippolito Nievo und Simone Schiaffino noch fünf weitere Boote der Klasse in Dienst.

1915

Am 6. August 1915 rammte Pilo k.u.k. SM U 12 im Golf von Venedig. Das schwerbeschädigte U-Boot sank zwei Tage später nach einem Minentreffer mit der gesamten Besatzung; U 12 war das erste k.u.k. U-Boot, das im Krieg verloren ging.
Am 12. August 1915 wurde das k.u.k. SM U 3 nach einem erfolglosen Torpedoangriff vom italienischen Hilfskreuzer Città di Catania (1910, 3355 BRT) östlich von Brindisi gerammt und am Sehrohr beschädigt. Tauchunfähig versuchte U 3 in Richtung dalmatinische Küste zu entkommen. Die alarmierten Zerstörer Abba, Mosto und die französische Bisson suchten das U-Boot in drei Sektoren. U 3 wurde am Nachmittag des 13. August von der Bisson entdeckt und durch Artilleriefeuer versenkt, da der Kommandant eine Kapitulation ablehnte. Die italienischen Zerstörer trafen erst nach der Versenkung ein.

Am 6. Dezember 1915 gehörte die im Oktober in Dienst gekommene Nievo unter dem Kommando des Prinzen Ferdinando di Savoia (1884–1963) zur Sicherung eines Truppentransports von Tarent nach Valona mit den Scouts Quarto und Guglielmo Pepe, dem Hilfskreuzer Città di Catania, den Minenlegern Partenope und Minerva, dem Zerstörer Borea sowie den Schwesterschiffen Abba und Nullo. Auf vier Transportern wurden 6700 Mann mit 1200 Tieren überführt.
In der Nacht zum 12. Dezember geleitet die im November in Dienst gekommenen Schiaffino mit der Ardito zwei Transporter mit Versorgungsgütern von Brindisi nach Durazzo, die von den Zerstörern nach Entladung auch zurückbegleitet wurden.

Um Mitternacht am 28. Dezember 1915 verließen der Rapidkreuzer Helgoland und fünf Zerstörer der Tátra-Klasse Kotor. Gegen 2.30 Uhr trafen sie auf das französische U-Boot Monge und versenkten es. Vier Zerstörer beschossen Durazzo, um den Rückzug der italienischen Truppen Richtung Vakona zu verhindern. Da sie jedoch von zwei Geschützen außerhalb der Stadt gezielt beschossen wurden, zogen sie sich zusammen zurück und gerieten dabei in ein Minenfeld. Der Zerstörer Lika sank, die Triglav wurde schwer beschädigt und von der Tatra in Schlepp genommen. Unter dem Schutz von Helgoland und den Zerstörern Csepel und Balaton zogen sich die Österreicher in Richtung Kotor zurück. Als die Nachricht von dem feindlichen Angriff Brindisi erreichte, liefen die Kreuzer Dartmouth, Quarto, Nino Bixio und Weymouth mit fünf französischen und vier italienischen Zerstörern (Abba, Pilo, Mosto, Nievo der Pilo-Klasse) aus, um den Rückzug der österreichischen Marine-Gruppe zu verhindern. Um 13:00 Uhr sichteten Dartmouth, Quarto und die französischen Zerstörer die Österreicher, die nun die schwerbeschädigte Triglav aufgaben und Richtung Westen zu entkommen suchten. Unter Ausnutzung der Dunkelheit liefen Helgoland und die drei Zerstörer dann nach Nordwesten bis vor Bari und entkamen dann nach Sebenico.

1916

Im Jahr 1916 sicherten d​ie Zerstörer d​er Pilo-Klasse zusammen m​it anderen italienischen u​nd französischen Zerstörern u​nd britischen Kreuzern Geleitzüge n​ach Albanien. Außerdem sicherten d​ie Zerstörer Einsätze leichter Einheiten entlang d​er dalmatinischen Küste.

Am 3. Mai 1916 gingen Nullo u​nd Giuseppe Missori m​it den Scouts/esploratori Pepe u​nd Cesare Rossarol d​er Poeri-Klasse i​n See, u​m die Zerstörer Zeffiro u​nd Fuciliere z​u sichern, d​ie vor Sebenico e​ine Minensperre verlegten. v​or der Küste entdeckten d​ie sichernden Italiener v​ier Zerstörer d​er Huszár-Klasse u​nd sechs K.u.k.-Torpedoboote a​uf dem Weg n​ach Pula. Die Italiener versuchten d​ie österreich-ungarischen Boote einzuholen, wehrten d​ie Angriffe v​on drei Seeflugzeugen a​b und g​aben die Verfolgung auf, a​ls aus Pula Unterstützung für d​en verfolgten Verband auslief. Nach ähnlichem Muster liefen v​iele Vorstöße d​er italienischen Zerstörer ab, d​eren Geschwindigkeit selten genügte, u​m feindliche Einheiten v​or dem Eingreifen v​on Verstärkungen z​u stellen.

Am 2. August 1916 gelangt e​s dem britischen Kreuzer Liverpool, d​em italienischen Kreuzer Nino Bixio u​nd den italienischen Zerstörern Nievo, Pilo, Abba, Mosto, Ardente u​nd Indomito d​ie österreich-ungarische Kampfgruppe z​u stellen, d​ie Molfetta beschossen hatten. Nach e​inem 45-minütiges Feuergefecht konnten d​ie k.u.k. Zerstörer Warasdiner u​nd Wildfang u​nd der s​ie sichernden Rapidkreuzer Aspern o​hne Schäden o​der Verluste entkommen.

Die französische Bouclier, Typschiff der gleichnamigen Klasse

Am späten Abend des 22. Dezember 1916 verließen Abba, Pilo und Nievo Brindisi um bei Kap Rodoni vier Zerstörer der Huszàr-Klasse (Scharfschütze, Dinara, Reka und Velebit) zu stellen, die gegen die Otranto-Sperre vorgestoßen waren. Nach einem Gefecht mit den französischen Zerstörern Casque, Commandant Riviére, Boutefeu, Dehorter und Bory der Bouclier-Klasse sowie der Protet waren die K.u.k.-Zerstörer auf dem Rückweg nach Kotor. Die italienischen Zerstörer fanden die Angreifer nicht, trafen aber auf den französischen Verband. Die Alliierten konnten ihre Manöver nicht richtig koordinieren: Casque kollidierte mit der Abba und die Boutefeu konnte zwar Pilo und Nievo ausweichen, um dann von Abba gerammt zu werden. Die drei beschädigten Schiffe erreichten Brindisi.[2]

1917

Die Dartmouth, Flaggschiff der Alliierten

Als der Nacht zum 15. Mai 1917 österreich-ungarische Einheiten die Otranto-Sperre angriffen, kam es am Tag zum größten Gefecht zwischen Einheiten der Entente und den sich zurückziehenden Einheiten der k.u.k. Kriegsmarine. Zu den alliierten Einheiten, die in den frühen Morgenstunden Brindisi verließen, um die Angreifer zu stellen, gehörten neben den britischen leichten Kreuzern Dartmouth und Bristol auch die Pilo, Schiaffino und Mosto der Pilo-Klasse.[3]
Das Verfolgungsgefecht gegen die Rapidkreuzer Saida, Helgoland und Novara wurde von der Dartmouth fast allein geführt, da die französischen und italienischen Zerstörer Mühe hatten, dem britischen Kreuzer und den sich zurückziehenden Österreichern zu folgen und meist auch außerhalb ihrer eigenen Waffenreichweite blieben, um eingreifen zu können. Lediglich die Giovanni Acerbi der Sirtori-Klasse geriet in der Schlussphase in den Feuerbereich der Rapidkreuzer, da sie das Rückzugssignal des italienischen Befehlshabers nicht erkannte.

Der Rapidkrezer Helgoland

Am 19. Oktober 1917 k​am es n​och zu e​inem ähnlichen Verfolgungsgefecht, a​ls die Helgoland m​it sechs Zerstörern erneut e​inen ähnlichen Vorstoß machte u​nd versuchte, d​ie verfolgenden Alliierten i​n den Schussbereich zweier U-Boote z​u locken. Neben d​rei britischen Kreuzern, d​rei französischen Zerstörern u​nd anderen italienischen esploratori u​nd Zerstörern gehörten a​uch Bronzetti, Pilo, Nievo, Missori u​nd Mosto d​er Pilo-Klasse z​u den Verfolgern, d​ie von a​uch von österreichischen Flugzeugen angegriffen wurden. Nach Abbruch d​er ergebnislosen Verfolgung kehrten a​lle italienischen Einheiten unbeschädigt i​n ihre Häfen zurück.

Neben diesen Einsätzen w​aren die i​n Brindisi stationierten Zerstörer weiterhin i​n der Konvoisicherung i​m Einsatz u​nd unterstützten d​en Einsatz leichter Einheiten u​nd von Flugzeugen g​egen feindliche Stützpunkte a​uf der Ostseite d​er Adria. Die i​n Venedig stationierte Giuseppe Cesare Abba w​ar bei ähnlichen Einsätzen i​n der oberen Adria dabei. Bei d​en Versuchen, k.u.k.-Einheiten z​u stellen, w​ar sie a​n keinem Gefecht a​ktiv beteiligt.

1918

Im folgenden Jahr unterstützten die Schiffe der Klasse verschiedene Operationen, ohne dass es zu größeren Gefechten mit gegnerischen Einheiten kam. Kurz vor Kriegsende waren die acht Einheiten der Pilo-Klasse auf folgenden Zerstörergeschwader verteilt: zum 1. Geschwader in Venedig gehörten die Abba und Nullo[4] Ebenfalls in Venedig war das 3. Geschwader mit Missori und Pilo[5] stationiert. Die restlichen Einheiten (Nievo, Mosto, Schiaffino und Bronzetti) gehörten zum 4. Geschwader in Brindisi.[6][7]

Als am 3. November 1918 der Waffenstillstand mit Österreich-Ungarn unterzeichnet wurde, gehörte die Giuseppe Missori zu den Zerstörern, die sofort Triest für Italien besetzten, das nach den Vereinbarungen zwischen den Alliierten möglicherweise nicht an Italien fallen sollte. Am gleichen Tag nahm die Abba mit zwei kleinen Torpedobooten das nahe Porec in Besitz, wo die Boote von der überwiegend italienischen Bevölkerung begeistert begrüßt wurde.
Am 5. November gehörten Pilo, Missori und Abba zu den italienischen Einheiten, die im K.u.k. Kriegshafen Pula Trupps von Spezialisten anlandeten, um die Kontrolle über die Schiffe und den Hafen zu übernehmen.

Im November 1918 wurde die Schiaffino um Sebenico zur Sicherung italienischer Interessen eingesetzt und landete ein Detachment auf der Insel Zuri. Ende des Monats sicherte die Abba den Abtransport österreichischer, deutscher und polnischer Soldaten auf Transportern von Rijeka nach Venedig.

1919 bis 1929

Auf italienischer Seite bestand in weiten Teilen eine Unzufriedenheit mit den Ergebnissen des Krieges, für die der Dichter Gabriele d'Annunzio das Wort vom „verstümmelten Sieg“ (vittoria mutilata) prägte. d'Annunzio besetzte im September 1919 mit einer eine Gruppe Freischärler, die so genannten Arditi, sowie Teilen der regulären italienischen Armee Fiume im Widerspruch zum Waffenstillstandsabkommen. Noch in Verhandlungen mit der italienischen Regierung nutzte d'Annunzio mit einigen engen Mitarbeitern am 14. November die Nullo der Pilo-Klasse zu einem Besuch bei dem italienischen Admiral Enrico Millo, dem (selbst ernannten) Gouverneur von Dalmatien, in Zara, der auch die Annexion weiter Teile Dalmatiens befürwortete. Da die italienische Regierung d'Annunzios Vorstoß nicht sanktionierte, bildete er die Repubblica del Carnaro, deren Staatsoberhaupt er wurde und die viele Formen künftiger faschistischer Staaten vorweg nahm.
Als erstes italienisches Kriegsschiff hatte sich am 7./8. Oktober 1919 der gerade in Dienst gekommene Zerstörer Agostino Bertani den Rebellen angeschlossen. Am 8. Dezember 1919 lief auch die Nullo nach Fiume und unterstellte sich d'Annunzio. Mit der Unterzeichnung des Grenzvertrages von Rapallo am 12. November 1920 stellte sich die italienische Regierung gegen eine Annektierung von Fiume und begann mit der Blockade der Stadt. Dabei meuterten in der Nacht zum 7. Dezember 1920 Teile der Besatzungen der Zerstörer Bronzetti der Pilo-Klasse sowie die Espero und liefen mit ihren Schiffen zu den Rebellen über. D’Annunzio erklärte Italien am 21. Dezember den Krieg, worauf das Schlachtschiff Andrea Doria den Palast des Diktators beschoss und regierungstreue Truppen in der „Blutigen Weihnacht“ vom 24. Dezember bis zum 30. Dezember 1920 Fiume besetzten und d'Annunzios Republik beendeten.
Im Januar 1921 kehrten die übergelaufenen Zerstörer nach Pula zurück, verloren ihre Namen, die aus den Flottenlisten gestrichen wurden. Die vier Zerstörer wurden am 16. Januar 1921 mit neuen Namen wieder in Dienst gestellt: Francesco Nullo wurde die Fratelli Cairoli; Pilade Bronzetti wurde die Giuseppe Dezza.

Alle Schiffe d​er Klasse unterzogen s​ich dann b​is 1925 d​er Umbewaffnung v​on 76-mm- a​uf fünf 102-mm-Kanonen, erhielten z​wei 40-mm-Maschinenkanonen z​ur Abwehr v​on Flugzeugen u​nd verdrängten n​ach der Umbewaffnung 800 b​is 900 Tonnen. Als letzte Einheit w​urde die Dezza v​om Oktober 1923 b​is 1925 i​m Arsenal v​on Tarent umgerüstet.

Am Morgen d​es 6. August 1928 k​am es zwischen Porec u​nd Pula z​u einem schweren Unfall b​ei einer Übung d​er V Flottiglia Cacciatorpediniere m​it U-Booten. Das Führungsboot Abba erkannte d​as angreifende U-Boot F 14 d​as unter Wasser s​ehr nah a​m Verband stand. Die nachfolgende Giuseppe Missori erkannte d​as Boot a​ber zu spät u​nd rammte es. Das U-Boot s​ank sofort m​it der gesamten Besatzung, v​on der s​ich niemand a​us dem Boot befreien konnte.

On 1. Oktober 1929 w​urde alle Einheiten d​er Pilo-Klasse z​u Torpedobooten herabgestuft.

1930 bis zum Kriegsbeitritt

In den 1930er Jahren blieben die Torpedoboote der Pilo-Klasse im Dienst der italienischen Marine, obwohl diese auch neue Torpedoboote bauen ließ.
Während des Spanischen Bürgerkrieges überprüften Boote der Klasse von Häfen auf Sizilien auch Handelsschiffe in der Straße von Sizilien um festzustellen, ob sie Ladungen für die kriegführenden spanischen Parteien an Bord hatten.

1938 w​urde dann d​ie Nievo a​ls erste Einheit d​er Klasse ausgesondert u​nd verschrottet.

Als Italien sich dann ab Juni 1940 auf Seiten des Deutschen Reichs am Krieg beteiligte, waren die noch vorhandenen sieben Einheiten der Klasse auf drei Torpedoboots-Geschwader verteilt: Der V Squadriglia Torpediniere in Augusta auf Sizilien waren Abba, Schiaffino und Dezza neben La Farina und dem modernen U-Boot-Jäger Albatros zugeteilt. Die VI Squadriglia Torpediniere in Tarent verfügte über Pilo und Missori neben Stocco und Sirtori. Von der IX Squadriglia Torpediniere in La Maddalena auf Sardinien wurden Mosto und Cairoli neben den modernen Booten Cassiopea und Canopo eingesetzt. Die Boote wurden für Überwachungsaufgaben und zur Geleitsicherung eingesetzt.

Verbleib der Boote

Ein Boot, d​ie Ippolito Nievo, w​urde bereits 1938 ausgemustert u​nd abgewrackt. Die übrigen, obwohl inzwischen überaltert, versahen i​m Zweiten Weltkrieg Sicherungs- u​nd Geleitdienste.

Kriegsverluste

Zwei Boote gingen im Dienst der Regia Marina 1940/41 verloren. Die Fratelli Cairoli (ex Francesco Nullo) lief am 23. Dezember 1940 auf einer Fahrt von Benghazi nach Tripolis vor Misrata auf eine vom britischen U-Boot Rorqual gelegte Mine und sank. Von den 71 Mann an Bord konnten 43 gerettet werden. Die Simone Schiaffino lief am 24. April 1941 vor der Küste Tunesiens nahe Cap Bon auf eine italienische Mine und sank innerhalb weniger Minuten.[8] 36 Besatzungsmitglieder überlebten den schnellen Untergang des Bootes.

Verluste unter deutscher Flagge

Die Giuseppe Dezza (ex Pilade Bronzetti) wurde nach der italienischen Kapitulation Anfang September 1943 von ihrer Besatzung in Fiume selbstversenkt, von der deutschen Kriegsmarine am 16. September 1943 wieder gehoben und nach Reparatur am 9. Juni 1944 als TA 35 in Dienst gestellt. Sie lief am 17. August 1944 zwischen Brijuni und Rovinj im Kanal von Fasana nördlich von Pola auf eine deutsche Mine, brach in zwei Teile und sank sofort; es gab 71 Tote.
Die Giuseppe Missori wurde am 10. September 1943 in Durazzo von der Kriegsmarine beschlagnahmt und als TA 22 in Dienst gestellt, am 25. Juni 1944 bei einem Luftangriff südöstlich von Triest schwer beschädigt und nicht mehr repariert.[9] Am 11. August 1944 außer Dienst gestellt, wurde das zum Teil ausgeschlachtete Boot am 2. Mai 1945 in Muggia bei Triest gesprengt.[10] Das Wrack wurde 1949 verschrottet.

Letzte Einheiten

Drei Boote überstanden d​en Krieg u​nd wurden n​och von d​er Marina Militare übernommen. Die Rosolino Pilo w​urde 1954 ausgemustert u​nd abgewrackt. Die Giuseppe Cesare Abba u​nd die Antonio Mosto wurden 1953 a​ls Schnelle Minensucher umklassifiziert u​nd entsprechend umgerüstet. Mit z​wei Booten d​er La Masa-Klasse wurden s​ie als Giuseppe Cesare Abba-Klasse bezeichnet. Die Giuseppe Cesare Abba w​urde im September 1958, d​ie Antonio Mosto i​m Dezember d​es gleichen Jahres ausgemustert.

Einheiten der Klasse

Name & Kennung Bw Kiellegung Stapellauf in Dienst Verbleib
Francesco Nullo
1921: Fratelli Cairoli
 (CL)
Pa 24,09.1913 12.11.1914 1.05.1915 Am 23. Dezember 1940 vor Misrata auf von dem britischen U-Boot Rorqual gelegte Mine gelaufen und gesunken
Rosolino Pilo
(PL)   M5336
Od 19.08.1913 24.03.1915 26.05.1915 1954 ausgemustert
Giuseppe Cesare Abba
(AB)   M5330
Od 19.08.1913 25.05.1915 6.07.1915 1953 zum Minensucher umgerüstet, im September 1958 ausgemustert
Antonio Mosto
(MO, MT)   M5335
Pa 9.10.1913 20.05.1915 7.07.1915 1953 zum Minensucher umgerüstet; im Dezember 1958 ausgemustert
Ippolito Nievo
(NV)
Od 19.08.1913 24.07.1915 1.10.1915 Im April 1938 ausgemustert
Simone Schiaffino
(SF, SH)
Od 12.09.1913 11.09.1915 7.11.1915 Am 24. April 1941 vor der Küste Tunesiens auf italienische Mine gelaufen und gesunken
Pilade Bronzetti
1921: Giuseppe Dezza
(BR), (DZ)
Od 12.09.1913 26.10.1915 1.01.1916 Im September 1943 in Fiume selbstversenkt; von der Kriegsmarine geborgen und am 9. Juni 1944 als TA 35 in Dienst gestellt;
am 17. August 1944 nach Minentreffer im Kanal von Fasana bei Pola gesunken
Giuseppe Missori
(MS)
Od 19.01.1914 20.12.1915 7.03.1916 Am 10. September 1943 in Durazzo von der Kriegsmarine in Besitz genommen und als TA 22 in Dienst gestellt;
am 25. Juni 1944 bei britischen Fliegerangriff südöstlich von Triest schwer beschädigt; am 2. Mai 1945 in Triest gesprengt

Od= Cantieri Odero, Sestri Ponente; Pa= Cantieri Pattison, Neapel

Einzelnachweise

  1. http://www.navweaps.com/Weapons/WNIT_4-35_m1914.htm
  2. Halpern: World War I, S. 162
  3. Halpern: World War I, S. 163
  4. neben Ardito und Audace
  5. neben Fabrizi, La Masa
  6. neben Animoso, Ardente, Bassini, Carini
  7. Italian Navy Organisation, Distribution of destroyers
  8. Rohwer: Seekrieg, 24.4.1941 Mittelmeer
  9. Rohwer: Seekrieg, 24. – 25.6.1944 Mittelmeer / Adria
  10. Rohwer: Seekrieg, 29.4. – 2.5.1945 Mittelmeer / Adria

Literatur

  • Paul G. Halpern: A Naval History of World War I. Naval Institute Press, Annapolis 1995, ISBN 1-55750-352-4.
  • M. J. Whitley: Destroyers of World War Two: An International Encyclopedia. Naval Institute Press, Annapolis, 2000, ISBN 0-87021-326-1.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.