Pictet-Gruppe
Die Pictet-Gruppe ist eine Vermögensverwaltung und Privatbank, deren Hauptsitz seit 1805 in Genf, Schweiz, angesiedelt ist. Die Gruppe ist eine der führenden Schweizer Privatbanken und eine der ersten unabhängigen Vermögensverwaltungen in Europa.[4]
Banque Pictet & Cie SA | |
---|---|
Staat | Schweiz |
Sitz | Genf |
Rechtsform | Kommanditgesellschaft |
IID | 8755[1] |
BIC | PICTCHGGXXX[1] |
Gründung | 1805 |
Website | gruppe.pictet |
Geschäftsdaten | |
Einlagen | 609 Mrd. CHF (31. Dezember 2020)[2] |
Mitarbeiter | 4900 (2020)[3] |
Leitung | |
Vorstand | Renaud de Planta leitender Teilhaber |
Unternehmensleitung |
Teilhaber-Kollegium |
Pictet wurde 1805 in Genf gegründet und hat seither als Personengesellschaft funktioniert. Während der letzten 216 Jahre gab es lediglich 45 Teilhaber, deren durchschnittliche Zugehörigkeit bei über 21 Jahren liegt. Seit 2013 ist Pictet als Kommanditgesellschaft organisiert. Diese formiert sich aus acht Teilhabern, die für alle Geschäfte der Gruppe die Verantwortung tragen.
Die Gruppe beschäftigt rund 4900 Mitarbeiter, 900 davon sind Vermögensverwalter.[3] Sie verfügt über ein globales Netzwerk, das sich aus 30 Geschäftsstellen zusammensetzt. Dazu zählen ebenfalls registrierte Banken in Genf, Luxemburg, Nassau, Hongkong und Singapur.
Geschichte
Pictets Ursprünge reichen bis zur Gründung der Bank De Candolle Mallet & Cie in Genf am 23. Juli 1805 zurück. An diesem Tag unterschrieben Jacob-Michel-François de Candolle und Jacques-Henry Mallet zusammen mit drei anderen Kommanditären[5] die Gründungsurkunde der Personengesellschaft.[6] Damals stellte der Warenhandel das Alltagsgeschäft aller Genfer Banken dar und auch Pictet bildete hier anfangs keine Ausnahme. Doch schon bald rückten die Beratung der Kunden in finanziellen und geschäftlichen Belangen sowie die Vermögensverwaltung in den Vordergrund. In den 1830er Jahren bot sie ihren Kunden bereits eine breite Palette an Wertschriften, um deren Risiken zu diversifizieren.[7][8]
Mit dem Tod von de Candolle im Jahre 1841 trat der Neffe seiner Ehefrau, Edouard Pictet, der Gesellschaft bei. Seither ist der Name Pictet eng mit der Bank verbunden. Zwischen 1890 und 1929 wuchs die Bank erheblich; die Anzahl der Angestellten erhöhte sich im Laufe von 30 Jahren von 12 auf mehr als 80.[9] Obwohl sich die Familie Pictet seit Mitte des 19. Jahrhunderts ausserordentlich für die Bank engagierte, änderte das Unternehmen seinen Namen erst im Jahre 1926 zu Pictet & Cie.
Nach einer relativen Stagnation, die durch zwei Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre geprägt war, expandierte die Bank ab den 1950er Jahren, als für die westliche Welt eine lange Phase begann, die von Wohlstand und wirtschaftlichem Wachstum geprägt war. In den späten 1960er Jahren begann die Bank mit der institutionellen Vermögensverwaltung, die damals in ihren Anfängen steckte. Inzwischen macht ebendiese ungefähr die Hälfte ihres Anlagevolumens aus.[10] Die erste ihrer derzeit weltweit 28 Geschäftsstellen wurde 1974 in Montreal eröffnet.[11] Die Belegschaft erhöhte sich von 40 Mitarbeitern im Jahre 1950 auf 300 im Jahre 1980.[12]
Pictet fokussierte sich seit jeher auf Vermögensverwaltung. Dabei bietet das Unternehmen für Privatpersonen, Familien und Institutionen weltweit drei Hauptservices: Verwaltung von Privatvermögen, Institutionelle Vermögensverwaltung und Dienstleistungen rund um das Vermögen. Inzwischen ist Pictet die drittgrösste Vermögensverwaltung der Schweiz und eine der grössten europäischen Privatbanken.[13]
2013 wurde Pictet von einer einfachen Personengesellschaft zu einer Kommanditgesellschaft, die als Dachgesellschaft für die globalen Geschäfte der Unternehmensgruppe fungiert. Das Ziel dieser Veränderung war es, der Unternehmensgruppe ihre Geschäfte in internationalem Umfeld zu ermöglichen.[14] Ausserdem erlaubt sie den acht Partnern, die Teilhaber der Gruppe sind, ihre Nachfolgeregelungen beizubehalten, die seit 200 Jahren unverändert sind.[15] Gemäss diesen Regelungen kann der Anteil der jeweiligen Partner nicht an deren Kinder vermacht werden: es handelt sich um einen temporären Status, der mit der Pensionierung endet. Jeder Teilhaber gibt im Abstand von fünf bis zehn Jahren Anteilsscheine an der Gruppe stückweise ab, sodass sich die Gruppe der Teilhaber immer aus Personen dreier Generationen zusammensetzt, die mit den Familien verbunden sind. Auf diese Weise sollen Probleme vermieden werden, die der Generationenwechsel mit sich bringt.[13] 2015 schloss sich die Pictet-Gruppe der Association les Hénokiens an, einer Organisation traditionsreicher Familienunternehmen, deren Mitgliedsfirmen mindestens seit 200 Jahren durchgängig im Mehrheitsbesitz der Gründerfamilie sind und von einem Nachkommen des Gründers geführt werden.
Von Juli 2017 bis August 2021 war der ehemalige Julius Bär-Chef Boris Collardi Teilhaber der Pictet-Gruppe.[16]
Geschäftsbereiche
Das Unternehmen verteilt die Verantwortung für Geschäftsaktivitäten und Schlüsselbereiche, wie beispielsweise der Personalabteilung, der Abteilung für Risikokontrolle und der für rechtliche Angelegenheiten, auf mehrere Teilhaber. Kleine Ausschüsse überwachen die unterschiedlichen Aktivitäten des Unternehmens, so dass nicht ein Teilhaber allein die Verantwortung für einen kompletten Bereich übernimmt. Der Senior Partner der Gruppe (der dienstälteste Teilhaber) hat die Aufsicht über die Bereiche, die im Zusammenhang mit dem Prüfungs-, Risikowesen, HR und der Compliance stehen.[13]
Wealth Management
Pictet Wealth Management unterstützt bei Kunden bei der Verwaltung von Privatvermögen.[17][18] Am 31. Dezember 2020 verwaltete Pictet Wealth Management, das weltweit in 22 Geschäftsstellen vertreten ist, Vermögen im Wert von 240 Mrd. CHF und beschäftigte 1098 Vollzeitarbeitskräfte, einschließlich 363 Privatbankiers.[2]
Am 9. Mai 2011 verklagte Irving Picard, Treuhänder für die Liquidierung der Madoff Investment Securities, die Bank in einer Sammelklage auf 156 Millionen US-Dollar Schadenersatz. Laut Picard sei es bei den Investitionen von Bernard Madoff zu Unregelmässigkeiten gekommen und die Banken hätten davon wissen müssen.[19]
Am 26. November 2012 wurde gemeldet, dass die Abteilung Wealth Management zusammen mit 11 anderen Schweizer Firmen ins Visier des Justizministeriums der Vereinigten Staaten geraten sei. Das Justizministerium prüfte Banken, die es verdächtigte, Beihilfe zur Steuerhinterziehung zu leisten.[20]
Asset Management
Pictet Asset Management bietet Vermögensverwaltung für institutionelle Investoren. Pictet Asset Management, das weltweit durch 18 Pictet-Geschäftsstelle vertreten ist, verwaltete am 31. Dezember 2020 ein Vermögen im Wert von 223 Mrd. CHF und beschäftigte 1000 Vollzeitarbeitskräfte, darunter 410 Anlagespezialisten.[2]
Prix Pictet
2008 lancierte Pictet den Pictet Preis, mit dem fotografische Werke ausgezeichnet werden, die gesellschaftliche Interaktionen und Probleme thematisieren.[22] Jedes Jahr werden ernannte Fotografen dazu eingeladen, eine Reihe von Bildern zu einem bestimmten Thema, wie zum Beispiel „Wasser“ (2008)[23] oder „Raum“ (2017)[24], einzureichen. Der Gewinner wird von einer unabhängigen Jury gewählt, der Sir David King vorsitzt. Kofi Annan war der Präsident des Prix Pictet seit der Gründung in 2008 bis zu seinem Tod im Jahr 2018.[25]
Einzelnachweise
- Eintrag im Bankenstamm der Swiss Interbank Clearing
- Jahresbericht 2020. Abgerufen am 25. Mai 2021.
- Pictet - About. Abgerufen am 13. Mai 2019.
- Les gérants de fortune augmentent en taille, sans être toutefois plus rentables. Abgerufen am 12. Juli 2016.
- Jean-Louis Mallet, Paul Martin und Jean-Louis Falquet.
- "Pictet & Cie", 1805-1955, Atar, Genève, 1955.
- Youssef Cassis, Les capitales du Capital : histoire des places financières internationales, 1780-2005, Genf, Slatkine, 2005 (ISBN 9782745317049), p. 48
- Louis H. Mottet, Regards sur l'histoire des banques et banquiers genevois, Genf, Tribune éditions, 1982 (ISBN 978-2829700231), « Banques et banquiers genevois dans la première moitié du XIXe siècle », p. 139-155
- Archiven der Pictet Gruppe, ref. AHP 1.1.7.1
- "200 years of History : one bank and the men who built it", Atar, Genf, 2005.
- Pictet, deux siècles de vision (Memento des Originals vom 12. Juli 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen 12. Juli 2016
- "Pictet & Cie, Genève : 1805-1980", Geneva, Atar, 1980.
- Eckpunkte einer langen Firmengeschichte. Abgerufen am 12. Juli 2016.
- Schisme chez les banquiers privés. Abgerufen am 12. Juli 2016.
- Pictet nomme la première associée de son histoire. In: Le Temps. 21. Juni 2021, ISSN 1423-3967 (letemps.ch [abgerufen am 16. September 2021]).
- Genfer Privatbank — Ex-Julius-Bär-Chef Boris Collardi nimmt bei Pictet den Hut. In: srf.ch. 18. August 2021, abgerufen am 18. August 2021.
- Du sur-mesure en banque privée. Abgerufen am 12. Juli 2016.
- Schweizer Banken konkurrieren am Asiens Millionäre. Abgerufen am 12. Juli 2016.
- NZZ Nachrichtenmeldung vom 12. April 2011
- Pictet targeted in widening US probe of Wealth Managers. Abgerufen am 12. Juli 2016.
- Pictet Asset Services. Abgerufen am 16. Juni 2020.
- Finalists for Prix Pictet Photography Award Announced. Abgerufen am 12. Juli 2016.
- The inaugural Prix Pictet: Kofi Annan and the elemental power of the image. Abgerufen am 12. Juli 2016.
- Prix Pictet 2017: Richard Mosse wins prize with heat-map shots of refugees. Abgerufen am 5. Juni 2018.
- Prix Pictet. Abgerufen am 5. Juni 2018.