Pfarrkirche Bärnbach
Die römisch-katholische Pfarrkirche Bärnbach, allgemein als Hundertwasserkirche bekannt, steht in der Gemeinde Bärnbach im Bezirk Voitsberg in der Steiermark. Sie ist der heiligen Barbara geweiht und gehört zum Dekanat Voitsberg. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.[1] Die in der Nachkriegszeit erbaute Kirche wurde 1987/1988 vom österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser umgestaltet.
Geschichte
Die Pfarrkirche wurde in den Jahren 1948 bis 1950[2] oder 1952[3][4] nach den Plänen des Architekten Karl Lebwohl erbaut und am 21. Mai 1950[5] oder am 27. Oktober 1957[6] eingeweiht. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wollte der Kaplan Franz Derler die Kinder der Bärnbacher Bergarbeiter besser betreuen, weshalb er zusammen mit dem Piber Pfarrer Fleiter die Idee aufbrachte, eine Kirche mitsamt Pfarrhof und Kinderheim in Bärnbach zu errichten. Beide brachten im Mai 1948 einen Plan beim Ordinariat ein. Der geplante Kirchenbau war aber sowohl innerhalb der Kirche als auch in der Bevölkerung von Bärnbach und Hochtregist nicht unumstritten. Die Bergleute sowie die Arbeiter in der nahegelegenen Glasfabrik fuhren teilweise Schichten zugunsten der geplanten Kirche. Nach einer ersten bezirksweiten Haussammlung erfolgte am 21. Oktober 1948 der Spatenstich durch die katholische Jugend von Ligist ohne eine offizielle Baubewilligung. Um diese wurde erst nachträglich im Februar 1949 beim Ordinariat angesucht und die offizielle Grundsteinlegung erfolgte am Ostermontag des Jahres 1949 durch Weihbischof Leo Pietsch. Noch im Sommer desselben Jahres konnte das Richtfest gefeiert werden. Am 4. Juni 1950 fand die erste Jugendstunde in der Sakristei statt.[5][6]
Am 31. Dezember 1951 wurde Bärnbach zu einer eigenständigen Pfarre erhoben, nachdem der Ort zuvor zwischen den Pfarren Piber und Voitsberg aufgeteilt worden war. Am 4. Dezember 1955 wurde die Kirchenorgel eingeweiht und der Pfarrkindergarten eröffnete im Jahr 1956. Die erste Primiz in der neu geschaffenen Pfarre erfolgte am 27. Juli 1958. Seit dem Jahr 1970 gibt es einen Pfarrgemeinderat. Der Gemeinderat beschloss im Jahr 1979 eine Generalsanierung der Pfarrkirche. Dazu trat Pfarrer Friedrich Zeck im Jahr 1984 über den in Bärnbach lebenden Briefmarkenstecher Wolfgang Seidel in Kontakt mit Friedensreich Hundertwasser. Hundertwasser präsentierte nach anfänglichen Einsprüchen einiger Pfarrvertreter im April 1987 ein erstes Modell zur Neugestaltung der Kirche, welches in großen Teilen auch umgesetzt wurde. Am 12. Oktober 1987 begannen die Umbauarbeiten durch Hundertwasser in Zusammenarbeit mit dem Architekten Manfred Fuchsbichler, die bis in den Sommer 1988 andauerten. Hundertwasser verzichtete dabei auf ein Honorar für seine Arbeit und bezahlte die Vergoldung des Kirchturmdaches selbst. Von den für die Umgestaltung benötigten rund 16,5[7] bis 17 Million Schilling stammten jeweils etwa 7 Millionen von der Pfarre selbst und von der Diözese Graz-Seckau sowie rund 3 Millionen von der Stadtgemeinde Bärnbach. Am 2. Juli 1988 wurde die neue Turmzwiebel aufgesetzt und am 4. September desselben Jahres wurde die Kirche durch Bischof Johann Weber neu geweiht.[5][6][8] Am 2. Dezember 1991 wurde bei der Firma Rieger Orgelbau eine neue Orgel um etwa 3,3 Millionen Schilling bestellt, welche am 4. September 1994 eingeweiht wurde. Von Juni bis Oktober 2016 wurden die Kugeln auf dem Kirchendach sowie die Zwiebelhaube des Turmes neu vergoldet, welche dafür vom Kirchturm gehoben werden musste.[9]
Beschreibung
Die Stadtpfarrkirche wurde nach den Plänen von Architekt Karl Lebwohl als schlichte einschiffige, nach Norden ausgerichtete Hallenkirche mit südlich vorgesetztem Turm erbaut. Im Nordwesten befindet sich in einem kleinen Zubau mit halbkreisförmigen Schluss die Werktags- oder Wochentagskapelle, welche sowohl von außen als auch von innen betreten werden kann. Die Kirche sowie die nähere Umgebung wurde 1987/88 durch Friedensreich Hundertwasser umgestaltet. Die Fassade der Kirche wurde von Hundertwasser mit bunten Appliken aus Keramik neu gestaltet und das Dach wurde bunt engobiert. Die Turmzwiebel des Kirchturmes ist vergoldet und am Dach der Kirche befinden sich zehn ebenfalls vergoldete, unterschiedlich große Kugeln. Die Engelsdarstellung sowie die Symbole der vier Evangelisten basieren auf Entwürfen von Josef Papst, während die Symbolentwürfe für die Westseite des Turmes von Franz Weiss stammen. Weiters befindet sich am Kirchturm eine Sonnenuhr sowie 14 christliche Symbole und zwei Rechtecke an der Westseite zeigen noch die ursprüngliche Färbung der Fassade. Im Kirchturm befinden sich insgesamt vier Glocken.[6][10][4][11]
Das Kirchenschiff wird von einer Holzdecke mit flacher Wölbung bedeckt. Friedensreich Hundertwasser formte aus dem ursprünglich eingezogenen Chor mit flacher Altarwand und einer Rundöffnung an der Decke eine rechteckige Apsis für das Altarkreuz und gestaltete den Chorboden neu. Das überlebensgroße, von Franz Weiss geschaffene Altarkreuz trägt eine barocke Christusfigur, welche in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts von Philipp Jakob Straub gefertigt wurde und sich ursprünglich in der Kirche am Heiligen Berg befand. Die ursprünglich von Franz Weiss für dieses Kreuz geschaffene Christusfigur wurde in die Kapelle in der Peter-Leitner-Siedlung gebracht. Um das Altarkreuz herum befindet sich ein von Friedensreich Hundertwasser gestalteter Strahlenkranz mit 21 Strahlen. Die vier aus Glasstäben zusammengesetzten Kerzenständer im Altarraum wurden von Friedrich Ehrbar entworfen. Der aus Glas gefertigte und mit zwölf verschiedenen Erdschichten aus den Bergbaugebieten der Weststeiermark und von heiligen Stätten aufgefüllte Volksaltar sowie der ebenfalls gläserne und mit Erde gefüllte Ambo stammen von Erwin Talker. Das Bildnis der Heiligen Barbara über dem ehemaligen Gelände der Grube Oberdorf am Flügelaltar stammt wie auch das Evangeliar und das Tabernakel von Franz Weiss. Weitere Werke von Franz Weiss sind die Figuren der Muttergottes und des Heiligen Josef. Beim Tabernakel befindet sich ein von Zvonka Pozun gefertigter Engel aus Glas. Gustav Troger fertigte aus 690 quadratischen Glastafeln den Altar in der Werktagskapelle, während der Vorraum zur Kapelle von Hundertwasser gestaltet wurde. Die Glasfenster waren eine Spende der Glasfabrik Adolf Körbitz, wovon das Barbara-Fenster und das Johannes-der-Täufer-Fenster 1988 nach Entwürfen von Franz Weiss in der Glaswerkstätte des Stiftes Schlierbach gefertigt wurden. Von Hundertwasser stammt das Buntglasfenster mit einer Farbspirale hinter dem Taufbecken. Die fünf Buntglasfenster in der Werktagskapelle wurden 1950 von Otto Brunner im Auftrag der Glasfabrik Oberdorf gestaltet. Die Weihnachtskrippe der Kirche wurde von Franz Weiss geschnitzt, während die am 17. Februar 1989 geweihten Kreuzwegbilder von Rudolf Poitner stammen. Die Symbole des Vaterunser an der Brüstung des Chores stammen von Kurt Zisler.[6][8][10] Die heutige Orgel mit 21 Register und 1300 Orgelpfeifen wurde 1994 eingeweiht und stammt von der Firma Rieger Orgelbau.[7]
Die Umgebung der Kirche wurde nach Entwürfen von Hundertwasser unterschiedlich, unregelmäßig und wellig gepflastert. Rund um die Kirche befinden sich 22 Torbögen sowie mehrere Säulen aus Keramik, welche von Hundertwasser entworfen wurden und zahlreiche Symbole der großen Kulturen und Weltreligionen aufweisen und welche die Antworten auf die großen Lebensfragen der Menschen geben sollen.[6][11] Das vom Architekten Friedrich Abel entworfene Kriegerdenkmal bei der Kirche zeigt ein von Franz Weiss im Jahr 1958 geschaffenes Mosaik, welches den auferstandenen Christus mit drei gefallenen Soldaten zeigt. Es wurde von Hundertwasser dem neu gestalteten Kirchenbereich angepasst. Von Alfred Schlosser stammt die Statue der Heiligen Barbara mit Schutzmantel, welche sich vor der Kirche befindet.[12]
Weblinks
- Kirche St. Barbara - Pfarre Bärnbach. In: baernbach.graz-seckau.at.
Einzelnachweise
- Steiermark – unbewegliche und archäologische Denkmale unter Denkmalschutz. (Memento vom 10. Mai 2016 im Internet Archive). Bundesdenkmalamt, Stand: 28. Juni 2013 (PDF).
- Geschichte. www.baernbach.graz-seckau.at, abgerufen am 18. März 2019.
- Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio Steiermark (ohne Graz). 2. Auflage. Berger, Horn/Wien 2006, ISBN 3-85028-439-5, S. 41.
- Ernst Reinhold Lasnik: Bärnbach. Vom Dorf zur Stadt. Stadtgemeinde Bärnbach, Bärnbach 2007, S. 373.
- Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 2. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 19.
- Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 2. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 20.
- Ernst Reinhold Lasnik: Bärnbach. Vom Dorf zur Stadt. Stadtgemeinde Bärnbach, Bärnbach 2007, S. 382.
- Ernst Reinhold Lasnik: Bärnbach. Vom Dorf zur Stadt. Stadtgemeinde Bärnbach, Bärnbach 2007, S. 373–374.
- Ein halbes Kilo Blattgold für den Himmel. In: Kleine Zeitung. www.kleinezeitung.at, 23. Oktober 2016, abgerufen am 5. April 2019 (deutsch).
- Die Künstler und ihre Werke. www.baernbach.graz-seckau.at, abgerufen am 6. April 2019.
- Ernst Reinhold Lasnik: Bärnbach. Vom Dorf zur Stadt. Stadtgemeinde Bärnbach, Bärnbach 2007, S. 378.
- Ernst Reinhold Lasnik: Bärnbach. Vom Dorf zur Stadt. Stadtgemeinde Bärnbach, Bärnbach 2007, S. 383.